Titel: Gurney's Verfahren, eine in Brand gerathene Steinkohlengrube zu löschen.
Fundstelle: Band 150, Jahrgang 1858, Nr. X., S. 20
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X. Gurney's Verfahren, eine in Brand gerathene Steinkohlengrube zu löschen. Mit Abbildungen auf Tab. I. Gurney's Verfahren, eine in Brand gerathene Steinkohlengrube zu löschen. Das bisherige Verfahren, das in Brand gerathene Kohlenfeld durch Dämme abzuschließen, jedes weitere Umsichgreifen des Feuers durch diese Dämme zu verhindern und das Feuer durch allmähliches Entziehen der Nahrung in sich selbst zu ersticken, war eine sehr kostspielige und überdieß sehr unsichere Methode. Die Hindernisse und Schwierigkeiten welche sich der Ausführung einer solchen Arbeit entgegenstellen, sind nun größtentheils beseitigt durch das sinnreiche Verfahren von Gurney, mittelst nicht brennbaren Gases das Grubengebäude zu füllen und dadurch das Feuer zu löschen. Die erste Anwendung von seinem Princip machte der Erfinder im Jahr 1849 auf einer in Brand gerathenen Steinkohlengrube zu Astley bei Manchester, worüber im polytechnischen Journal Bd. CXII S. 278 berichtet wurde. Hr. Busse, welcher im September 1853 einige der wichtigsten Kohlendistricte Englands bereiste, theilt in der „Zeitschrift für das Berg-, Hütten- und Salinenwesen in dem preußischen Staate,“ Jahrgang 1858, Bd. VI S. 84, folgende Notiz über die Anwendung des neuen Verfahrens mit: „Obgleich ich nicht die Gelegenheit hatte, das neue Verfahren mit seinen sämmtlichen Einrichtungen in Betrieb zu sehen, so ist es mir doch vergönnt gewesen, auf der Grube Black Broock der HHrn. Bromilow und Sohn in Lancashire bei der Station St. Helens die Einrichtungen einer solchen Vorrichtung in Augenschein zu nehmen und deren günstigen Erfolg zu bewundern. Es war hier durch eine unterirdische Maschine auf dem 5 Fuß mächtigen Rushy Park Flötz auf der ersten Tiefbausohle Grubenbrand in dem Maaße ausgebrochen, daß selbst das Hangende dieses Flötzes völlig zu Porzellanjaspis zusammengebacken und die Kohlen in Kohks umgewandelt waren; ja es wurde behauptet, daß die Flamme aus einem dieser Schächte bis zu Tage geschlagen sey. Auf diesem Flötze, welches wie 1: 4 oder mit 15 Grad einfiel, waren außer dem Hauptförderschachte in kurzer Entfernung von einander 3 Hülfsschächte niedergebracht, von denen der Schacht Nr. 1. zum Ausziehen des Rauches der unterirdischen Maschinenkessel, des Dampfes der Maschine und Feuers eines Wetterofens, der zweite zur Fahrung und der dritte zum Wetterschachte diente. Alle diese Schächte wurden, sobald der Grubenbrand ausgebrochen und nicht mehr zu bezwingen war, mit Bretern gut verbühnt und diese Bühnen mit Lehm überdeckt, nachdem man vorher auch auf der ersten Tiefbausohle des Flötzes den Förderschacht nach dem 60 Yards tiefer liegenden 3–6 Fuß mächtigen little delf Rushy Flötz, in welchem kein Grubenbrand ausgebrochen war, gut verschlagen hatte. Auf diese Weise war alle Verbindung der äußern Atmosphäre mit dem Grubenbau abgeschnitten, auch suchte man, da das Flötz nicht tiefer unter Tage gebaut wurde, jede sonstige Communication des Grubenbaues mit der äußern Luft ebenfalls zu vermeiden. Der Apparat, womit die Löschung des Feuers bewerkstelligt wurde, bestand aus einem Ofen und aus 2–3 Dampfkesseln von 11–12 Pferdekräften, welche zur Dampferzeugung bei der Förderung verwandt worden waren. Der Ofen, worin die Gase (kohlensaures Gas und Kohlenoxydgas) entwickelt wurden, war aus Ziegelsteinen aufgeführt und hatte, wie Fig. 40 und 41 näher angeben, einen 8–10 Fuß hohen und 5 Fuß im Quadrat weiten Kamin, der mit Kalksteinen gefüllt wurde. An seinem oberen Theile endete ein 14 Zoll weiter und eben so hoher Canal und führte die im Kamin aufsteigenden Gase nach dem Förderschachte hin, wo die Einspritzung der Gase mit Wasser und Dampf stattfinden sollte. Zum Forttreiben der Kohlensäure aus dem ungebrannten Kalke war an der Sohle des Kamins auf 2 einander gegenüber liegenden Seiten eine Oeffnung a mit einem Roste von 4 Fuß Weite im Quadrat aufgeführt, dessen obere Seite mit einer steinernen Platte b zum Aufgeben der kleineren Kohks überdeckt ward. Die Vorderseite dieser Roste war durch eine eiserne Thür c geschlossen und die Stäbe lagen so dicht aneinander, daß nur so viel Luft zu den Kohks hinzutreten konnte, als zur Verbrennung derselben erforderlich war. Die hier entwickelten heißen Gase stiegen durch kleine 2 1/2 Zoll weite und 1 1/2 Fuß hohe Oeffnungen in den Kamin, erhitzten hier den Kalk und gingen sodann mit den hier entwickelten Gasen bis zum Förderschachte hin. Zum Nachfüllen von ungebranntem Kalk war auf den Kamin eine steinerne Platte aufgelegt und zum Herausziehen des gebrannten Kalkes eine Thür f an der Seite des Kamines angebracht. Um die hier entwickelten Dämpfe in das Brandfeld zu führen, welche, da sie schwerer als die gewöhnliche atmosphärische Luft sind, nicht von selbst in alle Abbaupunkte strömen würden, dient der in den Kesseln entwickelte Dampf, dem man eine Spannung von 2 Atmosphären gab. Er wurde durch Röhren a (vergl. Fig. 42) nach dem Förderschachte geführt und mündete in den vom Ofen ausgehenden Canal b. Da durch das Einströmen des Dampfes in den Schacht und dessen Condensation ein luftleerer Raum gebildet wird, so ist einleuchtend, daß das specifisch schwerere Gas unaufhörlich in den Schacht einströmen und durch den Dampfstrahl die Tiefe hinabgedrückt werden muß. Die hohe Temperatur des Dampfes würde jedoch die Temperatur in der Grube nur wenig herabdrücken, ja sie könnte möglicher Weise ein Ausbrechen eines Grubenbrandes späterhin wieder zur Folge haben, wenn sie nicht durch ein anderes Element auf einen niederen Wärmegrad herabzugehen gezwungen würde. Dieß erfolgt durch kaltes Wasser, welches in den Schacht geführt und mit dem Dampfstrahl in Berührung gebracht wird. Es geht zu diesem Zwecke das Dampfrohr a durch einen Wasserbehälter c, der durch eine Pumpe steten Zufluß erhält und kommt mit seinem unteren Ende durch ein durchlöchertes Sieb mit dem Wasser in Verbindung. Bei Berührung mit dem Dampfe wird es durch dessen Gewalt in feinen Staub verwandelt und als solcher den Schacht hinabgedrückt, hierdurch aber gleichzeitig die Temperatur des Dampfes in der Grube vermindert. Nach der mir mitgetheilten Angabe sollen auf diese Weise pro Minute 8–9000 Kubikfuß Gas in die Grube getrieben und die ganze Operation mit einzelnen Unterbrechungen 14 Tage lang fortgesetzt worden seyn. Bei meiner Anwesenheit hatte man auch schon den obersten Wetterschacht wieder geöffnet und stand im Begriffe durch Strecken, welche man in die anstehenden Pfeiler dieses Schachtes treiben wollte, nach der tieferen Sohle zu gehen und das tiefer liegende little delph Rushy Flötz in Angriff zu nehmen. Die Temperatur in diesen Strecken war jedoch zum Arbeiten noch sehr hoch.“

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