Titel: Ueber die Anfertigung von heißgepreßten Bleiröhren, gepreßten Gewehrkugeln und von Flintenschrot in Amerika; von B. Hager.
Autor: B. Hager
Fundstelle: Band 147, Jahrgang 1858, Nr. LXVII., S. 248
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LXVII. Ueber die Anfertigung von heißgepreßten Bleiröhren, gepreßten Gewehrkugeln und von Flintenschrot in Amerika; von B. Hager. Mit Abbildungen auf Tab. IV. Hager, über die Anfertigung von heißgepreßter Bleiröhren etc. in Amerika. In Rochester werden sehr viele Bleiröhren zu Wasserleitungen, wie man sie in den meisten Häusern findet, angefertigt. Um dieselben endlos oder von beliebiger Länge herstellen zu können, bedient man sich der in Fig. 41 dargestellten Maschine. Eine starke hydraulische Presse ist auf dem Fußboden des Parterre oder im Keller befestigt, deren Kolben A durch Wasser, welches mit einer doppelten Druckpumpe durch die Speiseröhre B in den Cylinder gepreßt wird, in die Höhe getrieben wird. Durch Oeffnen eines in der Zeichnung nicht ersichtlichen Ventils oberhalb des Kolbens kann er wieder herabgedrückt und das unter A befindliche Wasser durch ein zweites Ventil abgelassen werden. Auf dem Cylinder C ist an zwei Säulen D, D eine starke eiserne Platte E, in deren Mitte sich ein hohler cylindrischer Raum F befindet, festgeschraubt und bildet mit ersterem ein Ganzes. Der obere Theil der Presse geht durch den Fußboden des ersten Stockes, wo die Röhren angefertigt werden sollen. Der Cylinder F hat ein conisches Ende, über welchem ein harter Stahlring G, dessen Oeffnung dem äußeren Durchmesser der anzufertigenden Röhren gleich ist, angebracht ist. Im Cylinder F bewegt sich ein mit dem Preßkolben A durch eine Kolbenstange verbundener zweiter Kolben H, auf dem ein Stahldorn I von dem innern Röhrendurchmesser aufgeschraubt ist. Dieser Stahldorn ragt beim niedrigsten Stande etwas über den Ring G hervor und ist genau concentrisch mit diesem. Sollen nun Röhren angefertigt werden, so wird in dem Raum K ein Kohlenfeuer angebrannt und unterhalten, um den Cylinder F etwas zu erwärmen. Die Kolben A und H werden auf den niedrigsten Stand herabgelassen und der, der anzufertigenden Röhrendimension entsprechende Stahlring und Dorn befestigt. Hierauf wird durch den Trichter L der Cylinder F voll Blei gegossen, der Trichter abgeschraubt und an seine Stelle eine Schraube gebracht. Nun wird die Presse in Bewegung gesetzt und drückt durch die concentrische Oeffnung eine Bleiröhre heraus, welche um die Rolle M gewickelt wird. Ist der Kolben H bis nahe an den Stahlring gelangt, so wird er durch Oeffnen der erwähnten Ventile wieder herabgedrückt, der Trichter aufgeschraubt und neues Blei in den Cylinder F gegossen. Der Cylinder, in welchen das Blei gegossen wird, ist 24 Zoll lang und hat 8 Zoll im Durchmesser; der Preßcylinder hat einen Durchmesser von 13 Zoll. Beide Kolben, sowie die Kolbenstange und die Kolben der Druckpumpen, welche 2 Zoll Durchmesser und 5 Zoll Hub haben, sind von Stahl. Obgleich das Blei, sobald es zu gerinnen anfängt, durchgepreßt wird, so ist doch zur Anfertigung der schwächsten Röhren ein Druck von 300,000 Pfd. erforderlich; je stärker die Röhren sind, desto weniger Druck ist nothwendig. Demnach hat der Kolben im obern Cylinder einen Druck von 6000 Pfd., der Preßkolben dagegen einen Druck von 2262 Pfd. per Quadratzoll auszuhalten, und sind die einzelnen Maschinentheile diesem Drucke angemessen zu construiren. Aus diese Weise kann man endlose Röhren pressen, während man früher kurze dicke Bleicylinder goß, sie auf einen Stahldorn steckte und dann durch Zieheisen zog, bis sie die verlangte Stärke hatten.In Deutschland hat Hr. Kehr aus Kreuznach zuerst eine Maschine zur Anfertigung heißgepreßter Bleiröhren construirt und in Köln aufgestellt; deren später von ihm verbesserte Construction wurde im polytechn. Journal, Jahrgang 1844, Bd. XCI S. 275 mitgetheilt.A. d. Red. Obgleich so recht gute Röhren erzielt werden, konnte man ihnen doch höchstens eine Länge von 20 bis 30 Fuß geben, und mußte, wenn längere Röhren erforderlich waren, seine Zuflucht zum Zusammenlöthen nehmen, wodurch man, da ein Rohrende in das andere gesteckt werden mußte, eine ungleiche Stärke und auf den gelötheten Stellen häufig undichte Röhren bekam. Mittelst der hydraulischen Presse kann man aber Röhren von jeder beliebigen Länge und in weit kürzerer Zeit, und ohne Abfall herstellen. Unweit Rochester in Auburn hat William Ward eine sehr sinnreiche Maschine, um Kugeln aus Bleidraht zu pressen, erfunden und sich patentiren lassen. Der Draht ist auf Rollen oberhalb der Maschine aufgewickelt, von wo er sich in dieselbe hineindreht und von ihr in Stücke von der erforderlichen Größe für jede Art von Kugeln geschnitten wird. Hierauf fällt er in Formen, in denen er durch Pressen die gewünschte Gestalt erhält. Die Maschine fertigt zu gleicher Zeit Flinten-, Büchsen-, Pistolen- und Spitz-Kugeln an, welche an den vier Ecken herausfallen. Da an jeder Ecke zwei Formen angebracht sind, so werden bei jeder Umdrehung der Maschine acht Kugeln, fertig. Die in Auburn stehende Maschine wird durch Dampf getrieben und macht in der Minute 25 Umdrehungen oder 200 Kugeln, und folglich per Stunde 1200 Kugeln. Zu ihrer Bedienung genügt ein Mann, der den Bleidraht einhängt und die fertigen Kugeln unten wegnimmt. Bei Anfertigung der Bleikugeln auf diese Weise entstehen keine Abfälle, da die Maschine die zu jeder Kugel nöthige Quantität Blei genau abschneidet. Fig. 40 stellt einen Centrifugalschrotgießer dar, welchen sich Louis Bonnet in Newyork patentiren ließ. An einem verticalen Schaft A ist ein Gefäß B befestigt, dessen Mantel aus fein durchbohrtem Blech besteht und dessen Boden convex ist, während es oben in einen Trichter ausläuft. In diesen Trichter wird durch die Röhre C Blei gegossen und dem Gefäß eine Geschwindigkeit von 350 Umdrehungen in der Minute gegeben, wodurch das Blei durch die siebförmige Wand fliegt und als Schrot gegen einen in einiger Entfernung aufgestellten runden Zeugschirm D anschlägt und niederfällt. Ein Ventilator führt die zur Abkühlung des Bleies nöthige Luft zwischen den Schirm. Dieser Apparat bezweckt die Ersparung der zum Schrotgießen nöthigen Thürme.

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