Titel: | Verbesserungen in der Construction der Eisenbahnwagenräder, von John Baillie in Wien. |
Fundstelle: | Band 153, Jahrgang 1859, Nr. CVI., S. 408 |
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CVI.
Verbesserungen in der Construction der
Eisenbahnwagenräder, von John
Baillie in Wien.
Aus dem London Journal of arts, August 1859, S.
91.
Mit Abbildungen auf Tab.
VI.
Baillie's Verbesserungen in der Construction der
Eisenbahnwagenräder.
Bekanntlich ist die Unterhaltung der schmiedeeisernen oder stählernen Tyres an den
Rädern der Eisenbahnfahrzeuge wegen ihrer raschen Abnutzung sehr kostspielig. Die
allgemein gebräuchliche Methode, diese Tyres auf den Körpern oder Radsternen zu
befestigen, ist ebenfalls mangelhaft; die Tyres werden nämlich im rothwarmen
Zustande auf die Radkörper gebracht und nachher mittelst quer durch dieselben
gehender Schrauben befestigt; theils durch die Zusammenziehung beim Erkalten, theils
durch das Durchbohren wird aber die Festigkeit der Tyres vermindert und es kommen
daher häufig Brüche und Sprünge vor, welche schon zu großen Unglücksfällen
Veranlassung gegeben haben.
Bei Anwendung von Schalengußrädern ist der erste den schmiedeeisernen und stählernen
Tyres gemachte Vorwurf, die kostspielige. Unterhaltung, großentheils beseitigt, aber
sie sind gefährlich, wenn sie in einem Stück gegossen sind, weil dann ihre
Stabilität eine geringe ist, daher ihr Gebrauch bei den Wägen der Personenzüge
verboten ist. Ferner kann man ihnen mit Recht vorwerfen, daß sie beim Bremsen nicht
zu verwenden sind, weil ihre stahlharte Oberfläche kein Nachdrehen der Peripherie
zuläßt, nachdem dieselbe durch das Schleifen flache Stellen bekommen hat.
Der Zweck der vorliegenden Erfindung (patentirt in England am 2. December 1858) ist,
ein Rad herzustellen, bei welchem die vorgenannten Nachtheile, sowohl der
schmiedeeisernen und stählernen Tyres, als auch der in einem Stück gegossenen
Schalengußräder, vermieden, gleichzeitig aber die Vortheile der harten und nicht
zerstörbaren Oberfläche des Schalengußrades beibehalten sind.
Fig. 23 ist
ein Querschnitt des neuen Rades. A, A ist der Tyre, in
einer Schale (gußeisernen Form) gegossen, aber ohne Scheiben oder Speichen, als
bloßer Ring, so daß bei der Abkühlung des Gußstückes kein Zerspringen desselben
durch ungleiche Zusammenziehung entstehen kann, wie sie bei einer ausgedehnteren
Masse stattfindet. Man kann leicht eine solche Mischung von Roheisensorten anwenden,
daß durch das Abschrecken das Hartwerden von der Peripherie aus auf die
erforderliche Tiefe unter der Oberfläche erzielt wird. Die Tyres der Räder welche
unter Bremsen laufen sollen, können von Schmiedeeisen oder Stahl nach demselben
Querschnitt wie Fig. 24 zeigt, gemacht werden. B, B, sind
Scheiben, von Gußeisen, Schmiedeeisen oder Stahl gemacht, mit seitlich
vorspringenden Ringen auf ihrer Peripherie, welche in entsprechende Ruthen des
Schalengußtyre hineinpassen. Der Tyre wird zwischen diesen Scheiben vermittelst
Schraubenbolzen wie in Fig. 24, oder mittelst
Nieten wie in Fig.
25, sicher befestigt.
Fig. 26 zeigt
im Querschnitt eine Abänderung der Erfindung. Hierbei ist die Nabe E, E von Gußeisen, und die Scheiben F, F sind von Schmiedeeisen oder Stahl; beide Scheiben
werden mit der Nabe durch Schrauben verbunden, welche durch in die Nabe gegossene
Löcher stehen. Die Scheiben können bei jeder Construction des Rades flach und voll
oder getieft, oder mit durchbrochenen Oeffnungen hergestellt und an dem Tyre durch
Bolzen oder Schrauben befestigt werden, wie aus der Zeichnung ersichtlich.
Bei dieser Construction kann ein ausgelaufener oder sonst zerstörter Tyre ohne viele
Umstände und mit Benützung sämmtlicher übrigen Theile des Rades ausgewechselt
werden, was bei einem in einem Stück gegossenen Schalengußrade nicht möglich ist, da
bei demselben durch einen Fehler an der Laufstelle das ganze Rad unbrauchbar
wird.