Titel: | Miscellen. |
Fundstelle: | Band 149, Jahrgang 1858, Nr. , S. 394 |
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Miscellen.
Miscellen.
Ueber die Vorzüge des Bundgatters vor dem Saumgatter bei
Sägmühlen
gibt die „Allgemeine Forst- und Jagdzeitung“ im
Decemberheft 1857, S. 488 Mittheilungen, worin es unter Anderem heißt:
„Die Harzer Sägmühlen sind im Allgemeinen gut construirt, in größerer
Zahl mit zwei Gattern versehen, wo auf dem einen mit zwei oder drei Sagen das
Besäumen der Blöcke u. dgl. mehr vorgenommen wird, auf dem zweiten mit
Bundsägen, welche eine größere Freiheit haben, als die ersten, das Verschneiden
in Dielen stattfindet. Erstere nennt man Saumgatter, letztere Bundgatter.
Am der sehr gut betriebenen Schneidemühle bei Ilsenburg hat man über den
Masseverlust, welcher beim Schneiden auf dem Saumgatter gegen den auf dem Bundgatter
stattfindet, interessante Versuche angestellt, indem man vier Blöcke zu 18 1/2 Fuß
preuß. und 14 Zoll obere Stärke in 17 Stücke Dielen zerschnitt, mithin bei jedem
Blocke 18 Sägeschnitte hatte. Es ergab sich bei den mit dem Bundgatter geschnittenen
Blöcken ein Verlust an Sägespänen von 8 3/4 Proc., bei den mit dem Saumgatter
geschnittenen Blöcken ein Verlust von 18 1/3 Proc. bei dem einen und 17 1/2 Proc.
bei dem andern Blocke. Die mit dem Bundgatter geschnittenen Blöcke hatten nach dem
Schnitte 13 Zoll Durchmesser, die mit dem Saumgatter geschnittenen nur 12 Zoll
Durchmesser.
Hat die Schneidemühle nur ein Gatter mit einer oder zwei, höchstens drei Sagen,
so ist eine solche Feinheit der Sägeblätter nicht möglich, als wenn man
sogenannte Bundsägen hat, wo in ein Gatter 10, 12, ja 15 Blätter eingespannt
werden, weil man den einzelnen Sägen im Gatter nie die Spannung geben kann,
welche dünne Blätter bedürfen.“
Schon in dem Bericht über die Münchener Industrie-Ausstellung sagt der
Berichterstatter der 10. Gruppe, S. 8 in dem Artikel über Schnittwaaren und Spaltholzbereitung, daß
im Schwarzwalde der Anfang zu einer Reform des daselbst fast noch in seiner Kindheit
befindlichen Schneidemühlenbetriebs gemacht worden sey, und die anderwärts schon
länger in Anwendung befindlichen mehrblätterigen Sägerahmen Eingang gefunden haben,
von deren Leistungen sehr lobenswerthe Proben zur Ausstellung kamen, und hebt dabei
besonders hervor: „Wenn man in Betracht nimmt, welche enorme
Material- und Kraftverschwendung auf den Sägemühlen älterer Construction
stattfindet, und daß hier eine Ersparniß bis zu 10 Proc. des Rohmaterials
erzielt werden kann, so erscheint die Einführung der allerdings theureren und
schwieriger zu behandelnden, bei richtiger Führung aber demungeachtet
rentableren verbesserten Einrichtungen sehr verdienstlich.“
(Württembergisches Gewerbeblatt, 1858, Nr. 33.)
Mittheilung von Versuchen, welche zur Ermittelung der
absoluten Festigkeit von Eisen- und Stahlsorten im Monate April 1858
ausgeführt worden sind; erstattet von M. Meißner,
Oberingenieur der k. k. privilegirten Kärnthner-Bahn.
Studien, welche für eine Reihe größerer Brückenconstructionen, und zwar speciell
amerikanischer gemacht wurden, gaben die Veranlassung, sich mit den Materialien dazu
eingehender zu beschäftigen.
Indem bei dieser Gelegenheit auch die Frage über die Werthbestimmungen der
Coefficienten der absoluten Festigkeit für Schmiedeisen und Stahl zur Erörterung
gelangte, fand sich ein sehr reichhaltiges Material hiefür in den Werken von Morin, nebst den Mittheilungen von Prof. Burg, namentlich in den Jahrbüchern des polytechnischen
Institutes, so wie in jenen des Baurathes Mitis.
Diese darin gefundenen Angaben basiren sich auf Versuche, abgeführt durch Barlow, Eytelwein, Rennie, Tredgold, Artzberger und Mitis vor
ungefähr 20 Jahren.
Es ist unvermeidlich, daß sie theilweise sehr differirende Angaben enthalten, da die
Materialien, mit denen experimentirt wurde, von ganz verschiedenen Erzeugungsorten
waren.
Ziehen wir ferner in Betracht die vielfachen Umwandlungen, welche im österreichischen
Hüttenwesen seit 20 Jahren Platz gegriffen, den Aufschwung, welchen namentlich die
Stahlindustrie genommen hat, in specieller Hinweisung auf Gußstahl, so lag der
Wunsch nahe, sich einmal mit demjenigen Material vertraut zu machen, welches
dermalen für die beabsichtigten Brückenbauten zu Gebote steht, und zwar nicht in
einer ausgewählten Beschaffenheit, sondern so wie man es bei Lieferungen in größeren
Quantitäten zu erhalten erwarten muß.
Man ließ zu dem Ende 8'' lange, circa 16 Quadratlinien
starke Stäbe aus einem der besten steirischen Eisenwerke, jenem des Hrn. Franz Meyer in Leoben kommen, nämlich Stäbe von Gerbstahl von
zweierlei Härtegraden, Schmiedeisen gefrischt mit Holzkohle, Schmiedeisen gepuddelt
mit Leobner Steinkohle, Gußstahl von dreierlei Härtegraden; sämmtliche Producte aus
steirischem Roheisen (Vordernberger).
Diese Stäbe wurden bei + 10° R. Temperatur nach genommenem genauen Maaße der
Querschnittsfläche in der von Prof. Artzberger zum
Erproben der absoluten Festigkeit construirten Vorrichtung, welche sich in der
Werkstätte des k. k. polytechnischen Institutes befindet, eingespannt und mit
allmählicher Belastung unter der nöthigen Vorsicht zerrissen und hiebei der Grad
ihrer Dehnbarkeit beobachtet; sodann die Querschnitte der Rißflächen gemessen und
berechnet, um das Cohäsionsvermögen bezogen auf dieselbe, zu ermitteln; – die
Resultate sind in der nachfolgenden Tabelle aufgeführt. – Vergleichen wir die
gewonnenen Resultate zuvörderst mit denen, welche Prof. Artzberger mit den damals probirten Stangen von ganz gleichen Formen und
Dimensionen erzielte.
Die Eisenstangen der k. k. Innerberger Gewerkschaft ergaben 58,160 Pfd. pro Quadratzoll absolute Festigkeit, von stahlartigem
Eisen 88,400 Pfd. und von englischem ungehärteten Gußstahl 96,000 Pfd.; die Eisenstangen des
Wiesenberger Werkes in Mähren 60,000 Pfd. pro
Quadratzoll.
Auf die Rißflächen bezogen, stellte sich das Cohäsionsvermögen für das Innerberger
Eisen auf 90,865, für das stahlartige Eisen auf 111,881 Pfd., für den ungehärteten
englischen Gußstahl auf 111,316 Pfd., und endlich für das Wiesenberger Eisen auf
115,740 Pfd.
Auf Grund dieser Versuche nahm Prof. Artzberger den Coefficienten der absoluten
Festigkeit für inländisches Schmiedeisen zu 50,000 Pfd. an.
Baurath Mitis, welcher gelegentlich der Erbauung der
Franzenskettenbrücke über den Wiener Donaucanal ebenfalls mehrfache Versuche mit
inländischen Eisen- und Stahlgattungen machte, theilt mit, daß die Proben mit
Fischer'schem, sogenannten Damascener Stahl von St.
Egiden, einen Coefficienten der absoluten Festigkeit von circa 63,000 Pfd. ergaben, so wie daß für das österreichische Eisen dieser
Coefficient nicht über, sondern zwischen den Gränzen von 42–45,000 Pfd. mit
Sicherheit zu nehmen sey.
Diese letzteren Resultate finden ihre Bestätigung in den vorliegenden Proben, welche
keineswegs mit einem steirischen Eisen geringer, sondern mit einem solchen von
tadelloser Qualität abgeführt wurden, und es dürfte daher bei Verwendung im Großen
der bisher nach den früheren Versuchen ausgemittelte Coefficient des
Normaltragvermögens von 20,000–25,000 Pfd. pro
Quadratzoll in 20,000 Pfd. wohl seine Gränze erreichen.
Aus den hier mitgetheilten Proben ist besonders zu ersehen, wie hervorragend der auf
dem Meier'schen Werke zu Leoben erzeugte schweißbare ungehärtete Gußstahl ist, da derselbe sogar erst bei
einer Belastung von 137,690 Pfd. pro Quadratzoll abriß,
somit das österreichische Erzeugniß das englische weit übertrifft.
Die Verhältnißzahlen der absoluten Festigkeit zu denen des Cohäsionsvermögens bezogen
auf die Rißfläche, welche die Verhältnisse der Dehnbarkeit ausdrücken, stellen sich
wie folgt:
harter Gerbstahl
100 : 145
weicher
„
100 : 168
gefrischtes Eisen
100 : 241
gepuddeltes „
100 : 212
harter
Gußstahl
100 : 133
weicher
„
100 : 150
sehr weicher „
100 : 180.
Hiernach sind die zwei Sorten Gerbstahl wenig verschieden,
wogegen der sehr weiche Gußstahl eine Dehnbarkeit zeigt, welche die anderen
Stahlgattungen übertrifft und dem Schmiedeisen sehr nahe kommt.
Es zeigt sich ferner, daß wenn auch die zum Zerreißen nöthige Kraft bei den härteren,
resp. feinkörnigeren Stahlgattungen größer ist als
bei den weichen, andererseits die Cohäsionskräfte bezogen auf die Rißfläche nahe
gleich bleiben, daher dann in der Praxis dem dehnbareren Materiale der Vorzug
eingeräumt werden müsse; – ferner dem Gußstahl der Vorzug vor dem Gerbstahle;
und unter den Sorten des ersteren, dem sehr leicht schweißbaren und sehr weichen der
Vorrang vor den harten Sorten gebühren werde.
Wird nun die große absolute Festigkeit des Gußstahles in Betracht gezogen, so dürfte
dieses Erzeugniß bei seiner guten Schweißbarkeit einer bedeutenden Verwendung
entgegen sehen, da man füglich die Dimensionen auf die Hälfte der beim Eisen
benöthigten reduciren kann; ein Vortheil, der bei größeren Bauten, namentlich bei
Kettenbrücken und bei allen Arten Tragschrauben in Holz- und
Eisenconstructionen wesentliche Vortheile gewährt, und ein großer Fortschritt auf
der vom Baurath Mitis in dieser Richtung eröffneten Bahn
seyn würde; abgesehen von dem Nutzen, welcher durch mehrfache Anwendung des Stahles
der steirischen Montanindustrie zugeführt würde, die hiezu das beste Material
liefert, aus andern Ursachen aber mit der Erzeugung des Schmiedeisens dermalen nur
schwer die Concurrenz mit dem Auslande und andern inländischen Werken halten
kann.
Wien, den 6. Mai 1858.
M. Meißner.
Zusammenstellung der Resultate,
welche bei den Versuchen über absolute Festigkeit von Eisen und
Stahl im Monate April 1858 gewonnen wurden.
Textabbildung Bd. 149, S. 396–397
Gattung; Bezeichnet mit; A; B; C;
D; E; Dimensionen in Wr. Zoll; Breite; Länge; Querschnitte in Wr. Quadratzoll;
Zerreißendes Gewicht in Wr. Pfund; Bruchcoefficient pro Quadratzoll. Wr. Pfund;
Durchschnitt pro Quadratzoll; Querchschnitt der Rißfläche in Quadratzoll;
Cohäsionskraft, bezogen auf die Rißfläche; Bemerkung; Gerbstahl harter, aus
Bordernberger Roheisen; Gerbstahl, weicher, aus Bordernberger Roheisen;
Gerfrischtes Eisen mit Holzkohle, aus Bordernberger Roheisen; Geringe
Formveränderung kurz vor dem Abreißen und ohne merkliche Dehnung. – kurz
abgerissen, – feinkörniger Bruch; (Plötzlich zerrissen) – Die
Stäbe strecktes sich vor dem Abriß bemerkbar. Feinkörniger Bruch; Das Eisen
dehnte sich sehr bedeutend und zwar lange vor dem Abriß. Sehniges Gefüge,
zackiger Bruch; Gepuddeltes Eisen mit Leobner Steinkohle, aus Bordernberger
Roheisen; A; B; C; D; E; Gußstahl, harter, wenig schweißbar, aus
Borderberger Roheisen; Gußstahl, weicher, schweißbar, aus Bordernberger
Roheisen; Gußstahl, sehr weich, sehr leicht schweißbar, aus Bordernberger
Roheisen; Verhielt sich genau wie ad III ohne bemerkbare Unterschiede. Sehniges
Gefüge, zackiger Bruch; Geringe Formveränderung vor dem Abrisse, – ohne
merkliche Dehnung, – sehr feinkörniger kurzer Bruch; Dehnte sich
bemerkbar vor dem Abreißen. – Bruch feinkörnig in der Mitte, an den
äußern Flächen zackig; Die Stangen dehnten sich bedeutend bis zum Abriß –
bei feinkörnigen Bruchflächen in der Mitte, feinzackigem Abriß gegen die
Außenflächen
(Zeitschrift des österreichischen Ingenieurvereins, 1858 S.
88)
Die Anfertigung des gewellten oder gerunzelten
Eisenblechs.
Das in neuerer Zeit als Dachdeckmaterial zu Wänden, die im Freien stehen, u. dgl. in.
viel angewendete gereiste, gerunzelte, gewellte Eisenblechverzinktes Blech, dessen
Steifheit durch wellenförmige Biegungen erhöht ist, – wird in England
mittelst eines schweren Fallwerkes gestampft. Diese Maschine enthält einen
ungeheuren Gußeisenklotz von der Länge der Blechtafeln (etwa 5 Fuß), an welchem
unten der Stempel sich befindet. Letzterer ist 4 bis 10 Zoll breit und enthält auf
dieser Breite zwei runde Rippen mit der zwischen ihnen liegenden Ausfurchung. Der
ebenfalls gußeiserne Unterstempel ist dem entsprechend mit zwei runden Furchen und
einer dazwischen befindlichen Rippe versehen. Der Fallklotz wird von zwei Arbeitern
durch Kurbeln, Zahnstange, Rad und Getrieb auf ungefähr 18 Zoll Höhe gehoben, dann
dem freien Fall überlassen, um mittelst des Stempels den Stoß gegen das auf dem
Unterstempel liegende Blech auszuüben. Letzteres wird von einem dritten Arbeiter
nach jedem Schlage um eine Furche weiter gerückt, das vollendete Ausftampfen
erfordert aber mehrmaligen Durchgang. (Neueste Erfindungen, 1858, Nr. 18.)
Die Legirungen des Aluminiums mit Zinn, Silber und
Kupfer.
Dem Bericht von Deville
„über die industriellen Anwendungen des Aluminiums“ (polytechn.
Journal Bd. CXLVII S. 124) tragen wir
folgende Notizen über die Aluminiumlegirung nach, welche der Abhandlung von Prof. A.
Schrötter
„über den gegenwärtigen Standpunkt der Erzeugung und Verarbeitung des
Aluminiums in Frankreich“ (Sitzungsberichte der k. k. Akademie der
Wissenschaften Bd. XXVIII Nr. 2) entnommen sind.
Die Legirung mit Zinn (3 Theile Aluminium auf 100 Theile
Zinn) ist härter und wird weniger von Säuren
angegriffen als dieses. Sie verspricht eine große Anwendung und wird das reine Zinn
bei seinem mannichfaltigen Gebrauche verdrängen.
Die Legirung mit Silber, und zwar die aus 5 Theilen von diesem mit 109 Theilen
Aluminium wird ihrer Härte und Elasticität wegen bereits in beträchtlicher Menge zu
Obst- und Dessertmessern verarbeitet. Bei 100 Theilen Silber mit 5 Theilen
Aluminium eignet sich die Legirung besonders für Münzen, und es dürfte das Aluminium
in nicht allzu ferner Zeit (?) das Kupfer als Beimischung des Silbers bei Münzen
ersetzen, wodurch nicht bloß die Schönheit und Dauerhaftigkeit der Münzen erhöht,
sondern auch noch andere Vortheile erreicht würden.
Die größte Wichtigkeit dürfte jedoch die Legirung von Kupfer und Aluminium erlangen,
indem dieselbe bei 5–10 Proc. Aluminium (Bronce
d'aluminium) an Farbe vollkommen dem Golde gleicht und durch Härte,
Festigkeit, Elasticität und Unveränderlichkeit in der Luft, in Salzlaugen und sauren
Flüssigkeiten ausgezeichnet ist. Diese Legirung wird das Messing und Tombak in allen
seinen Anwendungen, wo es sich um Schönheit der Farbe und Dauerhaftigkeit handelt,
ersetzen; schon jetzt zieht dieselbe die Aufmerksamkeit der Bijoutiers und
Bronze-Arbeiter in hohem Grade auf sich und wird in nicht unbeträchtlicher
Menge verarbeitet.
Ueber den Niederschlag, den Cyankalium in
Eisenoxydulsalzlösungen hervorbringt, von R. Fresenius.
Beim Vermischen einer Eisenoxydulsalzlösung mit Cyankalium fällt bekanntlich ein
gelbrother stockiger Niederschlag. Schon in der 1842 erschienenen Abhandlung von Haidlen und Fresenius ist
angegeben, daß dieser Niederschlag sehr viel überschüssiges Cyankalium zu seiner
Lösung erfordert, bei Zusatz von Kalilauge aber leicht und schnell zu
Ferrocyankalium gelöst wird. Gmelin hat die Vermuthung
ausgesprochen, daß derselbe vielleicht das wahre Einfach-Cyaneisen
(FeC₂N) seyn möge.
Nach einer Untersuchung dieses Niederschlages, die der Verf. kürzlich vollendet hat,
besteht dieser Niederschlag in Eisencyanür FeCy, dem aber stets Cyankalium, und zwar
in veränderlichen Mengen beigemengt ist.
In einer Wasserstoffatmosphäre und bei 0° C. dargestellt, erscheint der
flockige Niederschlag im ersten Augenblick roth, später gelb-orangeroth.
Stellt man ihn dagegen in lauwarmer Flüssigkeit dar, so erscheint er blaßgelb. Läßt
man auf den Niederschlag, ohne ihn aus der Wasserstoffatmosphäre zu bringen, reine
Cyankaliumlösung einwirken, so nimmt man in der Kälte keine merkliche Lösung wahr,
beim Erwärmen der Flüssigkeit löst sich derselbe dagegen auf, sobald auf 1 Aeq. FeCy
mindestens 2 Aeq. KCy hinzugesetzt worden sind. Auf Zusatz von Kalilauge löst sich
der Niederschlag leichter, die Lösung enthält dann Ferrocyankalium.
Der in der Wasserstoffatmosphäre ausgewaschene Niederschlag wird an der Luft rasch
schön blau. Der so veränderte Niederschlag ist Eisenferrocyanid + Eisenoxydhydrat
und enthält noch immer Kalium. Die Umwandlung wird durch folgendes Schema
dargestellt:
9 FeCy + 3O = Fe₂O₃ + Fe₇Cy₉ =
Fe₂O₃ + Fe₄Cy₃.
Läßt man bei Luftabschluß aus den ausgewaschenen Niederschlag luftfreie verdünnte
Kalilauge wirken, so löst er sich unter Ausscheidung von Eisenoxydulhydrat zu
Ferrocyankalium
(3 FeCy + 2 KO = 2 FeO + Cy₃Fe, 2 K).
Läßt man auf diesen Niederschlag verdünnte ausgekochte Schwefelsäure bei Luftabschluß
einwirken, so wird er blau. (Annalen der Chemie und Pharmacie, Bd. CVI S. 210.)
Anfertigung von Blättern aus Oelfarbe zur Benutzung als
Unterlagen für Oelmalerei und Oeldruck; nach Pierre Poisson in Paris.
Der Genannte ließ sich am 6. Februar 1857 in England ein Verfahren patentiren, durch
Trocknen von Oelfarben in dünnen Schichten Blätter oder Häute anzufertigen, die dazu
bestimmt sind, nachher bemalt oder bedruckt und sodann an Mauern, Zimmerwänden etc.
befestigt zu werden. Daß solche übertragbare Malerei unter Umständen vortheilhafte
Anwendung finden kann, hat Dr. Beeg bereits in einem auch im polytechn. Journ. Bd. CXLV S. 140 mitgetheilten Aufsatz
auseinandergesetzt. Nach Poisson geschieht die
Anfertigung der Oelfarbeblätter folgendermaßen:
Man benutzt dabei eine Vorrichtung, welche im Wesentlichen aus einer horizontal
liegenden Walze und einem darüber angebrachten nach Unten sich verjüngenden Troge
besteht. Letzterer hat am unteren Ende eine spaltförmige, nach Bedarf enger oder
weiter zu machende Oeffnung und kann höher oder niedriger gestellt werden. Mittelst
eines Haspels wird ein Stück Gewebe straff ausgespannt über der Walze weggezogen,
während aus der spaltförmigen Oeffnung des Troges die Masse, mit welcher das Gewebe
überzogen werden soll, ausfließt, und durch eine hinter dem Troge angebrachte,
ebenfalls der Höhe nach zu verstellende messerartige Klinge diese Masse auf dem
Gewebe ausgebreitet und der Ueberschuß derselben zurückgehalten wird. Zuerst läßt
man in dieser Weise eine Leimauslösung auf das Tuch fließen, so daß es davon
durchdrungen wird. Es wird darauf durch Aushängen an die Luft getrocknet und sodann
wieder unter dem Troge weggezogen, während eine aus Copal (?) und Wasser gemachte
Flüssigkeit, welcher auch Eiweiß zugesetzt werden kann, aus demselben ausfließt.
Nachdem es wieder getrocknet ist, läßt man es zum drittenmal unter einem andern
Troge weggehen, welcher Oelfarbe enthält. Es wird dabei mit einer mehr oder weniger
dicken Schicht von Oelfarbe überzogen, die man sodann trocknen läßt. Das in solcher
Art mit einem Oelfarbeblatt überzogene Tuch breitet man auf einem Tische aus und
klebt mittelst Kleister ein Stück Mousselin oder ungeleimtes Papier darauf, und zwar
auf die mit der Oelfarbe überzogene Seite. Wenn der Kleister vollkommen getrocknet
ist, kehrt man das Ganze um, so daß das Tuch nach oben zu liegen kommt, sprengt
Wasser darauf und bewirkt durch Reiben mit einem Schwamme, daß dasselbe das Tuch überall
durchnäßt. In Folge dessen verliert dasselbe seinen festen Zusammenhang mit der
Oelfarbeschicht, so daß diese sich nun davon abziehen läßt, zu welchem Zwecke man
das Ganze zunächst wieder umkehrt. Das Oelfarbeblatt sitzt nun an dem Papier oder
dem Mousselin fest und wird in diesem Zustand dem Maler übergeben. Während dieser
sein Gemälde darauf anbringt, ist es ausgespannt, indem das Mousselin die Rückseite
bildet und dem Blatt den nöthigen Halt gibt. Wenn das Gemälde fertig und vollkommen
getrocknet ist, überklebt man die bemalte Seite mit Mousselin, macht dann die
Rückseite mit einem Schwämme naß und zieht das Mousselin oder Papier von derselben
ab. Die Farbehaut wird nun durch das an der vorderen Seite befindliche Mousselin
gehalten und in diesem Zustande an dem Orte, welcher damit verziert werden soll,
angebracht, indem man sie entweder an der betreffenden Wand, Mauer etc. mittelst
eines Anstrichs von geeigneter Oelfarbe, den man derselben vorher gibt, festklebt
oder auch mittelst eines Rahmens ausgespannt an derselben anbringt. Nachdem sie an
ihrem Bestimmungsort befestigt ist, entfernt man das Mousselin welches sie an der
vordern Seite überzieht, nachdem man dasselbe zuvor mittelst eines nassen Schwammes
genügend befeuchtet hat.
Die in beschriebener Art hergestellten Farbeblätter eignen sich nach dem Patentträger
auch sehr gut zum Bedrucken mit Oelfarbe, indem es bei ihrer Anwendung namentlich
sehr leicht ist Rapport zu halten, so das selbst die Anwendung von 15 verschiedenen
Farben beim Bedrucken keine wesentliche Schwierigkeit darbietet. Als Unterlage für
diese Blätter hat man in diesem Falle nicht Mousselin, sondern Papier anzuwenden,
welches nachher in der beschriebenen Weise wieder entfernt wird. Die bedruckten
Oelfarbeblätter werden ebenfalls in der vorbeschriebenen Weise an Mauern etc.
angebracht. (Repertory of Patent-Inventions,
Januar 1858, durch polytechnisches Centralblatt, 1858 S. 894.)
Einfaches Mittel zur Abwendung des Schadens durch
Maulwürfe.
Ein tüchtiger ungarischer Obstzüchter, Namens Siebenfreund, theilt in der Monatsschrift für Pomologie und praktischen
Obstbau Folgendes mit:
Ich gehöre zu den großen Verehrern der Maulwürfe, und wenn ich sie in meinen
Baumschulen vermehren kann, so thue ich es gewiß, weil ich an jedem einen Freund
mehr zähle, der mich von den lästigsten Feinden meiner Bäumchen in der Erde zu
befreien sucht. Erlaubt sich aber irgend einer dieser Wühler einen Spaziergang in
meine Saatbeete, so ändert sich das Verhältniß und der gute Freund wird in der
Absicht, mir zu nutzen, ein Feind, der so bedeutenden Schaden anrichtet, daß ich
alle Mittel anwenden muß, ihn zu beseitigen. Wir wissen, daß die Geruchsorgane des
Maulwurfs äußerst empfindlicher Natur sind, und das war die Veranlassung, daß ich
auf Mittel gesonnen habe, ihn von Orten zu verdrängen, wo er nicht seyn sollte. Dieß
gelang mir ganz einfach durch Anwendung von Steinkohlentheer. Ich lasse nämlich rings um die Saatbeete einen 7 Zoll
tiefen Graben aufwerfen und lege in diesen einen gewöhnlichen, durch
Steinkohlentheer gezogenen Bindfaden, der mit der
ausgehobenen Erde wieder bedeckt wird, und – kein Maulwurf passirt diese
Linie wieder.
Noch mehr aber dürfte die Mittheilung erfreuen, daß solche in der Luft gezogene
Drahtzäune mit Theer bestrichen – kein Hase
passirt. Ich hatte einen 80 Klafter langen Drahtzaun, mit Theer bestrichen, im
vergangenen Herbst angelegt und keine Hasenfährte war näher als 2 Schritte davon
sichtbar.