Titel: | Verbesserungen in der Steinführung bei Mahlmühlen; von R. Jacobi Techniker in Hettstädt. |
Autor: | Robert Jacobi |
Fundstelle: | Band 160, Jahrgang 1861, Nr. LVI., S. 186 |
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LVI.
Verbesserungen in der Steinführung bei
Mahlmühlen; von R. Jacobi
Techniker in Hettstädt.
Mit Abbildungen auf Tab.
III.
Jacobi's Verbesserungen in der Steinführung bei
Mahlmühlen.
Die verschiedenen Uebelstände, welche jede von den bisher bekannten Arten der Führung
und Befestigung der Bodensteine bei horizontal umlaufenden Mahlgängen darbietet,
veranlaßten mich zu einer abweichenden Anordnung, die ich seit acht Jahren sowohl
bei deutschen und amerikanischen, als auch bei Kleesamen-, Loh- und
Knochenmühlen in Anwendung brachte. Sie hat sich ohne Ausnahme und in jeder
Beziehung bewährt, ist jedoch nach meinem Wissen bisher noch nicht veröffentlicht,
wodurch vorliegende Mittheilung gerechtfertigt seyn dürfte.
Ohne specielle Berücksichtigung der, für die folgende Erklärung nebensächlichen
Requisiten eines Mahlganges, stellen Fig. 3 und 4 meine Anordnung im
Verticalschnitt und in der Oberansicht dar.
Der Mehlbaum a und der Hausbaum d tragen das Mühlengebiet d, welches aus
kräftigen Bohlen solide hergestellt ist. Statt des üblichen Steingeschlinges auf
demselben, ist in ihm an betreffender Stelle eine kreisrunde Oeffnung von
entsprechender Größe belassen, in welche versenkt und genau eingearbeitet, der
gußeiserne Flantschenring c tritt. Die Schrauben v (im Ringe mit versenkten Köpfen versehen) verbinden
Mühlengebiet und Ring zu einem stabilen Ganzen.
Drei Stellschrauben e mit flachen Gewinden treten drehbar
durch den Flantschenring und das Mühlengebiet hindurch, auf ersterem mit ihren
sechseckigen Köpfen sich aufhängend. An ihnen trägt sich auf viereckigen,
schmiedeeisernen Muttern der gußeiserne Steinträger f,
welcher aus einem Nabenstück mit drei Armen besteht (in der Zeichnung theils voll,
theils punktirt angegeben). Die Muttern versenken sich in die Arme, um sich
undrehbar zu befestigen. Bei g sind auf die Arme
erhöhete Platten aufgegossen; auf ihnen, also auf nur drei Stützpunkten, ruht in
jeder Lage fest der Bodenstein D.
Die seitliche Befestigung des Bodensteines erfolgt durch sechs Hartholzkeile i, von denen je zwei (in besonders in c eingegossenen, geringen Vertiefungen) neben jeder
Stellschraube angeordnet sind. Der nach unten sich verengende, ringförmige Hohlraum
zwischen c und D wird mit
Hede fest verstopft, um das Herabfallen des Futters, resp. Mahlgutes, zu verhindern.
Letzteres gelangt durch das Mehlloch m zum Abfluß.
Das Einlehren des Mahlganges, z.B. nach dem Schärfen der Steine, erfolgt in
bequemerer Weise und mit größerer Leichtigkeit und Genauigkeit, als dieß bei den
bisherigen Methoden der Steinführung möglich war; man hebt den Bodenstein an der zu
tief liegenden Stelle durch Anziehen der betreffenden Schraube. Der Arbeiter hat für
Auge und Ohr die Steine und das Mittel zur Justirung, die Schraube, unmittelbar
beisammen. – Ein Nachlassen der Stellschrauben an den Stellen, wo sich die
Mahlflächen zu scharf berühren, ist bei dem Einlehren zu vermeiden, da der
Bodenstein durch die Keile i gewöhnlich so fest gehalten
wird, daß er sich frei trägt, und daß ein Senken desselben nach Maaßgabe des
zurückgedrehten Schraubenganges erst unter den unvermeidlichen Erschütterungen des
Betriebes erfolgt, wodurch dann die Mahlflächen der Steine wieder aus der Lehre
kommen.
Vermittelst der Stellschrauben hat man es in der Hand, entweder die Mahlflächen der
Steine, oder die Pfanne (Spur) des Mühleisens auf constanter Höhe zu erhalten. In
ersterem Falle werden die Stellschrauben nur nach Maaßgabe der Abnutzung des
Bodensteines, in letzterem Falle aber nach Maaßgabe dieser und der Abnutzung des
Läufers, allmählich nachgezogen, wodurch sich der Träger f mit dem Bodenstein entsprechend erhebt.
Da sich in der erläuterten Weise die Differenzen beseitigen lassen, welche durch
Abnutzung der Steine für die Höhen der Mahlflächen, resp. der Pfanne, allmählich
entstehen, so braucht letztere nur wenig über die Grenzen der Steinstellung hinaus,
labil zu seyn, wodurch ihre Mechanismen vereinfacht, wie auch die resp.
Constructionen wesentlich stabiler gehalten werden können.
Hat sich der Bodenstein so weit abgenutzt, daß die Arme des Trägers f unter das Mühlengebiet treten und so ein weiteres
Heben desselben verhindern, so hält man durch Anziehen der Keile i den Bodenstein in dieser Höhe fest, dreht die
Stellschrauben zurück, wodurch f herabsinkt, und
klammert dann über die Arme bei g entsprechende
Holzklötze von circa 5 Zoll Höhe, auf welche nach
erfolgtem Wiederanziehen der Stellschrauben, der Bodenstein nun, wie früher auf g, zu ruhen kommt. Durch diese einfache Manipulation
kann der Bodenstein (je nach dem Material, aus welchem er besteht) bis auf das Minimum seiner Höhe
(fester Sandstein bis auf 3 Zoll) abgebraucht werden.
Da bei der besprochenen Anordnung die Mahlflächen der Steine zum Mühlengebiete
möglichst tief liegen, so bauen auch die Aufschüttvorrichtungen, Rumpfzeuge etc.
weniger in unbequeme Höhen, wodurch sie leichter zugänglich werden als bisher.