Titel: | Beschreibung einer galvanischen Batterie von anhaltend constanter Wirkung; von Werner Siemens. |
Fundstelle: | Band 153, Jahrgang 1859, Nr. XXXI., S. 113 |
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XXXI.
Beschreibung einer galvanischen Batterie von
anhaltend constanter Wirkung; von Werner Siemens.
Aus der Zeitschrift des deutsch-österreichischen
Telegraphen-Vereins, 1859 S. 53.
Mit Abbildungen auf Tab.
II.
Siemens' galvanische Batterie von anhaltend constanter
Wirkung.
Halske und ich haben uns seit langer Zeit mit der Aufgabe
beschäftigt eine constante Kette so zu construiren, daß die Wirkung lange Zeit
hindurch ungeschwächt bleibt und die aus der unvermeidlichen Anwendung zweier, durch
eine poröse Scheidewand getrennter Flüssigkeiten entstehende Unbequemlichkeit und
anderweitigen Nachtheile fortfallen. Bekanntlich geben alle Ketten, bei denen die
beiden Metalle in derselben Flüssigkeit stehen, wie z.B. die in neuerer Zeit
vielfach benutzten Zinkkohlen-Ketten, keinen Strom von gleichbleibender
Stärke. Im Augenblicke der Schließung derartiger Ketten ist der Strom am
kräftigsten, seine Stärke nimmt schon im Verlauf der ersten Secunden beträchtlich ab
und sinkt bei anhaltender Schließung auf die Hälfte bis ein Drittel der
ursprünglichen Stärke hinab. Bleibt die Batterie darauf eine Zeit lang geöffnet, so
stellt sich nach und nach die ursprüngliche Kraft wieder her. Es ist klar, daß diese
fortwährenden und großen Schwankungen der Stromstärke von sehr großem Nachtheil beim
Telegraphiren seyn müssen, und man würde sich sicher nicht so unvollkommener
Hülfsmittel bedienen, wenn die constanten Ketten nicht andere, ebenfalls sehr
wesentliche Schwächen hätten. Die Grove'sche und Bunsen'sche Kette sind nur in seltenen Fällen für
telegraphische Zwecke anwendbar, da die durch Zersetzung der Salpetersäure
entstehende salpetrige Säure der Gesundheit sehr nachtheilig ist und die Apparate in
kurzer Zeit verdirbt. Batterien bei denen die der Elektrolyse unterworfene
Flüssigkeit aus einer Lösung von chromsaurem Kali, Quecksilberchlorid, Mangansäure
etc. besteht, haben sich praktisch nicht bewährt. Es blieb daher nur die Daniell'sche Batterie zu berücksichtigen. Diese ist
billig in der Beschaffung und Erhaltung, hat eine beträchtlich größere
elektromotorische Kraft wie die Zinkkohlen-Kette und gibt Ströme von völlig
constanter Stärke. Dagegen ist die Instandhaltung der Daniell'schen Batterie sehr unbequem und sie verdirbt leicht gänzlich,
wenn ihr nicht die gehörige Sorgfalt gewidmet wird. Dieß rührt größtentheils von der
unvollkommenen Wirkung der porösen Scheidewand her, durch welche die
Kupfervitriollösung von der verdünnten Säure und dem in derselben befindlichen Zink
getrennt wird. Sowohl die gewöhnlich benutzten porösen Thontöpfe, wie andere bisher
als poröse Scheidewand benutzte Materialien gestatten die Vermischung der
Flüssigkeiten durch Diffusion. Der hierdurch zum Zink gelangte Kupfervitriol wird
durch das Zink zersetzt, es bildet sich Zinkvitriol und das Kupfer schlägt sich auf
dem Zink nieder. Hierdurch wird einmal sowohl Kupfervitriol wie Zink unnöthig
consumirt, ferner wird die Wirkung der Kette durch das Kupfer, welches sich auf dem
Zink festsetzt, wesentlich vermindert, und endlich werden die porösen Töpfe bald
unbrauchbar, da sie sich mit galvanisch ausgeschiedenem Kupfer bedecken und gänzlich
von demselben durchfressen werden.
Man hat in neuerer Zeit versucht die porösen Scheidewände ganz fortzulassen, indem
man darauf rechnete, daß die, durch einen Glastrichter stets gesättigt erhaltene
Kupfervitriollösung durch ihr größeres specifisches Gewicht von dem über ihr
befindlichen gesäuerten Wasser getrennt erhalten werde. Da sich jedoch durch den
elektrischen Strom Zinkvitriol bildet, welcher das specifische Gewicht des
gesäuerten Wassers vermehrt, da ferner die Vermischung der Flüssigkeiten durch das
verschiedene specifische Gewicht zwar vermindert aber nicht aufgehoben wird und in
Folge des elektrischen Stromes selbst so wie aus anderen Ursachen Ströme in der
Flüssigkeit entstehen, welche die Mischung derselben befördern – so läßt sich
von dieser Anordnung kein günstiges Resultat erwarten.
Das einzige Mittel, die erwähnten Mängel der Daniell'schen
Batterie zu beseitigen, scheint in der Verbesserung der Diaphragmen zu liegen. Halske und ich haben nach vielen Versuchen in der durch
concentrirte Schwefelsäure umgewandelten Pflanzenfaser einen Stoff gefunden, welcher
die von dem Diaphragma geforderten Eigenschaften in hohem Grade besitzt. Die mit
Diaphragmen aus solcher Masse angefertigten Daniell'schen
Ketten haben sich vollkommen bewährt. Die Vermischung der Flüssigkeit wird durch
dieselben vollständig verhindert, die Wirkung der Kette bleibt viele Monate lang
constant und es findet durchaus kein chemischer Verbrauch von Kupfervitriol und Zink
in ihr statt.
In Figur 8 und
9 ist ein
derartiges Element im Grundriß und senkrechten Durchschnitt abgebildet. a ist das Glasgefäß, b ein,
unten etwas ausgeweitetes, Glasrohr, c ein senkrecht
stehender, in mehreren Schneckenwindungen gebogener Kupferblechstreifen, d ein an demselben befestigter Draht. e ist eine dünne Pappscheibe, f das Diaphragma aus Papiermasse, g ein
Zinkring mit Klemme. Die aus der Papierfabrik bezogene Papiermasse wird gut
ausgepreßt und darauf mit ein Viertel ihres Gewichts englischer Schwefelsäure
übergossen und so lange umgerührt bis die ganze Masse eine homogene klebrige
Structur angenommen hat. Darauf wird sie mit etwa der 4fachen Menge Wasser
bearbeitet und darauf in eine Presse unter starkem Druck das überflüssige saure
Wasser entfernt und ringförmige Scheiben gebildet, welche den Zwischenraum zwischen
den Glaswänden vollständig ausfüllen.
Sollen die so vorbereiteten Elemente in Benutzung genommen werden, so wird der innere
Glascylinder mit Kupfervitriolkrystallen gefüllt, darauf Wasser hineingegossen und
ebenso der ringförmige Zwischenraum mit Wasser gefüllt, dem bei der ersten Füllung
etwas Säure oder Kochsalz zugesetzt wird. Man hat später nur darauf zu sehen, daß
der innere Glascylinder immer mit Kupfervitriolstücken gefüllt erhalten und das
Wasser im äußeren Gefäße von Zeit zu Zeit erneuert wird, damit es den durch den
Strom gebildeten Zinkvitriol stets gelöst erhalten kann. Die zur Bildung des
Zinkvitriols nöthige Schwefelsäure wird durch den Strom selbst durch das Diaphragma
hindurch transportirt und dadurch gleichzeitig die aus dem zersetzten Kupfervitriol
frei werdende Schwefelsäure entfernt. Es ist dieß von großer Wichtigkeit, da
andernfalls die Kupfervitriollösung zu viel Schwefelsäure enthalten und dadurch die
Löslichkeit des Kupfervitriols sehr vermindert werden würde. – Nach den seit
etwa 6 Monaten an solchen Batterien gemachten Erfahrungen ist die Wirkung derselben
eine außerordentlich constante. Die Erhaltungskosten sind sehr gering, da aller
chemische Consum von Kupfervitriol und Zink beseitigt ist. Man kann eine solche
Batterie ohne Beeinträchtigung ihrer Wirkung Monate lang stehen lassen, wenn man nur
Sorge trägt, daß immer Kupfervitriolstücke im Glasrohr sichtbar sind und das
verdunstete Wasser ersetzt wird. Man thut wohl, alle 14 Tage etwa die Batterie
auseinanderzunehmen, den Zinkcylinder vollständig zu reinigen, die Flüssigkeit
abzugießen und durch reines Wasser zu ersetzen. Ist der benutzte Kupfervitriol eisenhaltig, so thut man
wohl, die Elemente ganz umzukehren, damit auch die unter dem Diaphragma befindliche
Kupfervitriollösung, die dann sehr eisenvitriolhaltig ist, entfernt wird. Die
Zinkringe dürfen nicht verquickt werden. Um die im Zink enthaltenen fremden Metalle,
welche ungelöst zurückbleiben, von der Papiermasse getrennt zu erhalten, bedecken
wir diese mit einem Ringe von irgend einem lockeren Gewebe, welches bei der
Reinigung der Batterie durch ein neues ersetzt wird. Man kann dieselben durch
verdünnte Salpetersäure, welche die ungelöst gebliebenen Metalle auflöst, leicht
wieder brauchbar machen. Bei der erneuerten Füllung mit Wasser hat man darauf zu
achten, daß sich der Raum unter dem Diaphragma vollständig mit Wasser anfüllt.
Zeigen sich Luftblasen, so lassen sich dieselben leicht durch Neigung des Glases
entfernen. Der Widerstand derartiger Elemente ist nicht viel größer wie der von den
gebräuchlichen kleinen Daniell'schen Elementen mit hart
gebrannten Thonzellen. Sie eignen sich daher zu allen Linienbatterien, haben dagegen
als Localbatterien in der Regel zu großen Widerstand.