XXX.Ueber die Härte der Metalle und Legirungen; von
Prof. F. Crace Calvert
und Richard
Johnson.Aus dem Philosophical Magazine, Februar 1859, S.
114.Mit Abbildungen.Calvert, über die Härte der Metalle und Legirungen.Bisher hat man zur Bestimmung der Härte verschiedener Körper dieselben an einander
gerieben, und jenen, welcher in den anderen einen Einschnitt macht oder ihn ritzt,
als den härteren der zwei verglichenen Körper betrachtet; so ergibt sich z.B. die
Reihenfolge: Diamant, Topas, Quarz, Stahl, Eisen, Kupfer, Zinn, Blei. Diese Methode
ist nicht nur in ihren Resultaten sehr ungenügend, sondern auch zur genauen
Bestimmung der verschiedenen Härtegrade von Metallen und deren Legirungen
unanwendbar. Wir wandten daher ein Verfahren an, welches die Härte der unter
einander zu vergleichenden Metalle und Legirungen durch Zahlen darzustellen
gestattet.
[Textabbildung Bd. 152, S. 129]
Zu diesem Zwecke benutzten wir einen Apparat, welcher der Hauptsache nach aus einem
Hebel besteht, mit der wesentlichen Modification, daß der Druck auf dem zu prüfenden
Metallstück durch Entfernung eines Gewichtes vom Ende des längeren Hebelarmes
vermindert werden kann. Der Apparat besteht aus dem Hebel H mit dem Gegengewichte B und der Platte C, auf welche bei Zunahme der Belastung die Gewichte
gelegt werden. Die Stütze L ruht auf einer viereckigen
eisernen Stange, welche durch die an dem Träger angebrachten Führungen E, E geht. Die Stange A ist
bei a getheilt, und hat an ihrem Ende eine conische
Stahlspitze F, welche 7 Millimeter (0,275 engl. Zoll)
lang, an der Basis 5 Millimeter (0,197 engl. Zoll) breit und an der Spitze 1,25
Millimeter (0,049 engl. Zoll) breit ist.
[Textabbildung Bd. 152, S. 130]
Die Spitze ruht auf der Platte Z des Metalles, mit
welchem experimentirt wird. Ein Eisenblock G dient
dem letzteren als Unterlage; die Stütze oder der Widerstandspunkt W kann durch die Schraube M gesenkt oder gehoben werden, und wenn daher diese Schraube gedreht
wird, so wird das ganze Gewicht des Hebels durch den Träger I und die Schraube getragen. Wenn es nothwendig
wird, kann durch Drehen der Schraube M die Wirkung
des Gegengewichtes auf die Stange wieder hergestellt werden.Will man den Härtegrad einer Substanz bestimmen, so bringt man sie auf den Block G und notirt, während die Spitze F darauf ruht, den Stand der Scala a an der
Stange A, legt auf die Scheibe C stets mehr Gewichte, bis die Stahlspitze F
während einer halben Stunde in eine Tiefe von 3,5 Millimeter (0,128 engl. Zoll)
eingedrungen ist, und liest dann das Gewicht ab. – Alle Versuche wurden auf
diese Art zweimal wiederholt, und es ergaben sich beidesmal Resultate, die nur eine
sehr kleine Differenz zeigten. – Die nachfolgende Tabelle gibt die
verschiedenen Härtegrade von mehreren der gewöhnlicheren Metalle. Die Untersuchungen
wurden auf diese Classe beschränkt, um Resultate zu liefern, welche für Ingenieure
und solche, die Metalle verwenden (daher die Härte der verschiedenen Metalle und
deren Legirungen kennen müssen), von Nutzen seyn könnten.
Aus dieser Tabelle geht hervor, daß das Roheisen im Vergleiche zu den anderen
Metallen einen bedeutenden Härtegrad besitzt, und wiewohl viele Legierungen eine
außerordentliche Härte haben, so kommt dennoch keine dem Roheisen gleich.Die erste Reihe von Legirungen, die untersucht wurden, waren die des Kupfers und
Zinkes, die zweite Bronze-Legirungen, die dritte Legirungen von Kupfer und
Zink.Legirungen von Kupfer und Zink.
StöchiometrischeFormel derLegirung.In 100 Theilen derLegirung sind
enthalten.AngewandtesGewicht.Pfund.Erhalten,Roheisen= 1000.Berechnet25)Die Härte einer Legirung wird berechnet, indem man die
procentische Menge eines jeden Metalles mit der zugehörigen Härte
des Metalles multiplicirt, die zwei Resultate addirt und durch 100
dividirt. Der Quotient ist die theoretische
Härte.,Roheisen= 1000.Kupfer.Zink.Zn Cu⁵82,9517,052050427,08280,83Zn Cu⁴79,5620,442250468,75276,82Zn Cu³74,4825,522250468,75276,04Zn Cu²66,0633,942270472,92261,04Zn Cu 49,3250,682900604,17243,33Cu Zn²32,7467,26Zerbrach mit 1500 Pfd., ohne daß die Spitze eindrang.Cu Zn³24,6475,36Zerbrach mit 1500 Pfd., die Spitze drang einen halben
Millimeter tief ein.Cu Zn⁴19,5780,43Drang etwas tiefer ein als bei der vorgehenden, brach
mit 2000 Pfd.Cu Zn⁵16,3083,70Drang 2 Millimeter tief ein bei 1500, zerbrach bei
7000 Pfd.
Diese Resultate zeigen, daß jene Legirungen, die einen Ueberschuß an Kupfer haben,
viel härter sind als die in der Legirung enthaltenen Metalle selbst, und, was sehr
interessant ist, daß der stärkere Härtegrad von dem Zink herrührt, also vom
weicheren der beiden Metalle, die diese Legirung bilden. Jedoch darf die Menge vom
Zink 50 Proc. der Legirung nicht überschreiten, weil sonst die Legirung so spröde
wird, daß sie gleich auseinanderspringt, wenn die Stahlspitze eindringt. Wir
glauben, daß einige dieser Legirungen, mit einem Ueberschuß von Zink, die
Aufmerksamkeit der Ingenieure verdienen, obgleich sie wegen ihres weißen Aussehens
nicht im Handel vorkommen. Insbesondere lenken wir die Aufmerksamkeit auf eine
Legirung dieser Reihe, nämlich die der Formel Cu Zn
entsprechende, wo in 100 Theilen derselben 49,32 Theile Kupfer und 50,68 Theile Zink
enthalten sind.Obwohl diese Legirung um 20 Proc. mehr Zink enthält, als irgend ein im Handel
vorkommendes Messing, hat sie dennoch, falls sie sehr sorgfältig dargestellt wurde,
eine viel schönere Farbe, als dieses. Der einzige Grund, warum sie nicht in Gebrauch
kam, ist wohl der, daß wenn der Betrag des angewendeten Zinkes 33 Proc.
überschreitet, das Messing so weiß wird, daß die Fabrikanten es für rathsam hielten,
dieses Verhältniß nicht zu überschreiten. Wenn sie jedoch die Menge des Zinkes bis
genau 50,68 Proc. vermehrt und die Metalle gut gemischt hätten, so würden sie eine
Legirung mit einer eben so reichen Farbe erhalten haben, wie die 90 Proc. Kupfer
enthaltende, und überdieß von einer dreimal so großen Härte, als bei dem
letztgenannten Verhältnisse. Damit die Ingenieure eine rechte Meinung von dem Werthe
dieser so wohlfeilen Legirung erhalten, folgt eine Tabelle über die verschiedenen im
Handel vorkommenden Messingsorten.
Die Legirung Cu Zn besitzt noch eine andere Eigenthümlichkeit, nämlich die Neigung,
prismatische Krystalle zu bilden, und zwar Prismen von 1/2 Zoll Länge und
außerordentlicher Biegsamkeit. Es unterliegt keinem Zweifel, daß die genannte
Legirung kein Gemenge, sondern eine chemische Verbindung der beiden Metalle ist, wie
überhaupt viele Legirungen chemische Verbindungen sind, worüber die von uns
ausgeführte Untersuchung über die Wärmeleitungsfähigkeit der Legirungen keinen
Zweifel läßt.Bronze-Legirungen.
StöchiometrischeFormel derLegirung.In100 Th. sind enthalten:AngewandtesGewicht.Pfund.Erhalten,Roheisen= 1000.Berechnet,Roheisen= 1000Kupfer.Zinn.Cu Sn⁵ 9,7390,27 400 83,3351,67Cu Sn⁴11,8688,14 460 95,8159,56Cu Sn³15,2184,79 500104,1768,75Cu Sn²21,2178,79 650135,4284,79Cu Sn 34,9865,02Bei 700 Pfd. drang die Spitze 1/2 Millim. ein, und
die Legirung brach.Sn Cu²48,1751,83Bei 800 Pfd. brach die Legirung, ohne daß die Spitze eindrang.Sn Cu³61,7938,21Bei 800 Pfd. zerbrach die Legirung in kleine
Stückchen.Sn Cu⁴68,2731,73Bei 1300 Pfd. zersprang die Legirung in zwei Stücke, ohne daß die Spitze
1 Millim. eingedrungen war.Cu Sn⁵72,9021,10Dasselbe wie vorher.Sn Cu¹º84,3215,684400916,66257,08Sn Cu¹⁵88,9711,033710772,92270,83Sn Cu²º91,49 8,513070639,58277,70Sn Cu²⁵93,17 6,832890602,08279,16
Die Resultate, welche bei dieser Reihe von Legirungen erhalten wurden, führen zu
bemerkenswerthen Schlüssen. – Zuerst zeigt sich die auffallende Weichheit
aller jener Legirungen, die einen Ueberschuß an Zinn enthalten; ferner die
außergewöhnliche Thatsache, daß eine etwas größere Menge eines so dehnbaren Metalles
wie Kupfer eine Legirung plötzlich spröde macht, denn die Legirung nach der Formel
Cu Sn², entsprechend 21,21 Theilen Kupfer auf 78,79 Theile Zinn, ist nicht
spröde, während die Legirung Cu Sn, entsprechend 34,98 Theilen Kupfer auf 65,02
Theile Zinn, spröde ist. Somit macht der Zusatz von 14 Proc. Kupfer eine
Bronze-Legirung spröde. Diese seltsame Thatsache wurde in allen Legirungen,
die einen Ueberschuß von Kupfer enthalten, also bei Sn Cu², Sn Cu³, Sn
Cu⁴, Sn Cu⁵ beobachtet, bis zu einer Legirung, die einen großen Ueberschuß an Kupfer
hat, nämlich die Legirung Sn Cu¹⁰, enthaltend 84,68 Theile Kupfer auf
15,32 Theile Zinn, wo dann diese Sprödigkeit aufhört; seltsamerweise ist aber diese
Legirung, welche 4/5 ihres Gewichtes an Kupfer enthält, beinahe so hart wie Eisen.
Dieser beachtenswerthe Einfluß des Kupfers in den Bronze-Legirungen ist auch
in den folgenden Legirungen bemerkbar: Sn Cu¹⁵ welche 88,97 Theile, Sn
Cu²⁰ welche 91,49 Theile und Sn Cu²⁵, welche 93,17
Theile Kupfer enthält.Wenn Kupfer mit Zinn oder Zink legirt wird, so erlangt es einen auffallend größeren
Härtegrad; es war daher interessant zu ermitteln, ob die Legirungen von Zinn und
Zink ebenfalls einen größeren Härtegrad besitzen als sie nach der Theorie haben
sollten. Zum Zweck der Untersuchung wurde eine Reihe von Legirungen in
stöchiometrischen Verhältnissen dargestellt und damit folgende Resultate
erhalten:Legirungen von Zinn mit Zink.
Diese Resultate zeigen, daß die beiden Metalle keine Wirkung aufeinander ausüben, wie
denn auch die Zahlen, die ihre Härtegrade anzeigen, beinahe kleiner sind, als nach
der Theorie erfordert wird. – Unsere Untersuchungen über die
Wärmeleitungsfähigkeit der drei vorstehend besprochenen Reihen von Legirungen
verbreiten einiges Licht über die große Differenz zwischen den
Bronze-Legirungen und denen aus Zinn und Zink, denn letztere leiten die Wärme
wie ein bloßes Gemisch von Metallen, während die ersteren die Wärme wie chemische
Verbindungen leiten.Zum Schlusse folgen noch zwei Reihen von Legirungen, solche, bestehend aus Zinn und
Antimon, und solche aus Blei und Zinn. Wir finden daß bei den Legirungen aus Zinn
und Blei, das Zinn auch die Härte des Bleies vergrößert, doch nicht in demselben
Grade, wie diejenige des Kupfers.Legirungen von Blei mit Antimon.
StöchiometrischeFormel derIn100 Th. sind enthalten:AngewandtesGewicht.Legirung.Blei.Antimon.Pfund.Pb Sb⁵24,3175,69. . . . . . .Drang 2,5 Millimeter ein bei 800 Pfd., dann zerbrach es.Pb Sb⁴28,6471,36. . . . . . .Drang 2,7 Millimeter ein bei 800 Pfd., brach bei 900 Pfd.Pb Sb³24,8665,14875Pb Sb²44,5355,47. . . . . . .Drang 2,5 Millimeter ein bei 500 Pfd., brach bei 600 Pfd.Pb Sb¹61,6138,39500Sb Pb²76,3223,68385Sb Pb³82,8017,20310Sb Pb⁴86,5213,48300Sb Pb⁵88,9211,07295