Titel: | Verbesserte Schmierbüchsen; vom Maschinenbauer Bourdon zu Paris. |
Fundstelle: | Band 144, Jahrgang 1857, Nr. XLIV., S. 168 |
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XLIV.
Verbesserte Schmierbüchsen; vom Maschinenbauer
Bourdon zu
Paris.
Aus Armengaud's Génie industriel, Decbr. 1856, S.
306.
Mit Abbildungen auf Tab.
III.
Bourdon's verbesserte Schmierbüchsen.
Das ununterbrochene Schmieren der Zapfen, Stifte, Achsen und Achsschenkel, die bei
den Maschinen aller Art oder bei dem rollenden Material der Eisenbahnen angewendet
werden, ist eine Frage, welche seit längerer Zeit die Maschinenbauer und die
Ingenieure beschäftigt hat.
Wir wollen keine Uebersicht von den Mitteln geben, die man vorgeschlagen hat, um eine
zweckmäßige ununterbrochene und wohlfeile Schmierung zu erlangen; wir bemerken bloß,
daß die bis jetzt in den Werkstätten und auf den Eisenbahnen angewendeten
Verfahrungsarten noch vieles zu wünschen übrig lassen.
Unter den verschiedenen gebräuchlichen Mitteln, um die Zapfen stets in Oelung zu
erhalten, finden sich die Scheiben, welche an den Wellen so angebracht werden, daß
der untere Theil ihrer Peripherie in dem Oel badet, welches in einem Gefäß in oder
an dem Zapfenlager enthalten ist. Der untere Theil der Scheibe nimmt daher einen
Theil des Oels bei seiner Bewegung mit fort und verbreitet es mehr oder weniger
regelmäßig auf dem Zapfen, der in Schmiere erhalten werden soll.
Soll nun diese Vorrichtung ein vollständiges Resultat geben, so muß die Scheibe in
genauer Berührung mit dem Futter des Zapfenlagers stehen) denn wenn sie auch bloß
sehr wenig (z.B. ein Millimeter) davon entfernt ist, so erfolgt die Schmierung nur
sehr unregelmäßig oder gar nicht. Wenn dagegen die Scheibe, in Folge einer
Verrückung der Welle, oder ihrer Ausdehnung oder Zusammenziehung durch
Temperaturveränderungen, zu stark gegen die Seiten des Zapfenlagers drückt, so
entsteht eine Reibung, die in gewissen Fällen einen wesentlichen Theil der
Triebkraft absorbiren kann.
Obgleich diese Vorrichtung bei gehöriger Ausführung sehr zweckmäßig hinsichtlich der
Hebung des Oeles ist, so ist sie dagegen mangelhaft bezüglich der Verbreitung des
Oeles auf den Zapfen und Büchsen. Im Wesentlichen ist es die Centrifugalkraft,
welche die Flüssigkeit zu heben sucht, folglich wird die Schwere, die einzige Kraft
welche das Oel veranlaßt auf den Zapfen wieder nieder zu gehen, d.h. sich dem
Centrum zu nähern, unzureichend, sobald sich der Zapfen schnell dreht; das alsdann
einen vollständigen Kreis beschreibende Oel gelangt zum großen Theil stets auf
seinen Ausgangspunkt zurück; die Schmierung wird daher nur sehr unvollkommen
bewirkt.
Das aufsteigende Oel auf dem höchsten Punkt der Scheibe zu ergreifen, um es von da
gänzlich, und bei jeder Rotationsgeschwindigkeit, auf die zu schmierenden Theile zu
führen, dieß ist das Problem, welches der Erfinder durch eine Einrichtung gelöst zu
haben hofft, die sich eben so gut auf die Zapfen und Büchsen liegender Wellen, als
auf die Naben der Achsen, so wie auf die Stifte und stehenden Zapfen und auf die
Lagerhälse stehender und geneigter Wellen anwenden läßt.
Fig. 13 und
14
stellen eine Schmiervorrichtung für eine stehende Welle
dar; Fig. 13
ist ein senkrechter Durchschnitt der Welle und Fig. 14 ein demselben
entsprechender Grundriß.
An der senkrechten Welle A, unter dem Halse C, ist eine ringförmige Schale c angebracht, welche die Schmierflüssigkeit enthält und sich mit der Welle
dreht.
In dieser Schale ruht eine Scheibe D mittelst ihres
eigenen Gewichtes, so daß sie sich durch die bloße Reibung der Schale dreht. Diese
Scheibe ist es nun, welche das Oel auf den obern Theil des Halses führt, wo die in
einen Löffel auslaufende Feder G es sammelt und es in
den ringförmigen Raum e auf dem Halse fallen läßt.
Um zu verhindern, daß die Scheibe die Ränder der Schale c
berührt, wo sie dann nicht mehr im Oele baden würde, hat man ihr eine im Innern
concave Form gegeben. Sie hat auf diese Weise in ihrem Innern hinreichenden Platz
für den Hut des Zapfenlagers, und man kann daher die Peripherie dieser Scheibe so
viel als möglich dem Mittelpunkte der Schale nähern.
Damit nun die Scheibe durch ihr eigenes Gewicht auf dem Boden der Schale aufruhe und
folglich gezwungen ist sich zu drehen, hat man eine besondere Einrichtung zum
Aushängen der Scheibe getroffen; sie besteht darin, daß die feste Achse l, welche die Scheibe trägt, mit einem Henkel L verbunden ist, welcher auf zwei Achsen m, die durch seine beiden Enden gehen, schwingen
kann.
Der Erfinder mußte seine Einrichtungen für das Schmieren von Locomotiv- und
Eisenbahnwagen-Achsen abändern; er bemerkt zuvörderst, daß die bis jetzt
bekannten ununterbrochen wirkenden Schmiervorrichtungen hauptsächlich deßhalb für
die Achsen auf Eisenbahnen wenig Eingang fanden, weil man dabei genöthigt ist die
Form des gewöhnlichen Modells zu ändern; bei seinem System wird dieses
vermieden.
Fig. 15 und
16
stellen seine Schmierbüchse für
Eisenbahnwagen-Achsen im Längendurchschnitt und Grundriß dar.
Um die Verschiebung der Achsen der Länge nach zu verhindern, hat man bereits Keile
vorgeschlagen, welche im Innern der Büchsen gegen deren Enden treten und die nach
Belieben angezogen werden können. Eine solche Einrichtung mit Hinzufügung der neuen
Schmiervorrichtung stellen die Figuren dar; der Löffel hat hier einen doppelten
Ausguß, um zugleich die Nabe und das Ende, gegen welches der Keil P tritt, zu schmieren.
Man wird bemerken, daß man bei dieser Einrichtung dem Löffel eine eigenthümliche Form
geben, ihn in seiner Mitte mittelst einer Stange unterstützen mußte, die durch eine
Schraube auf der Büchse B befestigt wird.
Bei dieser Einrichtung bezeichnet A die Achsennabe,
welche an ihrem verstärkten Theil a mit einer Scheibe
D versehen wurde, die der Löffel G bedeckt. Bei der schnellen Rotationsbewegung der Achse
läßt die Scheibe das Oel auf die concave Oberfläche des Löffels fallen, und von
dieser gelangt es durch sein eigenes Gewicht rechts auf den Keil P und links in die Oeffnung e der Büchse, von wo es sich auf der Länge der Nabe verbreitet.
Der Keil kann mittelst der Schraube p in die Höhe gezogen
und daher gehörig gegen den Kopf der Nabe gedrückt werden.
Der Büchsendeckel befindet sich über dem Löffel, nämlich bei b, so daß man diesen wesentlichen Theil der Schmierung untersuchen
kann.
Der untere Theil der Büchse enthält den Oelbehälter c.
Um das Oel zu sammeln, welches zwischen Nabe und Büchse durchdringen könnte, wurde
eine Blechplatte q angebracht, welche dieses Oel
aufnimmt und es unmittelbar dem allgemeinen Behälter zuführt.
Um sich endlich überzeugen zu können, ob die erforderliche Oelmenge vorhanden ist,
befindet sich an der Seite der Büchse eine Oeffnung, die mit einem Schrauben-
oder Federdeckel luftdicht verschlossen ist. Sie ist im Grundriß durch O angedeutet.
Aus dem Grundriß ist auch ersichtlich, daß der Keil P
mittelst der Schraube p und des Schwalbenschwanzes
senkrecht auf und nieder bewegt werden kann.
Ferner sieht man, daß der Boden der Büchse E mit dem
Körper derselben durch Schraubenbolzen e' verbunden ist,
die so eingeschnitten sind, daß man eine platte Feder Q
einführen kann, welche den Büchsenboden hält.
In Fig. 17 und
18 ist
eine sehr einfache Einrichtung der Schmierbüchse für liegende
Wellen angegeben; diese Figuren sind zwei senkrechte Durchschnitte, von
denen der eine der Quere und der andere der Länge nach läuft; das Zapfenlager hat
die gewöhnliche Einrichtung.
A ist der Wellzapfen, B das
gußeiserne Zapfenlager, C die Büchse oder das Futter,
welches eine für die Schmiervorrichtung passende Form hat.
Man ersieht aus diesen Figuren, daß die Büchse mit zwei halbkreisförmigen Schälchen
c, c' gegossen ist, die zu beiden Seiten des
Zapfenlagers liegen. Ein geneigter, ebenfalls mit dem Futter gegossener Canal d verbindet beide Schälchen. In dem größern c trägt die Welle A eine
Scheibe D, welche sich mit ihr dreht und in das in
diesem Schälchen befindliche Oel taucht. Bei ihrer Bewegung nimmt die Scheibe stets
eine gewisse Menge dieses Oeles mit sich, das auf dem Umfange derselben einen
Meniscus bildet.
Darüber, am Deckel des Zapfenlagers E, ist eine Feder
befestigt, die in einen Löffel ausläuft, welcher sich fortwährend gegen die
Peripherie der Scheibe anlegt, ohne sie jedoch zu berühren, und das von derselben
mitgenommene Oel auf den Zapfen leitet, indem es aus seinem Schnabel auf das Loch
e tröpfelt. So lange sich daher der Zapfen mit der
Scheibe dreht, findet eine ununterbrochene Schmierung statt.
Das auf diese Weise dem Zapfen zugeführte Oel fällt in die Cuvette c oder c' zurück; das in
letzterer angesammelte Oel gelangt aber durch den Canal d wieder in c, um von neuem und fortwährend
durch die Scheibe auf den Zapfen geführt zu werden, so lange als der Rand der
Scheibe noch in Oel taucht.
Jede Cuvette wird mit einem Deckel f und f' verschlossen; man vermeidet dadurch das Eindringen
von Staub, sowie das Verschleudern von Oel durch die Centrifugalkraft und die zu
starke Verdunstung desselben.
Als letztes Beispiel hat Hr. Bourdon die Schmierbüchse
eines Zapfens angegeben der um einen Stift umläuft, wie dieß z.B. bei den Drehbänken und den
Ventilatoren der Fall ist.
Fig. 19
stellt den Längendurchschnitt eines solchen Zapfenlagers mit der Spitze dar.
Die Cuvetten c, c' werden in diesem Falle mit dem Lager
B aus einem Stück gegossen und beide können mittelst
eines Lochs oder einer Röhre e mit einander verbunden
werden. Der Arm H, welcher die Spitze h trägt, ist auch an das Lager angegossen.
Die Deckel f und f' der
Cuvetten sind durch Bügel und Schrauben auf letztern befestigt; eine dieser
Schrauben dient auch dazu, den Löffel G zu halten,
welcher hier zwei Schnäbel hat, wie in Fig. 14 und 15, und
folglich das Oel sowohl auf die Spitze als auf das Loch e ausgießt.
Man ersieht aus Fig.
19, daß die Scheibe D hier die Wirkung hat,
das Oel unter die Höhlung des Löffels G zu führen, um es
von da fortwährend rechts und links auszugießen, und daß dasselbe in die Cuvetten
c und c' zurückfällt,
von der Spitze und dem Kopf der Welle aus, oder durch die Oeffnung e', nachdem es die reibenden Theile benetzt hat.