Titel: | Allgemeine Bemerkungen über Blechfabrication und Blechwalzwerke. |
Fundstelle: | Band 150, Jahrgang 1858, Nr. XLVIII., S. 181 |
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XLVIII.
Allgemeine Bemerkungen über Blechfabrication und
Blechwalzwerke.
Nach dem Portefeuille de John Cockerill, 1858; hier
aus dem Berggeist,
Nr. 32.
Bemerkungen über Blechfabrication und Blechwalzwerke.
Die sehr beachtenswerthe Anwendung des Eisenblechs beim Schiffs- und
Eisenbahnbau, eine Benutzung die in den letzten Jahren eine solche Ausdehnung
erreicht hat, daß sie der jetzigen Epoche einen eigenthümlichen Charakter in
Beziehung auf den Gang der Industrie verleiht, mußte natürlich wesentliche
Verbesserungen bei der Eisenblechfabrication herbeiführen. Betrachtet man die Frage
von dem Gesichtspunkte der rein mechanischen Arbeit, so wird man begreifen daß man
vor allen Dingen bei den verschiedenen Arbeiten, deren Zweck es ist das
Materialeisen zu dem Blech herzustellen, bemüht seyn muß demselben weit größere
Dimensionen zu geben als früher, indem nur auf diese Weise große und schwere
Blechplatten fabricirt werden können.
Sowohl zum Schiffsbau als auch zu den Röhren- und Gitterbrücken sind kleine
und schwache Blechtafeln nicht zweckmäßig, denn zu einer großen Wand müßten viele
kleinere Tafeln durch Vernietung mit einander verbunden werden, so daß viele Fugen
und damit bedeutende Arbeitslöhne entstehen und nie die Festigkeit und Sicherheit
erreicht wird, als wenn nur wenige Fugen oder Verbindungen vorhanden sind, wie dieß
bei großen Platten thunlich ist.
Wenn sich nun die Nothwendigkeit großer Blechplatten durch die neuern Fortschritte im
Schiffs- und Brückenbau fühlbar machte, so verlangte ein anderer Zweig der
Blechconstruction noch gebieterischer die Verbesserung der Processe und Apparate bei
diesem Zweige des Eisenhüttenbetriebes. Es handelt sich nämlich um die großen
Röhren-Verdampfungsapparate für Schiffe und Locomotiven, deren gute Erhaltung
an gewissen Punkten zum Theil der Construction untergeordnet ist, und die, um den
Einwirkungen des auszuhaltenden Drucks zu widerstehen, an anderen Punkten welche
durch die Einrichtungen des Systems selbst geschwächt werden, größere Stärke
erlangen müssen.
Man wird einsehen, daß die Röhrenplatten starker Locomotiven oder großer
Schiffskessel, die eine Stärke von 15 bis 18 Millimeter (1/2 bis 3/4 Zoll) haben,
mögen die sonstigen Dimensionen seyn welche sie wollen, aus einem Stücke gewalzt
seyn müssen. Eine Fuge oder Schweißung bei diesem Stück würde die Garantie einer langen Dauer und
der erforderlichen Festigkeit nicht geben und die Kosten würden immer noch
bedeutender seyn. Außerdem verbrennen verbundene Platten weit eher an der Fuge als
aus einem Stück bestehende. Endlich ist es auch in Beziehung auf das Gewicht
zweckmäßiger, möglichst wenig Fugen zu haben, so wenig als es nur die
Fabricationskosten gestatten.
Mit der Größe der Blechplatten steigen aber auch die Schwierigkeiten der Fabrication,
und ist besonders die Arbeit des Walzenpersonals so anstrengend, daß es unter
gewissen Fällen nöthig ist dasselbe zu verdreifachen. Das öftere Wärmen so großer
Bleche beim Auswalzen steigert die Productionskosten auch noch, und es ist daher
höchst nothwendig, das Verfahren und die Arbeit so zu vereinfachen, daß an diesen
Kosten möglichst erspart werde.
Bekanntlich wird das Blech, nachdem es zwischen den beiden Walzen durchgegangen ist,
über die obere von der hintern zur vordern Seite zurückgegeben, und es wiederholt
sich diese Arbeit bei jedem Durchwalzen. Sollen daher Blechplatten von 500 bis 600
Kilogr. (10 bis 12 Ctr.) Gewicht angefertigt werden, so sind nicht allein eine Menge
Arbeiter erforderlich, sondern diese haben auch sehr schwierige und anstrengende
Leistungen, und wenn sie gleich noch so schnell arbeiten, geht der Proceß doch nur
langsam von statten.
Es sind daher in den letzteren Jahren verschiedene Mittel vorgeschlagen worden, um
das Zurückgeben der Platten schneller, leichter und mit einem geringern
Arbeitspersonal ausführen zu können. In vielen Hütten sind deßhalb mechanische
Hebevorrichtungen angebracht, um die Zurückgabe der schwereren Blechplatten über die
obere Walze zu erleichtern, auf anderen Hütten sind die Walzwerke so eingerichtet,
daß sie erst eine Vorwärts- und dann eine Rückwärtsbewegung machen, so daß
das Zurückgeben wegfällt. In noch anderen Hütten haben die Walzwerke eine solche
Einrichtung daß zwei Paare Walzen im Betriebe sind, von denen das eine
Vorwärtsbewegung hat, worauf die Platte von einem Wagen aufgenommen und dem zweiten
Paare mit Rückwärtsbewegung zugeführt wird u.s.f.
Am zweckmäßigsten sind die mechanischen Hebevorrichtungen, indem dabei die übrige
Einrichtung des Walzwerks dieselbe bleiben kann. Ein solches Hebesystem wird
gewöhnlich durch eine Dampfmaschine in Bewegung gesetzt, die in einer Ecke des
Hüttengebäudes angebracht ist, von wo aus der Maschinenwärter den ganzen Betrieb im
Auge hat. Mit Hülfe einer solchen Vorrichtung kann man sehr schnell die größten
Lasten heben. Da diese Apparate mit größtmöglicher Regelmäßigkeit wirken, so kann
das zahlreiche Arbeiterpersonal, welches nur zum Ueberheben der schweren Eisenmassen benutzt
wurde, größtentheils entbehrt werden und es reicht ein gewöhnliches, um einige Mann
verstärktes Walzpersonal aus. Dadurch wird nicht allein an Selbstkosten erspart,
sondern es wird auch das Auswalzen schwerer und großer Eisensorten wesentlich
erleichtert; es werden die Störungen vermieden, die bei einem großen
Arbeiterpersonal nie fehlen und zu manchen Unfällen führen, wohingegen, weil alle
Störungen aufhören, bei diesen mechanischen Apparaten der Betrieb sogar etwas
beschleunigt werden kann. Nicht alle Elevatoren werden jedoch durch Dampfkraft in
Bewegung gesetzt, sondern es gibt auch solche deren Bewegung direct von den
Walzenzapfen ausgeht und durch Getriebe, Zahnstangen und Rollen, auf welche sich
Seile aufwickeln, deren Spannung man sehr schnell verändern kann, vermittelt wird.
Man erhält auf diese einfache Weise dasselbe Resultat.
Das Portefeuille beschreibt mit Hülfe von vier Tafeln ein Blechwalzwerk mit
Elevator.