Titel: | Ericsson's Hochdruck-Luftmaschine. |
Fundstelle: | Band 159, Jahrgang 1861, Nr. XLII., S. 161 |
Download: | XML |
XLII.
Ericsson's
Hochdruck-Luftmaschine.
Mit einer Abbildung auf Tab. III.
Ericsson's Hochdruck-Luftmaschine.
Der Civilingenieur, vormalige Capitän J. Ericsson erhielt
am 24. November 1860 in Schweden ein Patent
auf die in Fig.
15 im Durchschnitte dargestellte Hochdruck-Luftmaschine. Diese
Maschine hat zwei gleichgroße, in ein und derselben geraden Linie liegende Cylinder,
welche an beiden Enden geschlossen sind; in jedem dieser Cylinder befindet sich ein
Kolben, und diese beiden Kolben sind durch eine gemeinschaftliche Kolbenstange mit
einander verbunden, die durch Stopfbüchsen in den Cylinderdeckeln geht, und deren
Durchmesser in einem gewissen Verhältnisse zum Durchmesser der Cylinder stehen muß.
Durch diese Kolbenstange wird nämlich die Differenz der Kolbenflächen erzielt. Die
Kolben werden abwechslungsweise mit Behältern in Verbindung gesetzt, von denen der
eine Luft von geringerer Spannung, der andere dagegen Luft von höherer Spannung
enthält. Derjenige Kolben, auf welchen gerade der höhere Druck stattfindet, schiebt
den andern vor sich her, und diese Hin- und Herbewegung wird durch die
gewöhnlichen Mittel auf das Schwungrad übertragen.
Die kalte Luft geht bei ihrem Uebergange von dem kalten Ende eines jeden Cylinders in
das erwärmte Ende durch eine Reihe von erwärmenden Gefäßen, wird also vorgewärmt ehe
sie in den eigentlichen Heizraum kommt. Die warme Luft dagegen, welche gearbeitet
hat, durchströmt bei ihrem Rückgange in das mit kalter Luft gefüllte Reservoir eine
Reihe von Kühlröhren. Hiedurch wird der Unterschied des Druckes zwischen der kalten
Luft und der warmen beibehalten oder noch vergrößert, was bei den bisher
gebräuchlichen Hochdruckmaschinen nicht der Fall war, da bei denselben der
Druckunterschied in Folge der Expansion rasch abnimmt.
Die erwärmenden und abkühlenden Leitungen umgeben einander so, daß die Luft welche
erwärmt werden soll, ihre Wärme von derjenigen Luft erhält, welche abgekühlt werden
soll. Durch diese Anordnung wird natürlich Brennmaterial erspart, da beim ferneren
Abkühlen weniger Wärme
durch kaltes Wasser oder Luftzug entzogen werden muß, und dieselbe Wärme wieder
nutzbar gemacht wird.
Aus der nachfolgenden Beschreibung der Maschine werden die eben gemachten Angaben
noch deutlicher hervorgehen.
Beschreibung der Maschine.
a und b sind zwei gleich
große, in einer geraden Linie liegende Cylinder, welche um etwas mehr als die
Hubgröße beträgt, voneinander entfernt liegen. Beide sind durch Deckel und Böden
luftdicht verschlossen. Durch die beiden Deckelstopfbüchsen geht luftdicht die
gemeinschaftliche cylindrische Kolbenstange von großem Durchmesser, welche bei d ein Querstück trägt, an das sich die Kurbelstangen
anschließen, welche die Verbindung mit der Kurbel und Treibwelle e auf gewöhnliche Weise herstellen. Auf die Enden dieser
Kolbenstange sind die hohlen, mit Kohlenpulver gefüllten Kolben f und g befestigt, welche in
die Cylinder a und b genau
passen.
Unter den Cylindern ist ein starkes, luftdichtes Gefäß h
angebracht, welches zum Theile mit Scheiben von Drahtgewebe gefüllt ist.
Der Luftbehälter i, in welchem die comprimirte Luft
erhitzt wird, ist eingemauert, und unter demselben befinden sich die Feuerstellen
i', i' von welchen weg die Verbrennungsproducte in
den Schornsteincanal i'' ziehen.
Ein dritter Luftbehälter ist durch das Gefäß k gebildet.
Dasselbe steht beständig mit h und i in offener Verbindung, und an die Enden desselben
schließen sich die Kammern l und m an, welche selbst wieder durch eine große Anzahl enger, in dem Gefäße
k liegender Röhren mit einander communiciren.
Der vierte Luftbehälter n ist entweder der freien
atmosphärischen Luft ausgesetzt, oder er liegt in einem Wasserreservoir, um
beständig abgekühlt zu werden.
Zwischen der Kammer l und dem kalten Luftbehälter n ist eine ununterbrochene Verbindung durch die immer
offene Röhre l' hergestellt.
h', h', h' ist eine Röhrenleitung, durch welche die Luft
aus den Cylindern a und b in
die Kammer m geführt wird.
o ist ein Absperrhahn zwischen dem heißen Luftbehälter
i und dem kalten Luftbehälter n.
Durch die Röhre p wird die Maschine mit comprimirter Luft
gefüllt. Die Ventile oder Hahnen 1, 2, 3, 4, 5, 6, welche durch gewöhnliche Mittel
geöffnet und geschlossen werden, stehen so mit der Kurbelachse in Verbindung, daß
wenn 2 und 3 offen sind, der Hahn 5 den Weg zwischen dem Heizer i und dem Cylinder a, dann
der Hahn 6 den Weg zwischen dem Cylinder b und der
Kammer m offen läßt, wobei dann die beiden Kolben f und g von a nach
b bewegt werden. Bei der Bewegung der Kolben von b nach a stellt der Hahn 6
die Verbindung zwischen dem Cylinder b und dem Heizer
i her, so daß die heiße comprimirte Luft zum Kolben
g gelangt; der Hahn 2 ist abgesperrt, um die kalte
vor dem Kolben g liegende Luft nicht mehr in das
Kühlgefäß n zurückzulassen, dagegen der Hahn 4 so
gedreht, daß derselbe die kalte Luft aus dem Cylinder d
in den Vorwärmer h, von diesem aus in den Vorwärmer k, und aus diesem in den Heizer i eintreten läßt. Hiedurch wird in dem Heizer i und folglich auch im Cylinder b gleiche
Luftspannung erhalten. Der Kolben g bringt nämlich bei
seiner Bewegung so viel kalte Luft durch die Vorwärmer in den Heizer, daß sie,
daselbst ausgedehnt, das Luftvolum wieder ersetzt, welches in den Cylinder b übergegangen ist. Natürlich müssen bei der Bewegung
der Kolben von b nach a die
Hahnen am Cylinder a so gestellt seyn, daß die warme
Luft, welche auf die linke Seite des Kolbens f gewirkt
hat, durch den Hahn 5 und die Röhrenleitung h', h', h'
zu der Kammer m und von dieser aus durch die in k liegenden Röhren nach l,
l' und in das Kühlgefäß n gelangen kann.
Um den kleinen Cylinderraum a gleichzeitig mit kalter
Luft zu füllen, muß der Hahn l so stehen, daß das
Kühlgefäß n mit dem kleinen Cylinderraum a in Verbindung ist. Der Hahn 3 muß dabei denselben
Cylinderraum vom Vorwärmer h abgesperrt haben.
Wirkungsweise der Maschine.
Um die Maschine in Gang zu setzen, muß zuerst durch eine Luftpumpe und eine
Hülfskraft die Luft im Inneren der Maschine auf den nöthigen Grad von Spannung
comprimirt werden. Sie tritt bei p ein, füllt zuerst den
Heizer i, dann das Vorwärmgefäß k und h, und gelangt durch die Hahnen 5 und 3
in den Cylinder a. Da nun der Cylinder b gleichzeitig durch die Hahnen 6 und 2 mit dem Kühler
n in Verbindung steht, in welchem mittelst dos
Ablaßhahnen o ein geringerer Druck hergestellt wurde, so
muß der Ueberdruck in a den Kolben f und durch die Kolbenstange c auch den Kolben g von links nach rechts
bewegen.
Am Ende des Hubes wechseln die Ventile ihre Stellung, und es beginnt eine
entgegengesetzte Bewegung dadurch, daß der Cylinder b
mit dem Heizer, der Cylinder a dagegen mit dem Kühler
n in Verbindung kommt.
Da die heiße Luft, welche gearbeitet hat, aus den Cylindern a und b durch die Hahnen 5 und 6 in die Kammer
m und von da aus durch die engen in dem Behälter k liegenden Röhren abzieht, so tritt sie ihre Wärme an
diese letzteren ab, ehe sie in das Kühlgefäß n
zurückgelangt. Die kalte Luft dagegen, welche von den entgegengesetzten Enden der
Cylinder kommt, gelangt, nachdem sie den Behälter h
passirt hat, in den Behälter k, wo sie die vielen engen
Röhren umgibt, und sich an denselben bedeutend vorwärmt, ehe sie in den Heizer i tritt. Auf diese Weise unterstützen sich Kühler und
Heizer bedeutend in ihren Verrichtungen, da die beim Abkühlen abgegebene Wärme nicht
verloren ist, sondern durch die frisch eintretende Luft wieder in den Heizer
zurückgeführt wird.
Ohne die Drahtscheiben im Inneren des Behälters h würde
heiße Luft in das kalte Ende der Cylinder beim Oeffnen der Hahnen 3 und 4 kommen.
Die Drahtgewebescheiben verhüten dieß aber, indem sie der eintretenden Luft die
Wärme entziehen, um sie gleich darauf der austretenden Luft wieder abzugeben.
Es ist einleuchtend, daß es nicht nöthig wäre, die Hahnen 3 und 4 zu öffnen, bevor
die Spannung der kalten Luft im Cylinder denselben Grad erreicht hat wie im Heizer,
ebenso, daß die Hahnen 5 und 6 geschlossen werden könnten, ehe der Kolben seinen Hub
vollendet hat. Durch das spätere Oeffnen der Hahnen 3 und 4 würde sogar beim Anfang
des Kolbenhubes die Wirkung der Maschine vergrößert werden; dieser scheinbare Gewinn
würde aber dadurch mehr als aufgehoben, daß durch die beim Vorwärtsgehen des Kolbens
erfolgende Raumvergrößerung die Spannung im Heizer sich verringert. Es ist deßhalb
vorzuziehen, die Hahnen 3 und 4 gleich beim Hubwechsel zu öffnen, so daß die aus dem
Heizer entweichende Luft sogleich wieder durch neue ersetzt, und während des ganzen
Kolbenhubes gleiche Spannung im Heizer und folglich auch im Cylinder erhalten wird.
Das Schließen der Hahnen 5 und 6 vor vollendetem Kolbenhub würde ein Arbeiten mit
Expansion zur Folge haben; aber auch hier würde die Gesammtwirkung der Maschine für
einen Kolbenhub eine kleinere seyn, da der Gegendruck auf den Kolben nicht constant
bliebe, sondern dadurch immer größer würde, daß bis zum Ende des Hubes die Luft aus
dem kalten Cylinderende in den Heizer trotz zunehmender Spannung hineingedrängt
werden muß. Die Anordnung des Hahnenwechselns gleichzeitig mit dem Hubwechsel ist
demnach gerechtfertigt.
Wollte man den Kühler n weglassen, und die Luft, welche
gearbeitet hat, durch die Röhre l' ins Freie entweichen
lassen, so würde demungeachtet die Luftmaschine noch gut gehen, und mit Vortheil
anzuwenden seyn. Mit einer Maschine von gleichen Dimensionen ohne Kühler und ohne
Anwendung von comprimirter Luft würde aber niemals die Wirkung erzielt werden
können, welche man mit der Hochdruck-Luftmaschine erhält, ebensowenig als man von einer
Niederdruck-Dampfmaschine die gleiche Wirkung erwarten kann, wie von einer
Hochdruck-Dampfmaschine derselben Größe.