Titel: | Ueber Ziegelmaschinen; von Carl Schneider, Ziegeleibesitzer in Roßlau. |
Autor: | Carl Schneider |
Fundstelle: | Band 160, Jahrgang 1861, Nr. XXXV., S. 113 |
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XXXV.
Ueber Ziegelmaschinen; von Carl Schneider, Ziegeleibesitzer in
Roßlau.
Schneider, über Ziegelmaschinen.
Das erste Märzheft des polytechnischen Journals (Bd. CLIX S. 335) enthält einen
Artikel des Hrn. C. Schlickeysen in Berlin, der darauf
hinausgeht, sich die Priorität der Erfindung und Verbreitung einer Ziegelpreßform zu
wahren, wie dieselbe von den HHrn. Gebrüder Sachsenberg
in Roßlau bei ihren vorzüglich bewährten Ziegelmaschinen angewendet wird. Gegenüber
diesen Auslassungen des Hrn. C. Schlickeysen halte ich es
sowohl im Interesse der Wahrheit als auch des allgemeinen Interesses wegen für meine
Pflicht, in Kurzem einige Motte darauf zu entgegnen mit der Bemerkung, daß ich mich
auf Weiteres nicht einlassen, sondern mich nur auf die Anführung nachstehender
einfacher Thatsachen beschränken werde. Hr. Schlickeysen
sagt in dem beregten Aufsatze, daß er bereits 1856 aus solchen Preßformen, wie die
in Frage stehenden, glatte Thonstränge herausgepreßt, und einen solchen Apparat im
Conservatorium zu Paris aufgestellt habe. Wenn dieß nun wirklich der Fall ist, so
ist es doch mindestens sehr sonderbar, daß derselbe in meiner Ziegelei zu Roßlau a.
d. Elbe bei einer von ihm 1858 gelieferten Ziegelmaschine nicht eine solche ihm längst bekannte Preßform angewendet, sondern von Februar
bis October des genannten Jahres unzählige Versuche mit den verschiedensten
Mundstücken angestellt hat, um einen brauchbaren Ziegelstein herzustellen, was ihm
aber trotzdem nicht gelungen ist, und erst durch ein von den HHrn. Gebr. Sachsenberg in Roßlau geliefertes polirtes eisernes
Mundstück war es möglich Ziegelsteine zu fertigen, welche jetzt durch wesentliche
Vervollkommnungen an der den genannten Herren in mehreren Staaten patentirten
Ziegelmaschine als ein tadelloses vorzügliches Fabricat eines bedeutenden und
wohlverdienten Rufes
sich erfreuen. – Dieß ist die einfache, nackte Wahrheit, und ich darf noch
hinzufügen, daß sich Hr. C. Schlickeysen zu seiner großen
Verwunderung persönlich von der Güte der durch das letztere Mundstück gefertigten
Steine überzeugt und in meiner Gegenwart sogar versucht hat, mit den HHrn. Gebr. Sachsenberg Unterhandlungen wegen Lieferung derartiger
Mundstücke anzuknüpfen, welche allerdings erfolglos geblieben sind.
Die erwähnte von den HHrn. Gebr. Sachsenberg erfundene und
verbesserte Preßform liefert Steine mit vollständig sauberen polirt erscheinenden
Außenflächen, und um nun genau rechtwinklige, scharfkantige und gleichmäßig starke
Ziegelsteine von großer Consistenz herstellen zu können, wird ein von diesen Herren
erfundener höchst zweckmäßiger Abschneideapparat – ein zweiter Haupttheil
ihrer patentirten Ziegelmaschine – angewendet, durch welchen mit Recht erst
diese Maschine ihre große Bedeutung und praktische Brauchbarkeit erlangt hat, indem
sie bei einer verhältnißmäßig beträchtlichen quantitativen Leistung ein wirklich in
jeder Beziehung vollendetes Product liefert, wie es bis jetzt noch von keiner
anderen Maschine erreicht worden ist.
Roßlau, im April 1861.