Titel: | Zusammenstellung der neueren auf den preußischen Eisenbahnen über Heizung der Locomotiven mit Steinkohlen gewonnenen Resultate. |
Fundstelle: | Band 153, Jahrgang 1859, Nr. XXIV., S. 87 |
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XXIV.
Zusammenstellung der neueren auf den preußischen
Eisenbahnen über Heizung der Locomotiven mit Steinkohlen gewonnenen Resultate.Man vergl. die früheren Mittheilungen im polytechn. Journal Bd. CXL S. 402, Bd. CXLIII S. 335 und Bd. CXLIV S. 102
Aus Erbkam's Zeitschrift für Bauwesen, 1859, Heft
4–5.
Resultate über Heizung der Locomotiven mit Steinkohlen auf
preußischen Eisenbahnen .
Die Versuche, welche in den letzten Jahren auf verschiedenen Eisenbahnen zur
Einführung der Heizung der Locomotiven mit Steinkohlen statt der Kohks gemacht
worden sind, haben zu ziemlich günstigen Resultaten geführt und die betreffenden
Verwaltungen veranlaßt, diese Heizungsmethode beizubehalten und ihrer weitern
Entwickelung eine dauernde Aufmerksamkeit zuzuwenden.
Die günstigsten Resultate hat die Aachen-Düsseldorf-Ruhrorter Eisenbahn
erzielt, indem daselbst bei einer Ersparniß von 42,8 Proc. der Kosten der
Kohksheizung der belästigende Rauch auf ein Minimum reducirt worden ist. Bei den
übrigen Eisenbahn-Verwaltungen liegen die Ersparnisse innerhalb 5 und 20
Proc., je nachdem denselben geeignete Kohlen mehr oder weniger zugänglich waren und
wegen der Eigenschaften letzterer mehr oder weniger Kohks gebraucht werden mußten,
um eine hinreichende Dampfentwickelung, Luftzuführung und Rauchverzehrung zu
erhalten.
Das Verhältniß der verbrauchten Kohlen zu den Kohks ist folgendes gewesen:
1) Aachen-Düsseldorf-Ruhrorter Eisenbahn:
bei Güterzügen:
83 Proc. Kohlen,
17 Proc. Kohks,
bei Personenzügen:
67 „
„
33 „
„
2) Rheinische Eisenbahn:
von 25 Proc. Kohlen
und
75 Proc. Kohks
bis 50
„
„
und
50 „
„
3) Köln-Mindener Eisenbahn:
29 Proc. Kohlen und 71 Proc. Kohks.
4) Westphälische Eisenbahn:
40 Proc. Kohlen und 60 Proc. Kohks.
5) Bergisch-Märkische Eisenbahn:
40 Proc. Kohlen und 60 Proc. Kohks.
Dabei ist die Heizkraft von einem Centner Kohks 1 bis 1 1/5 Scheffel Kohlen gleich
gefunden worden.
Die mit der Kohlenheizung noch verbundenen Uebelstände sind:
1) die Entwickelung von Rauch,
2) die Ansammlung glühender Kohlentheilchen in der
Rauchkammer.
Zur Beseitigung dieser Uebelstände werden allgemein empfohlen:
1) eine richtige Wahl der Kohle,
2) eine richtige Behandlung derselben beim Heizen,
3) eine kleine Aenderung des Rostes und der Rauchkammer.
I. Die Kohle.
Die zur Locomotivheizung zu verwendende Kohle muß schwefelfrei, stückreich und wenig
Grus enthaltend, wenig backend, leicht entzündlich und wenig fett seyn, und dabei
wenig schlackende und wenig bituminöse Bestandtheile enthalten, damit sie keine
zerstörenden Gase entwickle, den Rost nicht luftdicht bedecke oder verschlacke, und
wenig Rauch bilde.
Als solche Kohlen werden empfohlen: Seitens der
Aachen-Düsselborf-Ruhrorter Bahn die von den Zechen Alsdorf (linke
Rheinseite) und Gewalt (rechte Rheinseite); Seitens der westphälischen Eisenbahn die
der Zeche Präsident; Seitens der Elberfelder Direction die Flammkohle von Witten,
und im Uebrigen einige oberschlesische Kohlen, außerdem die Kohlen aus dem Schachte
Wrangel bei Waldenburg und die sächsische Rußkohle.
II. Die Heizung.
Bei der Heizung der Locomotiven mit Kohlen ist eine besondere Aufmerksamkeit des
Heizers erforderlich, damit durch das Aufgeben des Brennmaterials nichts an
Temperatur und Luftzutritt eingebüßt werde, welche beide zur Erhaltung der
Dampfspannung und zur Rauchverzehrung erforderlich sind. Es hat einen guten Erfolg
gehabt, diese Aufmerksamkeit durch Ertheilung von Prämien anzuregen.
Folgende Operation des Heizens hat sich als besonders zweckmäßig erwiesen: Das
frische Brennmaterial wird in Stücken, oder bei Grus etwas angefeuchtet und
durchgehackt in kleinern Portionen auf die Mitte des mit glühendem Material
bedeckten Rostes aufgegeben, woselbst dasselbe trocknet, zusammenbackt und einen
Theil seiner Gase abgibt, welche durch reichlichen Luftzutritt am Rande des Rostes
verbrennen. Nachdem dieser Zustand eingetreten ist, können die glühenden Stücke,
ohne zu zerfallen und den Rost dicht zu bedecken, auf die Seiten geschoben werden
und frischem Brennmaterial Platz machen. Es wird bei dieser Operation sich am
Umfange des Rostes eine lebhafte Verbrennung bei hoher Temperatur und überflüssigem Luftzutritt
entwickeln, welche ausreicht, die aus dem frischen Brennmaterial in der Mitte des
Rostes entwickelten Gase vollständig zu verbrennen und
die Abscheidung des Kohlenstoffes zu verhindern.
Es ist nicht überall gelungen, diesen Zustand der Verbrennung mit Kohlen allein zu
erhalten, und werden daher mehr oder weniger Kohks zum Anfeuern und während der
Feuerung am Rande des Rostes zur Erhaltung der Temperatur und des Luftzutrittes den
Kohlen beigegeben. Es geht jedoch aus den verbrauchten Kohksquantitäten, die, wie
oben angegeben, 1/6 bis 5/7 des Gesammt-Brennmaterials bei den verschiedenen
Bahnen betragen, hervor, daß der Kohksverbrauch mehr oder weniger von der
Geschicklichkeit und Thätigkeit der Heizer abhängt.
III. Einrichtungen an den
Locomotiven.
Der Treppenrost ist überall als eine Einschränkung der feuerberührten Fläche
beseitigt worden, und wird nur empfohlen, den gewöhnlichen Rost um 1 bis 3 Stäbe zu
vermehren und so die Zwischenräume in der Mitte desselben auf 3/4 Zoll Weite zu
reduciren.
Einige haben den Rost am hintern Ende 4 bis 8 Zoll gehoben, in welchem Falle das
Brennmaterial zunächst der Feuerthür aufgegeben werden muß, darin jedoch keine
besonderen Vortheile gefunden. Ebenso ist eine Luftzuführung durch die Feuerthür bei
aufmerksamer Behandlung der Heizung entbehrlich gefunden worden.
Um das Glühen der Kohlentheilchen in der Rauchkammer und die daraus entstandene
übermäßige Erhitzung der Dampfröhren zu verhindern, haben die rheinische Eisenbahn
und die Köln-Mindener Eisenbahn daselbst einen besondern Aschekasten angelegt
und eine Lehmbekleidung der Dampfröhren angeordnet, wogegen bei der
Aachen-Düsseldorf-Ruhrorter Eisenbahn nur der Luftzutritt durch die
Rauchkammerthür durch Verdoppelung derselben und Verfällen des Zwischenraumes mit
einem schlechten Wärmeleiter, so wie durch Anbringung eines zweiten äußeren Riegels
an derselben verhindert worden ist.
Bei Güterzug-Locomotiven, wo ein öfteres Reinigen der Rauchkammer zulässig
ist, kann der zweite Aschekasten oder Löschbehälter auch entbehrt werden; es wird
jedoch darauf aufmerksam gemacht, daß beim Oeffnen der Rauchkammerthür der
Luftzutritt unter den Rost abgeschlossen werden muß.
Zur Erhaltung eines Luftzuges und Vermeidung des Rauchens beim Stationiren der
Maschinen wird das Ausblasen von Dampf in den Schornstein mittelst eines besonderen,
durch einen Hahn verschließbaren Zuleitungsrohrs als zweckmäßig und hinreichend
empfohlen.