Titel: | Ruhmkorff'scher Inductionsapparat, construirt von Ritchie, Verfertiger physikalischer Instrumente zu Boston. |
Fundstelle: | Band 150, Jahrgang 1858, Nr. XII., S. 26 |
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XII.
Ruhmkorff'scher
Inductionsapparat, construirt von Ritchie, Verfertiger physikalischer Instrumente zu Boston.
Aus dem Philosphical Magazine, Juni 1858, S.
466.
Ritchie's Construction des Ruhmkorff'schen
Inductionsapparates.
Hr. John Gassiot gibt in
einem an die Herausgeber des Philosophical Magazine
gerichteten Schreiben folgende Beschreibung eines ihm von Hrn. Ritchie zu Boston in den Vereinigten Staaten gelieferten Ruhmkorff'schen Inductionsapparates.
Der primäre Draht hat die Dicke Nr. 9 des englischen Drahtmaaßes; die Spirale ist 15
Zoll lang mit drei Gängen, deren Länge ungefähr 150 Fuß beträgt. Der innere
Drahtbündel ist 18 Zoll lang, hat ungefähr 1 3/4 Zoll Durchmesser und besteht aus
sehr sorgfältig geglühtem, in 14 Tagen abgekühltem Eisendraht. Der primäre Draht ist
mit einem 1/10 Zoll dicken Ueberzug von Gutta-percha versehen, und über
diesen ist noch eine gläserne Röhre geschoben.
Die secundäre Spirale ist in drei Bündel getheilt, jedes 5 Zoll lang und um 1/10 Zoll
dicke Cylinder von Gutta-percha gewunden. Der Draht des oberen und unteren
Bündels hat die Dicke Nr. 33 und ist 25,575 Fuß lang, der mittlere von Nr. 32 ist
22,500 Fuß lang, so daß die Gesammtlänge 73,650 Fuß beträgt. Die Drahtschichten sind
senkrecht zur Länge der Spirale und der Draht ist mit Seide umwickelt.
Die Condensatoren bestehen aus gefirnißtem Seidenpapier; es sind drei derselben
vorhanden mit Oberflächen von ungefähr 50, 100 und 150 Quadratfuß. Mit Hülfe von
Schrauben kann man sich derselben einzeln oder zusammen bedienen.
Der Contactunterbrecher wird vermittelst eines aus freier Hand in Umdrehung gesetzten
Sperrrades gehoben. Dasselbe wirkt auf eine Feder, so daß eine feste Berührung der
Platinflächen stattfindet. Das obere Platin ist mit einer Schraube und Mutter
versehen; eben so der Hammer, welcher nicht zu schwer aufliegen darf. Die Schrauben
müssen sorgfältig adjustirt werden, so daß das Sperrrad gut arbeitet.
Aus dem Vorhergehenden folgt, daß die Methode der Contactunterbrechung von derjenigen
der HHrn. Ruhmkorff oder Foucault verschieden ist. Um die Phänomene des geschichteten Lichtes zu
zeigen, sind aber die Anordnungen derselben vorzuziehen, weil mit Hülfe eines
Sperrrades eine gleichmäßige Wirkung schwer zu erzielen ist; dagegen setzt uns die Anordnung von Ritchie in den Stand von der Magnetisirung des eisernen
Kerns das Maximum der Wirkung zu erzielen.
Dreht man die an das Sperrrad befestigte Kurbel sehr langsam, so wird dadurch der
Contact mit dem primären Strom verlängert, mithin der eiserne Kern sehr stark
magnetisirt. Die plötzliche Unterbrechung entwickelt augenblicklich die ganze Kraft
der inducirten Ladung, daher sie nicht nur sehr lange, sondern auch sehr dichte
Funken gibt. Läßt man die Geschwindigkeit der Rotation stufenweise zunehmen, so
nimmt die Entladung eben so stufenweise den hellleuchtenden Charakter eines langen,
dem Conductor einer Elektrisirmaschine entzogenen Funkens an; wogegen, wenn die
Geschwindigkeit der Rotation noch mehr gesteigert wird, dieses Leuchten in der Luft
verschwindet, denn die Zeit zwischen der Herstellung und Unterbrechung des Contactes
reicht alsdann nicht hin, um den eisernen Kern zu magnetisiren, wovon die Intensität
der inducirten Entladung hauptsächlich abhängt.
Diese Form des Apparates setzt den Experimentator in den Stand, den Charakter der
einzelnen Entladung zu untersuchen. Bei Untersuchung der durch die Ritchie'sche Spirale erhaltenen Entladung habe ich mit
Hülfe des Wheatstone'schen rotirenden Spiegels gefunden,
daß der directe Funke verlängert aber nicht getrennt wurde. Bei Einschaltung einer
Leidner Flasche in der zuerst von Grove angegebenen Weise
wird der Funke bedeutend kürzer, aber desto glänzender und dichter. Wird diese
Entladung mittelst des Wheatstone'schen Apparates
untersucht, so findet man, daß sie in zwei deutliche Funken aufgelöst ist, die
nicht, wie bei der directen Entladung verlängert, sondern klar und bestimmt von
einander getrennt erscheinen. In meiner neuerlichen Mittheilung an die Royal Society habe ich gezeigt, daß wenn eine Leidner
Flasche an das innere und äußere Ende der durch eine einzige Zelle der
Salpetersäure-Batterie in Thätigkeit gesetzten Inductionsspirale befestigt
wird, in dem dunkeln Theile der Entladung Schichtungen wahrnehmbar sind, wenn man
sie durch eine luftleere Röhre leitet; diese Schichtungen sind concav in
entgegengesetzten Richtungen von denen welche aus dem positiven Ende der Spirale
hervortreten. Die Trennung des Funkens mit Hülfe des Wheatstone'schen Apparates lehrt, daß diese Erscheinung von der doppelten
Entladung herrührt.
Die von Hrn. Ritchie angenommene (wenn ich nicht irre
zuerst von Poggendorff angegebene) Methode den Draht auf
seine secundäre Spirale zu wickeln, ist dieselbe, welche die Matrosen befolgen, wenn
sie ein Tau auf dem Deck eines Schiffes aufrollen; mit dem innern Kreis beginnend,
erstrecken sich die Windungen nach und nach bis zum äußern Umfang; die folgende Lage geht
dann von Außen nach Innen, und so fort. Diese Methode sichert die secundäre Spirale
gegen die Gefahr der Unterbrechung, dagegen kann der Strom leichter von dem innern
Ende der secundären nach der primären Spirale übergehen, selbst wenn durch eine
Glashülle und dicke Gutta-percha Vorsorge getroffen ist.
Mit fünf Zellen der Salpetersäure-Batterie, in welcher jede Platinplatte 4
× 8 Quadratzoll Oberfläche hatte, erhielt ich 10zöllige Funken von zwei
Spiralen, und 5zöllige Funken von einer Spirale. Bei einem Versuch erhielt ich einen
6zölligen Funken, zugleich fanden jedoch von dem inneren Theile der Spirale nach der
gläsernen Hülle starke Entladungen statt, und es ist nicht zu zweifeln, daß bei
Fortsetzung des Versuchs das Glas durchbohrt worden wäre. Mit drei Spiralen habe ich
bis jetzt nur einen Funken von 12 1/4 Zoll Länge erhalten. Aus den angegebenen
Gründen darf ich es aber nicht wagen, die Spirale bis zu ihrer größten Intensität zu
erregen.