Titel: | Ueber die mit Fuchsin gefärbten Seidenstoffe; von Professor E. Chevreul. |
Fundstelle: | Band 157, Jahrgang 1860, Nr. LXXII., S. 294 |
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LXXII.
Ueber die mit Fuchsin gefärbten Seidenstoffe; von
Professor E.
Chevreul.
Aus den Comptes rendus, Juli 1860, Nr.
3.
Chevreul, über die mit Fuchsin gefärbten Seidenstoffe.
Kein Farbstoff ist meines Wissens hinsichtlich der Lebhaftigkeit, Intensität und
Reinheit der Farbe mit dem Fuchsin zu vergleichen.
Das Fuchsin färbt die Seide in einem Violettroth, welches man als den Typus des
Rosenroth betrachten kann.
Bevor man das Fuchsin kannte, lieferte der Safflor auf Seide das schönste Rosenroth,
welches aber weniger violett ist als das mit Fuchsin erzeugte eigentliche
Rosenroth.
Hinsichtlich der Lebhaftigkeit und Intensität verhält sich das
Cochenille-Rosenroth zum Safflor-Rosenroth beiläufig wie letzteres zum
Fuchsin-Rosenroth. Die Damen welche das Rosenroth lieben, dürfen sich daher,
wenn sie Safflor-Rosenroth und um so mehr wenn sie
Cochenille-Rosenroth tragen, nicht neben solche stellen, welche das
Fuchsin-Rosenroth tragen.
Die Freunde des Rosenroth auf Seide sind dem Entdecker des Fuchsins zu Dank
verpflichtet; aber diese Farbe läßt sich nicht für solche Seide anwenden, welche zur
Anfertigung von Stoffen für Tapeten, Vorhänge und Möbel bestimmt ist, denn das Fuchsin hat zwar die Lebhaftigkeit der Rose, aber auch deren
Unbeständigkeit.
Ich wurde neuerlich gefragt, warum Posamentierarbeiten, Doppeltafft und Atlaß, welche
zur Möblirung verwendet worden waren, sich verändert haben; dieselben verschossen,
weil sie mit Fuchsin gefärbt waren.
Man braucht die mit Fuchsin gefärbte Seide nur vier Stunden lang dem Sonnenlicht
auszusetzen, damit sie weinroth wird, hernach wird sie rothgelb.
Auf Kattun zeigt das Fuchsin keine größere Beständigkeit.
Das Safflorroth auf Seide zeigt eine etwas größere Beständigkeit als das
Fuchsinroth.
Seide, welche mit Alaun und Weinstein, oder mit Weinstein und Zinncomposition gebeizt
und mit Cochenille carmesinroth in der dem Violettroth des Fuchsins entsprechenden
Nüance gefärbt worden war, zeigte eine viel größere Beständigkeit als die mit
Fuchsin gefärbte; denn nachdem man sie acht Tage dem Sonnenlicht ausgesetzt hatte,
war sie fast gar nicht abgebleicht, wogegen das Fuchsinroth schon nach vierstündigem
Besonnen merklich verändert ist.