Titel: Die Wassermesser von Siemens und Jopling.
Fundstelle: Band 146, Jahrgang 1857, Nr. LXXX., S. 334
Download: XML
LXXX. Die Wassermesser von Siemens und Jopling. Aus der Zeitschrift des Vereins deutscher Ingenieure, 1857 S. 164. Mit Abbildungen auf Tab. VI. Siemens' und Jopling's Wassermesser. I. Wassermesser von Siemens. Der Siemens'sche Wassermesser, welcher auch in Berlin für einige Haushaltungen zur Anwendung kommt, um die von der Wasserleitung in bestimmter Zeit entnommene Wassermenge zu controliren und zu messen, besteht nach seiner gegenwärtigen Construction, wie die Figuren 3537 zeigen, aus einem Gehäuse a, a, welches in zwei Abtheilungen getheilt ist. Das zu messende Wasser wird der obern Abtheilung b, b durch das Rohr d zugeführt, und tritt durch den in der Mitte angebrachten Trichter e, e abwärts in das Innere eines kleinen Rades f ein, welches einer schottischen (Whitelaw'schen Turbine ähnlich ist. Das Rad ist aus zwei mit einander correspondirenden Hälften zusammengesetzt, von getriebenem Messingblech gefertigt, und durch Nietung und Löthung verbunden. Das Wasser gelangt durch die acht gekrümmten röhrenförmigen Arme in die untere Abtheilung und fließt von dort zum Verbrauch in das Rohr l ab. Indem es die Arme des Rades f durchströmt, treibt es dasselbe mit einer Geschwindigkeit herum, welche allein abhängig ist von der in bestimmter Zeit durchgeführten Wassermenge, sobald nur der Druck, unter dem das Wasser steht, constant bleibt. An den Armen des Rades sind die Flügel k angebracht, welche durch den Widerstand, den sie in dem Wasser der untern Abtheilung finden, verhindern, daß die Peripherie-Geschwindigkeit des Rades größer wird, als die relative Peripherie-Geschwindigkeit des aus demselben ausströmenden Wassers. Das Rad ruht auf einem gehärteten stählernen Zapfen i, mit einer gehärteten Gußstahlplatte; die von unten in das Rad eingeschraubte Büchse umschließt den Zapfen sauber und schützt das Rad bei der Rotation gegen Seitenschwankungen. Der Zapfen i ist auf der untern Grundplatte des Gehäuses verschraubt. Die Kammer h, h, welche die Büchse umgibt, ist mit Oel gefüllt, welches, auf dem etwa eindringenden Wasser schwimmend, immer gegen die sich reibenden Flächen des Zapfens gedrängt wird. Die Welle g des Rades durchdringt den Deckel der oberen Abtheilung b des Gehäuses, wird in demselben von einer Metallbüchse umschlossen und bei der Rotation geführt. Oberhalb der Decke der Abtheilung b ist das Gehäuse noch weiter fortgesetzt und bildet eine separirte Kammer, welche den Zählapparat aufnimmt. Dieser wird durch das in Fig. 36 angegebene Schraubengewinde, welches am Ende der Welle g befestigt ist, betrieben, und ist ähnlich construirt wie die für Gasmesser gebräuchlichen Zählapparate. Vor dem Einlaßrohre d liegt ein durch einen durchlöcherten Kasten gebildetes Sieb, welches alle Unreinigkeiten zurückhält. Es ist wesentlich, daß die Summe der Ausströmungsöffnungen im Rade, sowie auch die Oeffnung des Ableitungsrohrs ein wenig größer ist, als die Einströmungsöffnung des Rohres d; und zwar soll letztere bei kleinen Apparaten um 10 Proc., bei großen dagegen um 5 Proc. geringer seyn als erstere. Derartige Apparate sollen sich auf das Beste bewähren und drei bis mehr Jahre in gutem Zustande verbleiben, ohne Aenderungen und Reparaturen nothwendig zu machen. Die mitgetheilten Figuren sind ungefähr 1/4 der natürlichen Größe. II. Wassermesser von Jopling. Derselbe, abgebildet in Fig. 38 u. 39, zeichnet sich durch seine eigenthümliche Construction aus, welche ganz abweichend von der vorhin beschriebenen ist. In einem Kasten a, a, a, a von rechteckiger Form liegen zwei Cylinder b, b und b', b', welche ähnlich den Dampfcylindern mit Zu- und Ableitungscanälen versehen sind, die auf ebenen Flächen zur Seite der Cylinder ausmünden. Beide Cylinder sind durch Deckel- und Bodenplatten geschlossen und nehmen Kolben c und c' auf, welche durch doppelte Ledermanschetten gedichtet sind. Die Stangen derselben d und d' durchdringen die Deckel der Cylinder und sind durch Stopfbüchsen gedichtet. Die Kolben theilen den Raum eines jeden Cylinders in zwei Theile, welche durch die Zahlen 1 und 2 bezeichnet sind; bei dem linksseitig liegenden Cylinder b sind die Canäle f und g, welche zu den beiden Cylindertheilen 1 und 2 leiten, ganz in derselben Weise angeordnet, wie an einem Dampfcylinder; auch liegt zwischen den beiden Mündungen ein dritter Ableitungscanal h, welcher quer fortgeleitet und in Röhrenform durch den Kasten a, a und dessen Seitenwandungen hindurchgeführt ist. Auf der Fläche, wo diese drei Canäle ausmünden, ruht ein Schieber e, welcher einem Dampfschieber ganz analog ist, und auf demselben liegt eine Platte d', welche an der Kolbenstange des zweiten Kolbens c' befestigt ist. Die Platte d' hat an ihren Enden Anschlagknaggen, deren Abstand von einander geringer ist als der Hub des Kolbens c', so daß bei der Bewegung desselben eine Verschiebung des Schiebers und (von der in der Figur dargestellten Lage ausgehend) ein Eröffnen der Mündung des Canals g stattfinden muß. Die Einrichtung des rechtsseitigen Cylinders ist ähnlich und weicht nur darin ab, daß die Canäle f und g' anders angeordnet und geleitet sind, als gewöhnlich bei den Dampfcylindern der Fall ist. Während bei dem Cylinder b der Canal f von seiner Mündung neben dem Canal h ausgeht und in den Raum 1 des Cylinders b leitet, wendet der Canal f' sich entgegengesetzt und leitet in den Raum 2 des Cylinders b', und in ähnlicher Weise führt der Canal g' nach dem Raume 1 des Cylinders b'; so daß also beide Canäle neben h' und neben einander, jedoch immer getrennt, vorbei passiren müssen. Der Canal h' leitet wiederum durch den Kasten a hindurch zur Seitenwandung hinaus, und ist außerhalb mit dem von h ausgehenden Rohre an ein gemeinschaftliches Abflußrohr angebracht. Die Mündungen der Canäle f', g' und h' sind auch bei diesem Cylinder zum Theil durch den Schieber e' überdeckt, welcher letztere durch die von der Kolbenstange d des andern Cylinders getragene Platte unterstützt und angedrückt wird. Auch diese Platte bildet zwei Anschlagknaggen an ihren Enden, welche bei erfolgter Bewegung des Kolbens c aus der in der Figur gezeichneten Lage eine Verschiebung des Schiebers e' und dadurch ein Eröffnen des Canals g' und Schließen des Canals f' hervorbringen. Die Thätigkeit des Apparats geht in folgender Weise vor sich: Das Wasser, welches gemessen werden soll, wird in den Kasten a, a durch ein an beliebiger Stelle angeschraubtes Rohr eingeleitet und tritt bei der in Fig. 38 angegebenen Stellung durch die vom Schieber e' offen gelassene Mündung des Canals f' ein, gelangt in den Raum 2 des Cylinders b', drückt auf den Kolben c' und treibt denselben von links nach rechts bis an das Ende seines Weges. Die Platte d' der Kolbenstange d', welche mitbewegt wird, trifft mit ihrem Anschlagknaggen, bevor der Kolben c' seinen Weg ganz vollendet hat, auf den Schieber e und bringt denselben in eine solche Stellung, daß der Canal f durch die Höhlung des Schiebers e mit dem Canal h in Communication gebracht, der Canal g aber frei gemacht wird. Das Wasser gelangt jetzt durch den Canal g in den Raum 2 des Cylinders b, schiebt den Kolben c fort und füllt den Raum 2 in b ganz aus. Das Wasser, welches in den Räumen 1, 1 der Cylinder b' und b sich befand, wird während der Bewegung des Kolbens c' durch g' und h', dann während der Bewegung des Kolbens c durch f und h zum Apparat hinaus in das vereinigte Ableitungsrohr geführt. Indem der Kolben c sich von links nach rechts fortbewegt und das Wasser aus dem Raume 1 hinausfördert, trifft kurz vor Ende seines Laufs der Anschlagknaggen d auf den Schieber e' und verschiebt denselben dergestalt, daß die Mündung des Canals f' durch die Höhlung des Schiebers mit dem Canal h' in Communication gebracht, die Mündung des Canals g' aber eröffnet wird. Das Wasser tritt jetzt durch g' in den Raum 1 des Cylinders b', treibt den Kolben c' wieder von rechts nach links zurück, fördert das Wasser aus dem Raume 2 durch f' und h' hinaus und schiebt schließlich den Schieber e in die in der Zeichnung angegebene Lage zurück. So treten wiederholentlich und abwechselnd die Kolben c' und c in Thätigkeit, stellen ihre Schieber gegenseitig entsprechend ein und lassen dadurch die Cylinder durch h' und h sich entleeren. Diese Cylinder sind aber genau ausgemessen, und ist folglich das bei jeder Kolbenbewegung entlassene Wasser genau bestimmt, so daß nur noch nöthig ist die Anzahl der Kolbenspiele zu zählen, welche in gegebener Zeit gemacht worden sind. Dieses Zählen der Kolbenspiele geschieht durch die in Fig. 39 gezeichnete Vorrichtung. Auf der Rückseite des einen Schiebers e ist eine Schiene m angebracht, welche eine Nuth mit schräg und keilförmig aufsteigenden Flanken bildet. In diese Nuth greifen die Zähne eines Rades n ein, dessen Achse o durch die Wandungen des Kastens a, a hinausgeführt ist und außerhalb einen aus mehreren Zahnrädern gebildeten Zähl- und Ablese-Apparat treibt. Die Verschiebung des Schiebers wird nämlich vermöge der geneigten Form der Flanken der Leiste m eine Umdrehung des Rades n hervorrufen, und der Zähl- und Ablese-Apparat kann leicht so eingerichtet werden, daß man die Quantität des durch den Wassermesser hindurch gelassenen Wassers unmittelbar ablesen kann. Ein geringer Ueberdruck des in den Kasten eintretenden Wassers über den Widerstand, welchen dasselbe beim Austritt durch die Oeffnungen h und h' findet, wird genügen, um die Verschiebung der Kolben c und c' und den Betrieb des Zählapparats zu verrichten. L. D.

Tafeln

Tafel Tab.
                                    VI
Tab. VI