Titel: | Ueber die Anwendung der unterschwefligsauren Salze als Beizen beim Zeugdruck; von E. Kopp in Saverne. |
Fundstelle: | Band 150, Jahrgang 1858, Nr. XCV., S. 384 |
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XCV.
Ueber die Anwendung der unterschwefligsauren
Salze als Beizen beim Zeugdruck; von E. Kopp in
Saverne.
Aus dem Bulletin de la Société industrielle de
Mulhouse, 1858, Nr. 143.
Mit einer Abbildung.
Kopp, über die Anwendung der unterschwefligsauren Salze als Beizen
beim Zeugdruck.
Man wendet bekanntlich in der Druckerei vorzugsweise essigsaure Salze als Beizen an,
weil dieselben in Wasser löslich sind, weil ihre schwache Säure weder die
vegetabilische noch die thierische Faser angreift, und weil die Essigsäure schon
durch bloßes Austrocknen der gebeizten Zeuge aus ihrer Verbindung mit den Basen
ausgetrieben wird, wenn dieselben Sesquioxyde sind. Die unterschwefligsauren Salze
besitzen ähnliche Eigenschaften: sie sind meist in Wasser auflöslich; ihre Säure ist
sehr schwach, und kann sogar im freien Zustande gar nicht bestehen, sondern zersetzt sich sofort in
schweflige Säure und Schwefel, welche beide die vegetabilische und thierische Faser
nicht angreifen; auch werden die Verbindungen der unterschwefligen Säure mit
Sesquioxyden im Allgemeinen schon durch bloßes Austrocknen zersetzt. Dem essigsauren
Natron und Kalk sind die unterschwefligsauren Salze von Natron und Kalk ähnlich, da
diese sich ebenfalls leicht in Wasser lösen und krystallisiren können. Dagegen ist
das unterschwefligsaure Bleioxyd dem essigsauren Bleioxyd nicht ähnlich, da es von
Wasser nur sehr wenig aufgelöst wird; dieß ist jedoch insofern kein erheblicher
Uebelstand, als man statt des Bleisalzes in den meisten Fällen das Kalksalz anwenden
kann.
Unterschwefligsaurer Kalk. – Den
unterschwefligsauren Kalk, aus welchem man alle übrigen unterschwefligsauren Salze
darstellt, kann man leicht und wohlfeil gewinnen, indem man schweflige Säure
entweder auf den Kalk welcher zum Reinigen des Leuchtgases gedient hat, oder auf das
bei der Sodafabrication abfallende basische Schwefelcalcium
(Calcium-Oxysulfurid) wirken läßt. Bei Anwendung des letztern Materials
verfährt man folgendermaßen: Man vermischt das basische Schwefelcalcium mit 10 bis
15 Proc. fein gepulvertem Schwefel und läßt diese Mischung mit dem 12 bis 15fachen
Gewicht Wasser eine Stunde lang in einem gußeisernen Kessel kochen, wodurch ein
Theil des Kalkes in lösliches Schwefelcalcium übergeführt wird. Nach dem Erkalten
bringt man die Flüssigkeit mit dem noch ungelösten Rückstand in einen mit einem
Rührapparat versehenen Behälter und läßt in demselben schweflige Säure darauf
einwirken, die durch Verbrennen von Schwefel oder Schwefelkies erzeugt wird.
Textabbildung Bd. 150, S. 384
Mein Apparat bestand aus einem hölzernen Kasten, in welchem ein Schaufelrad sich
umdrehte, wodurch eine heftige Bewegung der Flüssigkeit und zugleich ein Ansaugen
der schwefligen Säure bewirkt wurde. Letztere strömte oben an dem einen Ende des
Kastens in denselben ein. Durch Querwände, welche von dem Deckel des Kastens bis nahe an
die Flüssigkeit herunter gingen, wurde das Gas gezwungen sich nach der Flüssigkeit
hin zu bewegen, und durch die Drehung des Schaufelrades wurde bewirkt, daß
fortwährend neue Antheile derselben in Tropfen und feinen Strahlen mit der
schwefligen Säure in Berührung kamen. Am hinteren Ende des Kastens strömte das Gas
in einen zweiten Kasten von derselben Einrichtung, in welchem die letzten Antheile
von schwefliger Säure absorbirt wurden; das nicht absorbirte Gas, hauptsächlich aus
Stickstoff bestehend, entwich am hinteren Ende des zweiten Kastens in einen
Schornstein. Mit dem Einleiten von schwefliger Säure wurde fortgefahren, bis die
Flüssigkeit in dem ersten Kasten schwach sauer reagirte. Sodann wurde dieser Kasten
mittelst eines Hahnes entleert, worauf man den Inhalt des zweiten Kastens in den
ersten Kasten abzapfte und den zweiten Kasten mit frischer Masse beschickte. Die aus
dem ersten Kasten abgezapfte Flüssigkeit wurde mit etwas basischem Schwefelcalcium
neutralisirt und sodann stehen gelassen, damit die Unreinigkeiten sich zu Boden
setzten, worauf die klare und farblose Flüssigkeit, eine fast reine Lösung von
unterschwefligsaurem Kalk, decantirt wurde; diese Flüssigkeit wurde in gelinder
Wärme (die Temperatur beim Abdampfen muß um so niedriger gehalten werden, je mehr
die Flüssigkeit sich concentrirt) abgedampft und lieferte schöne Krystalle von
wasserhaltigem unterschwefligsaurem Kalk, welche aus CaO, S²O² + 6 aq. bestehen.
Dieses Salz erleidet unter Umständen selbst in verschlossenen Gefäßen eine
Zersetzung, wobei die Krystalle sich in eine gelbliche breiartige Masse verwandeln,
die aus Schwefel und schweflig saurem Kalk besteht; wenn die Luft dabei Zutritt hat,
so geht der schwefligsaure Kalk allmählich in schwefelsauren Kalk über. Die
Zersetzung in Schwefel und schwefligsauren Kalk tritt auch ein, wenn eine
concentrirte Lösung von unterschwefligsaurem Kalk gekocht wird. Bei gewöhnlicher
Temperatur erfolgt aber die Zersetzung des Salzes nicht immer, denn ich habe sehr
häufig Krystalle von unterschwefligsaurem Kalke Monate und selbst Jahre lang ohne
besondere Vorsichtsmaßregeln unverändert aufbewahrt.
Die Lösung von unterschwefligsaurem Kalk dient, um die übrigen auflöslichen
unterschwefligsauren Salze, wie die von Natron, Eisen, Thonerde etc. darzustellen,
indem man die entsprechenden schwefelsauren Salze damit vermischt, wobei sich
schwefelsaurer Kalk niederschlägt, den man mit einer kleinen Menge Wasser wäscht und
auspreßt.
Unterschwefligsaures Natron. – Es ist ein sehr
beständiges Salz und bildet sehr leicht schöne Krystalle, die aus NaO,
S²O² + 5 aq. bestehen. Die Lösung dieses
Salzes kann ohne Zersetzung längere Zeit gekocht werden und man kann dasselbe bei
100° C. ohne Veränderung vollständig austrocknen. Das Kilogramm
krystallisirtes unterschwefligsaures Natron kommt in Frankreich nicht über 20
Centimes und in England nur auf etwa 10 Centimes zu stehen.
Unterschwefligsaure Thonerde. – Zur Darstellung
einer Lösung von reiner unterschwefligsaurer Thonerde muß man 4167 Gram. in Wasser
aufgelöste schwefelsaure Thonerde (Al²O³, 3SO³ + 18 aq.) durch 4875 Grm. krystallisirten
unterschwefligsauren Kalk zersetzen, filtriren und den Niederschlag von
schwefelsaurem Kalk stark auspressen. Die so erhaltene Lösung von
unterschwefligsaurer Thonerde ist klar und läßt sich selbst bei Zutritt der Luft
sehr lange aufbewahren. Es setzt sich bloß mit der Zeit ein wenig Schwefel daraus
ab, indem zugleich eine verhältnißmäßige Menge schwefelsaurer Thonerde entsteht.
Vergleicht man die Dichtigkeiten der Lösungen von reiner essigsaurer und
unterschwefligsaurer Thonerde, so findet man, daß die Decimalstellen der die
Dichtigkeit des unterschwefligsauren Salzes ausdrückenden Zahlen fast genau das
Doppelte derjenigen in den auf essigsaure Thonerde sich beziehenden Zahlen sind, so
z.B. daß eine Lösung von unterschwefligsaurer Thonerde von 1,20 spec. Gewicht
ziemlich dieselbe Quantität Thonerde enthält, wie eine Lösung von essigsaurer
Thonerde von 1,10 spec. Gewicht.
Wenn man die Lösung von unterschwefligsaurer Thonerde kocht, so entwickelt sich
schweflige Säure und es entsteht ein nach und nach immer reichlicher werdender
Niederschlag von Thonerde und Schwefel. Dasselbe tritt ein, wenn man die Lösung zur
Trockne abdampft.
Die Lösung von unterschwefligsaurer Thonerde läßt sich in der Kälte mit Gummi,
gerösteter Stärke oder Leiogomme leicht verdicken. Man kann sie sogar in der Wärme
mit Stärke oder Mehl verdicken, aber in diesem Falle erfolgt immer eine theilweise
Zersetzung der Beize unter Entwickelung von schwefliger Säure. – Versuche
haben gezeigt, daß, ähnlich wie es bei essigsaurer Thonerde sich verhält, auch die
unterschwefligsaure Thonerde als Beize sich weniger gut eignet, wenn sie rein ist,
als wenn sie eine gewisse Menge Natron-, Kali- oder Ammoniaksalze
enthält. Wendet man zur Darstellung der unterschwefligsauren Thonerde den Alaun an,
so findet man, daß 6 Kilogr. desselben vollständig zersetzt werden durch 4,85
Kilogr. krystallisirten unterschwefligsauren Kalk; es ersetzen also 2 Kilogr. dieses
letztern Salzes ungefähr 3 Kilogr. Bleizucker. Da sich aber die schwefelsauren Salze
nur mit einer gewissen Schwierigkeit mit Stärke verdicken lassen, so richtete ich
meine Aufmerksamkeit auf das Chloraluminium als Zwischenmittel für die Bereitung der
unterschwefligsauren Thonerdebeize; aber durch Versuche, welche Hr. Scheurer in Thann in seiner
Kattundruckerei in größerem Maaßstabe anstellen ließ, stellte sich heraus, daß das
Chloraluminium, durch Zersetzung von Alaun mit Chlorcalcium dargestellt, wegen
seiner sauren Beschaffenheit die Stärke flüssig macht und daß die Beize durch kurze
Zeit fortgesetztes Kochen alle Consistenz verliert.
Diese Schwierigkeit veranlaßte mich zu weiteren Versuchen, welche zu folgendem
Verfahren führten: Man zersetzt 6 Kilogr. Ammoniakalaun durch eine Lösung von
Chlorcalcium, welche 2,780 Kilogr. dieses Salzes enthält. Die Lösung von
Chlorcalcium erhält man wohlfeil durch Zersetzung des Rückstandes von der
Chlorentwickelung mittelst Kalkhydrat, und sie wird bei dem Dunlop'schen Verfahren zur Regeneration des MangansuperoxydsPolytechn. Journal Bd. CXLVII S.
440. sogar als Nebenproduct gewonnen. Die Chlorcalciumlösung muß man kurze Zeit
mit einem kleinen Ueberschuß von gebranntem Kalk kochen, sowohl um jede Spur von
Mangan und Eisen zu beseitigen, als auch um Talkerde niederzuschlagen und ein etwas
basisches Chlorcalcium entstehen zu lassen. Dieses letztere kann man durch Erkalten
der hinreichend concentrirten Lösung sogar in langen Nadeln krystallisirt erhalten,
welche an der Luft Feuchtigkeit und Kohlensäure anziehen und sich in eine Lösung von
neutralem Chlorcalcium und einen unlöslichen Rückstand von Kalk und kohlensaurem
Kalk verwandeln. Folgende Tabelle von Richter gibt an,
wie viel Chlorcalcium eine Lösung von einem bestimmten specifischen Gewicht
enthält.
Specifisches Gewicht der Lösung
Gehalt an Chlorcalcium in Proc.
1,45
41,0
1,42
40,4
1,39
38,3
1,36
36,5
1,33
34,6
1,30
32,4
1,27
20,7
1,24
26,9
1,21
23,9
1,18
20,8
1,15
17,6
1,12
14,4
1,09
11,2
1,08
7,7
1,03
3,9
Wenn man auf 6 Kilogr. Ammoniakalaun eine Lösung von Chlorcalcium, welche 2,780
Kilogr. dieses Salzes enthält, anwendet, so ist die Zersetzung vollständig. Die
Schwefelsäure schlägt sich fast gänzlich als schwefelsaurer Kalk nieder und die
Flüssigkeit enthält Chloraluminium (salzsaure Thonerde) und Salmiak. Man verdampft
dieselbe in Gefäßen von Blei, Steinzeug oder emaillirtem Eisen bis zur
Syrupconsistenz, worauf beim Erkalten der Salmiak daraus krystallisirt. Die
krystallisirte Masse wird auf eine geneigte Fläche gebracht, auf welcher der Salmiak
zurückbleibt, während die Mutterlauge, bestehend aus einer sehr concentrirten Lösung
von Chloraluminium, abfließt. Indem man die Masse 24 bis 36 Stunden lang an der Luft
liegen läßt, zieht das Chloraluminium, welches den Salmiak umgibt, Feuchtigkeit an,
wird dadurch flüssiger und fließt zuletzt fast vollständig ab. Den so gewonnenen
Salmiak kann man benutzen, um aus unreiner schwefelsaurer Thonerde eine neue Portion
Ammoniakalaun darzustellen.
Die Chloraluminiumlösung, welche nur noch wenig Salmiak enthält, wird dann bei einer
Temperatur von beiläufig 150° C. abgedampft, bis sie sich mit einer ziemlich
starken Salzhaut überzieht und die Verdampfung fast ganz aufhört. Beim Erkalten
erstarrt die Lösung nun zu einer weißen festen Masse, die aber zerfließlich und
daher in Wasser leicht löslich ist. Man kann sich auch damit begnügen, die Lösung
bloß zur sehr dicken Syrupconsistenz abzudampfen. In beiden Fällen enthält dieses
Salz in einem kleinen Volum eine verhältnißmäßig große Menge Thonerde.
Um nun die mit Stärke oder Mehl verdickte Beize herzustellen, kocht man das
Verdickungsmittel zunächst mit reinem oder allenfalls durch einige Tropfen
Essigsäure angesäuertem Wasser zum Kleister, läßt denselben erkalten und fügt ihm,
wenn er nur noch lauwarm ist, das Chloraluminium entweder trocken oder als
syrupförmige Lösung hinzu. Man erhält auf diese Weise leicht eine stark verdickte
Beize von geeigneter Consistenz. Um nun das Chloraluminium derselben in
unterschwefligsaure Thonerde zu verwandeln, fügt man der erkalteten Masse so viel
krystallisirtes unterschwefligsaures Natron hinzu, daß ungefähr 2/3 oder 3/4 der
Thonerde in unterschwefligsaures Salz verwandelt werden. Der Zusatz des
unterschwefligsauren Natrons, welches sich leicht und mit merklicher
Temperaturerniedrigung auflöst, ändert die Consistenz der Beize nicht.
Die Beize aus unterschwefligsaurer Thonerde hat im Vergleich mit der Beize aus
essigsaurer Thonerde folgende Vorzüge: sie ist wohlfeiler herzustellen, besonders
wenn es sich um wenig oder nicht verdickte Beizen zum Klotzen der Stücke etc.
handelt; sie gibt bei gleicher Stärke in der Regel sattere Nüancen; sie fixirt sich
unter allen Thonerdebeizen am schnellsten und vollständigsten; endlich besitzt sie die Eigenschaft,
bis zu einem gewissen Grade die Fixirung des Eisens zu verhindern, so daß selbst
solche unterschwefligsaure Thonerde, welche etwas eisenhaltig ist, sehr reine
Thonerdefarben liefern kann, wenn man nach dem Aufdrucken der Beize auf den Zeug das
Fixiren und Trocknen nicht zu sehr verlängert. Dieß rührt davon her, daß das Eisen
sich nur in Form von Oxyd oder basischem Oxydsalz auf der Faser fixiren kann, ein
unterschwefligsaures Eisenoxyd aber nicht existirt. Sobald nämlich ein Eisenoxydsalz
mit einem unterschwefligsauren Salze zusammengebracht wird, findet eine Reduction
des erstern zu Oxydulsalz statt, woraus folgt, daß sich kein Eisen auf dem Gewebe
fixiren kann, so lange in der Beize noch die geringste Menge unzersetzter
unterschwefligsaurer Thonerde enthalten ist. Erst wenn die Thonerde sich vollständig
fixirt hat und die unterschweflige Säure verschwunden ist, kann das Eisen sich mit
der Faser verbinden. – Der Zusatz von salpetersaurem Natron oder
salpetersaurem Zinkoxyd, welcher beim Verdicken der essigsauren Thonerde mit Stärke
so nützlich ist, scheint bei der unterschwefligsauren Thonerde wenig vortheilhaft zu
seyn.
Unterschwefligsaures Eisen. – Da das holzsaure
Eisen sehr wohlfeil ist und daher schwerlich durch unterschwefligsaures Eisen
ersetzt werden wird, so hat letzteres nur ein wissenschaftliches Interesse. Wie ich
schon bemerkt habe, existirt nur das unterschwefligsaure Eisenoxydul, da das
Eisenoxyd durch unterschweflige Säure sofort reducirt wird, wobei die Flüssigkeit
vorübergehend eine schwärzliche Purpurfarbe annimmt, nachher aber farblos wird. Das
unterschwefligsaure Eisenoxydul erhält man leicht durch Einwirkung von schwefliger
Säure auf in Wasser vertheiltes Einfach-Schwefeleisen oder durch Zersetzung
von Eisenvitriol mit unterschwefligsaurem Kalk. Dieses Salz ist ziemlich beständig
und verträgt das Kochen; seine Lösung absorbirt an der Luft Sauerstoff, setzt
Schwefel ab und verwandelt sich nach und nach in schwefelsaures Eisenoxydul. Die
Flüssigkeit bleibt grünlichblau, so lange noch unterschwefligsaures Eisenoxydul
darin ist; erst wenn das Eisen gänzlich in schwefelsaures Salz übergegangen ist,
gibt die Flüssigkeit allmählich die Eisenoxydreactionen, indem sie zugleich
basisch-schwefelsaures Eisenoxyd absetzt.
Das reine, frisch bereitete unterschwefligsaure Eisenoxydul ist eine weniger wirksame
Beize, als dasjenige, welches schon einige Zeit der Luft ausgesetzt gewesen ist,
oder dasjenige welches durch Zusatz von unterschwefligsaurem Natron zu
schwefelsaurem Eisenoxydul oder Eisenchlorür bereitet worden ist.
Wenn man als Beize eine gemischte Auflösung von Eisenchlorür und unterschwefligsaurem
Natron benutzt, so läßt sich dieselbe ohne alle Schwierigkeit verdicken. Diese
Beize bietet den Vortheil dar, daß sie einen Körper enthält, welcher den Uebergang
des Eisenoxyduls in Eisenoxyd oder basisches Oxydsalz verzögert; das Eisen fixirt
sich deßhalb sehr innig auf dem Zeuge, ohne daß dieser merklich geschwächt wird. Hat
man dem Eisenoxydulsalz ein wenig arsenige Säure zugefügt, so wird letztere in
gelben Schwefelarsenik umgewandelt.
Beim Färben verhält sich das unterschwefligsaure Eisen wie die anderen Eisenbeizen.
Es mischt sich vollkommen mit der Beize aus unterschwefligsaurer Thonerde, und
liefert dann mit Krapp und Garancin braune Farben. Nur muß man die mit einer solchen
gemischten Beize imprägnirten Gespinnste oder Gewebe lange genug (etwa 36 Stunden)
auf der Hänge lassen, weil das Eisen sich erst nach der Thonerde fixirt.
Unterschwefligsaures Chromoxyd. – Dieses Salz
bereitet man durch Zersetzung von schwefelsaurem Chromoxyd oder Chromalaun mit
unterschwefligsaurem Kalk, oder man läßt es dadurch entstehen, daß man einem
auflöslichen Chromoxydsalze unterschwefligsaures Natron zufügt.
Das unterschwefligsaure Chromoxyd ist im Allgemeinen eine weniger beständige Beize
als die entsprechende Thonerdeverbindung, weßhalb man es nicht zu lange im Voraus
bereiten darf. Schon das bloße Austrocknen genügt in den meisten Fällen, um es zu
fixiren; man darf aber bei seiner Darstellung keine zu sauren Chromoxydlösungen
anwenden, weil diese eine zu rasche Zersetzung und einen unnützen Verlust an
unterschwefliger Säure veranlassen würden.
Beim Verdicken des unterschwefligsauren Chromoxyds muß man dieselben
Vorsichtsmaßregeln anwenden, wie beim Verdicken der unterschwefligsauren Thonerde.
Zum Fixiren desselben ist eine Passage durch Alkalien nicht nothwendig. – Das
durch Zersetzung von Chromalaun (also eines violetten Chromoxydsalzes) mittelst
unterschwefligsauren Kalkes bereitete unterschwefligsaure Chromoxyd liefert auf
Baumwolle direct eine ziemlich reine grüne Farbe, während die aus einem grünen
Chromoxydsalz und unterschwefligsaurem Natron bereitete Beize eine graugrüne Farbe
gibt. Diese beiden Farben sind sehr ächt. – Wenn man eine schwache Beize aus
unterschwefligsaurem Chromoxyd in Krapp oder Garancin ausfärbt, so erhält man ein
bräunliches Rosa, welches der Seife vollkommen widersteht. Auf geöltem Kattun
angebracht, gibt diese Beize, wenn sie etwas stärker ist, mit Krapp eine
carmoisinbraune Farbe, welche alle Operationen der Türkischrothfärberei sehr gut
verträgt, aber leider matt und ohne Glanz ist. Wahrscheinlich könnte das
unterschwefligsaure Chromoxyd eine nützliche Anwendung finden zum Eindrucken von
Aechtgrün auf mit Garancin gefärbter Waare, weil man ein sehr zartes Violett dann
nicht durch Alkali
zu passiren braucht, wodurch ein solches stets getrübt wird.
Unterschwefligsaures Zinn. – Da alle Zinnsalze
sauer sind, so wird, wenn man sie mit einem unterschwefligsauren Salze vermischt,
ein Theil der unterschwefligen Säure frei. Die Reaction, welche dieselbe sodann auf
das Zinnsalz ausübt, ist je nach der Oxydationsstufe desselben verschieden. Bei den
Zinnoxydulsalzen oder dem Zinnchlorür entsteht sofort Schwefelzinn oder auch
Zinnoxydulsulfuret, welches sich niederschlägt. Bei den Salzen, die zugleich Oxyd
und Oxydul (oder Chlorid und Chlorür) enthalten, tritt diese Bildung erst nach
kürzerer oder längerer Zeit ein. Aus den bloßen Oxydsalzen (oder dem Chlorid) wird
kein Zinn gefällt, der entstehende Niederschlag besteht fast bloß aus Schwefel; wenn
man aber die Mischung auf dem Zeuge eintrocknet, so wird eine große Menge Zinn auf
demselben fixirt.
Aus diesen Beobachtungen folgt, daß man bei Anwendung von unterschwefligsauren Salzen
vermeiden muß, sie mit reinen Zinnoxydulsalzen zu vermischen, sondern im Gegentheil
stets Zinnoxydsalze oder Gemische von Oxydul- und Oxydsalzen gebrauchen
muß.
Der Zusatz von unterschwefligsaurem Natron verhindert die Zinnsalze die Faser
anzugreifen, selbst wenn man von jenem Salze nur halb so viel hinzufügt, als nöthig
wäre um die mit dem Zinn verbundene Säure zu neutralisiren.
Ich bereitete eine Beize auf die Art, daß ich lauwarmem Stärkekleister beiläufig ein
Zehntel seines Gewichts einer Mischung von Zinnchlorür und Zinnchlorid zusetzte und
später ein Dreißigstel seines Gewichts unterschwefligsaures Natron; beim Ausfärben
dieser Beize in Garancin erhielt ich ziemlich schöne orangefarbige Nüancen, welche
dem Licht sehr gut, aber der Seife weniger gut widerstanden.
Darstellung von Schwefelmetallen. – Durch
Einwirkung der unterschwefligsauren Salze auf Chlorantimon, Chlorarsenik oder
salpetersaures Wismuthoxyd entstehen orangerothes Schwefelantimon, gelber
Schwefelarsenik oder schwarzbraunes Schwefelwismuth. Vielleicht kann auch von dieser
Wirkung in der Zeugdruckerei Anwendung gemacht werden.
Bemerkungen über vorstehende Abhandlung von Hrn. Joseph
Blech.
Die Vortheile, welche Hr. Kopp
der unterschwefligsauren Thonerde zuschreibt, sind allerdings begründet. Die
Raschheit womit die Thonerde fixirt wird, und die Eigenschaft dieser Beize, bis auf
einen gewissen Grad die Fixirung des Eisens zu verhindern, verdienen alle Beachtung.
Da andererseits diese Farben den Nachtheil haben, sich langsam zu zersetzen, so
müssen sie in den Druckereien stets frisch angewendet werden. Ferner würde der schon
sehr unangenehme Geruch der Holzsäure in den Drucksälen und Trockenräumen bei
Anwendung dieser Farben durch denjenigen der schwefligen Säure ersetzt, welcher für
die Arbeiter höchst lästig wäre und die Metalltheile der Maschinen bald angreifen
müßte. Es ist daher anzunehmen, daß die Verfahrungsarten des Hrn. Kopp nur eine beschränkte Anwendung
finden werden.
Die merkwürdige Eigenschaft des unterschwefligsauren Natrons, zu verhindern daß die
Zinnsalze die Faser angreifen, selbst wenn man vom unterschwefligsauren Salz nur die
Hälfte derjenigen Quantität anwendet, welche zum Neutralisiren der mit dem Zinnoxyd
verbundenen Säure erforderlich ist, wird ohne Zweifel in vielen Fällen benutzt
werden.