Titel: | Ueber den Gasbrenner des Hrn. Monier aus Marseille; Bericht von Hrn. Silbermann. |
Fundstelle: | Band 153, Jahrgang 1859, Nr. XXX., S. 109 |
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XXX.
Ueber den Gasbrenner des Hrn. Monier aus Marseille; Bericht von
Hrn. Silbermann.
Aus dem Bulletin de la Société
d'Encouragement, Mai 1859, S. 276.
Mit Abbildungen auf Tab.
II.
Ueber Monier's Gasbrenner.
Der Brenner des Hrn. Monier, Fabrikant von
Beleuchtungsapparaten (Niederlage in Paris, rue du
grand-Chantier No. 5) gehört in die Classe der sogenannten
Kronenbrenner, welche eine doppelte Luftströmung haben. Er charakterisirt sich
dadurch, daß die äußere Umhüllung des ringförmigen Raumes von Porzellan, der Brenner
selbst von Pfeifenerde ist, und daß das Zugglas, auf zwei Drittel seiner Höhe
cylindrisch, oben in einen abgestutzten Kegel übergeht, dessen obere Oeffnung einen
halb so großen Durchmesser hat, als der cylindrische Theil. Der Träger sowohl des
Zugglases als der Glaskugel, sowie überhaupt die untere Fassung, ist in einem Stücke von
Milchglas gegossen, und mit dem Brenner durch eine Schraube auf der
Gaszuführungsröhre verbunden.
Aus diesen einzelnen Theilen in ihrer eigenthümlichen Anordnung stellt Hr. Monier einen Brenner dar, welcher nicht nur eine gleiche
Lichtstärke gibt, wie andere Brenner von der nämlichen Nummer, sondern auch eine
beträchtliche Gasersparniß verursacht, während seine Flamme vollkommen ruhig brennt.
Ueberdieß hat man sich mittelst eines Stückchens Papiers, welches in 1 Decimeter
Höhe über dem Zugglas gehalten wurde, überzeugt, daß die Luft bei ihrem Austritt
keine so hohe Temperatur mehr hat, um das Papier zu entzünden; daraus geht hervor,
daß die Feuersbrünste, welche bei den gewöhnlichen Brennern so häufig vorkommen, mit
dem Brenner von Monier weniger zu befürchten sind. Ein
weiterer Vorzug desselben ist, daß der Raum senkrecht unter dem Brenner, welcher bei
den gewöhnlichen Vorrichtungen in Folge des Schattenwerfens der Metallgarnituren nur
mit einem Reflector beleuchtet werden kann, hier sein Licht direct bekommt, denn
dasselbe kann durch die gläserne Garnitur, welche die Kugel und das Zugglas trägt,
überall ausstrahlen. Die Garnitur ist ungefähr auf der Mitte ihrer Höhe mit
länglichen Oeffnungen versehen, welche der zur Verbrennung erforderlichen Luft den
Zutritt gestatten.
Der Brenner, welcher, wie schon erwähnt wurde, aus Pfeifenerde besteht, wird mit
seinem Rande aus einer steifen Masse geformt, und die Löcher werden auf einen Druck
mittelst eines Ringes durchgeschlagen, der mit gehörig angeordneten Kupferstiften
von der entsprechenden Nummer versehen ist. Nachdem der geformte Brenner hinreichend
ausgetrocknet und gebrannt worden ist, wird er mit Bleiweiß, welches mit Wasser
abgerieben wurde, aufgekittet. Der so fabricirte Brenner wird beim Gebrauche nur
härter und hat nicht den Nachtheil, sich durch Oxydation zu verstopfen, wie die
Metallbrenner. Im Falle des Zerspringens oder sonstigen Schadhaftwerdens ist
derselbe leicht und mit wenigen Kosten durch einen neuen zu ersetzen, da er nur auf
ungefähr 5 Centimes zu stehen kommt.
Bei Anwendung dieses Brenners ist der Gasverbrauch verschieden, je nachdem die
Glaskugel aufgesetzt oder abgenommen ist. Im ersten Falle, welchen der Erfinder
ausschließlich empfiehlt, ergibt sich, da die zuströmende Luft Zeit hat sich zu
erwärmen, eine auffallende Gasersparniß.
Der neue Brenner wurde mit drei verschiedenen anderen Brennern verglichen. Bei diesen
Versuchen wurde jeder der zwei zu vergleichenden Brenner mit einer Gasuhr versehen.
Nachdem bei beiden Brennern die Lichtstärken gleich gemacht waren und der Druck in
den beiden Gasuhren ebenfalls gleich war, wurde für beide Brenner der Gasverbrauch
in gleichen Zeiten
abgelesen, und um sich von der Uebereinstimmung der beiden Gasuhren zu überzeugen,
wurde ein zweiter Versuch unter denselben Umständen gemacht, nur mit dem
Unterschiede, daß die beiden Gasuhren verwechselt wurden.
Der von uns angewandte Brenner des Hrn. Monier hatte 30
Löcher, und seine Flamme, die sehr ruhig brannte, war im Vergleich mit derjenigen
der anderen Brenner schwach gelblich gefärbt. Die anderen Brenner waren:
1) ein Manchester-Brenner Nr. 6, construirt für einen Gasverbrauch von 150
Litern per Stunde unter einem Druck von 15 Millimetern
Wassersäule; dieser Brenner, welcher nur zwei schief zu einander gebohrte Löcher
hat, gibt eine Fächerflamme;
2) ein Maccaud-Brenner mit 30 Löchern;
3) ein Porzellanbrenner, dessen Stahlring 25 Löcher hatte.
Bei den Versuchen ergaben sich folgende Zahlen für den stündlichen Gasverbrauch bei
einem Drucke von 25 Millimetern Wassersäule.
Textabbildung Bd. 153, S. 111
Bezeichnung der verschiedene
Brenner; Gasverbrauch; der verschiedenen Brenner; des Brenners von Monier;
Verhältniß; Manchesterbrenner; Maccaud-Brenner; Porzellanbrenner;
Monier-Brenner ohne Glaskugel, also mit kaltem Luftzuge; Liter
Aus diesen Resultaten ersieht man, daß der Monier'sche
Brenner (mit aufgesetzter Glaskugel) eine Gasersparniß von einem Drittel gewährt.
Dieses vortheilhafte Resultat erhielt man auch bei den in Marseille angestellten
Versuchen, sowie in verschiedenen Pariser Etablissements, wo die gewöhnlichen
Brenner durch Monier-Brenner ersetzt wurden.
Endlich ist auch die Stetigkeit und Ruhe der Flamme ein wesentlicher Vorzug, welcher
sich überall herausstellte, wo der Monier'sche Brenner
Eingang fand.
Beschreibung der Abbildungen.
Fig. 25 ist
die Ansicht des Brenners in seiner gläsernen Garnitur.
Fig. 26 ist
der Durchschnitt durch die Achse der Vorrichtung, wobei der Brenner, die Glasfassung
oder Garnitur, sowie das Zugglas und die Glaskugel oder Glocke zu sehen ist.
Fig. 27 ist
der Grundriß des Brenners.
Der eigentliche Brenner besteht aus drei besonderen Theilen:
1) aus der Brennerscheibe h (Fig. 26 u. 27) von
Pfeifenerde, welche aus einem abgestutzten, nach Unten gekehrten Kegel besteht, der
an seiner größern Basis mit einem vorspringenden Rande versehen ist, worin sich die
Brennerlöcher befinden, und welcher sich an die äußere Brennerröhre anschließt;
2) aus einer Porzellanröhre j, die an beiden Enden offen
ist;
3) aus einer zweiten Röhre k, welche niederer und enger,
concentrisch zur Röhre j ist, und durch zwei Arme l, l mit der Gaszuleitungsröhre L in Verbindung steht.
Fig. 26 zeigt
die Art, wie diese drei Theile mit einander verbunden sind. Einerseits ruht die
Brennerscheibe h mit ihrem Rande auf der Röhre j auf, deren Kante abgeschrägt ist, und mit ihrer
kleinern Basis auf der Röhre k, die ebenfalls eine
geeignete Form hat; die Fugen sind durch Bleiweißkitt verdichtet. Andererseits ist
die Röhre k mit der Basis der Röhre j so verbunden, daß durch diese Verbindung eine
ringförmige Kammer entsteht, welche unten mit den Armen l,
l vereinigt ist, während sie oben durch die Brennerscheibe h gedeckt wird.
Die Röhren k und L sind von
Messing; letztere, sowie die Arme l, l, sind bis zur
Vereinigungsstelle mit der Porzellanröhre j mit weißem
Email überzogen.
M ist die Glasfassung, in deren Mitte der Brenner steht.
Zu diesem Zwecke hat die Röhre L an ihrem untern Ende
eine Schulter, welche auf dem Grunde der Fassung aufruht, und außerhalb der Fassung
ein Gewinde, auf welches eine Mutter m geschraubt
wird.
Die Fassung, welche aus Milchglas gegossen ist, ist mit einer Reihe von
rechtwinkeligen Oeffnungen n (Fig. 25) versehen, durch
welche die zur Verbrennung nöthige Luft einströmt.
Das Zugglas P ist oben conisch und ruht unten auf den
durch die Oeffnungen n gebildeten Vorsprüngen auf.
Die Glasglocke Q steht auf einem kreisförmigen Rande,
welcher unterhalb der Oeffnungen n an der Fassung M angebracht ist.
Man wird bemerken, daß der Rand der obern Oeffnung an der Glasglocke das Zugglas
nicht berührt; durch den freien Spalt zwischen diesen beiden tritt die Luft in die
Glasglocke, und aus dieser durch die Oeffnungen n zum
Brenner. So bildet sich, während das Gas durch die Röhre L in die ringförmige Kammer strömt, um an den Brennerlöchern zu
entweichen, ein doppelter Luftstrom, wovon der eine zwischen der Fassung und der
äußeren Fläche des Brenners aufsteigt, und der andere durch den Cylinder k in die Höhe geht.
Hr. Monier liefert mehrere Sorten von Brennern und
Fassungen, sie unterscheiden sich aber von den beschriebenen nur durch ihre Größe
und Form.