Titel: | Neues Gravirverfahren, insbesondere für den Stich topographischer Arbeiten. |
Fundstelle: | Band 150, Jahrgang 1858, Nr. CII., S. 413 |
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CII.
Neues Gravirverfahren, insbesondere für den Stich
topographischer Arbeiten.
Aus dem Moniteur industriel, 1858, Nr.
2309.
Neues Gravirverfahren.
Marschall Vaillant hat der französischen Akademie der
Wissenschaften folgendes einfache, schnell ausführbare und dabei wohlfeile
Gravirverfahren mitgetheilt, welches zuerst angewandt wurde um gestochene Copien von
den Recognoscirungszeichnungen anzufertigen, die von den Officieren beim Generalstab
des Marschalls Randon während seines letzten Feldzugs in
Kabylien gemacht worden waren.
Angenommen, man habe eine Zeichnung auf durchsichtiges Papier gemacht (auf diese
Weise kommen die topographischen Arbeiten gewöhnlich dem Kriegsministerium zu), so
kehrt man diese Zeichnung um und befestigt sie auf einem Bret oder auf Pappe mit
einigen kleinen Stiften. Dann trägt man auf die Kehrseite des Papierblattes mit
einem groben Pinsel eine Reihe von Leimschichten auf, so daß eine Leimtafel von 1/4
bis 1/2 Millimeter Dicke entsteht. In diese Leimschicht sticht der Zeichner mittelst
einer einzigen Radirnadel die darunter befindliche Zeichnung. Hernach trägt man auf
die Leimtafel mit einem Pinsel Gutta-percha auf, welche durch
Schwefelkohlenstoff flüssig gemacht ist, und zwar so viele Schichten von
Gutta-percha, bis deren Dicke ebenfalls beiläufig 1/4 Millimeter beträgt; es
sind dazu wenigstens dreißig Schichten erforderlich.
Nachdem diese Operation beendigt und die Gutta-percha vollkommen trocken
geworden ist, bringt man auf dieser Gutta-percha-Tafel eine
Kupferplatte an, welche dem Ganzen Körper und Starrheit ertheilt. Dann kehrt man
dieses Ganze um, so daß sich das durchsichtige Papierblatt oder die anfängliche
Zeichnung oben und äußerlich befindet; dieses Papierblatt läßt sich ohne Mühe
abheben und dann die Leimschicht durch mehrmaliges Befeuchten mit einem Schwamm von
der Gutta-percha trennen. Man metallisirt diese Gutta-percha hierauf
mittelst Graphit. Endlich taucht man sowohl die Gutta-percha-Tafel als
die Kupferplatte in ein galvanoplastisches Kupferbad; die Zeichnung, welche auf der
Gutta-percha erhaben war, erhält man vertieft auf dem aus der Auflösung
abgelagerten Kupfer.
Die erste Idee dieses schätzbaren Verfahrens verdankt man Hrn. Defrance, Zeichner beim Kriegsdepot, und Hr.
Bevret, Oberster beim
Generalstab, hat das Verdienst diese Idee praktisch gemacht zu haben. Nach den
ersten Anwendungen welche von diesem Gravirverfahren gemacht wurden, nämlich für die Karte
von Kabylien in sechs Blättern, erspart man gegen die gewöhnliche Methode sieben
Achtel an Zeit und sechs Siebentel an Kosten.