Titel: Vorrichtung zum Reinigen der Straßen mit Steinaufschüttung; vom Bauconducteur Marmet zu Revers.
Fundstelle: Band 150, Jahrgang 1858, Nr. VI., S. 13
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VI. Vorrichtung zum Reinigen der Straßen mit Steinaufschüttung; vom Bauconducteur Marmet zu Revers. Aus dem Bulletin de la Société d'Encouragement, April 1858, S. 213. Mit Abbildungen auf Tab. I. Marmet's Vorrichtung zum Reinigen der Straßen mit Steinaufschüttung. Nachdem jetzt in Paris, sowie in andern großen Städten die gepflasterten Straßen immer mehr in solche mit Steinaufschüttung verwandelt werden, ist auch ein gutes System zur Reinigung derselben ein wichtiger Gegenstand geworden. Diese Reinigung ist nicht bloß für die Fußgänger, sondern auch für die gute Erhaltung der Straßen nothwendig, weil sie sonst nicht eben und gut fahrbar bleiben. Die Steine welche die Chaussée bilden, sind durch eine Gangart, ein Bindemittel, welches aus zerriebenen Steinen (détritus) besteht, mit einander verbunden. Das Verhältniß desselben richtet sich natürlich nach der Beschaffenheit der verwendeten Materialien, man kann aber als allgemeinen Grundsatz annehmen, daß wenn das Bindemittel das Volum des Steins um 50 Proc. übersteigt, die Chaussée schlecht und zu weich wird, die Steine ihren Platz verändern und die Radfelgen einschneiden, ungeachtet der sorgfältigsten Reparaturen. Man muß daher das an der Oberfläche der Chaussée in Ueberschuß vorhandene Steinmehl sorgfältig beseitigen und es ist folglich das Abziehen des Schlammes, abgesehen von der Bequemlichkeit des Verkehrs, eine Nothwendigkeit. Die chaussirten Straßen werden von Wegearbeitern unterhalten, denen man Hülfsarbeiter beigibt, wenn die Jahreszeit oder andere Ursachen eine außerordentliche Arbeit bedingen. Eine solche ist auch das Abziehen des Schlammes, was mit der Kratze, einem bekannten Werkzeuge, geschieht. Die Arbeiter dürfen den Schlamm nur von der Oberfläche der Straße abziehen, ohne Steine mit heraus zu reißen; der halbflüssige Schlamm wird an den Rand der Straße gezogen und es werden davon kleine Haufen gebildet, welche abtrocknen und dann abgefahren werden. Wenn nun die Kratze durch ein Werkzeug ersetzt werden könnte, welches die Arbeit beschleunigt und die Löhne vermindert, so wäre dadurch eine wichtige Verbesserung in der Unterhaltung der Straßen erzielt. Man hat viele Versuche gemacht, zur Straßenreinigung Maschinen statt der Menschen anzuwenden, aber solche konnten sich nicht behaupten, weil ihre Organe zu schwer und zu massenhaft waren. Das Werkzeug, welches wir hier beschreiben, hat diese Nachtheile nicht; es empfiehlt sich durch seine praktische Einfachheit. Dasselbe besteht aus fünf kleinen, auf derselben Linie befindlichen Kratzen, von denen jede unabhängig von der andern ist. Jede ist mittelst eines Bandes mit der gemeinschaftlichen Achse verbunden, welche von zwei kleinen Rädern getragen wird. Die ortsverändernde Bewegung wird diesem zweiräderigen Wagen durch eine Stange ertheilt, durch die man auch die Kratzen heben kann. Die blechernen Kratzen wirken auf das ganze Profil der Straße, ungeachtet ihrer Ungleichheiten, weil sie sich zu wandelbaren Höhen erheben können und nur eine sehr geringe Breite haben. Um den sogenannten Handschlämmer (éboueur à main) zu gebrauchen, braucht man nur die Stange gegen sich zu ziehen, indem man dieselbe etwas aufhebt; die Kratzen berühren alsdann die Chaussée und ziehen den Schlamm ab, ohne etwas davon entweichen zu lassen, was eine Folge der schwachen Neigung der beiden äußersten Kratzen ist. Will nun der Arbeiter seinen Weg fortsetzen, ohne zu schlämmen, so drückt er die Stange nieder und hebt die Kratzen mittelst eines horizontalen Stängchens, welches unter den Verbindungen jener mit der Achse durchgeht, worauf sie den Boden nicht mehr berühren. Ueber jeder Kratze kann man ein verschiebbares Gegengewicht anbringen, um die Reibung der Kratzen auf der Chaussée mehr oder weniger zu verstärken. Man macht diese Gegengewichte um so schwerer, je zäher oder fester der Schlamm ist. Jede Kratze ist (einschließlich der Deckung von 0,01 Met.) nur 0,22 Met. breit und 0,17 Met. hoch; die Achse hat 0,018 Met. Durchmesser und die sie tragenden Räder haben 0,18 Met. Halbmesser. Es ist einleuchtend, daß die Zeit, welche zur Reinigung einer gegebenen Oberfläche erforderlich ist, von der Beschaffenheit des Schlammes und von mehreren localen Umständen abhängt. Bei den bis jetzt angestellten Vergleichungen zwischen dem gewöhnlichen Reinigungsverfahren und demjenigen mit dem Marmet'schen Werkzeuge, war der Vortheil auf Seite des letztern in dem Verhältniß von 3 zu 1 für die einfache Reinigung, und im Verhältniß von 2 zu 1, wenn der Schlamm überdieß zu kleinen Haufen zusammengezogen werden mußte. Wenn einmal die Arbeiter mehr an das Werkzeug gewöhnt sind, dürfte im erstern Fall ein Hülfsarbeiter drei ersetzen, im zweiten Fall aber ein Arbeiter den Dienst von zweien versehen. Das praktische Werkzeug des Hrn. Marmet ist daher mit großem Vortheil auf Chausséen, besonders aber auf den chaussirten Straßen der großen Städte anwendbar. Das Gewicht des Handschlämmers beträgt 26 Kilogramme, und er kostet zu Nevers 40 Francs. Beschreibung der Abbildungen. Fig. 21 Profil des Werkzeuges. Fig. 22 Ansicht von Vorne. Fig. 23 Ansicht von Oben. A Kratzen von starkem Blech, der Zahl nach fünf, von denen die beiden äußersten eine geneigte Stellung haben, damit der zusammengezogene Schlamm nicht an den Seiten entweichen kann, sondern stets gegen die Mitte geführt wird. Sie sind so angeordnet, daß der Rand der einen den Rand der andern deckt. B Achse, mit welcher die Kratzen verbunden sind. C eiserne Räder, welche die Achse B tragen. D blecherne Bänder, welche die Kratzen mit der Achse B verbinden. Das eine Ende dieser Bänder ist gebogen und an den Kratzen festgenietet, und andererseits werden sie durch Hälse und Splinte auf der Achse festgehalten. i halbkugelförmige Laufgewichte, welche auf die Bänder D gestellt werden, um die Reibung der Kratzen auf der Oberfläche der Straße beliebig verstärken zu können; nach dem Grade der Consistenz des Schlammes verschiebt man sie, um sie den Kratzen zu nähern, oder von denselben zu entfernen, und stellt sie dann mittelst einer auf ihrem Kopfe angebrachten Druckschraube fest. M Stange, mittelst welcher das Werkzeug fortgezogen wird. Die Hülse der Stange M läuft in eine Gabel aus, deren beide Schenkel f mit der Achse B, um welche sie sich drehen können, verbunden sind. Die beiden Arme f tragen an ihren Enden ein horizontales Stängchen o, welches unter den Bändern D durchgeht und die Kratzen jedesmal über den Boden hebt, wenn man die Stange M niederdrückt. Will man das Werkzeug benutzen, so muß man die Stange M etwas heben, so daß die Bänder D nicht von dem Stängchen o getragen werden; die Kratzen treten dann gegen die Straße, und indem man nun den Apparat an sich zieht, nimmt derselbe allen Schlamm, den er vorfindet, mit sich fort.

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