Titel: | Verfahren zum Conserviren der Monumente nach der von Fuchs entdeckten Methode durch Verkieselung mittelst Wasserglas; von Leon Dalemagne in Paris. |
Autor: | Leon Dalemagne |
Fundstelle: | Band 160, Jahrgang 1861, Nr. XVIII., S. 52 |
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XVIII.
Verfahren zum Conserviren der Monumente nach der
von Fuchs entdeckten Methode durch Verkieselung mittelst Wasserglas; von Leon Dalemagne in Paris.
Mit Abbildungen auf Tab.
I.
Dalemagne's Verfahren zum Conserviren der Monumente.
Nachdem ich mich überzeugt hatte, daß eine gute Verkieselung der (aus Kalkstein
bestehenden) Materialien nur dann erzielt wird, wenn man dieselben tief und
vollständig mit einer Auflösung von Kali-Wasserglas tränkt, war ich bemüht,
durch Anwendung mechanischer Mittel, welche auf das Pumpensystem von Dubuc basirt sind, das Imprägniren zu einer leicht
ausführbaren Operation zu machen und dadurch die Verbreitung und allgemeine
Anwendung dieses Verfahrens zu ermöglichen.
Bekanntlich darf man nur Auflösungen von möglichst reinem Wasserglas anwenden, und
muß deren Concentration nach der Natur und Porosität der zu verkieselnden
Materialien, ihrem Trockenheitszustande sowie auch nach dem Zustande der Atmosphäre
modificiren; ich wende vorzugsweise das nach der Methode von Fuchs auf trockenem Wege bereitete Kali-Wasserglas an.
Mittelst des erwähnten fahrbaren Pumpwerkes kann ich die zur Verkieselung dienende
Flüssigkeit aus Fässern und beliebigen Behältern aufsaugen, und durch meine
eigenthümlichen Verbindungsstücke und mit Mundstücken versehenen Ausgußrohre, welche
mit in vielen Fällen ohne Gerüst zu operiren gestatten, dieselbe in alle Theile der
Monumente, selbst die höchsten, treiben, um sie darin als feiner Regen unter solchem
Druck zu ertheilen, daß die Kieselerde in alle Theile, selbst die verborgensten,
tief eindringen muß; der Arbeiter benutzt hiezu Ausgänge oder Vorsprünge oder bloß
ein mit Knoten versehenes Seil.
Vor der Verkieselung müssen die Materialien durch Bürsten gereinigt werden, wobei man
einen kräftigen Wasserstrahl auf dieselben spritzt, welcher alle fremden Körper
wegschwemmt.
Der Apparat Fig.
6 liefert einen zertheilten Strahl, welcher vortheilhaft denjenigen der
Handspritze ersetzt, er ist kräftiger und regelmäßiger. Fig. 7 gibt einen
geschlossenen Strahl, welcher sich erst in einer gewissen Entfernung zertheilt und
daher entferntere Gegenstände zu erreichen gestattet. Fig. 8 gibt einen sehr
weiten, fächerförmigen Strahl und eignet sich daher für ebene Flächen; er wurde
deßhalb für die Terrassen der Notre-Dame-Kirche in Paris, die Treppe
der Orangrie in Versailles, sowie diejenigen des Palasts von Fontainebleau und von
St. Cloud angewandt. Fig. 9 ist eine Verbindung mit einem oder mehreren Kniestücken, welche
sich für alle Formen von Strahlen eignet, um dieselben nöthigenfalls ohne Gerüst auf
die Rückseite richten und versteckte Theile selbst unter dem Gesims begießen zu
können.
Die bisher angewandte Handspritze veranlaßt häufige Unterbrechungen, weil die Löcher
sich oft verstopfen und der Arbeiter daher die Operation einstellen muß, um jene zu
reinigen; ich vermeide dieß, indem ich die Begießung – selbst wenn sie so
zertheilt ist, daß sie den feinsten Regen bildet – mittelst eines einzigen
Lochs in: Mundstück bewerkstellige, welches nach Erforderniß mehr oder weniger weit ist, und in
keinen: Falle durch zarte Theilchen, welche sich während der Arbeit von dem Material
ablösten oder in die Flüssigkeitsbehälter gelangten, verstopft werden kann.
Ich kann überdieß an jeder Pumpe Zweigröhren anbringen, um eine gleichzeitige
Begießung an verschiedenen Stellen vorzunehmen, welche dennoch die höchsten Theile
erreicht und die ausgedehntesten Flächen umfaßt; ein Arbeiter, welcher die Pumpe
treibt und ein anderer, welcher den Flüssigkeitsbehälter speist, reichen also hin,
um mehreren Arbeitern die während der Operation erforderlichen Flüssigkeiten zu
liefern. Ich verwende nach Erforderniß oder den Umständen Röhren aus Hanfgewebe,
Leder, Kautschuk oder Metall, und benütze Pumpwerke von angemessener Kraft, welche
durch einen beliebigen Motor betrieben werden können.
Die Mundstücke aller meiner Spritzen versatz ich mit gezahnten Schraubenmuttern (Fig. 11) und
mit einer Kranzleiste (Fig. 12). Die Zähne
gestatten mittelst eines Schlüssels (Fig. 16) die Stücke
leichter auseinanderzuschrauben, was sonst wegen des anhaftenden Wasserglases oft
sehr schwierig ist; die Kranzleiste hält die zurückspritzende Flüssigkeit von den
Händen des Arbeiters ab, welche durch sie sehr leiden würden.
Seitdem ich die Gesellschaft gegründet habe, welche zuerst
(in Frankreich) die Verkieselung zum Conserviren der Monumente angewandt und die
wissenschaftlichen Arbeiten von Fuchs in die Praxis
eingeführt hat,Diese Gesellschaft zum Conserviren der Monumente und
Bildhauerarbeiten mittelst Verkieselung der aus Kalkstein bestehenden
Materialien durch Wasserglas, wurde von Hrn. Dalemagne im J. 1851 gegründet und löste sich im J. 1857 auf,
nachdem sie dieses Verfahren auf Kirchen, Paläste und öffentliche Gebäude
sowohl in Paris als in Versailles, Fontainebleau, Chartres, Caen, Amiens,
Rouen, Lyon etc. angewandt hatte.A. d. Red. beschäftigte ich mich fortwährend mit den Mitteln, um eine vollkommene
Ausführung der Verkieselung sicher zu erzielen. Anfangs operirte ich mit dem Pinsel,
dann mit der Handspritze und endlich mit dem beschriebenen System combinirter
Apparate.
Ich hatte schon bei Beginn meiner Arbeiten bemerkt, daß, wenn unmittelbar nach der
Verkieselung ein reichlicher und andauernder Regen eintritt, derselbe einen Theil
der in die Steine eingeführten Kieselerde mitreißt. Es fragte sich also, wie dieser
große Uebelstand vermieden und dem Steine die Kieselerde erhalten werden kann. Ich
gebe hier das Mittel an, welches ich zur Erreichung dieses Zweckes gefunden habe,
weil es sehr einfach, leicht anwendbar und erwiesenermaßen wirksam ist.
Damit der Regen keine Kieselerde mitreißen kann, wende ich nach der Verkieselung das
Phosphor-kieselsaure Kali an. Durch dieses Mittel erziele ich an der Oberfläche
der frisch verkieselten Steine eine freiwillige Reaction, die gewissermaßen eine
Wand bildet, hinter welcher die abgelagerte Kieselerde Zeit hat, sich gehörig zu
verbinden. Ich habe diese Idee ebenfalls aus der Abhandlung von Fuchs über das Wasserglas geschöpftS. polytechn. Journal Bd. CXLII S.
378 und 389. und sie mit Beihülfe meines Freundes C. Leblon
ausgeführt.
Das nach Erforderniß verdünnte Phosphor-kieselsaure Kali wird ebenso wie das
Wasserglas angewendet, nämlich mit dem Pinsel oder durch Begießen. Die Natur der
Steine und ein wenig Erfahrung reichen hin, um es zweckmäßig anzuwenden, und es sind
nur einige Begießungen (manchmal bloß zwei) erforderlich; man darf aber die
Flüssigkeit in den Theilen, worin sie sich anhäuft, wie dieß bei den
Bildhauerarbeiten etc. vorkommt, nicht verweilen lassen, sondern muß sie daselbst
mit einem Schwamme wegsaugen.
Ich wende das Phosphor-kieselsaure Kali auch manchmal an, um den Steinen,
welche sich in Folge der Verkieselung gefärbt haben, ihre anfängliche Farbe wieder
zu ertheilen; ferner benutze ich es zum Conserviren gewisser Sandsteine, und auch um
Gegenständen aus gebranntem Thon, wie Statuen, Ornamenten, Platten, Backsteinen etc.
eine schwache und etwas glänzende Kieselkruste zu verleihen.
In einigen Fällen gibt phosphorsaures Kali allein, auf dieselbe Weise angewandt,
schon ein genügendes Resultat.
Um das erwähnte Phosphor-kieselsaure Kali darzustellen, fälle ich beiläufig 10
Theile Kali-Wasserglas von 35 bis 38° Baume mit Schwefelsäure oder
Salzsäure und vermische das Ganze hernach mit einer Auflösung von 1 Th. reinem
phosphorsaurem Kali in 2 bis 3 Th. Wasser. Dieses Gemisch wird bei der Anwendung
nach Erforderniß mit Wasser verdünnt.
Das Restauriren von Kunstgegenständen ist oft sehr schwierig, weil die zu
vereinigenden Stückchen sehr zart und zahlreich sind, auch in vielen Fällen Stifte
zu diesem Zweck nicht angewendet werden können. Man kann aber nach meinem Verfahren
selbst die zartesten Stückchen leicht zusammenkitten; hierzu imprägnire ich die zwei
zu verbindenden Theile mit einer Lösung von Kali-Wasserglas, von geeigneter
Stärke; dann bereite. ich mit Wasserglas von 25 bis 40° Baumé (nach
Erforderniß) und Kieselerde, welche zu einem unfühlbaren Pulver zerrieben ist, einen
sehr dünnen Teig, welchen ich auf die zu vereinigenden vorbereiteten Flächen
auftrage, wornach ich dieselben sogleich auf einander lege und stark zusammendrücke;
alsdann beseitige ich
die Nähte sorgfältig. Wenn diese Verkittung gut ausgeführt wurde, so ist sie kaum
sichtbar. Dieser Verkittungsteig erstarrt sehr bald und man kann dieß mittelst eines
warmen Luftstroms noch beschleunigen; er erlangt in sehr kurzer Zeit eine solche
Festigkeit, daß man die verbundenen Theile nicht mehr von einander trennen kann.
Mittelst dieses Cements kann man auch gewisse Steine zu einem festen Ganzen für den
Land- und Wasserbau mit einander verbinden.
Die vorstehend beschriebenen Apparate und Verfahrungsarten wurden im Jahre 1856 für
die erwähnte Gesellschaft in Frankreich, Belgien und England patentirt.
Erklärung der Abbildungen.
Fig. 1 zeigt
die Vorderseite eines Palastes, an welchem behufs der Verkieselung die
Begießungsoperationen nach dem beschriebenen System vorgenommen werden.
A, Fig. 2, Pumpe; B, Fig. 3, inneres Rohr
(Luftrohr); C, Fig. 4, Kolben mit
Ventil.
D, Fig. 13 und 14,
Verbindungsstücke der Röhren oder Schläuche.
E, Fig. 18,
Saugschlauch.
F, Fig. 17,
Hauptleitungsrohr mit beweglichem Schlußdeckel J: G
offene Zweigstücke desselben; H (Fig. 15 und 17)
Zweigröhren mit Hahn. I (Fig. 15 und 17)
Ansatzröhren für die Verzweigungen.
Fig. 5
gewöhnlicher gerader Strahl; Fig. 6 zertheilter, Fig. 7
geschlossener, Fig.
8 fächerförmiger Strahl.
Fig. 9
Knierohr, um mit dem Strahl seines Mundstücks die Rückseite zu bestreichen.
Fig. 10
Begießungsmundstück; in Fig. 11 ist dasselbe mit
gezahnter Schraubenwindung und Kranzleiste K
versehen.
Fig. 16
Schraubenschlüssel zum Abschrauben der gezahnten Mundstücke.
Fig. 12
verbesserte Handspritze.