Titel: | Ueber die Abänderungen welche der englische Hütteningenieur Truran in der Construction und der Windführung der Eisenhohöfen vorgeschlagen hat; von Hrn. A. Delvaux de Fenffe, Bergingenieur und Professor der Hüttenkunde an der Universität zu Lüttich. |
Fundstelle: | Band 144, Jahrgang 1857, Nr. LXXXII., S. 338 |
Download: | XML |
LXXXII.
Ueber die Abänderungen welche der englische
Hütteningenieur Truran in der Construction und der Windführung der Eisenhohöfen vorgeschlagen hat; von Hrn. A. Delvaux de Fenffe, Bergingenieur und Professor der Hüttenkunde an der Universität zu Lüttich.
(Schluß von S. 283 des vorhergehenden Heftes.)
Mit Abbildungen auf Tab.
V.
Delvaux, über Truran's Construction und Windführung der
Hohöfen.
Außer den für weite Gichten sprechenden Gründen, welche ich im Vorstehenden aus den
verschiedenen Theilen des Truran'schen Werkes
zusammenstellte, gibt es noch einen andern, den ich schon vor längerer Zeit in einer
(französisch geschriebenen) Abhandlung „über die Lage des
Eisenhüttengewerbes in Preußen“ (Lüttich 1844) angegeben habe. Zu
Königshütte in Oberschlesien betrug im J. 1843 der Kohlensackdurchmesser 3,45 und
der Gichtdurchmesser 1,33 bis 1,49 Met., oder letzterer durchschnittlich 4/10 von
dem erstern. Wegen der geringen Weite der Gicht trennt sich beim Niedergange der
Schmelzsäule ein Kohksring längs der Wände des Schachtes von derselben ab; die
mulmigen Erze verhindern den Durchgang des Windes und die Gase entweichen nur durch
das zwischen den Erzen und den Schachtwänden befindliche Brennmaterial. Bei einer
weitern Gicht würde dieser Nachtheil nicht stattfinden können, der Gichtenniedergang
würde regelmäßiger erfolgen und die Absonderung der Kohks von der Säule würde sich
vermindern. Die Absonderung dieses Kohksringes hat zwei wesentliche Nachtheile.
Zuvörderst bietet sie den Gasen einen leichtern Durchgang dar, so daß sie nicht
genöthigt sind durch die Schmelzsäule zu strömen, daher sie dieselbe nicht nach und
nach, ehe sie ins Gestell gelangt, vorbereiten können und somit für die
Zugutemachung der Erze fast gänzlich verloren sind. Außerdem verengt dieser
Brennmaterialienring den nützlichen Raum, der alsdann auf denjenigen reducirt ist,
welchen die bewegliche, in der Mitte des Ofens niedergehende Schmelzsäule einnimmt.
Man darf sich daher nicht wundern, wenn unter so unvortheilhaften Umständen die
Oefen so ungünstige Resultate in Beziehung auf die Roheisenproduction und den
Brennmaterialverbrauch geben.
Die Beschaffenheit der Schmelzmaterialien übt ebenfalls einen bedeutenden Einfluß auf
diese Erscheinung aus. Mit der leichten Holzkohle ist dieser Brennmaterialring noch
viel größer, als wenn man mit Kohks arbeitet, und er muß sich auch mehr oder minder äußern, je
nachdem man mehr oder minder dichte Erze zu Gute macht.
Hat man auch das Mangelhafte einer solchen Construction erkannt, so ist man doch
nicht stets im Stande sie zu verbessern. In den älteren Hütten kann man oft nur
einen Wind von beschränktem Druck anwenden. Bei einer weiten Gicht bleiben die Erze
in dem ganzen Raum des Ofens weit gleichförmiger geschichtet, und der Wind würde
dann nicht durch die Schmelzsäule durchgreifen können, besonders wenn – wie
zu Königshütte – viel mulmige Erze in der Beschickung sind. Seit 1843 sind
allerdings viele Hohöfen, hauptsächlich auf den Staatswerken, umgebaut und viele neu
gebaut worden; die Oefen wurden vergrößert und erweitert, die Gebläse verstärkt, die
Production ist verdoppelt.Wir wollen dieß durch einige Zahlen nachweisen. Zu Königshütte sind die vier
älteren Hohöfen 40 Fuß hoch und haben 95 Quadratfuß
Kohlensack-Querschnittsfläche und 17 Quadratfuß Gichtfläche; die vier
neueren sind 50 Fuß hoch, haben 176 Quadrats. Oberfläche im Kohlensack und
28 1/4 Quadratf. in der Gicht. Die Betriebsresultate waren im J. 1855
folgende:Bei den alten
Oefen: Bei den neuen: Wöchentliche Production
569 Ctr. 840 Ctr. Ausbringen der Erze
31,5 Proc. 31,5 Proc.Zu 1 Ctr. Roheisenwurden
verbrauchtErzeroher KalksteinKohks 359 Pfd. 119 „ 10,5
Kubf. 345 Pfd. 113 „ 8,6
Kubf.Windpressung auf den Quadratzoll Düse 2 1/2 bis 3
Pfd., je nachdem dichtere Meiler- oder porösere Ofenkohks verwendet
werden; der Wind war in der Regel bis auf 60° R. erwärmt. – Zu
Gleiwitz wurden mit besseren Kohks und noch etwas ärmeren Erzen noch bessere
Resultate mit den höheren und weiteren Oefen und verstärkten Gebläsen
erlangt. H.
Es ist wahrscheinlich, daß in allen Hohöfen die Isolirung eines Kohksringes, der an
den Schachtwänden anliegt, in einem größern oder geringern Maaßstabe, je nach den
relativen Dimensionen des Kohlensackes und der Gichtöffnung stattfindet, weil man im
Allgemeinen bemerkt, daß in der letztern die Flamme stets in größerer Menge, wenn
nicht gänzlich längs der Wände entweicht. Uebrigens begreift man leicht, daß beim
Niedergange der Gichten die Erze, da sie viel dichter als das Brennmaterial sind,
sich hauptsächlich in der Mitte halten und einen Theil des Brennmaterials gegen das
Schachtfutter drängen. Wenn man daher eine Kohlen- und Erzgicht für sich
allein und in gewisser Entfernung von der Gichtöffnung betrachtet, so wird sie eine
concave Form zeigen und aus zwei Schichten von ähnlicher Gestalt bestehen, deren
Dicke jedoch nach der Entfernung von der Ofenachse verschieden seyn wird. Die
Brennmaterialschicht schicht wird dünner in der Mitte und dicker an den Rändern seyn, während bei den
Erzgichten das Entgegengesetzte stattfinden wird.Wir verweisen auf zwei, in dieser Beziehung sehr wichtige Aussätze:
„Ueber den Niedergang der Gichten beim
Eisenhohofen-Betriebe (mit Holzkohlen), vom Oberhütteninspector
Wachler zu Malapane;“ preuß.
Zeitschrift Bd. III. Abth. B, S. 269 und
Berg- und hüttenm. Zeitung 1856, Nr. 18 etc. und: „Ueber
denselben Gegenstand (Betrieb mit Kohks)“, vom
Hütteninspector Schulze, preuß. Zeitschr. Bd. IV,
Abtheil. B, S. 97 und Berg- u. hüttenm.
Zeitung 1856, Nr. 47. H.
Der rühmlich bekannte österreichische Hüttenmann Hr. Tunner ist der Meinung, daß man die Gichtöffnung beim Betriebe mit
getrocknetem oder gedörrtem Holz erweitern müsse. Die
vegetabilischen Brennmaterialien geben bei der Verkohlung eine große Menge von
gasförmigen Producten. Bei einem oben sehr zusammengezogenen Schacht würden die Gase
eine zu bedeutende Spannung erhalten, wodurch eine geringere Hitze in dem Gestell
veranlaßt und folglich der Gaargang zur Erzeugung von grauem Roheisen erschwert
würde. Man könnte diesen Nachtheil durch Steigerung der Pressung der Temperatur des
Windes einigermaßen vermindern; dieß ist aber bereits geschehen; so bleibt nichts
weiter übrig, als die Gicht zu erweitern. Außer dem Vortheil, den Hr. Tunner in der Anwendung einer weitern Gicht beim Betriebe
mit Holz findet, gewährt dieselbe noch einen andern. Da nämlich die Räumlichkeit des
Ofens von der Rast bis zur Gicht weit bedeutender ist, so sinkt die Schmelzsäule nur
langsam hinab, die flüchtigen Stoffe entwickeln sich daher nach und nach und das
Holz kann sich also wahrhaft verkohlen. Die bedeutende Schwindung, welche das
frische oder nur lufttrockene Holz in der Hitze erleidet, wird überdieß weit
geringere Nachtheile veranlassen, weil in einem fast cylindrischen Raume die
verschiedenen Brennmaterial- und Erzschichten weit eher ihre relativen
Stellungen behalten, was die dichteren Materialien verhindern wird, so leicht durch
die Kohlen zu rollen.Die Erfahrung und die Theorie, welche der deutsche Referent erlangt hat,
sprechen gänzlich zu Gunsten der weiten Gichten, sowohl bei mit
vegetabilischem, als auch mit mineralischem Brennmaterial betriebenen
Hohöfen; er sieht in der Nichtbeachtung dieses Princips den Grund großer
Nachtheile beim Hohofenbetriebe, und kann nicht begreifen, wie tüchtige
Eisenhüttenleute in Steiermark, Kärnthen und in andern österreich. Landen.
die engen Gichten noch bevorworten können. Am Harze hat man bereits vor 40
Jahren sehr weite Gichten gehabt, welche 1/2 bis 3/4 von der Kohlensackweite
betragen, und deßhalb bietet auch dort ein Betrieb mit 1/2 Holzkohlen und
1/2 lufttrockenem Holz, selbst ohne erhitzte Gebläseluft, gar keine
Schwierigkeiten dar. – In Schweden beträgt die Weite der Gicht schon
seit längerer Zeit durchschnittlich 2/3 von derjenigen des Kohlensacks.
– Aus Oesterreich wollen wir nur zwei ganz neuerlich erbaute Hohöfen
anführen: einen zu Mariazell in Steiermark, auf der Vorderseite mit dem
Eisen- und auf der Rückseite mit dem Schlackenabstich, bei
geschlossener Brust, im Kohlensack 10 und in der Gicht 4 1/2 Fuß weit; und
einen zu Theißholz in Ungarn mit offener Brust, im Kohlensack von 10 und in
der Gicht von 3 1/2 Fuß Weite! H.
II. Einrichtung der Düsen.
Seit Anfang dieses Jahrhunderts haben die Dimensionen und der Betrieb der Hohöfen
große Veränderungen erlitten. Ehemals hatten die Gestelle nur eine mittlere Weite
von 0,914 Meter; die innere Räumlichkeit des Schachtes betrug nur etwa 61 Kubikmeter
und die Windpressung schwankte von 0,078 bis 0,104 Meter. Jetzt sind die
Verhältnisse der verschiedenen Theile der Hohöfen weit bedeutender, denn man hat
Gestelle von größerer Weite als 2,44 Met., die innere Räumlichkeit des Schachtes hat
214 Kubikmeter erreicht, und der Wind wird manchmal unter einem Druck von 0,311 Met.
Quecksilbersäule zugeführt. Um eine höhere Production zu erreichen, genügt es nicht,
den Apparaten größere Dimensionen zu geben, sondern man muß auch eine zur
Verbrennung des Brennmaterials hinreichende Luftmenge einführen. Wir wollen nun die
verschiedenen Mittel besprechen, durch welche man die Windmenge steigern kann; sie
bestehen darin:
1) die Dichtigkeit des eingeblasenen Windes zu erhöhen;
2) den Oeffnungen, durch welche er in den Ofen gelangt, eine größere Weite zu geben,
was man durch eine größere Anzahl als die bisher benutzten drei Düsen, oder durch
Erweiterung derselben bewirken kann.
1. Steigerung der Dichtigkeit des Windes. – Der
manometrische Druck kann ohne Nachtheil für den Hohofenbetrieb nicht sehr hoch
gesteigert werden. Die höchste Dichtigkeit des Windes hängt auch bis auf einen
gewissen Punkt von der Beschaffenheit des Brennmaterials ab; wenn dasselbe sehr
dicht und kohlenstoffreich ist, so kann eine Pressung von 0,208 bis 0,26 Met.
Quecksilbersäule vortheilhaft seyn. Eine leichte, zerreibliche, wenig
kohlenstoffhaltige Steinkohle erfordert 0,104 bis 0,130, und dichte Kohks von einer
sehr bituminösen Steinkohle erfordern 0,13 bis 0,18 Met. Pressung.
Die Dichtigkeit des Windes muß mit der Vergrößerung des Ofens zunehmen; seine
Pressung muß so stark seyn, daß eine hinreichende Windmenge in alle Theile des
Gestelles eindringen und daselbst überall eine lebhafte Verbrennung unterhalten
kann. Weite Gestelle bieten dem Einströmen des Windes mehr Hinderniß dar, und für
solche muß derselbe daher dichter seyn.
Früher hatten die Gestelle, wie schon bemerkt, nur 0,914 Met. Weite und dabei war
eine zweckmäßige Windpressung die von 0,078 bis 0,104 Met. oder im Mittel von 0,092
Met., und die Erfahrung hat bewiesen, daß eine geringere Dichtigkeit des Windes der
Beschaffenheit und der Productionsmenge des Roheisens nachtheilig war. Um bei
doppelter Weite des
Gestelles einen guten Betrieb führen zu können, ist eine manometrische Höhe von
0,181 Met. erforderlich. Man erhält eine sehr genaue Annäherung für jede andere
Gestellweite, wenn man per Meter Weite 0,102 Met.
Quecksilbersäule annimmt. Jetzt baut man Hohöfen mit 2,44 Met. weiten Gestellen, und
für diese wäre daher ein manometrischer Druck von 0,233 Met. erforderlich; in der
Praxis ist er im Allgemeinen nicht so stark, was von Unwissenheit oder schon
vorhandenen zu schwachen Maschinen herrührt. Die weitesten Gestelle erhalten
gegenwärtig den Wind unter 0,117 bis 0,155 Met. Pressung zugeführt, und in den Düsen
beträgt dieselbe nicht mehr als 0,104 Met. Der daraus entstehende Nachtheil besteht
darin, daß die Verbrennung in ziemlicher Entfernung von den Formen unvollkommener
ist oder nicht das Maximum von Wärme erzeugt, was einen Einfluß auf den Betrieb, so
wie auf die Beschaffenheit des Roheisens hat; außerdem steht die Production nicht im
Verhältniß zu der Räumlichkeit des Ofens.
2. Anwendung vieler Düsen. – In dieser Beziehung
herrschen verschiedene Meinungen, indem man gewöhnlich drei, zuweilen aber mehr
Formen anwendet. Selten haben die Hohöfen, wenigstens die mit Kohks betriebenen,
weniger als drei Düsen, und einige Hüttenleute sind der Meinung, daß es vortheilhaft
sey, deren zehn bis zwölf anzuwenden.
Wenn das Volum des Windes bestimmt ist, und man beläßt ihm dieselbe Dichtigkeit,
während er, statt durch drei, durch mehr Formen ausgeblasen wird, so wird deren
Querschnitt geringer seyn und weniger Wind durch jede Form ausströmen. Man nimmt an,
daß auf diese Weise die Verbrennung eine vollständigere und daher eine Ersparung am
Winde und an Materialien veranlaßt werde; nach einigen Hüttenleuten sollen diese
Vortheile bei jeder Anzahl von Düsen stattfinden, und man wendet daher in einigen
Districten vier und mehr Formen an.
Nach einer langen Untersuchung der im Betriebe stehenden Hohöfen ist man zu der
Ueberzeugung gelangt, daß die zahlreichen Formen keine Vorzüge haben; der an
mehreren Punkten rings um den Herd eingeblasene Wind verbrennt vollständig in seinem
Wirkungsradius, aber weiterhin ist er schädlich. Um vollständig zu verbrennen, muß
jedes Kohlenstück eine hinreichende Luftmenge erhalten, was sich aber nur mit einem
Volum und einer Dichtigkeit des Windes erreichen läßt, die der Weite des Herdes oder
Untergestelles und der zu verbrennenden Kohle angemessen sind; diese Windmenge ist
mit Berücksichtigung der Schmelzbarkeit der Erze und der Räumlichkeit des Ofens
leicht zu bestimmen.
In viele kleine Ströme vertheilt, dringt die eingeblasene Luft minder weit, was auch
bei einem weniger dickten Winde der Fall ist; man erlangt local einen hohen
Hitzgrad und in gewisser Entfernung von den Formen eine mangelhafte Verbrennung,
wodurch für die Erze die Reductionskraft eines gewissen Theils der Kohlen verloren
geht, daher zu einer Tonne Roheisen mehr Brennmaterial erforderlich ist.
Um dieses ungenügende Durchgreifen des Windes zu verbessern, hat man ihm manchmal
eine sehr starke Pressung, bis 0,311 Met. Quecksilbersäule ertheilt. In den Hütten
des Swansea-Thales, zu Aberdare, Abernant und in andern Waleser Hütten, führt
man den mäßig hohen und mit enger Gicht versehenen Hohöfen Wind von großer
Dichtigkeit zu, und gewöhnlich durch zehn Formen, von denen sich drei an jeder Seite
befinden und eine am Tümpel.
Zu Dowlais hat die Anwendung mehrerer Düsen bemerkenswerthe Wirkungen hervorgebracht.
Man hatte deren sechs, zwei auf jeder der drei Seiten, angebracht, indem man
dasselbe Volum und dieselbe Pressung des Windes beibehielt, daher Aenderungen im
Gange des Hohofens von der Abänderung der Formen herrühren mußten. In den Jahren
1847 bis 1848 hat man 15 Monate lang mit doppelten Formen auf jeder der drei Seiten
geblasen und dabei auf 100 Gewichtstheile Roheisen 250,5 Kohlen verbraucht. Die
vorhergehenden Jahre führte man den Betrieb nur mit einer Form auf jeder Seite,
wobei 226,5 Brennmaterial erforderlich waren und die Production wöchentlich 102,610
Kil. betrug, während mit den doppelten Düsen nur 99,562 Kil. erzeugt wurden. Man hat
daher bei Anwendung einer größeren Anzahl von Düsen auf 100 Theile producirtes
Roheisen an Kohlen 24 Theile mehr verbraucht und wöchentlich 3,048 Kil. Roheisen
weniger erzeugt. In den 15 Monaten sind daher 28,040,000 Kil. Brennmaterial verloren
gegangen, ohne die Kosten, welche die neue Windführung veranlaßte, und abgesehen von
dem geringern Ausbringen der Erze und der geringern Production. Es ist folglich der
Nutzen zahlreicher Formen wenigstens sehr zweifelhaft. Die Arbeitslöhne sind bei
Anwendung kleiner Formen weit höher, man muß doppelte und dreifache Düsen, Formen
und Verbindungen unterhalten, es entweicht mehr Wind; die Hitze an der Rückseite des
Ofens steigt, und es sind daher Wasser-Tümpel und Wasser-Formen
erforderlich, welche von der zur Reduction der Erze bestimmten Wärme absorbiren.
In Schottland hat man selten nur drei Düsen: zu Langloan hat man 4, zwei zu beiden
Seiten; zu Dundyvan 5; zu Gartsherrie 4, 5 und 6; zu Monkland 5; zu Govan 8, nämlich
drei zu beiden Seiten und zwei auf der Rückseite; alle diese Hohöfen haben weite
Gestelle. Man verbrennt daselbst sehr viel Kohlen im Verhältniß zur eingeblasenen
Luft, und ein Theil von diesem Aufwande ist der Windführung zuzuschreiben.
Diese Einrichtung findet sich auch in vielen englischen Hütten. Mehrere Hohöfen in
Yorkshire haben sechs Formen; aber man weiß von keinem derselben, daß dadurch eine
wesentliche Ersparung an Brennmaterial, Wind oder Materialien oder andere Vortheile
erreicht worden wären, die im Verhältniß zu den höheren Anlage- und
Unterhaltungskosten stehen.
Um einen Begriff von den mehrfachen Formen zu geben, die an den beiden langen Seiten
des Herdes angebracht sind, haben wir in Figur 17 und 18 auf Tab. V
die dreifachen Düsen, wie sie auf der Aberdare-Hütte benutzt werden,
dargestellt. Die senkrechte Windleitung läuft in geringer Höhe über der Hüttensohle
in eine Tförmige Röhre A
aus; diese trägt drei andere Röhren B, B' und B'', deren Höhe eine verschiedene ist, damit die Düsen
C, C' und C'' den Wind
nicht alle drei in gleicher EntfernungEntfernug vom Bodenstein in den Herd einblasen.
3. Anwendung weiter Düsen. – Damit der Wind die
gesammten, in einem Ofen befindlichen Materialien durchdringen und allen Kohlen Luft
liefern kann, muß derselbe in Entfernung mehrerer Fuße von der Form dicht und
concentrirt seyn. Dieß erzielt man durch weite Düsen und einen hinlänglichen Druck,
wobei jedoch eine zweckmäßige Form vorausgesetzt wird. Der Längendurchschnitt der
Düsen und der Formen hat einen großen Einfluß auf die Wirksamkeit des Windes, und
ohne gute Verhältnisse kann man die höchste Wirkung nicht erreichen.
Ein gewöhnlicher Fehler besteht in der Anwendung zu sehr convexgirender Düsen; der
Wind wird alsdann weniger weit eingeblasen, und ganze nahe an der Formöffnung ist
die Dichtigkeit der Luft nicht viel höher als die der Atmosphäre. Die conische Form
begünstigt die Divergenz des Windes und veranlaßt, daß oft weit mehr Brennmaterial
verzehrt wird und die Backen des Gestelles verbrennen. Da sich die Dichtigkeit des
Windes schnell vermindert, so kann er die Materialien nicht durchdringen; für die
Kohlen, welche die Formöffnungen umgeben, ist zu viel Wind vorhanden, daher dort
eine hohe Temperatur veranlaßt wird und die Backen sehr angegriffen werden.
Der Durchmesser, die Länge und die Dicke der Düsen sind sehr wichtig und müssen von
einem erfahrenen Beamten bestimmt werden. Gewöhnlich befindet sich die vom Gebläse
herbeikommende Windleitung in einer bestimmten Entfernung von dem Hohofen. Wird nun
die Form verändert, so ändert sich die Länge der Düse, wird letztere kürzer, so
nimmt die Divergenz des Stromes zu, wird sie länger, so nimmt diese Divergenz ab und
der Wind wird concentrirter. Zuweilen verbinden kurze Düsen die Formöffnung mit der
Windleitung, dadurch werden aber die Verbindungen und Fugen, so wie die Windverluste
erhöhet, auch wird das freie Ausströmen des Windes behindert, welches vermieden
werden muß. Um die Entfernung der Leitung von der Form verändern zu können, sind die
ausgebohrten und mit teleskopartigen Auszügen versehenen luftdicht verschlossenen
Düsen, wie man sie zu Dowlais seit langer Zeit anwendet, vorzuziehen. Durch
dieselben wird der Betrieb erleichtert, an Wind erspart, und wenn die Anlagekosten
höher sind, so werden dieselben durch die Vortheile wieder aufgewogen.
Die Gestellweite hat einen Einfluß auf die kegelförmige Gestalt der Düse; ist jene
bedeutend, so muß man die Ausweitung von diesen vermindern. Bei den ältern Gestellen
von 0,914 Meter Weite war die Gestalt der Formen von geringer Wichtigkeit, aber eine
Düse, welche die Luft für alle Kohlen eines so engen Gestelles einführt, ist ganz
untauglich bei einer Weite desselben von 1,838 Met. Der Durchmesser der Oeffnung
wird gewöhnlich nach der auszublasenden Windmenge bestimmt. Nach zahlreichen
Beobachtungen muß für Gestelle von mittleren Dimensionen die Düsenöffnung per Meter Länge um 8/10 weiter gemacht werden.
Bis jetzt verbrennt keine Form, welche Gestalt sie haben mag, die Kohlen in der
ganzen Ausdehnung eines weiten Gestelles vollkommen. Mit geringer Pressung oder
mehrfachen Formen speist man die Theile in der Nähe der Backenstücke, die Hitze ist
dort sehr hoch und die Wände nutzen sich schnell ab, während zur Mitte nicht genug
Wind gelangt. Das Gegentheil findet bei einer starken Pressung und weiten, fast
cylindrischen Düsen statt, der Wind strömt weiter, speist die mittlern Theile
vollkommen, und es gelangt wenig davon zu den Backen. Um die Nachtheile beider
Extreme zu verhindern, hat Hr. Truran die früher
beschriebenen und abgebildeten Düsen mit einer innern Röhre construirt.
(Holzschnitte Fig.
3 bis 5, S. 266.) Wenn man die Oeffnung der innern Röhre erweitert, so wird der
centrale Wind, da er seine Dichtigkeit beibehält, die in der Mitte des Herdes
befindlichen Materialien speisen, während der ringförmige Wind von geringerer
Dichtigkeit sich seitwärts verbreiten und diejenigen Kohlen verbrennen wird, welche
sich näher an den Wänden befinden. Mittelst dieser Einrichtung hofft der englische
Ingenieur eine größere Wirkung mit dem Brennmaterial zu erlangen und dessen Aufwand
wesentlich zu vermindern.