Titel: | L. R. Bodmer's neue hydraulische Oelpresse. |
Fundstelle: | Band 154, Jahrgang 1859, Nr. XC., S. 418 |
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XC.
L. R. Bodmer's neue hydraulische
Oelpresse.
Aus der schweizerischen polytechn. Zeitschrift, 1859, Bd.
IV S. 5.
Mit Abbildungen auf Tab.
VI.
Bodmer's neue hydraulische Oelpresse.
Unterm 20. December 1855 nahm Bodmer in England ein Patent für eine von ihm construirte
Oelpresse, welche, während die Pumpe arbeitet, durch einen besondern Mechanismus in
eine horizontale oder liegende Stellung gebracht werden kann. Die Presse bleibt in
dieser Lage, bis das Oel abgelaufen ist. Dann wird der Druck gegen den Preßkolben
aufgehoben und in Folge einer Hebelausrückung dreht sich die Presse wieder in die
aufrechte Stellung zurück, in welcher sie dann festgehalten wird. Es findet sich
diese Presse im Jahrgang 1857 des polytechnischen Journals, Bd. CXLIII S. 32, beschrieben.
Obschon die erwähnte Presse ausgezeichnet gut arbeitet, so geht beim Umlegen und
Aufstellen derselben immer Zeit verloren; zudem erfordert sie für den Mechanismus
zum Umlegen ziemlich Platz und endlich wird sie gerade durch die Zugabe dieses
Umlegeapparates sehr kostspielig.
In der Construction seiner neuen Presse hat nun Bodmer
jenen Mechanismus gänzlich beseitigt; er läßt die Presse feststehen und es fällt
daher die Construction bedeutend einfacher und wohlfeiler aus. Die hauptsächlichste
Verbesserung aber findet sich in der Einrichtung der Tröge und Samenkasten, indem
diese so eingerichtet sind, daß sie das ausgepreßte Oel leicht abfließen lassen,
ohne daß man die stehende Presse in horizontale Lage zu bringen genöthigt ist. Wenn
die Presse mit bloß zwei Trögen verlangt wird, so erhält dieselbe nur zwei Säulen
(wie die vorliegende); bei mehr Trögen aber ist es vortheilhafter, derselben vier Säulen zu geben. Die
Tröge oder Samenkästen sind cylindrisch.
Fig. 23
stellt eine Vorderansicht, Fig. 24 einen Querschnitt
nach Linie 1–2 der Fig. 23, und Fig. 25 eine
Seitenansicht dar. Fig. 26 ist ein Grundriß des Vorlegetisches, Fig. 27 ein horizontaler
Schnitt nach 3–4 der Fig. 23, Fig. 28 ein verticaler
Schnitt und Fig.
29 der Grundriß eines Samenkastens in doppeltem Maaßstabe.
A ist der Preßcylinder, B
der Kolben, C die beiden Säulen und D der Preßkopf. Der untere Trog E ist auf dem Preßkolben B befestigt und wird
durch zwei an seine Flantschen geschraubten Gabeln längs den Säulen geführt. Der
obere Trog E' ist ebenfalls mit solchen Lappen versehen,
welche an den vorspringenden Flantschen der Gleitstücke F befestigt sind. Beim Niedergehen werden die letzteren durch die an den
Säulen angebrachten Ringe C' aufgehalten. Die
Samenkasten G und G' liegen
auf den Platten H und H',
welche ebenfalls mit den Gleitstücken F und F' verbunden sind. Beim Gange der Presse bleiben
indessen der Tisch H' und die Stücke F' unbeweglich und die letzteren sind an den Säulen
festgeschraubt.
Bei offener Presse stehen die oberen Ränder der Tröge E
und E' nur sehr wenig unter der Oberfläche der Platten
H und H' (Fig. 24) und
sind mit einem schmiedeeisernen Ring E² und E³ versehen, welcher ein wenig vorsteht und eine
oder mehrere Reihen feiner Löcher a² und a³ besitzt. Die cylindrischen Samenkasten G und G' sind glatt an der
innern Seite und haben am obern Rande einige Reihen kleiner Löcher a und a', welche in die
kreisförmige Rinne b und b'
ausmünden, von welcher aus etwa acht senkrechte Oeffnungen c,
c' (Fig.
28 und 29) durch die Wand des Kastens laufen. Beim Gebrauche der Presse bedient
man sich zweier Sätze von Samenkasten, so daß während der eine Satz in der Presse
sich befindet, der andere Satz gefüllt und bereit gehalten wird, sogleich nach
Herausnahme des ersten Satzes in die Presse gebracht zu werden.
Die Wirkungsweise der Presse ist folgende: die leeren Kasten G, G' werden auf die Stellen x, x' der vor der
Presse angebrachten Tische I, I' gesetzt (Fig. 26),
deren Oberfläche mit derjenigen der Tafeln H, H' genau
auf gleicher Höhe steht (Fig. 24 und 25); unten in
den Kasten wird eine aus Kuhhaaren geflochtene Matte gelegt, dann derselbe mit Samen
gefüllt bis zu dem durchlöcherten Rand hinauf und noch eine gleiche Matte darüber
gelegt. Die gefüllten Kasten werden sodann in die Presse geschoben in eine Lage, wie
sie Fig. 24
zeigt; die Pumpe wird in Bewegung gesetzt und treibt den Kolben B in die Höhe, der obere Theil des Troges E dringt in den Kasten G
hinein und der Same wird zwischen diesem und der untern Fläche des obern Troges E' zusammenpreßt. Sobald die Pressung so weit vorgerückt
ist, daß der durch die Füllung dargebotene Widerstand dem Gesammtgewichte der
oberhalb befindlichen beweglichen Theile gleichkommt, so werden diese sich ebenfalls
in Bewegung setzen; der Trog E' dringt in den Kasten G' hinein und preßt die hier befindliche Füllung gegen
die feste Platte D'. Wenn der Druck eine gewisse Höhe
erreicht hat, so fängt das Oel an auszufließen, einerseits unten durch die Löcher
a², a³ anderseits durch die Oeffnungen
a, a' in die Rinnen b,
b' und von hier durch die Löcher c', c' nach
unten; es sammelt sich dasselbe in den Rändern d', d'
der Tröge und fließt von hier durch die Ausgüsse e, e'
in vorgestellte Gefäße. Nach beendigter Pressung, d.h. wenn kein Oel mehr ausfließt,
wird die Presse geöffnet und es kehren alle Theile in die in der Zeichnung
angenommenen Stellungen zurück. Die Kasten werden herausgezogen und über die an den
Tischen I, I' vorhandenen Oeffnungen y, y' geschoben, während man einen zweiten Satz frisch
gefüllter Kasten sogleich wieder in die Presse bringt und diese in Thätigkeit setzt.
Die an dem oberen Theile des Kastens festanhangenden Oelkuchen und Matten werden nun
durch die Oeffnungen y, y' herausgeschlagen.
Ein anderer Theil der Erfindung bezieht sich auf einen Apparat, mittelst welchem die
gepreßten Oelkuchen aus den Kasten G, G', nachdem
dieselben über die Löcher y, y' gestellt worden sind,
auf zweckmäßigere Weise herausgedrückt werden können, als dieses mittelst eines
Schlägels geschieht. Bodmer wendet hiezu einen kleinen
hydraulischen Kolben an, bemerkt aber, daß der Kolben auch durch eine Zahnstange mit
Getriebe in Bewegung gesetzt werden könne.
Zwei solche Pressen wurden während längerer Zeit gebraucht und es hat sich dabei
gezeigt, daß das Oel durch die erwähnten Oeffnungen einen leichten Abfluß findet. Es
wurden zur Vergleichung auch solche Tröge genommen, wie sie zu den früheren Pressen
dienten und wovon Fig. 30 einen Verticaldurchschnitt zeigt; es zeigte sich kein
bemerkenswerther Unterschied in dem Abflusse des Oels bei diesen älteren und den
neuen Trögen.
Die zu einem Drucke erforderliche Zeit, d.h. von dem Einbringen des ersten bis zum
Einbringen des zweiten Satzes, beträgt nur eine Minute. Bei gleicher Triebkraft und
gleicher Größe des Samenkastens soll diese Patentpresse das Doppelte von einer
Presse gewöhnlicher Construction leisten.