Titel: Rohde's verbessertes Heft für Holzbohrer; beschrieben von Carl Karmarsch.
Fundstelle: Band 146, Jahrgang 1857, Nr. LXII., S. 245
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LXII. Rohde's verbessertes Heft für Holzbohrer; beschrieben von Carl Karmarsch. Aus den Mittheilungen des hannoverschen Gewerbevereins, 1857 S. 147. Mit Abbildungen auf Tab. V. Karmarsch, über Rohde's verbessertes Heft für Holzbohrer. Bei den üblichen Holzbohrern (sowohl Nagelbohrern als größeren), welche an einem Querhefte mit der Hand umgedreht werden, entsteht sowohl bedeutender Zeitverlust als nutzlose Anstrengung und Ermüdung dadurch, daß nach jeder halben Umdrehung das Heft losgelassen und mit zurückgewendeter Hand neuerdings gefaßt werden muß. Diesen Uebelstand zu beseitigen, ist eine Einrichtung erfunden worden, für welche John Avery zu London am 25. August 1855 in England ein Patent erhielt. Die Beschreibung hievon ist aus dem London Journal of arts im polytechnischen Journal (1856, Bd. CXLII S. 404) mitgetheilt, worauf ich wegen des Näheren verweise. Der Erfinder brachte in dem hohlen, aus zwei Theilen zusammengesetzten Bohrerhefte ein Gesperr an, vermöge dessen bei Drehung rechts herum das Heft den Bohrer mitnimmt, während bei entgegengesetzter Drehung das Heft allein sich bewegt und den Bohrer stillstehen läßt. Demnach ist es nun durchaus nicht mehr nöthig, das Heft loszulassen so lang das Bohren dauert; sondern die Hand ertheilt demselben eine wechselweise Drehung rechts und links herum und bleibt stets unverändert daran liegen. Diese Anordnung hätte, ohne weitere Zugabe, die natürliche Folge, daß der Bohrer mittelst des Hefts gar nie wieder aus dem gebohrten Loche herausgedreht werden könnte. Deßhalb wurde an der Achse des Bohrers über dem ersten Sperrrade noch ein zweites solches, aber in entgegengesetztem Sinne wirksames Rad angebracht, welches – nachdem die erste Sperrung durch einen nichts weniger als einfachen Mechanismus außer Thätigkeit gesetzt ist – beim Zurückdrehen des Bohrers wirkt. Das schwach gebaute Gesperr hat außerdem räthlich erscheinen lassen, jedes Rad mit zwei Sperrkegeln zu versehen. Hr. W. Rohde, Uhrmacher zu Verden, mit der vorgedachten Beschreibung im polytechnischen Journale bekannt und sowohl das Gute als die Unvollkommenheiten des Apparats mit Einsicht würdigend, hat denselben wesentlich vereinfacht, dadurch bedeutend verbessert und einen von ihm gearbeiteten Bohrer am 27. März d. J. dem dortigen Localgewerbevereine vorgelegt, nachher als Geschenk an die Werkzeugsammlung der hannoverschen polytechnischen Schule abgegeben. Nach diesem Exemplare sind die Zeichnungen auf Tafel V. angefertigt. Fig. 13 ist die innere Ansicht des Bohrerheftes in dem zum Bohren erforderlichen Zustande; Fig. 14 deßgleichen in der Anordnung zum Herausdrehen des Bohrers aus dem Loche; Fig. 15 die äußere Seitenansicht. Das hohle Heft ist von Messing- oder Eisenblech zusammengelöthet und besteht gleich einer kleinen langovalen Schachtel aus der Zarge a, a, und einem flachen Boden b, b; um Staub oder anderen Schmutz abzuhalten, wird es zweckmäßig durch einen aufgeschobenen Deckel – ganz gleich einem Schachteldeckel – verschlossen werden. Auf dem Boden ist außen ein kurzes, aber etwas starkes messingenes, cylindrisch ausgebohrtes Rohr c, d angelöthet. Auf den Schaft h des Bohrers (eines gewöhnlichen Nagelbohrers) ist das messingene Scheibchen g durch Löthung befestigt; die weitere Fortsetzung bildet – statt der sonst vorhandenen flachen Angel – ein cylindrischer in das Rohr c, d passender Theil, und was im Innern des Heftes a, b vorsteht, von c bis e, ist ein vierkantiger Zapfen, auf welchem das Zahnrad i, mit 20 nicht abgerundeten und nicht abgeschrägten Zähnen, steckt. Eine über dem Rade aufgeschobene kleine Messingscheibe f und ein Vorsteckstift hindern das Rad sich vom Boden b zu entfernen, und den Bohrer sich vom Hefte zu trennen. k, l ist der ankerähnliche doppelte (gleich dem Rade i am besten aus Stahl verfertigte) Sperrkegel, dessen Drehpunkt die Schraube m bildet; ein Stift n auf seiner Fortsetzung greift in das gabelförmige Ende o des als Feder dienenden Eisendrahtes o, p, der in dem messingenen flachen, um die Schraube r drehbaren Stiel p, q festgelöthet ist. p, q selbst tritt durch eine etwas geräumige Oeffnung in der Zarge a (siehe bei t, Fig. 15). Wenn alle Theile in der durch Fig. 13 angezeigten Lage sich befinden, also der Zahn l des Sperrkegels zwischen zwei Radzähnen liegt, so bewirkt eine rechts herum gehende Drehung des Heftes a, b, daß l das Rad i mitnimmt und dasselbe (folglich den Bohrer) zur Umdrehung in dem Sinne des Pfeils nöthigt; dagegen kann bei links herum gehender Drehung des Heftes der durch den Widerstand im Arbeitsholze festgehaltene Bohrer stillstehen und die Feder o, p ein Weghüpfen des Kegels l über die Zähne des Rades gestatten. Wird aber q (Fig. 13) nach der von dem Pfeile ausgedrückten Richtung ein wenig verschoben, so stellt sich alles wie in Fig. 14; d.h. es erfolgt eine kleine Drehung von p, q um r, die Feder p, o dreht den Anker k, l mittelst des Stiftes n um den Punkt m, und der Kegel k fällt zwischen die Zähne des Rades i. Nun zwingt, eine links umgehende Bewegung des Heftes vorausgesetzt, k das Rad zur Drehung in dem gleichen Sinne, wie der Pfeil (Fig. 14) angibt; rechts herum aber geht das Heft allein, ohne Rad und Bohrer mitzunehmen.Den ankerförmigen doppelten Sperrkegel und das Rad mit gerade eingeschnittenen Zahnen, welches als Sperrrad für beide Drehungsrichtungen dient wenn nur der Kegel gewechselt wird, hat der Erfinder sehr glücklich von dem Federwinder der Uhrmacher entlehnt. K. Um den Anker k, l in der jeweilig ihm angewiesenen Stellung sicher zu halten, dient die kleine Schraube s, welche durch den Hebel p, q eingeschraubt ist und unterhalb mit einer abgestumpften conischen Spitze endigt; der Boden b des Heftes enthält an den entsprechenden Stellen zwei Grübchen, und in eins oder das andere dieser letzteren stellt sich die Spitze der Schraube mittelst derjenigen Federkraft, welche p, q gegen den Boden b hin ausübt. Man muß demnach das Ende q dieses Hebels, wenn man es verschieben will, zugleich ein wenig von dem Boden wegdrücken, um die Schraubenspitze aus dem Grübchen zu heben. Nach der vorstehend beschriebenen, von Hrn. Rohde erdachten und ausgeführten Bauart würde jeder Bohrer sein eigenes beständig mit ihm verbundenes Heft bekommen. Der Kosten wegen erscheint es aber gewiß weit zweckmäßiger, ein gemeinschaftliches Heft für einen ganzen Satz Bohrer zu haben. Um dieß zu erreichen, wird man h (in Fig. 15) nicht als den Bohrerschaft, sondern als eine kurze Hülse zu betrachten haben, welche mit einer vierseitigen Höhlung versehen werden muß, in welche ein jeder der zum Hefte gehörigen Bohrer gleich gut mit seinem vierkantigen Endzapfen paßt.

Tafeln

Tafel Tab.
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Tab. V