Titel: | Ueber das Centrifugal-Butterfaß des schwedischen Majors Stiernsward; Bericht von Hrn. Hervé Mangon. |
Fundstelle: | Band 145, Jahrgang 1857, Nr. LI., S. 225 |
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LI.
Ueber das Centrifugal-Butterfaß des
schwedischen Majors Stiernsward; Bericht von Hrn. Hervé Mangon.
Aus dem Bulletin de la Société
d'Encouragement, Mai 1857, S. 268.
Mit Abbildungen auf Tab.
III.
Ueber Stiernsward's Centrifugal-Butterfaß.
Wenn man die kalte Milch (oder den Rahm) bei einer geeigneten Temperatur stark
schüttelt oder rührt, so erleidet sie eine Reihe von Verwandlungen, über deren
Theorie man noch nicht im Reinen ist,Wir verweisen auf Habich's lehrreiche Abhandlung
„über Butterbereitung“ im polytechn. Journal Bd. CXLII S. 52. A. d. Red. in deren Folge aber die Butter, nämlich die in der Flüssigkeit zerstreuten
fetten Kügelchen, sich zu mehr oder weniger beträchtlichen Massen vereinigt. Zur
Gewinnung der Butter benutzt man entweder süße Milch, oder den Rahm welcher von der
Milch abgesondert worden ist. Nach den localen Verhältnissen zieht man das eine oder
andere Verfahren vor, in der Regel erfordert aber die süße Milch ein viel
kräftigeres Rühren (Buttern) als der Rahm. Stiernsward's
Butterfaß eignet sich sowohl für den Rahm als für die süße Milch, deren Anwendung
zur Butterbereitung immer allgemeiner wird.
Dieses Butterfaß besteht aus einem cylindrischen Gefäß von Weißblech, in welchem sich
eine senkrechte, mit Flügeln von Weißblech versehene Welle rasch dreht. Jene Flügel
bestehen aus durchlöcherten Blechtafeln, welche nach den diametralen Ebenen des (den
Körper des Butterfasses bildenden) cylindrischen Gefäßes angeordnet sind; sie nehmen
die ganze Höhe des
Apparates ein, aber ihre Breite beträgt nur beiläufig die Hälfte vom Halbmesser des
Butterfasses. Andere ähnliche Blechtafeln, von etwas geringerer Länge, sind an der
innern Oberfläche des Apparates befestigt. Diese zwei Reihen von Flügeln, wovon die
einen fest, die anderen mit der sie tragenden Welle beweglich sind, bilden den
Rührer und den Gegenrührer des Apparates. Die verticale Flügelwelle dreht sich auf
einem am Boden des Butterfasses angebrachten Zapfen und in einem am Gestell der
Maschine befestigten Halse. Sie empfängt ihre Bewegung durch ein Winkelgetriebe,
mittelst eines Zahnrades welches auf der Welle der Kurbel angebracht ist, mit der
man den Apparat in Thätigkeit setzt.
Soweit gleicht dieses Butterfaß vielen anderen bereits bekannten; neu ist aber bei
demselben folgende Einrichtung. Die Flügelwelle ist nicht massiv, sondern besteht
aus einer hohlen Röhre, welche an ihrem unteren Ende eine Art Zellenrad in Form
einer Turbine trägt. Wenn die Maschine mit hinreichender Geschwindigkeit in Bewegung
gesetzt wird, so entsteht durch die Wirkung der Centrifugalkraft ein sehr starkes
Ansaugen, daher die Luft durch die hohle Welle auf den Boden des cylindrischen
Gefäßes hinab gelangt und dann von den Zellen der Turbine aus in die flüssige Masse
getrieben wird.
Um sich dieses Butterfasses zu bedienen, füllt man es höchstens zur Hälfte mit Milch
oder Rahm; man dreht die Kurbel mit einer Geschwindigkeit von beiläufig 75 Umgängen
per Minute, und zwar wenigstens drei Minuten lang,
worauf die Bewegung etwas langsamer bis zum Ende des Butterns fortgesetzt wird. Der
Erfinder hat ermittelt, daß die geeignetste Temperatur für die Milch 18° C.
(14 6/10° Reaumur), für den süßen Rahm 17° C. (13 7/10° R.) und
für den gesäuerten Rahm 16° C. (12 9/10° R.) ist. Unter diesen
Umständen dauert die Operation vier Minuten bis höchstens eine Viertelstunde.
Das Buttern kann mit Stiernsward's sinnreichem Butterfaß
leichter und schneller bewerkstelligt werden, als mit allen bisherigen Apparaten.
Die Construction desselben läßt in Bezug auf Einfachheit und Dauerhaftigkeit nichts
zu wünschen übrig; überdieß kann man dieses Butterfaß außerordentlich schnell und
leicht reinigen, eine wesentliche Bedingung in einem Industriezweig, wo die höchste
Reinlichkeit so nothwendig ist, um ein gutes Product zu erzielen.
Man kann das Stiernsward'sche Butterfaß von Hrn. Girard (rue Lafayette Nr. 20)
in Paris beziehen; die Preise sind für verschiedene Größen folgendermaßen
festgesetzt:
Ein Butterfaß, dessen Hohlraum beträgt
respect.
13
26
52
78
130
146
390 Liter
und welches höchstens buttern kann
6 1/2
13
26
40
65
75
200 Liter
kostet mit einfachem Getriebe
50
60
160
180
250
300
425 Francs
mit doppeltem Getriebe und
Schwungrad
–
80
225
275
–
–
– „
Beschreibung der Abbildungen.
Fig. 1 ist die
Vorderansicht und Fig. 2 die Seitenansicht des Apparats; Fig. 3 bis 11 sind Details der
verschiedenen Organe.
Das hölzerne Gestell (Fig. 1 u. 2) besteht aus zwei parallelen Ständern A, A
und zwei Sohlschwellen B, B für dieselben; ferner aus
vier Stuhlschwellen C, C, D, D, je zweien für einen
Ständer; endlich aus einem Breterboden E zwischen den
Sohlschwellen B, B, auf welchem das Butterfaß steht.
Gegen zwei Klötze u, u an der Seite der Ständer stemmen
sich zwei geneigte Spreizen, welche sich auf den Boden stützen und die Ständer A, A beim Betriebe der Maschine in verticaler Lage
erhalten.
F cylindrisches Gefäß oder Behälter mit beweglichem
Deckel, welches den Körper des Butterfasses bildet. Unten ist es an seinem, durch
einen eisernen Reif verstärkten äußern Umfang mit einem kleinen Ohr a (Fig. 1) versehen, welches
in die Nuth einer entsprechenden, am Fußboden E
befestigten Platte tritt und den Zweck hat den Apparat während der Drehung der Welle
G festzuhalten.
G Welle welche durch die Achse des Behälters F geht, auf dessen Boden sie auf einem conischen, als
Zapfen dienenden Vorsprung ruht. Diese Welle wird in verticaler Stellung durch das
Querstück H des Gestells erhalten, welches mit einem
Ausschnitt versehen ist, in welchen man die Welle steckt; ein kleiner hölzerner
Schieber verschließt den Eingang dieses Ausschnittes, vor welchem er durch eine, mit
Haken c versehene eiserne Klammer gehalten wird, die man
mittelst einer Druckschraube v (Fig. 2) beliebig anpressen
kann.
I Winkelgetriebe, welches am obern Theil der Welle G befestigt ist. In dasselbe greift das Rad J und theilt ihm die von der Kurbel L empfangene Bewegung mit. K
Welle der Kurbel L und des Rades J; sie dreht sich in Lagern welche auf den Ständern A, A des Gestells befestigt sind.
Fig. 3 ist ein
senkrechter Durchschnitt durch die Achse des Behälters F
dessen Deckel weggenommen ist. Fig. 4 ist der Grundriß
des Bodens dieses Behälters.
Man ersieht aus Fig.
4, daß der Behälter F mit drei festen Flügeln
b, b, b von Weißblech versehen ist, welche zwei
Reihen von Löchern haben und normal an die innere Oberfläche des Cylinders gelöthet
sind. d ist der Zapfen, welcher das untere Ende der
Welle g trägt.
Die Figuren 5,
6 u. 7 zeigen im
Aufriß, Durchschnitt und Grundriß den Deckel des Behälters F. – e, e sind die Henkel dieses
Deckels, f ist die Oeffnung in seiner Mitte für den
Durchgang der Welle G. g ist eine vorspringende Oeffnung
an der Seite, welche mit einem Deckel verschlossen wird und zum Einbringen der Milch
dient.
Aus Fig. 7
ersieht man, daß am Umfang des Deckels zwei kleine Ausschnitte angebracht sind;
diese Ausschnitte nehmen zwei Klötzchen i, i (Fig. 3 u. 4) auf, welche
auf der innern Oberfläche der obern Krone des Behälters F befestigt sind und den Deckel an seiner Stelle erhalten müssen.
Fig. 8 u. 9 sind der
Aufriß und Durchschnitt der hohlen schmiedeisernen Welle G. – j, j durchlöcherte Flügel, in
derselben Ebene nach zwei Erzeugenden der Welle G
angeordnet, an welche sie gelöthet sind; sie sind den Flügeln b des Behälters F (Fig. 3 und 4) analog und mit einem
conischen Hut h bedeckt, welcher beiläufig in der halben
Höhe der Welle G befestigt ist.
Am untern Theil dieser Welle und unmittelbar unter den Flügeln j, j ist ebenfalls ein conischer Hut, welcher eine Art Turbine t bedeckt, deren Schaufeln von Weißblech normal zur
Welle G angeordnet sind, wie der Durchschnitt Fig. 10 zeigt.
Die durch die Röhre G während der Drehung des Apparates
angesogene Luft verbreitet sich aus den Radzellen im Behälter F.
Fig. 11 ist
die untere Ansicht der Welle G; dieselbe ist mit einer
Vertiefung versehen, in welche der am Boden des Behälters F befestigte Zapfen d (Fig. 3 und 4) tritt, und auf diesem
Zapfen dreht sich also die Welle G.
Das Innere des Behälters F sowie die Oberfläche aller
Organe des Butterfasses muß man sehr sorgfältig verzinnen.