Titel: | Versuche über die Festigkeit des Schmiedeeisens bei höheren Temperaturen; von William Fairbairn. |
Fundstelle: | Band 150, Jahrgang 1858, Nr. LXXVIII., S. 288 |
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LXXVIII.
Versuche über die Festigkeit des Schmiedeeisens
bei höheren Temperaturen; von William Fairbairn.
(Schluß von S.
108 dieses Bandes.)
Fairbairn's Versuche über die Festigkeit des
Schmiedeeisens.
Fortsetzung der Beobachtungsdata:
Textabbildung Bd. 150, S. 288
Nummer der Versuchsreihe; Nummer
des Versuches; Angehangene Last in engl. Pfunden; Dehnung in Zollen;
Bruchgewicht in engl. Pfunden; Bemerkungen; Kesselblech von 2,01 × 0,32 =
0,6432 Quadratzoll Querschnitt; Zurichtung wie bei I.; Temperatur des siedendem
Oeles; Der Bruch erfolgte, ehe die letzte Belastung noch ganz aufgebracht war,
vielleicht bei 28320 Pfund; Tonnen; Der Bruch erfolgte gleichzeitig im Bolzen
und im Bleche
Textabbildung Bd. 150, S. 289
Nummer der Versuchsreihe; Nummer
des Versuches; Angehangene Last in engl. Pfunden; Dehnung in Zollen;
Bruchgewicht in engl. Pfunden; Bemerkungen; Kesselblech von 2,02 × 0,33 =
0,6666 Quadratzoll Querschnitt; Zurichtung wie bei I.; Temperatur in siedendem
Oel; Tonnen; Temperatur der nur im Dunkeln wahrnehmbaren anfangenden
Rothglühhitze; Die Temperatur war die dunkle Rothglühhitze. Der Bruch erfolgte
sogleich
Aus diesen Versuchen geht bei Vergleichung der Reihen II und III gegen Reihe IV
hervor, daß bei gewöhnlicher Zimmertemperatur die Festigkeit der Bleche in der
Richtung des Walzens größer ist, als rechtwinkelig dagegen und zwar ungefähr im
Verhältniß von 5: 4. Frühere Versuche (Philosophical
Transactions, 1850) hatten ein gleichförmigeres Resultat gegeben, so daß
diese Abweichung vielleicht nur in fehlerhafter Behandlung des Walzens begründet
ist.
Ferner zeigen die Versuchsreihen I und VI bis VII im Vergleich zu IV, daß
Temperaturen, welche um circa 30° C. von der
gewöhnlichen Temperatur nach beiden Seiten der Thermometerscala abweichen, keinen
merklichen Einfluß auf die Festigkeit ausüben. Es ist wohl nur als eine Anomalie zu betrachten, daß bei
V, also rechtwinkelig zu den Fasern, eine etwas höhere Festigkeit beobachtet wurde,
als bei VI und VII.
Aus den Versuchsreihen IX und X geht hervor, daß bei der Temperatur des siedenden
Oeles die Ungleichheit der Festigkeit in den beiden Zugrichtungen abgenommen hat;
sie ist in der Richtung der Fasern circa 12 Proc.
größer, als rechtwinkelig dagegen, aber etwas kleiner als bei 16° C., wogegen
die Festigkeit rechtwinkelig gegen die Fasern entschieden größer geworden ist. Die
Versuchsreihe VIII ist als fehlerhaft zu verwerfen, da der Bruch nicht normal
erfolgte.
Die Versuchsreihen XI, XII, XIV, welche eine mittlere Festigkeit von 46691 Pfund pro Quadratzoll ergeben, zeigen im Vergleich zu XIII,
daß der Unterschied der Festigkeit nach den beiden Richtungen hin auch für die
Temperatur des siedenden Oeles noch fortbesteht, aber immer schwächer wird, daß
überhaupt kaum eine Abnahme der mittleren Festigkeit eingetreten ist, denn das
Mittel aus II, III und IV differirt kaum von dem Mittel der Ergebnisse der
Versuchsreihen XI bis XIV.
Eine wesentliche Abnahme bemerkt man dagegen bei den Versuchsreihen XV und XVI, wo
Glühhitze vorhanden war, sie beträgt bei dunkler Rothglühhitze ungefähr 50 Procent.
Ebenso zeigen diese Versuche eine Zunahme der Dehnbarkeit, indem sich die Stäbe vor
dem Bruch ansehnlich ausdehnten, und diese Beobachtung stimmt mit den Vorkommnissen
an Kesseln, wo bei geringen Spannungen Explosionen eintreten, sobald die Bleche aus
Wassermangel glühend zu werden beginnen.
Es wurden nun ferner diese Festigkeitsversuche auf das mit besonderer Sorgfalt
fabricirte Stabeisen ausgedehnt, welches bei der
Kesselfabrication zu Nieten und Bolzen angewendet wird, und es enthält wieder
nachstehende Tabelle die gesammelten Data:
Textabbildung Bd. 150, S. 290
Nummer der Versuchsreihe; Nummer
des Versuches; Angehangene Last in engl. Pfunden; Dehnung in Zollen;
Bruchgewicht in engl. Pfunden; Bemerkungen; Querschnitt = Quadratzoll.
Temperatur –30° F. = –34° C. in einer Kältemischung
aus gestoßenem Eis und krystallisirtem Chlorcalcium; Tonnen
Textabbildung Bd. 150, S. 291
Nummer der Versuchsreihe; Nummer
des Versuches; Angehangene Last in engl. Pfunden; Dehnung in Zollen;
Bruchgewicht in engl. Pfunden; Bemerkungen; XVIII.;
Querschnitt = 0,2485 Quadratzoll. Temperatur = 60° F. = 16° C.;
Der Bruch zeigte eine große, wie Stahl glänzende Stelle; XIX.; Querschnitt =
0,2485 Quadratzoll. Temperatur = 90° F. = 32° C.; Der Stab riß an
der Befestigungsstelle aus; XX.; Der Stab riß an der Befestigungsstelle ab; Die
Belastungen wurden von 1400 Pfd. an in geringen Zulagen von 105 Pfund
aufgebracht; XXI.; Der erste Versuch wurde bei der 76sten Belastung
unterbrochen, weil man bemerkte, daß der Stab die Befestigung einschnitt. Man
stellte einen neuen Ring her und wiederholte den Versuch. Als Bruchgewicht ist
das Mittel der Versuche 76 und 56 angenommen; XXII.; Der Stab zeigte einen
langen, mit Schlacke gefüllten Riß
Textabbildung Bd. 150, S. 292
Nummer der Versuchsreihe; Nummer
des Versuches; Angehangene Last in engl. Pfunden; Dehnung in Zollen;
Bruchgewicht in engl. Pfunden; Bemerkungen; XXIII.;
Querschnitt = 0,2485 Quadratzoll. Temperatur = 212° F. = 100° C.;
XXIV.; XXV.; XXVI.; Der Bruch war vollkommen gesund, wie bei dem vorigen und
nachfolgenden Versuche; XXVII.; XXVIII.; Bruch faserig und gut
Textabbildung Bd. 150, S. 293
Nummer der Versuchsreihe; Nummer
des Versuches; Angehangene Last in engl. Pfunden; Dehnung in Zollen;
Bruchgewicht in engl. Pfunden; Bemerkungen; XXIX.;
Querschnitt = 0,2485 Quadratzoll. Temperatur = 435° F. = 224° C.;
Bruch vollkommen gut; XXX.; Der Bruch erfolgt bei
Vorstehende Versuche zeigen zunächst, daß das Bolzeneisen eine weit höhere Festigkeit
besitzt, als die Bleche, welche vorher betrachtet wurden. Bei –30° F.
beträgt die Festigkeit circa 40 Proc. mehr.
Ferner bemerkt man, daß keine wesentliche Aenderung der Festigkeit eintritt bis zu
90° F. = 32° C.; sodann tritt aber ein deutliches Steigen ein bis zu
270° F. = 132° C., worauf einige Schwankungen folgen, aus denen man
erkennt, daß man sich in der Nähe derjenigen Temperatur befindet, welche dem Maximum
der Festigkeit entspricht. Fairbairn nimmt diese
Temperatur zu 325° F. = 163° C. an. Die größte Festigkeit verhält sich
zu derjenigen bei gewöhnlichen Temperaturen wie 39 : 28 oder wie 1 : 0,72, und zu
derjenigen der Bleche bei gleicher Temperatur wie 39 : 23 = 1 : 0,6.
Von dem nachtheiligsten Einfluß ist die Rothglühhitze, welche das Bolzeneisen um mehr
als die Hälfte schwächt. Bei dieser Temperatur verhält sich seine Festigkeit zu
derjenigen bei gewöhnlichen Temperaturen wie 16 : 28 oder wie 0,6 : 1, und zu
derjenigen der Bleche bei gleicher Temperatur wie 36 : 30 oder wie 1 : 0,83.
Der Umstand, daß die Eisenstäbe ein deutliches Maximum der Festigkeit erkennen
lassen, während bei den Blechen nur eine geringe und nicht sehr deutliche Vermehrung
derselben zu beobachten ist, ist wahrscheinlich in der Behandlung dieser
verschiedenen Eisensorten begründet. Stabeisen hat unter dem Hammer und unter
verschiedenen Hitzen eine Ausreckung erfahren, welche bis zum Fünfundzwanzigfachen
der ursprünglichen Länge geht, während Blech nur gewalzt und höchstens bis auf das
Sechsfache gedehnt wird.
Nun vermehrt aber schon das bloße Ausrecken die Festigkeit, wie folgende Tabelle
über eine Reihe von Versuchen, welche im Arsenal von Woolwich abgeführt wurden,
nachweist:
Textabbildung Bd. 150, S. 294
Bezeichnung der Stäbe; Erster
Bruch; Bruchgewicht in Tonnen; Verlängerung auf 54 Zoll Länge; Zweiter Bruch;
Verlängerung auf 36 Zoll Länge; Dritter Bruch; Verlängerung auf 24 Zoll Länge;
Vierter Bruch; Verlängerung auf 15 Zoll Länge; Mittel; Mittel p. Qdrf.
Das in Woolwich probirte Eisen hat nur 24 Tonnen Festigkeit gezeigt, während das oben
betrachtete Bolzeneisen 28 Tonnen besitzt; ersteres ist durch vierfaches Zerreißen
bis zu einer Festigkeit von 29,2 Tonnen gelangt, während das Bolzeneisen durch
Temperaturerhöhung bis zu 320° F. auf 37 Tonnen gebracht wurde.
Die Steigerung der Festigkeit durch Zerreißen, also trotz
allmählicher Abnahme des Querschnitts, ist in praktischer Beziehung sehr
interessant, weil sie zeigt, daß das Probiren mit großen Lasten nicht schädlich seyn
kann.
Die Tabelle zeigt auch, daß die Längenausdehnungen den Belastungen nicht proportional
bleiben. Der Stab F z.B. hat bei 33,25 Tonnen Belastung
und 54 Zoll Länge eine Ausdehnung von 10,5 Zoll, also pro Tonne und Zoll Länge eine Ausdehnung = 0,0058 Zoll erfahren. Bei 36
Zoll Länge und 35,5 Tonnen oder 2,25 Tonnen mehr Belastung ist er aber um 1,12 Zoll,
also um 0,0154 Zoll pro Tonne und Einheit gedehnt
worden. Die vierzehn Versuche mit Bolzeneisen zeigen im Mittel eine Ausdehnung von
0,257 der ursprünglichen Länge, die Versuche in Woolwich zeigten dagegen
bei
120
Zoll
Länge
26
Zoll
oder
21,6
Proc.
Längenzunahme,
„
42
„
„
9,8
„
„
23,3
„
„
„
36
„
„
8,8
„
„
24,4
„
„
„
24
„
„
6,2
„
„
25,8
„
„
„
10
„
„
4,2
„
„
42,0
„
„
so daß man zwischen der ursprünglichen Länge L und der Ausdehnung l die
Relation
l = 0,18 + 2,5/L aufstellen
kann.
Bei dem Bolzeneisen sind diese Dehnungen nur unsicher zu messen; sie betragen aber
pro Tonne und pro Zoll
Länge bei allen Temperaturen von 60 bis 400° F. ziemlich regelmäßig 0,00173
und bei der Rothglühhitze doppelt so viel, nämlich 0,00341.