Titel: | Der Zuckergehalt einiger Trauben- und Obstsäfte im Herbst 1857; von Dr. C. Marx in Stuttgart. |
Fundstelle: | Band 150, Jahrgang 1858, Nr. XLII., S. 143 |
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XLII.
Der Zuckergehalt einiger Trauben- und
Obstsäfte im Herbst 1857; von Dr. C. Marx in Stuttgart.
Aus dem württemb. Wochenblatt für Land- und
Forstwirthschaft, 1858, Nr. 5.
Marx, über den Zuckergehalt einiger Trauben- und Obstsäfte
im Herbst 1857.
Schon wiederholt wurden in früheren Jahren im chemischen Laboratorium der
polytechnischen Anstalt in Stuttgart Bestimmungen von Zucker und Säure in
Trauben- und Obstmosten angestellt und zum Theil veröffentlicht.Vergl. Wochenblatt 1850 S. 87, 1851 S. 31, 1854 S. 7, 1856 S. 90. Eine Fortsetzung dieser Untersuchungen auch im Herbst vorigen Jahres
erschien bei den günstigen Verhältnissen desselben von doppeltem Interesse.
Der Zuckergehalt der Säfte wurde nach dem bekannten Verfahren mit titrirter
Kupferlösung bestimmt, der Säuregehalt durch Neutralisiren mit einer caustischen
Natronlauge, welche so verdünnt war, daß bei Anwendung von 15 Grammen Saft 1
Kubikcentimeter Natronlauge gerade 0,1 Proc. Weinsäure im Saft entsprach. Der Punkt,
wenn die Säure durch die Lauge neutralisirt ist, läßt sich leicht auf 0,1 Kub. Cent.
der Lauge genau durch Probiren mit Lackmuspapier finden, also die Säure sich auf
0,01 Proc. scharf bestimmen; ein Zusatz von Lackmuslösung zum Saft läßt weniger
genau das Neutralseyn desselben erkennen, weil die Lackmusfarbe durch die Farbe des
Saftes theilweise verdeckt wird.
Die Säfte sind von Trauben aus den K. Weinbergen in Untertürkheim, von denselben
Traubensorten und aus denselben Lagen, wie sie in früheren Jahren untersucht wurden.
Es wird nicht uninteressant seyn, die Resultate der dießjährigen Untersuchungen
sogleich mit denen früherer Jahrgänge zusammenzustellen.
Textabbildung Bd. 150, S. 144
Grade der Weinwaage; Zuckergehalt
in 100; Säuregehalt in 100; Trollinger; Veltliner; Grüner Sylvaner; Blauer
Sylvaner; Roth Urban; Schwarz Urban; Riesling; Klevner
Die obigen Zahlenresultate zeigen, daß bei dem gleichen Jahrgang die Angaben der
Weinwaage einigermaßen, wenn auch durchaus nicht genau, dem Gehalt an Zucker
entsprechen, denn bei einzelnen Traubensorten wurden bei gleichen Angaben der
Weinwaage ziemlich differirende Zuckerprocente erhalten. Solche Differenzen zeigen
sich besonders bei Vergleichung verschiedener Jahrgänge; auffallend ist namentlich
das verhältnißmäßig niedere Gewicht der Moste vom Jahrgang 1857 bei ihrem hohen
Zuckergehalt; sie enthalten fast nur Zucker, geringe Menge fremder Substanzen.
Es fehlte leider an Gelegenheit, Weinmost aus verschiedenen Gegenden auf den Gehalt
an Säure und Zucker zu prüfen; ich werde solche Proben noch mit reinen Weinen dieses
Jahrgangs nachholen.
Endlich folgen noch Analysen von vorjährigem Saft aus Obstsorten von Hohenheim, die
mir von der königl. Centralstelle für Landwirthschaft übergeben wurden. Die
Bestimmungen wurden gemacht, wie bei den Traubenmosten, und die Säure als
Aepfelsäure berechnet.
Grade derWaage.
Zuckergehaltin 100.
Säuregehalt in 100.
Saft aus Forellenbirne
65°
11,5
0,13
„ „
späte Saubirn (Winterkochbirn)
63°
11,6
0,25
„ „
Argenson-Regentin
73°
11,8
0,16
„ „
Bedufteter Langstiel- oder Blauschwanzapfel
39°
7,9
0,51
„ „
englische Goldparmäne
59°
9,0
0,49
„ „
Muskatreinette
79°
9,2
0,91
„ „
süßer Holaart Zimmtapfel
52°
9,2
0,19
„ „
Karmeliter- oder Ludwigsb. Reinette
67°
9,8
0,57
„ „
Ananas-Reinette
54°
9,9
0,65
„ „
Parkers grauer Pepping
72°
10,0
1,10
„ „
Große gestreifte Schafsnase oder Buttermatapfel
52°
10,1
0,51
„ „
Pariser Rambourreinette oder Reinette von Canada
69°
10,1
0,88
„ „
calvillartiger Winterrosenapfel
50°
10,2
0,53
„ „
kleiner Fleiner
63°
10,5
0,44
„ „
Blauapfel oder Blauling
64°
10,7
0,56
„ „
Goldzeugapfel, Drap d'or
65°
11,3
0,55
„ „
Downstons Pepping
60°
11,5
0,62
„ „
Gäsdonker Reinette
76°
11,6
0,78
„ „
Morgenduftapfel, Hoary
morning
61°
11,8
0,36
„ „
Luikenapfel
62°
11,9
0,76
„ „
großer Bohnapfel, rhein. Bohnapfel
59°
12,2
0,68
„ „
brauner Matapfel
60°
12,2
0,56
„ „
deutsche Forellenreinette
66°
12,4
0,72
„ „
Gravensteiner
60°
12,7
0,72
„ „
van Monsreinette
93°
16,2
1,15
Diese Versuche zeigen, wie wenig aus den Graden der Weinwaage auf den Zuckergehalt in
den Obstsäften geschlossen werden kann.