Titel: | Ueber die Anwendung des Chromalauns statt des sauren chromsauren Kalis in der Wollfärberei; von E. Peissert. |
Fundstelle: | Band 153, Jahrgang 1859, Nr. LX., S. 214 |
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LX.
Ueber die Anwendung des Chromalauns statt des
sauren chromsauren Kalis in der Wollfärberei; von E. Peissert.
Aus der deutschen Musterzeitung, 1859, Nr.
2.
Anwendung des Chromalauns statt des sauren chroms. Kalis in der
Wollfärbere.
Das saure chromsaure Kali ist schon seit längerer Zeit in der Schafwollfärberei als
Mordant eingeführt, und es werden damit namentlich Braun,
Bronze, Olive u. und Schwarz hergestellt. Das
Verfahren ist in der Hauptsache immer dasselbe. Die Wollen werden in der Regel mit
saurem chromsaurem Kali und Weinstein, unter Zusatz von etwas Schwefelsäure,
angesotten und darauf in den bezüglichen Farbeholzflotten ausgefärbt. Fast jeder
Färber hat ein anderes Verhältniß des Chroms zum Weinstein und eben so existirt fast
für jede einzelne Farbe ein besonderes Recept. Alle diese Farben ohne Unterschied,
natürlich die eine mehr als die andere, haben den großen
Nachtheil, daß sie sich schwer vollkommen gleichmäßig herstellen lassen.
Diesem Uebelstande abzuhelfen, sind Tausende von Versuchen gemacht, jedoch ist nach
des Verf. Wissen bis jetzt noch keiner mit einem genügenden Erfolg gekrönt worden.
Nachstehend versucht er nun zu beweisen, daß man durch Anwendung des Chromalauns
(statt des rothen chromsauren Kalis) in der Schafwollfärberei 1) gleichmäßige, egale
Farben erzielt und 2) dieselben mit bedeutend geringeren Kosten und wenigstens eben
so schön als bei dem alten Verfahren mit saurem chromsaurem Kali herstellt.
In den bisher angewendeten Mischungen wird offenbar die Chromsäure durch die
Weinsteinsäure reducirt, so daß Chromoxyd entsteht, weßhalb eine alte
Chromsiedeflotte auch eine grüne Farbe hat. Der Weinstein wirkt also nur als
reducirendes Mittel, welches man aber viel wohlfeiler haben kann, und die sogenannten
Weinsteinsurrogate, Weinsteinpräparate, die in der Neuzeit zu Dutzenden aufgetaucht
sind, entsprechen, wenn man die Bildung von Chromoxydsalzen als nöthig festhält,
ihrem Zweck durchaus nicht, da sie (meistens Rückstände von der Salzsäure-
und Salpetersäurebereitung) durchaus nicht reducirend auf die Chromsäure einwirken
können. Man kann sich nun leicht erklären, daß bei dem gewöhnlichen Verfahren der
Vorgang nicht immer so einfach und vollkommen eintritt, wenn man bedenkt, daß die
Verhältnisse von saurem chromsaurem Kali, Weinstein und Schwefelsäure so sehr
verschieden angewendet werden; so wird z.B. unzersetztes chromsaures Kali bei der
Bildung der Farbe mitwirken etc. Dieses letztere und den Umstand, daß die Bildung
von Chromoxydsalz in der sehr verdünnten Flotte nur allmählich und an den
verschiedenen Stellen der Wollen ungleichmäßig stattfindet, hält der Verf. für die
Ursache der bisherigen Unegalität der Chromfarben. Außerdem ist bekannt, daß die
Chromsäure auch sehr empfindlich gegen das Licht ist. Imprägnirt man ein wollenes
Gespinnst oder Gewebe mit saurem chromsaurem Kali und setzt es dann nur stellenweise
dem Lichte aus, so wird sich dieß beim späteren Ausfärben markiren und das Gespinnst
oder Gewebe unegal erscheinen lassen. Dieß haben wir aber ebenfalls beim bisherigen
Sieden der Wolle mit saurem chromsaurem Kali und Weinstein gehabt, natürlich in
verschieden starkem Grade, und es ist diesem Umstande auch das Unegalwerden der
Chromfarben zuzuschreiben.
Wendet man statt des sauren chromsauren Kalis Chromalaun an, so fallen beide
obengenannte Uebelstände fort. Das Chromoxyd braucht sich nicht erst zu bilden und
das Licht wirkt nicht mehr schädlich, da keine Chromsäure vorhanden und das
Chromoxyd vollkommen unempfindlich gegen das Licht ist. Ferner wird der theure
Weinstein überflüssig und es genügt ein geringer Zusatz von Schwefelsäure, um das
Färben zu erleichtern.
Es könnte der Einwand gemacht werden, daß die Darstellung des Chromalauns umständlich
und kostspielig sey. Dieß ist aber nicht der Fall. Wir besitzen in der schwefligen
Säure ein sehr billiges Reductionsmittel der Chromsäure und erhalten in der dabei
sich bildenden Schwefelsäure die zur Bildung des Chromalauns nöthige Säure. Ein
jeder Wollenfärber, der eine Kammer zum Schwefeln (Bleichen) der Wolle besitzt, kann
ohne große Mühe Chromalaun herstellen, wie folgender Versuch zeigt. Eine Auflösung
von saurem chromsaurem Kali wurde in einem möglichst flachen Gefäße in die
Schwefelkammer gebracht und darin bis zur Herausnahme der Wollen gelassen. Die
vorher rothgelbe Flüssigkeit hatte sich dunkelgrün gefärbt, es hatte sich Chromalaun
gebildet. Man kann die
Flüssigkeit abdampfen und krystallisiren lassen oder direct verwenden. Unserer
Quelle sind zwei mit Chromalaun gefärbte Proben Wollengarn beigefügt, bei denen der
Verf. nahm:
Zu Braun
6 Loth
Chromalaun,
1 „
Schwefelsäure;
Zu Schwarz
4 „
Chromalaun,
1 „
Schwefelsäure.
Nicht allein der Chromalaun, sondern noch verschiedene andere leicht herzustellende
Chromoxyddoppelsalze könnten hier in Betracht gezogen werden; der Kostenpunkt würde
dabei am meisten ins Gewicht fallen. So erhält man z.B. durch Sättigen einer
Auflösung von saurem chromsaurem Kali mit Oralsäure (gewöhnlich Zuckersäure genannt)
oralsaures Chromoxydkali etc.