Titel: | Ueber die Natur des bei der Reinsch'schen Arsenprobe auf dem Kupfer sich bildenden grauen Ueberzugs; von Georg Lippert. |
Fundstelle: | Band 159, Jahrgang 1861, Nr. XXXVII., S. 135 |
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XXXVII.
Ueber die Natur des bei der Reinsch'schen Arsenprobe auf dem
Kupfer sich bildenden grauen Ueberzugs; von Georg Lippert.
Im Auszug aus dem Journal für praktische Chemie
Bd. LXXXI S. 168.
Lippert, über die Reinsch'schen Arsenprobe.
Reinsch hat im Jahre 1841 (Journal für praktische Chemie
Bd. XXIV S. 244) die Beobachtung gemacht, daß sich blankes metallisches Kupfer in
einer mit Chlorwasserstoffsäure stark angesäuerten Arsenlösung mit einem grauen
Ueberzug bedeckt, der, je nachdem die Flüssigkeit kleinere oder größere Mengen Arsen
enthält, entweder am Kupfer fest haftet, oder sich von selbst abblättert.
Diesen Ueberzug hat man bis vor Kurzem, wo Fresenius in
der neuesten Auflage seiner Anleitung zur qualitativen Analyse zuerst auf den
bedeutenden Kupfergehalt desselben aufmerksam machte, für reines metallisches Arsen
gehalten; ja Reinsch will sogar durch Einleiten von
Schwefelwasserstoff in die salpetersaure Lösung einen gelben Niederschlag von
AsS₃ erhalten haben.
Der Verf. hat auf Veranlassung von Fresenius diese
Verbindung näher untersucht. Zufolge der Resultate dieser Untersuchung ist dieser
Körper eine Arsenkupferlegirung.
Der aus salzsaurer Arsenlösung durch metallisches Kupfer abgeschiedene, früher für
reines metallisches Arsen gehaltene Ueberzug enthält 32 Proc. Arsen und 68 Proc.
Kupfer.
Diese auf nassem Wege entstandene Legirung von Arsen und Kupfer hat unter allen
Verhältnissen eine constante Zusammensetzung. Sie enthält auf 1 Aeq. As 5 Aeq.
Cu.
Durch andauerndes Glühen im Wasserstoffstrome geht unter Verflüchtigung eines
Antheiles Arsen die Legirung Cu₅As in die Cu₆As über.
Die Empfindlichkeit der Reinsch'schen Arsenprobe ist
gerade dem großen Gehalte des charakteristischen Ueberzugs an Kupfer zu verdanken,
indem man eine verhältnißmäßig kleine Menge Arsen in mehrfach vergrößerter, also
faßlicherer Form erhält.
Es fällt dagegen um so schwerer, das Arsen in dieser Legirung auf einfache Art
nachzuweisen, indem beim Erhitzen derselben im Wasserstoffstrome verhältnißmäßig
wenig Arsen weggeht und selbst bei der Reduction der durch Glühen im Luftstrom
oxydirten Substanz im Wasserstoffstrome deren Arsengehalt nur von 32 Proc. auf 20 Proc. sinkt. Bei
Weitem der größte Theil des Arsens entzieht sich also der Beobachtung.
Der Vorschlag von Reinsch (Annalen der Chemie und
Pharmacie Bd. LXIV S. 410), das Arsen aus der Gewichts-Differenz des Kupfers
vor und nach der Operation quantitativ zu bestimmen, beruht, da Reinsch den Metallniederschlag für Arsen hielt,
jedenfalls auf falscher Voraussetzung, indem für 1 Aeq. AsO₅ das metallische
Kupfer nicht um 10, sondern um 15 Aeq. abnehmen muß, denn AsO₅ + 5 ClH + 15
Cu = 5 (Cu₂Cl) + AsCu₅ + 5 HO.
Der an demselben Orte angeführte Vorschlag von v. Kobell,
das Arsen aus dem in Lösung übergehenden Kupfer zu bestimmen, hat jedenfalls
richtige Grundlagen, indem auch bei Bildung der fraglichen Legirung für 1 Aeq. As, welches als AsO₅ in salzsaurer Lösung ist,
doch immer 10 Aeq. Kupfer in Lösung übergehen müssen.
Reinsch hat nicht allein mit Arsen, sondern auch mit
Antimon, Zinn, Blei, Wismuth, Quecksilber und Silber Ablagerungen auf metallischem
Kupfer erhalten. Es liegt der Gedanke nah, daß auch manche von diesen keine reinen
Metalle, sondern der untersuchten Arsenkupfer-Legirung ähnliche Verbindungen
seyen.