Titel: | Ueber die Darstellung der purpur- und rosenrothen Murexidfarben im Baumwollendruck; von Dr. v. Kurrer. |
Fundstelle: | Band 152, Jahrgang 1859, Nr. XVI., S. 65 |
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XVI.
Ueber die Darstellung der purpur- und
rosenrothen Murexidfarben im Baumwollendruck; von Dr. v. Kurrer.
Aus der deutschen Muster-Zeitung, 1859, Nr.
1.
Ueber die Darstellung der purpur- und rosenrothen
Murexidfarben im Baumwollendruck.
Das Murexid kann für den Baumwollendruck theils in gepulverter, theils in teigartiger
Form, wie es jetzt einige chemische Fabriken Deutschlands billig liefern, verwendet
werden. Es braucht weder chemisch rein, noch krystallisirt zu seyn, weil es in
solchem Zustande zu hoch im Preise steht, daher keine allgemeine Verwendung für die
Farbenerzeugung zulaßt. Das pulverisirte und teigartige Product von Theodor Goldschmidt in Berlin und Jacob Braun in Prag genügt vollkommen für den Farbendruck, so daß man es
jetzt nicht mehr aus Frankreich zu beziehen braucht.
A. Aufdruckfarbe. In 72 Pfund
kochendem Wasser werden
24 Pfd.
krystallisirtes salpetersaures Blei aufgelöst und, wenn die Lösungbis
auf 50° R. abgekühlt ist, in der Flüssigkeit
5 „
gepulvertes trocknes oder 15 Pfd. teigartiges Murexid gelöst,
undnachher
36 „
fein gepulvertes Gummi, wonach das Ganze durch ein Beuteltuchoder ein
feines Sieb passirt und erkalten gelassen wird, in welchemZustande es
nun für den Hand- wie für den Walzendruck gebrauchtwerden
kann.
Nach dem Aufdruck wird die Waare so lange in einem feuchten
Locale aufgehängt, bis sich der Druck linde und weich anfühlen läßt, wonach das
purpursaure Bleioxyd auf der Faser durch Ammoniakgas befestigt wird. Es geschieht
dieses am besten durch Aufhängen in einer hermetisch geschlossenen Kammer, wie man
sie zum Schwefeln der wollenen und seidenen Gewebe mittelst schwefliger Säure
verwendet. Statt schwefliger Säure durch Verbrennen des Schwefels wird hier
Ammoniakgas durch Aetzkalk und salzsaures Ammoniak (Salmiak) entwickelt und die
Stücke werden durch Aufhängen der Einwirkung dieses Gases eine Stunde hindurch
ausgesetzt.
B. Durchnehmen der Waare im
Quecksilbersublimatbade. Die im Ammoniakgase behandelten Stücke werden nun
durch ein Bad genommen, welches auf
1500 Pfd.
Wasser
2
„
22 Loth zuvor in kochendem Wasser gelösten
Quecksilbersublimat(Quecksilberchlorid)
enthält. In diesem Bade werden je drei Stücke von 6/4 Breite
und 60 Brabanter Ellen Länge an einander geheftet über den Haspel hin und wieder
laufend behandelt, dann für jede drei folgende Stücke immer 6 Loth
Quecksilbersublimat, in Wasser gelöst, zugesetzt. Es kommt hier auf die Muster an,
ob mehr oder weniger Stücke im erhitzten Bade durchgenommen werden können. Muster
mit zartem leichten Druck gestatten 30 Stück 6/4 breite, 60 Ellen lange Waare im
Sublimatbade durchzunehmen, wogegen bei vollen schweren Dessins schon nach 20
Stücken ein frisches Bad hergerichtet werden muß.
Nachdem immer 3 Stücke das Sublimatbad passirt haben, werden sie in fließendes Wasser
eingehängt, bis zehn Stücke beisammen sind, um sie dann zusammen in einer
gewöhnlichen Färbekufe im essigsauren Natronbade durchzunehmen.
C. Essigsaures Natronbad. Dieses besteht aus
3000 Pfd.
Wasser, in welches die Lösung von
1
„
essigsaurem Natron und
1
„
Salmiak
eingerührt sind.
In diesem Bade werden zehn Stück Waare an einander geheftet, 20 Minuten lang über den
Haspel hin und wieder laufend passirt, alsdann in fließendem Wasser rein ausgespült,
zuletzt im Hydroextracteur entwässert und kalt abgetrocknet.
In dem gleichem Bade, welchem 1 Pfd. essigsaures Natron und kein Salmiak zugespeist wird, werden abermals 10 Stück Waare
durchgenommen.
Auf solche Weise werden Druckfabricate in der brillantesten purpurrothen Farbe
erzielt. Für helle Abstufungen, um Muster in drei verschiedenen rothen Schattirungen, nämlich
dunkelroth, Mittel- und Hellrosaroth, zu erhalten, wird der Normalfarbe für
die beiden letzten Abstufungen ein verhältnißmäßiger Zusatz von reinem Gummiwasser
gegeben.
Die mit Murexidpurpurfarbe gedruckten Baumwollgewebe können ohne Nachtheil bei
50° R. geseift werden; auch hält die Farbe das Chloriren auf der Maschine
vollkommen aus, ohne alterirt zu werden, wogegen sie aber durch heiße Wasserdämpfe
zerstört wird, und es daher nicht möglich ist, Murexid mit den gewöhnlichen
Dampfschattirfarben, nämlich Dampfgrün, Dampfblau, Dampfgelb u.s.w. für die
Illuminationsausarbeitung in Verbindung zu bringen.
Auf uni-murexidroth gefärbten Baumwollenzeugen
können theils durch Oxydations-, anderntheils durch Desoxydationsmittel die
Grundfarben örtlich zerstört und dadurch illuminirte Druckfabricate in den schönsten
und mannichfaltigsten
Mustern dargestellt werden. So erhält man z.B. durch den Aufdruck von saurem
Zinkoxydsalz Orangefiguren.
Dunkelgraue Figuren erzielt man durch den Aufdruck von
Zinnoxydulsalzen. Auf mit Indigo Mittel- und hellblau gefärbten Unigrund
Murexidfarbe aufgedruckt, gibt ein vorzüglich schönes Violett. Mit adjectiv gelb färbenden Pflanzenpigmenten unigelb gefärbte
Baumwollgewebe nehmen durch den Aufdruck von Murexid einen dem Türkischroth ähnlichen Figurendruck an.
Auf Seiden- und Schafwollgeweben, die mit Murexid uniroth gefärbt sind, kann man mit
Pikrinsäure gelb ätzen, wenn derselben eine Säure zugesetzt wird, die das
purpursaure Ammoniak (Murexid) zu entfärben vermag. Ebenso dienen auch andere
Aetzreserven für verschiedenen andersfarbigen Figurendruck.
D. Darstellung des
Murexid-Applications- oder Tafeldruckroth. Für die
Applications- oder Tafeldruckfarben baumwollener Gewebe kann das Murexid
ebenfalls vortheilhaft verwendet werden, wenn man auf 1 Maaß der oben angegebenen
Purpurfarbe 4 Loth Quecksilbersublimat und 4 Loth essigsaures Natron, jedes in 1/4
Maaß Wasser gelöst, zusetzt. Die mit solcher Farbe gedruckte Waare wird nach 3 bis
4tägigem Aufhängen wie gewöhnlicher Tafeldruck gewässert. Die Murexiddruckfarbe läßt
sich jedoch nur mit hölzernen Formen drucken, weil die
Dessins in Messingformen den Sublimat zersetzen, wodurch die Farbe verändert wird,
welches gleichfalls beim Walzendruck der Fall ist.