Titel: | Ueber die isomeren Modificationen des Zinnoxyds und ihre Rolle in den Zinnbeizen; von H. Rose. |
Fundstelle: | Band 153, Jahrgang 1859, Nr. CXIV., S. 427 |
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CXIV.
Ueber die isomeren Modificationen des Zinnoxyds
und ihre Rolle in den Zinnbeizen; von H. Rose.
Aus der schweizerischen polytechnischen Zeitschrift, 1859,
Bd. IV. S. 89.
Rose, über die isomeren Modificationen des Zinnoxyds und ihre Rolle
in den Zinnbeizen.
Ein alte Ansicht der Färber, daß das Zinnchlorid je nach der Art und Weise, wie es
dargestellt worden, ob aus Zinnchlorür und Chlor, oder aus Zinn mit Salzsäure und
Salpetersäure, verschieden wirke, scheint durch nachfolgende Beobachtungen eine
Stütze und Berechtigung zu erhalten. Wir müssen, ohne irgend etwas an der Arbeit Rose'sPoggendorff's Annalen der Physik und Chemie, Bd. CV S. 564. schmälern zu wollen, bemerken, daß wir die von ihm ausgesprochene Ansicht in
etwas modificirter Form schon vor sehr langer Zeit, bei Anlaß der Publication einer
Arbeit über das PinksalzAnnalen der Chemie und Pharmacie, Bd. XXXIX S. 104; daraus im polytechn.
Journal Bd. LXXXI S. 307. ebenfalls dargelegt haben.
Rose's Arbeit, soweit sie unsere Leser interessiren kann,
besteht in Folgendem:
Wird die Lösung des Zinnchlorids oder des krystallisirten Zinnchloridhydrates in
Wasser der Destillation unterworfen, so verflüchtigt sich mit den Dämpfen des
Wassers zuerst zwar etwas Salzsäure, dann aber Salzsäure und Zinnoxyd zugleich, oder
vielmehr es verflüchtigt sich Zinnchlorid gemeinschaftlich mit den Wasserdämpfen, und es bleibt
etwas Zinnoxyd zurück. Auch durch einen Zusatz von concentrirter Schwefelsäure kann
die Verflüchtigung des Zinnchlorids nicht gehindert und dasselbe nicht zersetzt
werden. Dampft man so lange ab, bis die Schwefelsäure anfängt sich zu verstüchtigen,
so werden die Dämpfe derselben vom wasserfreien Zinnchlorid begleitet, und es bleibt
etwas schwefelsaures Zinnoxyd zurück, das durch lange Berührung mit wenigem Wasser
sich in demselben lösen kann. Selbst auch ein Zusatz von Salpetersäure ist nicht im
Stande, die Verflüchtigung des Zinnchlorids zu verhindern. Es verflüchtigt sich mit
den Wasserdämpfen Zinnchlorid und Salpetersäure; beim stärkeren Erhitzen des
Rückstandes geht wasserfreies Zinnchlorid über, und es bleibt Zinnoxyd zurück.
Wird hingegen die salzsaure Lösung des Zinnoxyds b, das
mittelst Salpetersäure und metallischen Zinnes erhalten und durch Auswaschen mit
Wasser von aller Salpetersäure befreit worden ist, der Destillation unterworfen, so
trübt sie sich durch das Erhitzen; es destillirt nur Salzsäure und kein Zinnoxyd
über, und nur zuletzt, wenn der Rückstand in der Retorte fast trocken geworden ist,
bildet sich etwas weniges Zinnchlorid, das überdestillirt. Auch wenn die Lösung noch
mit vieler Salzsäure versetzt wird, so verhält sie sich ebenso. Vermischt man die
salzsaure Lösung des Oxyds d mit concentrirter
Schwefelsäure, wodurch sogleich ein dicker Niederschlag entsteht, und unterwirft sie
der Destillation, so destillirt nur Salzsäure und endlich Schwefelsäure über, und es
bleibt schwefelsaures Zinnoxyd zurück. Selbst durch einen Zusatz von Salpetersäure,
durch welche die salzsaure Lösung des Oxyds b getrübt
wird, wird bei der Destillation kein Zinnoxyd als Zinnchlorid verflüchtigt; nur wenn
der Rückstand in der Retorte ganz dick wird, bildet sich eine geringe Menge von
Zinnchlorid.
Aus diesem verschiedenen Verhalten der Lösungen des Zinnchlorids und der salzsauren
Lösung des Oxyds b, wenn sie der Destillation
unterworfen werden, ergibt sich, daß in letzterer Lösung die Salzsäure und das
Zinnoxyd sich nicht zu Chlorid vereinigen. Der Unterschied beider Lösungen besteht
also wohl wesentlich darin, daß die eine wirkliches Chlorid enthält, die andere aber
salzsaures Zinnoxyd, und der Unterschied der beiden Modificationen des Zinnoxyds,
des a- und des b-Oxyds, liegt darin, daß wenn sie aus verschiedenen Lösungen
geschieden sind, sie nach ihrem Auflösen in Salzsäure entweder sogleich Chlorid oder
salzsaures Oxyd bilden.
P. Bolley.