Titel: | Miscellen. |
Fundstelle: | Band 151, Jahrgang 1859, Nr. , S. 72 |
Download: | XML |
Miscellen.
Miscellen.
Das Stereomonoskop von Claudet.
Claudet hat ein Instrument erfunden, welches er Stereomonoskop nennt und durch dessen Anwendung ein
einfaches Bild eine stereoskopische Täuschung hervorbringt. Im Mittelpunkt eines
großen schwarzen Schirmes hat man eine viereckige Oeffnung angebracht, die durch ein
mattgeschliffenes Glas eingenommen wird, auf welches man, mittelst einer optischen
Vorrichtung, die hinter dem Schirme angebracht ist, das vergrößerte photographische
Bild einer Landschaft, eines Portraits oder irgend eines anderen Gegenstandes fallen
läßt. Wenn man dieses Bild betrachtet, natürlich mit beiden Augen und ohne Anwendung eines
Instrumentes, sieht man ein außerordentliches Phänomen entstehen. Das Gemälde
erscheint mit vollkommenem Relief, als wenn man mit beiden Augen die beiden auf
gewöhnliche Weise in dem Stereoskop verbundenen Bilder betrachtet. Man kann es in
einer Entfernung von 30 Centimetern oder in einer Entfernung von 3 Metern
betrachten, wie man es mit einem gewöhnlichen Gemälde macht, ohne die geringste
Ermüdung der Augen. Obgleich dieses Bild durch die Projection auf den Schirm schon
vergrößert worden ist, so kann man es doch noch mehr vergrößern, wenn man es durch
große Sammellinsen betrachtet. Diese neue Thatsache besteht darin, daß das Bild auf
dem mattgeschliffenen Glas der dunklen Kammer die Täuschung des Reliefs
hervorbringt, während die Empfindung des Reliefs nicht existiren würde, wenn das
Bild auf Papier aufgefangen würde. Wenn der Recipient des Bildes ein
mattgeschliffenes Glas ist, so sind die durch die verschiedenen Punkte der Linse
gebrochenen Strahlen, die das Glas erleuchten, nur dann sichtbar, wenn ihre Richtung
mit der der optischen Achse der Augen zusammenfällt, so, daß die vom
mattgeschliffenen Glas austretenden Lichtstrahlen, welche das rechte Auge
erleuchten, nur diejenigen sind, welche in dieser Richtung durch die linke Seite des
Objectives schief gebrochen worden sind, und daß die für das linke Auge sichtbaren
Strahlen einzig diejenigen sind, welche durch die rechte Seite der Linse gebrochen
worden sind. Die beiden Augen erhalten folglich ein verschiedenes perspectivisches
Bild des auf dem mattgeschliffenen Glas dargestellten Gegenstandes, und das einfache
Sehen ist in der That das Resultat der Wahrnehmung zweier verschiedener Bilder, von
denen jedes nur sichtbar für das eine und unsichtbar für das andere Auge ist. Das
ist der Hauptpunkt der Entdeckung Claudet's.
Das Stereomonoskop ist auf das nämliche Princip gegründet; es ist in Wirklichkeit nur
eine dunkle Kammer, vor der man eine doppelte stereoskopische Platte angebracht hat.
Mittelst zweier Objective, die passend getrennt und von einander entfernt sind,
werden die beiden Bilder durch Brechung auf demselben Theil des mattgeschliffenen
Glases projicirt und zum Zusammenfallen gebracht. Vermöge des so eben erwähnten
Gesetzes wird das rechte Bild nur durch das linke, und das linke Bild nur durch das
rechte Auge gesehen, so daß, obwohl es auf dem mattgeschliffenen Glas, wenigstens
dem Anscheine nach, nur ein Bild gibt, die beiden Augen, indem sie auf denselben
Punkt sehen, in Wirklichkeit verschiedene Bilder sehen, welche, da sie aus
verschiedenen Gesichtspunkten aufgenommen sind, ihre individuelle Perspective
besitzen. Es werden folglich die optischen Achsen, wegen ihrer unbesiegbaren Tendenz
zum einfachen Sehen und bei ihrer natürlichen Anstrengung, die beiden
correspondirenden Bilder eines nämlichen Punktes des Gegenstandes auf die
Mittelpunkte der beiden Netzhäute zu bringen, mehr oder weniger convergiren, je
nachdem die Entfernungen zweier Bilder eines nämlichen Punktes auf dem
mattgeschliffenen Glas in horizontaler Richtung mehr oder weniger groß sind; diese
horizontalen Entfernungen sind übrigens, wie man weiß, den bezüglichen Entfernungen
proportional, welche die Punkte des Objektives von dem Orte trennen, wo die Bilder
aufgenommen worden sind; und die Veränderung der Convergenz der optischen Achsen, in
dem Uebergange von einer Ebene zur anderen der Landschaft, wird dieselbe Empfindung
des Reliefs hervorbringen, als wenn wir die Landschaft oder den Gegenstand mit
unsern beiden Augen oder als wenn wir die im Stereoskop verbundenen Bilder
betrachten. (Cosmos, vol. XII p. 493, durch das polytechnische Centralblatt, 1858 S. 1657.)
Die Steinbohrmaschine des Hrn. Schwarzkopff.
Bei der Versammlung der Mitglieder des Vereins zur Beförderung des Gewerbfleißes in
Preußen, im Monat October v. J. war im Vereins-Saale (zu Berlin) eine von dem
Maschinenfabrikanten Hrn. Schwarzkopff construirte
Steinbohrmaschine aufgestellt und wurde von demselben erklärt. Nachdem der Hr.
Vorsitzende vorausgeschickt hatte, daß man in neuerer Zeit die
Stromregulirungsarbeiten im Rheine eifriger betreibe und im Binger Loche, sowie an
anderen Stromstellen, durch Sprengung und Hinwegräumung der Felsen unter Wasser die
Schiffbarmachung zu verbessern suche, theilte Hr. Schwarzkopff mit, daß ihm die Aufgabe geworden sey, eine Maschine zu
ersinnen, welche die mühselige, zeitraubende und kostspielige Handarbeit beim Treiben der
Bohr- und Sprenglöcher ersetze und Löcher im Durchmesser von 3 Zoll bis zu
einer Tiefe von 3 Fuß bis 3 Fuß 8 Zoll bohren könne. In einem längeren Vortrage gab
hierauf Hr. Schwarzkopff ausführliche Erläuterungen über
die Einrichtung dieser Maschine, die mit derselben auszuführenden Arbeiten und über
die bereits angestellten Versuche. Die Maschine führt die Arbeit des
Bohrlochtreibens genau in derselben Weise aus, wie die Arbeiter das Stemmen mit dem
Handmeißel verrichten, und zwar: ein Aufsetzen des Bohrmeißels, ein Ausführen eines
kräftigen Hammerschlages auf den Kopf desselben, ein leichtes Heben des Bohrers und
ein kurzes Wenden um seine Längenachse in schnellen Wiederholungen in derselben
Reihenfolge.
Eine starke schmiedeeiserne, in zwei Lagern ruhende Achse durchkreuzt einen besonders
kräftigen gußeisernen Balken von 5 Fuß Länge rechtwinkelig zur Längenrichtung
desselben in der Mitte dergestalt, daß eine als Führungscoulisse eingerichtete
Fläche unter verschiedenen Neigungen zum Horizonte eingestellt werden kann. Die
Lager ruhen auf einem Gerüste, welches auf einem Floß, Ponton, oder zwischen zwei
dergleichen befestigt ist, so daß der Balken so dicht wie möglich über Wasser liegt.
Die Führungscoulisse nimmt eine Schieberplatte auf, welche nach der Rückseite mit
einer Zahnstange versehen ist und durch am Balken angebrachte Zahnrädergetriebe,
Vorgelege und Handrad eine Verschiebung von 3 bis 4 Fuß erleiden kann. Auf der
Vorderseite trägt diese Platte oben eine kleine Dampfmaschine mit Differentialkolben
von 7 Zoll Durchmesser und etwa 4 Zoll starker Kolbenstange. Diese kleine Maschine
hat Aehnlichkeit mit einem Dampfhammer und führt auch dieselben Functionen aus. Der
Kolben ist mit Metallbekleidung versehen und macht einen Hub von etwa 4 1/2 Zoll.
Die am Cylinder angeordnete Dampfsteuerung besteht aus dem sogenannten entlasteten
Wilson'schen Drehschieber. Der Kopf der Kolbenstange
steht nicht in Verbindung mit dem Bohrstangenkopfe, sondern trifft auf denselben am
Ende des Kolbenlaufes und übt den Schlag aus. Der erstere Kopf ist mit einer Nase
versehen, welche die Umsteuerung des Schiebers durch Hebelmechanismus bewerkstelligt
und auch nach vollendetem Schlage das Drehen des Bohrers um 1/22 des Kreisumfanges
durch einen zweiten Hebelmechanismus und Stoßklinke ausführt. Da diese Wendung des
Bohrers nicht ausgeführt werden kann, wenn dieser mit dem Steine in Berührung ist,
so wird nach erfolgtem Schlage derselbe durch eine besondere Feder um etwa 3/8 Zoll
gehoben. Das Tiefereindringen des Bohrers wird durch das Moment des Schlages selbst
verrichtet, indem der Schieber sich langsam in seiner Coulisse senkt. Die
Einstellung des Balkens zur Horizontalen bestimmt die Richtung des Loches, welche
man immer rechtwinkelig zu den Lagerungsflächen des Gesteins wählt.
Am besten bewähren sich Bohrer mit einfacher Schneide, weil sie größere Brocken
losstoßen und diese das Loch weniger verstopfen. Hr. Schwarzkopff hat Versuche mit Bohrern von 6 Zoll Durchmesser angestellt,
und bei ziemlich hartem Gesteine in der Minute 1 1/4 bis 1 1/2 Zoll tiefe Löcher
gebohrt. Auch sind diese Versuche zum Theil mit comprimirter Luft ausgeführt worden,
um die Zweckmäßigkeit der Anwendung solcher Maschinen in tiefen Grubenschächten
festzustellen. Um die Arbeit zu fördern, sollen sechs dergleichen Maschinen neben
einander aufgestellt werden. Die gebohrten Löcher werden dann gleichzeitig mit
Sprengpatronen versehen, um ein größeres Stück des Felsens auf einmal absprengen zu
können. Demnach stellt sich diese zum erstenmale nach solchen Principien –
denn die beim Tunnelbau auf der sardinisch-französischen Eisenbahn am
Mont-Cenis angewendeten Steinbohrer beruhen auf andern Constructionen
– erbaute Steinbohrmaschine auch als sehr interessant für Zwecke des Berg
– und Eisenbahnbaues dar. (Verhandlungen des Vereins zur Beförderung des
Gewerbfleißes in Preußen, 1858 S. 143.)
Ueber den Wolframstahl.
In der Versammlung der Mitglieder des Vereins zur Beförderung des Gewerbfleißes in
Preußen im Monat October v. J. wurde bei Besprechung des Wolframstahls angeführt,
daß namentlich von der Dessauer Creditbank große Quantitäten von Wolframerz
aufgekauft seyen, und daß bereits in der Nähe von Dresden und in Wien Werkzeuge aus
Wolframstahl, besonders schneidende Instrumente, hergestellt wurden. Auch sehen Versuche
dieser Art bei Neustadt-Eberswalde gemacht. Die Qualität des Stahls und
dessen Härtegrad seyen ganz vorzüglich. Guter gehärteter Hundsmanstahl lasse sich
bequem mit Drehstählen aus Wolframstahl abdrehen und viertelzölliges Eisen mit einem
dergleichen Beile durchhauen, ohne daß die Schneide leidet. Größere Stücke oder
Stangen aus diesem Materiale ohne Fehler herzustellen, scheint jedoch bis jetzt noch
nicht gelungen zu seyn. (Verhandlungen des Vereins zur Beförderung des Gewerbfleißes
in Preußen, 1858 S. 144)
Wir verweisen auf die Notizen über den Wolframstahl im polytechn. Journal Bd. CL S. 232 und 315.
Fabrication des Stahlpulvers; von Hrn. Verdot.
Dieses Stahlpulver, welches einen höchst wirksamen Schmirgel bildet, erhält man,
indem man den Stahl zum Weißglühen erhitzt und ihn hernach in kaltem Wasser
ablöscht; in so gehärtetem Zustand wird er dann mittelst einer starken Keule in
einem Mörser von weißem Gußeisen höchst fein pulverisirt. Dieses Material eignet
sich wegen seiner Härte sehr gut zum Schleifen und Poliren aller Metalle, sowie der
Steine, Gläser und anderer harten Körper. (Armengaud's
Génie industriel, December 1858, S. 299.)
Ueber die Festigkeit von Legirungen aus Nickel und
Eisen.
Zu Manchester wurden Versuche zur Bestimmung der Festigkeit solcher Legirungen,
welche durch ihre Zusammensetzung dem Meteoreisen nahe standen, angestellt. Man
erwartete, daß Gußeisen, welches 1–2 1/2 Proc. Nickel wie das Meteoreisen
enthält, eine größere Festigkeit besitzen würde. Gegen diese Erwartung fand man, daß
das Gußeisen, wenn es in den erwähnten Verhältnissen mit Nickel legirt ist,
bedeutend in Hinsicht der Festigkeit dem gewöhnlichen nachstehe. Man hoffte auch die
Hämmerbarkeit und Zähigkeit zu erhöhen, fand aber, daß auch in dieser Beziehung eine
Abnahme bemerkbar sey. Das Nickel wurde zu diesen Zwecken auf folgende Art
dargestellt. Man trug in einen Tiegel ein Gemenge von 30 Pfund gerösteten Erzen, 5
Pfd. reinen Sand, 2 Pfd. Holzkohle und 2 Pfd. Kalk ein. Der Tiegel wurde in einem
Schmelzofen durch sechs Stunden erhitzt, und nachdem die Schlacke beseitigt war,
wurde ras Metall ausgegossen, hierauf neuerdings mit einem halben Pfund gerösteten
Erzen und 1/4 Pfd. reinem Bouteillenglas umgeschmolzen. 25 Proc. Nickel wurden auf
diese Art erhalten. Hierauf wurden 2 1/2 Proc. dieses Nickels mit Gußeisen
zusammengeschmolzen und in eine Barre gegossen, welche folgenden Versuchen
ausgesetzt wurde.
Resultate, welche beim Querschnitte von 1 Quadratzoll, bei einem Drucke in einer
Entfernung von 2 Fuß 3 Zoll von den Unterlagen erhalten wurden.
Eisensorte.
Belastung,welche den
Bruchhervorbrachte.Pfund.
StärksteBiegung.Zolle.
Widerstandsfähigkeitbei einemheftigen
Stoße.
Vergleichungder
FestigkeitBlaenavon-Eisen= 1000.
1. Reines Blaenavon-Eisen Nr. 3
1131
0,75
848,2
1000
2. Dasselbe mit Nickel
875
0,58
507,5
773
3. Reines Gußeisen Nr. 1
861
0,47
404,7
761
4. Dasselbe mit Nickel
637
0,43
276,4
563
5. Pontypool-Eisen, rein Nr. 1
798
0,36
292,1
705
Hieraus ergibt sich, daß hiebei ein Verlust von 22 bis 36 Proc. gegen das reine Eisen
erhalten wurde. Aus weiteren Versuchen ergab sich, daß, wenn auch vollkommen reines
Nickel angewendet wurde, ein Verlust an Festigkeit sich bemerkbar machte, wenn
gleich derselbe nicht so stark war als bei den frühern Versuchen. (Repertory of Patent-Inventions, 1858, durch die
Mittheilungen des niederösterreichischen Gewerbevereins, 1858 S. 462.)
Bereitung eines schönen Muschelgoldes.
Es ist wohl sehr leicht, das Gold aus seiner Auflösung zu fällen, aber eine schöne,
zum Schreiben und Illuminiren dienende Bronze herzustellen, hat einige
Schwierigkeiten. Die Franzosen haben es darin sehr weit gebracht, und das Pariser
Muschelgold wird dem aus andern Fabriken vorgezogen. Das Gold wird nämlich in
Königswasser aufgelöst und in einer Porzellanschale vorsichtig eingedampft. Wenn das
eingedampfte Goldchlorid beinahe trocken erscheint, setzt man etwas reine Salzsäure
hinzu und wiederholt das Eindampfen noch einmal, um wo möglich alles freie Chlor
auszutreiben und ein reines Goldchlorid herzustellen. Man löst dasselbe sodann in
destillirtem Wasser auf, 1 Pfund Wasser etwa auf einen in Arbeit genommenen Dukaten
gerechnet, und tröpfelt unter Umrühren mit einem Glasstabe so lange von einer
8° Baumé starken Lösung von Antimonchlorid hinzu, als noch ein
Niederschlag erfolgt. Dieser Niederschlag ist die Goldbronze (fein zertheiltes
Gold), welche man von der überstehenden Flüssigkeit entfernt und getrocknet zum
Illuminiren verwenden kann. Für diesen Zweck kann man ihr verschiedene Färbungen
geben, z.B. durch ein leichtes Ansieden mit salzsäure- oder
schwefelsäurehaltigem Wässer; beide Säuren aber müssen chemisch rein seyn.
Einige sieden den Niederschlag in einer Lösung von Kochsalz, Weinstein, Eisenvitriol
und Salpeter. Wo die Lösungen Gold aufgelöst haben sollten, wird solches daraus
durch Nachfällung natürlich sorgfältig wieder gewonnen.
Um diese Goldbronze in Muscheln einzutragen, reibt ein Laborant den Goldniederschlag
mit Barythydrat auf der Porphyrplatte, extrahirt mit chemisch reiner und verdünnter
Salzsäure, mischt schnell mit destillirtem Wasser, reibt das Gold noch einmal mit
einer Lösung vom reinsten arabischen Gummi und trägt es mit dem Spatel in
Porzellannäpfchen oder Muscheln. (Böttger's polytechnisches Notizblatt, 1858, Nr.
18.)
Ueber die Gewinnung des Jods aus der Mutterlauge des
Chilisalpeters.
Nach Dr. E. Reichardt's
neuesten Untersuchungen enthält die Lauge oder die Flüssigkeit, welche beim Reinigen
des rohen Chilisalpeters (des salpetersauren Natrons) resultirt, sehr beträchtliche
Mengen von Jod, in der Form von jodsaurem Natron, nämlich mehr als 0,5 Proc., so daß
es sich wohl lohnen dürfte, diese Lauge auf Jod zu verarbeiten. Dieß kann nach dem
Genannten äußerst leicht auf die Weise geschehen, daß man die Lauge mit einem
Ueberschuß von schwefliger Säure behandelt, wodurch sehr rasch das Jod sich
abscheidet und gleich darauf in Jodwasserstoffsäure übergeht. Fügt man alsdann eine
Auflösung von Kupfervitriol hinzu, so scheidet sich alles Jod als Kupferjodür aus,
indem die überschüssige schweflige Säure das Kupferoxydsalz in die zur Fällung des
Jods geeignete Form des Oxydulsalzes überführt. Aus dem Kupferjodür läßt sich dann
auf bekannte Weise leicht das Jod abscheiden. (Archiv der Pharmacie Bd. CXLVI S.
134.)
Ueber eine vortheilhafte Anwendung des unterschwefligsauren
Natrons zum Bleichen der Toiletteschwämme; von Prof. Rud. Böttger.
Das unterschwefligsaure Natron, welches als sogenanntes Antichlor, sowie in der
Photographie bereits eine sehr ausgebreitete Anwendung gefunden und daher
gegenwärtig zu sehr ermäßigten Preisen aus chemischen Fabriken zu beziehen ist, habe
ich vor Kurzem auch zum Bleichen der Badeschwämme versuchsweise benutzt, und damit
Resultate erzielt, die mich im hohen Grade befriedigt, weßhalb ich keinen Anstand
nehme, mein dabei befolgtes Verfahren hier in der Kürze der Oeffentlichkeit zu
übergeben.
Für den Toilettegebrauch wählt man wo möglich die weichsten, zartesten und besonders rostfreien Schwämme aus. Ist die Auswahl
geschehen, so legt man die zuvor mit Wasser einigemal ausgewaschenen und
ausgedrückten Schwämme, um sie ihrer Kalkincrustationen zu berauben, in verdünnte
Salzsäure (aus 1 Gewichtstheil gewöhnlicher roher Salzsäure und 6 Gewichtstheilen
Wasser bestehend), läßt sie hier etwa 1 Stunde lang oder überhaupt so lange liegen,
bis das unter Aufbrausen erfolgende Entweichen von Kohlensäure gänzlich aufgehört
hat. Hierauf spült man sie in Wasser ab, trägt sie von Neuem in eine frische Portion
verdünnter Salzsäure, der man zuvor 6 Procent (in etwas Wasser gelösten)
unterschwefligsauren Natrons zugesetzt, bedeckt das am besten aus einem Steinkruge
bestehende Bleichgefäß mit einer Glasplatte, läßt die Schwämme in der
Bleichflüssigkeit so lange (circa 24 Stunden) liegen,
bis sie völlig schneeweiß erscheinen, und spült sie schließlich recht sorgfältig mit
oftmals zu erneuerndem Wasser aus. (Böttger's polytechnisches Notizblatt, 1859, Nr.
1.)
Vorschrift zur Bereitung eines hellen Leinölfirnisses.
Die Wahl des Leinöls ist für den Firnißfabrikanten eine wichtige Sache, denn die
Schönheit und Dauerhaftigkeit der Firnisse hängt in hohem
Grade davon ab. Das Leinöl muß aus völlig reifen Samen gepreßt, klar, blaß
von Farbe, mild und süß von Geschmack, ohne starken Geruch und alt seyn.
Um daraus hellen Leinölfirniß zu fabriciren, nimmt man 4 Pfund Leinöl. 4 Loth Späne
von englischem Zinn und 4 Loth Späne von Blei.Die Späne oder granulirten Stücke gewinnt man, indem man die Metalle schmelzt
und dann in ein Gefäß mit Wasser, unter Umrühren des letzteren, langsam
eingießt. Die beiden Metalle bringt man mit dem Oel in einen kupfernen – nicht eisernen – Kessel, der doppelt so hoch wie
breit sehn muß. Wenn das Oel etwa 7 Minuten gekocht hat, so untersuche man mit einem
kupfernen SpatelDer Spatel darf nicht von Eisen, wohl aber von Porzellan seyn., ob sie zu schmelzen angefangen; hat man solches beobachtet und die Metalle
sind stark zur Hälfte geschmolzen, dann bringt man 1 1/2 Stück Blockfischbein (Ossa sepiae) in Brocken hinein; ist letzteres auch
einige Minuten im kochenden Oel und die Metalle sind vollständig geschmolzen,
welches man beim Umrühren spürt, indem das Ganze eine
Flüssigkeit zu seyn scheint, man also mit dem Spatel auf dem Boden des Gefäßes
nichts mehr Hartes fühlt, so entfernt man den Kessel vom Feuer und setzt ihn in ein
neben dem Herde befindliches Einsatzloch und wirft unter fleißigem Umrühren, aber
nur nach und nach, 1/4 Pfund gebrannten, fein gepulverten Zinkvitriol
(schwefelsaures ZinkoxydUm den gebrannten Zinkvitriol zu bereiten, läßt man krystallisirtes
schwefelsaures Zinkoxyd in einer porzellanenen Abrauchschale auf dem
Sandbade verwittern; ist dieß geschehen, so bringt man das zu Pulver
zerriebene Salz in einem hessischen Schmelztiegel in Fluß, bis es wie Oel
fließt. Verdampfen keine Wassertheile mehr, dann gießt man die glühend
flüssige Masse auf eine Marmorplatte aus, läßt erkalten, pulverisirt und
bewahrt das Präparat in wohl verstopften Flaschen zum Gebrauche auf. hinein; ist nun aller Vitriol in das Oel eingebracht und dasselbe steigt nicht mehr, so läßt man
es noch eine halbe Stunde oder vielmehr noch so lange kochen, bis sich keine
Wasserblasen mehr zeigen, dann läßt man den Firniß erkalten und filtrirt ihn nach
etwa 12 Stunden durch dünne Leinwand in große Flaschen, welche mit Bleispänen 1 Zoll
hoch auf dem Boden bedeckt sind. In 4 bis 6 Wochen wird man einen Firniß haben, der,
wenn man ihn an der Sonne noch etwas bleicht, wasserhell
ist.
Je nach der Art und Weise, wie das Geschäft betrieben wird, kann der Kessel groß oder
klein seyn, jedoch muß derselbe immer so stark angefüllt werden, daß die Flüssigkeit
höher in dem Kessel steht, als die Flamme des Feuers daran empor steigt. Nur im
Anfang und um das Kochen zu befördern, darf der Kessel mit einem Deckel zugedeckt,
nachher muß er aber stets offen seyn.
Je gleichmäßiger die Feuerung ist – d.h. in fortwährend egaler, nicht zu
starker Temperatur – desto schöner wird der Firniß ausfallen. (Aus Dr. Emil Winckler's:
„die Lack- und Firniß-Fabrication“, 1859, S.
90.)
Ueber einen ausgezeichnet schönen Asphalt- und
Bernstein-Firniß; von Dr. X. Landerer in Athen.
Um Arzneien oder andere leicht sich zersetzende Stoffe vor dem Einflusse des Lichtes
zu schützen, sind die Hyalith-Gläser gewiß die vorzüglichsten; wenn man
solche jedoch nicht besitzt, so ist man gezwungen, die Gläser mit schwarzem Papier
oder mit einer schwarzen Oelfarbe zu überstreichen. Seit einiger Zeit bediene ich
mich zu genanntem Zwecke eines Firnisses, der in jeder Beziehung ausgezeichnet ist
und den ich Jedermann empfehlen kann. Dieser Firniß besteht in einer Lösung des
Asphalts in käuflichem Benzol, d.h. gereinigtem Steinkohlentheeröl. Mittelst dieses
prächtig schwarzen Firnisses lassen sich die Gläser nach Belieben dünn oder dick
anstreichen, und schon nach einigen Augenblicken ist der Anstrich vollkommen
trocken, besonders wenn man die damit bestrichenen Gläser an die Sonne oder in die
Nähe eines Ofens stellt.
Ein eben so schöner und gleichfalls schnell trocknender Firniß läßt sich durch
Auflösung des gewöhnlichen (zuvor geschmolzenen) Bernsteins in Chloroform bereiten.
Wird diese Lösung in ein Glas gegossen, oder ein Glasgefäß damit überstrichen, so
trocknet derselbe, indem er eine schöne glänzende Farbe zurückläßt. Dieser Firniß,
der sich in sehr vielen Fällen anwenden läßt, kann auch verschiedentlich gefärbt,
auch mittelst einiger Tropfen Aetzammoniakflüssigkeit wieder aufgelöst und die damit
bestrichenen Gegenstände rein hergestellt werden. (Archiv der Pharmacie Bd. CXLVI S.
160.)
Die Verwendung des ausgewachsenen Roggens zum Brodbacken
betreffend.
Ausgewachsenes Getreide läßt sich bekanntlich nicht verbacken. Der Teig geht nicht,
er fließt vielmehr auseinander und das Brod stellt eine dichte, schmierige,
klebrige, ungenießbare Masse dar.
Dr. Lehmann (Chemiker der
Oberlausitzer landwirthsch. Versuchsstation) hat, wie er in der Section für
Naturwissenschaften und Technik (auf der Versammlung der deutschen Land- und
Forstwirthe zu Braunschweig) mittheilte, nach vielfachen in dieser Beziehung mit
ausgewachsenem Roggen angestellten Versuchen gefunden, daß wenn man auf 2 Pfund Brod
1 Loth Salz gibt und dieses im Einteigwasser dem Brode zusetzt, die Verflüssigung
des Klebers vollständig vermieden und in Folge dessen ein wohlaufgegangenes,
gesundes und wohlschmeckendes Brod gewonnen werde.
Dr. Lehmann wies Brod vor,
welches von ihm aus ausgewachsenem Getreide und nach seiner Methode gebacken war. Es
ließ nichts zu wünschen übrig, weder in Beziehung auf den Geschmack, noch in
Beziehung auf sein Aussehen; es war hoch aufgegangen, die Krume war schön hell und locker. Das
Brod unterschied sich in nichts von aus dem besten Roggenmehl dargestelltem.
Zu gleicher Zeit zeigte er Brod, welches aus demselben ausgewachsenen Roggen
gebacken, aber nicht in der mitgetheilten Weise behandelt war. Es stellte eine
auseinandergeflossene, schlüpfrige, schwarze, seifige, gänzlich ungenießbare Masse
dar.
Diese Erfindung ist von unberechenbarem Werth. Während wir dieses schreiben, wird
mitgetheilt, daß der naturforschenden Gesellschaft Isis zu Dresden über Versuche
Bericht erstattet sey, welche von der betreffenden Militärbehörde zu Dresden mit dem
Lehmann'schen Backverfahren angestellt wurden. Zu je
3 Pfund in der Dresdener Garnisonsmühle aus ausgewachsenem Roggen gewonnenem Mehl
wurden bei der Teigbereitung 2 Loth in Wasser gelösten Salzes gemischt. Es wurde in
Folge dessen ein wohlausgebackenes, gesundes, wohlschmeckendes Brod gewonnen,
während dasselbe Mehl, wenn es in der angegebenen Weise nicht behandelt wurde, ein
schwarzes, schliffiges, ungenießbares Brod lieferte. Auch die Versuche, welche mit
der Aufbewahrung des nach Lehmann's Verfahren
dargestellten Brodes gemacht wurden, fielen sehr günstig aus; denn dieses Brod,
welches 3 Wochen hindurch in einem dumpfigen Raume gelegen hatte, war frei von
Schimmel und völlig genießbar. (Mittheilungen des hannoverschen Gewerbevereins, 1858
S. 309.)
Ueber die mit Wasserglas in der Wiener Waschanstalt erzielten
Resultate; von Hrn. Rud. Rigler.
In der ersten österr. Dampfwaschanstalt (in Wien) wurde während des Jahres 1858 nicht
nur wiederholt das Wasserglas als Waschmittel versucht, sondern auch durch mehr als
13 Monate fortgesetzt gebraucht.
Die Anwendung geschah in der Abtheilung „für Wäscherei in eigener Regie der
Anstalt“ mit beiläufig 1500–3000 Stück Wäsche per Tag, und zwar versuchsweise zur Laugung und Dämpfung sowohl gröberer (grauer) als
feinerer (weißer) Lein- und Baumwollwäschen, – in andauernder Weise aber nur bei den feineren.
Zur Erzeugung einer Lauge von 1 1/2° B. aus kieselsaurem Natron wurden
– bei guter Qualität des Natrons – gewöhnlich 1 Wiener Maaß oder 3 1/4
Pfd. Wr. Gewicht zu je 40 Maaß kalten Wassers genommen. – Die Wirkung sowohl
des Laugens als Dämpfens war stets vollkommen, und konnten die vom Dampfkübel oder
in den Einweich-Geschirren abrinnenden Reste jederzeit für das Vorwaschen
betheerter Abwischtücher u. dgl. mit Erfolg wieder verwendet werden.
Die Wäsche behielt im Gegensatze zu dem gelblichen Stiche, welchen weiße Percails u.
dgl. unter der Behandlung mit Soda oder Aschenlauge gerne annehmen (zumal, wenn sie
früher geblaut waren), in der Regel durchgehends ihre
Weiße; auch nahm sie – wenn tüchtig ausgeschwenkt – nicht jene Steife
an, die sonst den Wasserglaswäschen eigen ist, und womit der feine weiße Staub (die
der Wäsche allerdings unschädliche Kieselerde), welcher sich aus den Fasern des
Gewebes nach der Hand herausschlagen läßt, im Zusammenhange steht.
Seife wurde je nach der Feinheit der Wäsche entweder gar
nicht, oder nur zur Nachhülfe bei einzelnen fleckig gebliebenen Stellen in
verhältnißmäßig sehr geringer Menge verwendet.
Was nun die Gegenüberstellung des kieselsauren Natrons mit der krystallisirten Soda,
dem sonst gebräuchlichen Laugungsmittel der hiesigen Dampfwaschanstalt, anbelangt,
so ist es nach den Erfahrungen, die ich dießfalls festzustellen Gelegenheit hatte,
einzig der Kostenpreis, welcher zu Gunsten der Soda
spricht, und der die minder kostspielige Soda für die
gröberen Waschzeuge in dem Maaße ökonomisch geeigneter
macht, je mehr Lauge von den gröberen und wohlfeiler tarifirten Geweben aufgesogen
wird.
100 Pfund in heißem Wasser aufgelöste krystallisirte Soda à 6 1/2–8 fl. gaben 32 Eimer Lauge à 1 1/2° B. Einschließlich des für Heizung des Wassers
erforderlichen Dampfaufwandes kostete demnach der Eimer Sodalauge 15–18 kr. C. M., während
die Lauge aus Kieselseife (bereits flüssig bezogen à 12 1/2–14 fl.) keinen weiteren Aufwand an Lösungsmitteln
erheischend – auf 24–27 kr. C. M. per
Eimer zu stehen kam.
Die Kostendifferenz zwischen den beiden Laugen-Gattungen betrug hienach
2/4–3/4 des Preises, niemals aber – wie es in Preußen der Fall war
(polytechn. Journal Bd. CXLIX S. 372)
– das Fünffache desselben.Das in der Wiener Dampfwaschanstalt beobachtete Verfahren weicht auf
Grundlage der gemachten localen praktisch-ökonomischen Erfahrungen
einigermaßen von der in Preußen üblichen Dampfwaschmethode ab.
Schließlich glaubt Hr. Rigler bemerken zu sollen, daß in
vorstehender Notiz unter kieselsaurem Natron guter
Qualität jene Sorte Wasserglas verstanden ist, welche einen entsprechenden
Alkaligehalt (etwa 30° des Alkalimeters gleichkommend) besitzt, deren
aräometrische Dichte nicht künstlich durch undienstbare Beimischungen erzielt ist,
und welche sich bis zur Neige des Gefäßes gleichmäßig klar und wirksam erweist,
– nicht aber, wie es zum bedauerlichen Unterschiede von ausländischer Waare
in einzelnen Partien inländischen (aus verschiedenen Fabriken bezogenen)
Wasserglases vorgekommen ist, – gleich nach erfolgter Mischung mit Wasser
einen erdigen Niederschlag bildet, oder die mit 35- bis 40grädigem klarem
Abflusse beginnt, um als 15grädige grünschwarze Schmiere zu enden. (Mittheilungen
des niederösterreichischen Gewerbevereins, 1858 S. 474.)
Die beste Bereitungsart der Chromtinte, nach Dr. Göpel.
Die ursprüngliche Vorschrift von Leykauf und Runge hat Karmarsch schon
früher dahin abgeändert, daß er 2 Loth des käuflichen amerikanischen
Blauholzextracts in 4 Pfund kochendem Wasser lösen und 1 Quentchen neutrales
chromsaures Kali zusetzen läßt. Nach des Verf. Versuchen ist dieses Verhältniß nicht
ganz zweckmäßig, da die Tinte dann eine leicht gelbgrau werdende Schrift gibt, wegen
überschüssigen chromsauren Kalis. Nach Runge soll das
Blauholz mit Wasser zur achtfachen Colatur gekocht und mit dem tausendsten Theil der
Flüssigkeit neutralem chromsaurem Kali versetzt werden. Rechnet man 1 Th Extract von
8 Th. Holz, so kommen 8 Th. chromsaures Kali auf 125 Th. Extract oder 1 Quentchen
auf beiläufig 4 Loth. Dieses Verhältniß gibt schon eine recht gute schwarze Tinte,
allein sie enthält jedenfalls wieder zu viel Extract, was der rothbraune Rand
verräth, den ein auf weißem Löschpapier verlaufender Tropfen bekommt.
Am besten fand der Verf. den Mittelweg, nämlich 1 zu 12. Man löst 3 Loth Extract in 4
Pfund heißem Regenwasser und setzt 1 Quentchen chromsaures Kali, für sich in wenig
Wasser gelöst, zu. (Die neusten Erfindungen, 1858, Nr. 38.)