Titel: | Barometer für Rettungsstationen. |
Fundstelle: | Band 160, Jahrgang 1861, Nr. X., S. 19 |
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X.
Barometer für Rettungsstationen.
Aus dem Practical Mechanic's Journal, October 1860, S.
175.
Mit einer Abbildung auf Tab. I.
Barometer für Rettungsstationen.
Die öffentliche Aufmerksamkeit ist wiederholt auf den unschätzbaren Gebrauch des
Barometers als Sturmprophet gelenkt worden. Nicht selten zeigt dieses Instrument
mehrere Tage vorher den Sturm an und ist daher im Stande, wenn es den
Küstenbewohnern zugänglich ist, dieselben von den bisweilen so verderblichen Fahrten
abzuhalten.
Admiral Fitz-Roy hat ein praktisches Handbuch für
diesen Gebrauch des Barometers zusammengestellt, und bereits über 40 ärmere
Fischerdörfer mit Barometern versehen, welche auch schon mannichfache Dienste
geleistet haben.
Indessen ist hiermit noch lange nicht genug gethan und es ist daher gewiß
anerkennenswerth, daß die National Life-boat
Institution die Sache in die Hand genommen hat. Durch jenes Handbuch und
große auszügliche Bekanntmachungen daraus sollen die erforderlichen Anleitungen an
der ganzen Küste gegeben werden. Es ist der Plan entworfen, geeignete Instrumente an
allen für zweckmäßig befundenen Punkten und zwar an leicht sichtbaren Stellen der
Rettungsstationshäuser längs der ganzen Küste des Staats anzubringen. Da zu jeder
Station ein besoldeter Bootsmann gehört, der den ganzen Rettungsapparat in Ordnung
zu halten hat, so sollen diejenigen dieser Leute, welche dazu tauglich befunden
werden, in der Handhabung des Barometers unterrichtet werden, um dann in ihrem
ganzen Umkreis als Sturmvorhersager zu fungiren.
Es ist leicht einzusehen, welche wohlthätige Folgen eine derartige Einrichtung haben
muß.
Die Kosten für jedes Barometer sind auf 6 Pfd. Sterling angeschlagen, doch werden die
bedeutenden Kosten wohl bald aufgebracht werden. Da es sich darum handelt, die
Instrumente so herzustellen, daß sie den Transport leicht aushalten und später für
Reparaturen u.s.w. keinerlei Kosten mehr verursachen, so haben die Herren Negretti und Zambra in London,
die schon früher Barometer zu ähnlichen Zwecken ausgeführt haben, einige
Abänderungen daran vorgenommen, welche als sehr zweckmäßige Verbesserungen anerkannt
werden müssen.
Die messingenen oder elfenbeinernen Scalen der gewöhnlichen Barometer sind durch
massive porzellanene ersetzt, auf welchen die Striche und Zeichen deutlich und
dauerhaft schwarz angebracht sind, so daß das Ablesen zu jeder Zeit mit unveränderter
Sicherheit und Deutlichkeit geschehen kann (man s. Fig. 43).
Die Quecksilberröhre ist von bedeutendem Durchmesser, so daß das Metall leicht
gesehen werden kann, und so eingerichtet, daß die Möglichkeit des Eintritts der Luft
fast ganz abgeschnitten ist. Es dient u.a. hierzu eine am untern Ende der Röhre
angebrachte Klappe, welche etwa eingetretene Luft am Aufsteigen verhindert und so
unschädlich macht. Natürlich sind die Röhren sorgfältig ausgekocht; sie haben 4/10
Zoll im Durchmesser und geben also vollkommene Empfindlichkeit.
Auch die Bezeichnung auf der Scala, welche in ihrer frühern Weise manche falsche
Andeutung gab, ist den unten folgenden Erfahrungsresultaten entsprechend ganz
abgeändert worden.
Von den Instructionen, wie sie nach Admiral Fitz-Roy's Angaben auf große Blätter gedruckt und überall hin
verbreitet werden sollen, lassen wir hier einen Auszug folgen:
„Das Barometer soll regelmäßig von einem dazu ermächtigten Wärter zur Zeit
des Sonnenaufgangs, Mittags und Sonnenuntergangs gestellt werden.
Der Stand des Barometers ist weniger als
Wetteranzeiger zu betrachten, als vielmehr sein Steigen oder Fallen, in Verbindung mit der
gleichzeitig zu beobachtenden Feuchtigkeit oder Trockenheit der Luft und
Richtung des Windes.
Stets wird dieß Alles zusammen das kommende und nicht
das gegenwärtige Wetter anzeigen, und je länger die Zwischenzeit zwischen
Anzeige und Eintreffen der Veränderung ist, desto länger dauert auch die
eingetroffene Veränderung.
Stand das Barometer auf seiner gewöhnlichen Höhe – etwa 30 Zoll an der
Seeküste – und bleibt es dabei stehen oder steigt es, während das
Thermometer fällt und die Feuchtigkeit abnimmt, so kann man Nordwest-,
Nord- oder Nordostwind, oder weniger Wind, weniger Regen oder Schnee
erwarten.
Wenn dagegen das Barometer bei steigendem Thermometer und zunehmender
Feuchtigkeit fällt, so kann man Wind und Regen von Südost Süd oder Südwest
erwarten. Fallen bei niedrigem Thermometerstand zeigt Schnee an.
Steht das Barometer unter seiner gewöhnlichen Höhe, also etwa auf 29 1/2 Zoll (an
der Seeküste), so zeigt sein Steigen weniger Wind, oder eine Aenderung von
dessen Richtung nach Norden zu, oder weniger Nässe an; stand es aber sehr tief,
etwa auf 29 Zoll, so sagt sein erstes Steigen in der Regel heftigen Wind – zu Zeiten
eine starke Bö – aus Nordwesten, Norden oder Nordosten vorher; hernach zeigt langsames Steigen besseres Wetter an,
wenn das Thermometer fällt; hält aber die Wärme an, so geht der Wind zurück
(ändert sich gegen den Lauf der Sonne) und es folgen dann mehr südliche oder
südwestliche Winde, namentlich wenn das Steigen des Barometers sehr plötzlich
geschah.
Die gefährlichsten Aenderungen in der Windrichtung oder die schwersten nördlichen
Kühlten treten bald nach dem ersten Steigen des
Barometers von einem sehr tiefen Punkt ein; oder bei langsamer Winddrehung, einige Zeit später.
Trotzdem, daß weniger der Stand als die Veränderung
des Barometerstandes das Wetter anzeigt, so zeigt doch ein über 30 Zoll gehender
Stand (an der Seeküste) schönes Wetter und gemäßigte Winde an, ausgenommen bisweilen aus Ost und Nord.
Rasches Steigen des Barometers deutet auf unbeständiges Wetter, langsames auf das
Gegentheil; ebenso zeigt ein dauerndes Stillstehen bei Trockenheit sehr schönes
Wetter an. Rasches und starkes Fallen ist eine Anzeige von stürmischem Wetter
und Regen oder Schnee. Abwechselndes Steigen und Fallen deutet auf unbestimmtes
und drohendes Wetter.
Das stärkste Sinken des Barometers erfolgt bei Böen aus Südost, Süd oder Südwest;
das größte Steigen bei Wind aus Nord, Nordwest oder Nordost, oder bei
Windstille.
Einem plötzlichen Fallen des Barometers bei Westwind folgt oft ein heftiger Sturm
aus N.-W., N. oder N.-O.
Wenn der Wind aus Ost oder Südost bläst, und nach Süden umspringt, so fällt das
Barometer, bis der Wind bei einer bestimmten Veränderung angekommen ist, worauf
eine Stille eintreten kann; hernach aber wird sich
die Kühlte erneuen:, vielleicht plötzlich und heftig, und das Umschlagen des
Windes nach Nordwest, Nord oder Nordost zeigt sich an einem vorhergehenden
Steigen des Barometers bei fallendem Thermometer.
Nach sehr warmem und ruhigem Wetter kann ein Sturm mit Regen folgen; ebenso wenn
die Atmosphäre viel über die gewöhnliche Wärme der Jahreszeit erhitzt ist.
Außer dem Barometer und Thermometer sollen auch die Erscheinungen am Himmel und an den Wolken aufmerksam beobachtet
werden.
Ein rosiger Himmel bei Sonnenuntergang, er mag klar oder wolkig seyn, zeigt
schönes Wetter an; ein rother Himmel am Morgen schlechtes Wetter, vielleicht Regen;
ein grauer Himmel am Morgen, schönes Wetter; eine hohe Dämmerung, Wind; eine
niedrigeHohe Dämmerung ist das Hellwerden über Wolken, statt am Horizont., schönes Wetter.
Weich und zart aussehende Wolken deuten auf schönes Wetter, mit leichten Brisen,
scharf abgegrenzte und fettig aussehende Wolken, auf Wind. Ein dunkler,
schwarzblauer Himmel ist eine Anzeige für Wind, aber ein Heller blauer,
glänzender für schönes Wetter. Im Allgemeinen kann man um so weniger Wind
(zuweilen aber mehr Regen) erwarten, je sanfter die Wolken aussehen, und um so
heftigeren Wind, je schwerer, „fettiger,“ zerrissener,
aufgethürmter sie erscheinen. Ein Heller gelber Himmel am Abend sagt Wind, ein
blasser gelber aber Regen voraus. Kleine, tintenfarbig aussehende Wolken deuten
auf Regen; leichte, vom Winde über schwerere Massen hingetriebene Wolken deuten
auf Regen und Wind; fehlen die letzteren, auf Wind allein.
Hochgehende Wolken, die in anderer als der augenblicklichen Windrichtung ziehen,
zeigen eine Aenderung des Windes an.
Nach schönem hellem Wetter sind die ersten Vorboten einer kommenden Veränderung
gewöhnlich Streifen, Flocken oder Striche von weißen entfernten Wolken, welche
allmählich zunehmen und endlich in einen allgemeinen Nebel bis zu vollkommener
Bewölkung übergehen. Dieß Zeichen ist untrüglich.
Helle, zarte, ruhige Tinten und Farben, mit sanften unbestimmten Formen der
Wolken zeigen an und begleiten schönes Wetter; aber grelle oder ungewöhnliche
Farben bei harten, scharf geschnittenen Wolkenformen sagen Regen und
wahrscheinlich heftigen Wind vorher.
Wenn Seevögel früh und weit seewärts fliegen, so kann man mäßigen Wind und
schönes Wetter erwarten. Bleiben sie am Lande oder über demselben, so erwarte
man starken Wind und stürmisches Wetter.
Auch auf andere Wetterpropheten unter den Thieren versäume man nicht zu
achten.
Große Klarheit der Atmosphäre am Horizont, Deutlichkeit in der Erscheinung ferner
Gegenstände, helle, den Schall leicht fortpflanzende Luft läßt fast immer Wind,
meist auch Regen erwarten.
Mehr als gewöhnliches Flimmern der Sterne, Undeutlichkeit oder scheinbare
Vermehrung der Mondspitzen, Höfe um Sonne und Mond, Windgallen (Theile vom
Regenbogen) an abgerissenen Wolken, und der Regenbogen selbst sind mehr oder
weniger sichere Zeichen für wachsenden Wind, oder kommenden Regen mit oder ohne
Wind.
Endlich soll man stets auf die Trockenheit oder
Feuchtigkeit der Luft und ihre Wärme in Bezug auf die Jahreszeit achten, und
dieselbe mit den anderen Wetterzeigern in Verbindung bringen.“