Titel: | Versuche über das Ausbringen der edlen Metalle aus den Erzen von Bodenmais im bayerischen Walde. Aus den nachgelassenen Papieren des Geheimen Rathes Dr. J. N. v. Fuchs in München. |
Autor: | Johann Nepomuk Fuchs [GND] |
Fundstelle: | Band 144, Jahrgang 1857, Nr. XXXV., S. 129 |
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XXXV.
Versuche über das Ausbringen der edlen Metalle
aus den Erzen von Bodenmais im bayerischen Walde. Aus den nachgelassenen Papieren des
Geheimen Rathes Dr. J. N. v. Fuchs in München.
v. Fuchs, über das Ausbringen der edlen Metalle aus den Erzen von
Bodenmais.
Ueber das Ausbringen der edlen Metalle aus den Bodenmaiser Erzen stellte ich in
Verbindung mit Prof. Dr. Schafhäutl viele Versuche an, wozu theils Kiese vom Wolfgangstollen, theils die gerösteten Schwände aus den Rohlaugen-Karren, kurzweg Potté genannt, dienten.
Die Kiese vom Wolfgangstollen enthielten nach der Münzprobe in 100 Cntr. 3,7 Loth
Gold nebst etwas Silber, die Potté gab von ebensoviel 64 Loth güldisches
Silber, worin nicht mehr als 1,6 Loth Gold enthalten war.
1. Die Kiese vom Wolfgangstollen sind in der königlichen Münze ziemlich stark
geröstet und dann auf der Glasurmühle eines Töpfers fein gemahlen worden. Das
Feinmahlen ist eine Hauptbedingung zum Ausbringen des Goldes durch Amalgamation. Daß
aus den Kiesen vom Mariahülfberge in der Lam, womit ich mich früher beschäftigte,
nicht alles Gold ausgebracht wurde, konnte, wie ich jetzt überzeugt bin, nur darin
seinen Grund haben, daß das geröstete Erzmehl nicht fein genug war.
2. Die Kiese vom Wolfgangstollen enthielten nebst den edlen Metallen viel Kupfer und noch mehr Blei,
welche Metalle unter gewissen Umständen bei der Amalgamation sehr lästig und
nachtheilig werden können, indem sie das Quecksilber schlierig machen, d. i. seine
Fluidität vermindern, so daß es sich überall anhängt, beim Umgießen einen langen
Schweif nach sich zieht,
eine faltige Oberfläche bekommt und viel von seinem Glanze einbüßt. Ein nicht
unbedeutender Quecksilberverlust ist eine Folge davon.
Der Bleigehalt war in diesem Kies ursprünglich schwerlich so groß, wie wir ihn
gefunden haben, sondern ist wahrscheinlich erst durch das Mahlen auf der nicht
gehörig gereinigten Glasurmühle hineingekommen. Als eines nicht unwichtigen
Nebenbestandtheils muß ich der Kieselerde erwähnen,
welche unter gewissen Umständen eine ähnliche Wirkung ausüben kann, wie die im
gerösteten Kies ebenfalls vorhandene Schwefelsäure. Gyps
findet sich darin ebenfalls ein, der als indifferent zu betrachten ist.
3. Wenn diese Kiese, nachdem sie durch starkes Rösten des Schwefels beraubt worden,
mit 3 Proc. Kochsalz noch einmal gelinde geröstet werden, so kann ihnen dann durch
schickliche Behandlung mit Quecksilber alles oder fast alles Silber und Gold
entzogen werden, und kein unedles Metall verunreinigt das Quecksilber, was man daher
so oft zur nämlichen Operation mit frischen Erzen gebrauchen kann, bis es soviel
Silber und Gold aufgenommen hat, daß, wenn man es durch Zwillich oder Leder preßt,
ein festes Amalgam zurückbleibt.
4. Das zu dieser Röstung anzuwendende Kochsalz wird in so viel Wasser gelöst, daß die
ganze Röstpost damit durchnäßt werden kann. Diese kommt dann in den Röstofen, wo sie
unter zeitweisem Umrühren allmählich erhitzt wird, aber nur so weit, daß ein durch
sie bis auf den Herd eingesteckter Holzspan sich zu verkohlen anfängt, sie selbst
aber nicht zum Glühen kommt. Hierauf läßt man das Feuer ausgehen und zieht die Masse
aus dem Ofen. Hiebei und beim Umrühren darf kein eisernes Instrument gebraucht
werden, es müßte denn eine starke Kruste von Eisenoxyd haben.
5. An gehörigem Rösten ist sehr viel, ja fast Alles gelegen. Der Vorgang dabei ist
folgender:
Durch die zum Theil an Eisenoxyd, zum Theil an Thonerde gebundene Schwefelsäure,
welche aber, wenn die erste Röstung sehr stark war, nur in sehr geringer Menge
vorhanden seyn kann, wird aus dem Kochsalz unter Mitwirkung des Wassers Salzsäure
frei, wozu auch die Kieselerde sehr viel beiträgt, welche bekanntlich in der Hitze
auf das Kochsalz eben so wirkt wie die Schwefelsäure. Die freiwerdende Salzsäure
wird durch einen Theil des Sauerstoffs des Eisenoxyds in Chlor verwandelt, was mit
dem Silber und Gold Chloride bildet.
Dadurch entsteht zugleich auch salzsaures Eisenoxydul oder vielmehr Eisenchlorür, was
später wieder, besonders wenn man, nachdem der vorhin bezeichnete Hitzgrad
eingetreten ist, die Masse unter Umrühren noch einige Zeit, ohne sie weiter zu hitzen,
im Ofen läßt, unter dem Zutritt der Luft wieder in salzsaures Eisenoxyd
(Eisenchlorid) umgewandelt wird.
(Es hat Interesse zu erfahren, ob Eisenchlorür vorhanden ist oder
nicht. Man überzeugt sich davon leicht, wenn man eine kleine Portion von der
gerösteten Masse mit Wasser, wozu man etwas reine Salzsäure setzen kann, behandelt,
filtrirt und zu der abfiltrirten Flüssigkeit einige Tropfen einer Lösung von
Kalium-Eisencyanid (rothes Blutlaugensalz) setzt, wodurch, wenn Eisenchlorür
vorhanden ist, sogleich ein blauer Niederschlag entsteht.)
Ist die Röstung zu schwach, so werden Silber und Gold nur zum Theil oder gar nicht in
Chloride verwandelt; ist sie zu stark, so wird das Chlorgold ganz oder theilweise
wieder zersetzt, wohl auch zum Theil verflüchtigt. Es wird daher einige Uebung
erfordert, um das gehörige Maaß zu treffen.
6. Nach der Röstung wird das Erz der Amalgamation unterworfen. Auf 100 Theile Erz
haben wir bei unseren Versuchen 20 Theile Quecksilber genommen. Man wird vielleicht
im Großen mit weniger ausreichen; allein ein Ueberschuß kann nicht schaden; man ist
eines guten Erfolges um so sicherer, und das Quecksilber bekommt man, wenn mit
Sorgfalt zu Werk gegangen wird, bis auf weniges, was unvermeidlich untergeht,
wieder. Das Erzmehl muß zu diesem Zweck mit Wasser zu einem dicklichen Brei, der
ungefähr die Consistenz des zum Gebrauche fertigen Mörtels hat, angemacht
werden.
7. Ob das Wasser vor oder nach dem Quecksilber vortheilhafter zugesetzt wird, wollen
wir einstweilen noch unentschieden lassen; wir haben so und so meist gute Resultate
erhalten. Die Einmengung desselben in das trockene Pulver hat jedenfalls den
Vortheil, daß es sich darin durch rasches Umrühren und Rütteln weit besser
vertheilen läßt als in der feuchten Masse, worin es meist schnell wieder
zusammenfließt. Einen besondern Nutzen kann aber dieses Verfahren dann gewähren,
wenn im Erz noch Eisenchlorür enthalten ist. Dieses verträgt sich nämlich, wenn
Wasser hinzukommt, nicht mit dem Goldchlorid, sondern scheidet daraus regulinisches
Gold ab, was sich so fein durch die ganze Masse vertheilt, daß ihm das Quecksilber
nur schwer beikommen kann. Kommt aber dieses vor dem Wasser mit dem Goldchlorid
zusammen, so wird dieses wahrscheinlich schon im trockenen Zustande ganz oder
größtentheils reducirt und amalgamirt, und wenn auch beim Zusatz des Wassers, der
erst nach Verlauf einiger Zeit und nach längerem Umrühren erfolgen dürfte, noch
etwas regulinisches Gold abgeschieden wird, so stoßt es sogleich und in allen Punkten auf das vorher
schon vorhandene und sehr fein vertheilte Quecksilber. – Das Eisenchlorür
könnte übrigens auch durch etwas sehr verdünnte Chlorkalklösung in Eisenchlorid
verwandelt werden.
Die Amalgamation würde wohl im Großen, am besten in Fässern, wie in Freyberg
vorzunehmen seyn.
8. Auf diese Operation folgt das Verwaschen der Erzmasse, was auf bekannte Weise
geschieht. Hiebei bekommt man fast alles Quecksilber wieder bis auf den Theil,
welcher zur Reduction des Silbers und Goldes verwendet worden, der in Calomel
verwandelt wird, was in den Rückständen bleibt. Das Quecksilber gibt nämlich bei
diesem Verfahren nicht bloß das Auflösungsmittel, sondern auch das Reducirmittel der
edlen Metalle ab, wie bei der amerikanischen Silberamalgamation, wobei fast immer 2
Aequivalente Quecksilber für 1 Aequivalent gewonnenes Silber aufgeopfert werden
müssen. Diesen Verlust kann man leicht ertragen, besonders wenn man es mit
goldhaltigen Erzen zu thun hat und der Goldgehalt nicht gar zu gering ist und sonst
Alles gut von Statten geht. Etwas Quecksilber wird überdieß immer verzettelt.
9. Ein anderes bewährtes aber etwas kostspieligeres Verfahren ist das mit
Quecksilberoxyd-Vitriol und Kochsalz. Ich will hier das Wesentlichste davon
mittheilen. – Die Kiese werden für dieses Verfahren nur einmal gut geröstet,
dann fein gemahlen und hierauf mit einer sehr verdünnten Auflösung von dem genannten
Vitriol in Kochsalzlösung getränkt, zu welcher wenigstens eben so viel Kochsalz
genommen werden soll als Vitriol. Um diesen aufzulösen, wäre zwar schon die Hälfte
Kochsalz hinreichend, da aber dieses noch eine andere Function zu machen hat,
nämlich das Quecksilber aus dem beim folgenden Proceß sich bildenden Calomel
leichter zur Reduction zu bringen, so muß ein größeres Quantum in Anwendung gebracht
werden.
Auf 100 Theile geröstetes Erz haben wir 4 Theile Quecksilbervitriol, welcher
50–54 Proc. Quecksilber enthielt, genommen. Im Großen würde man
wahrscheinlich mit 3 Theilen, vielleicht auch noch mit weniger ausreichen. Das
Kochsalz wird zuerst im Wasser gelöst, die Lösung mit ziemlich viel Wasser verdünnt
und dann der Vitriol unter beständigem Umrühren allmählich eingetragen. Dieser
Auflösung wird noch so viel Wasser zugesetzt als nöthig ist mit dem Erzmehl einen
dicken Brei zu bilden. Diesen läßt man ungefähr 24 Stunden, am besten an einem
warmen Orte stehen und bringt ihn hernach in einen Kessel von Gußeisen, unter
welchem ein schwaches Feuer angemacht wird. Anfangs läßt man die Masse ruhig darin
stehen bis sie durch und durch warm geworden; hernach wird 1/4 so viel
Gußeisenpulver gut eingemengt, als Quecksilbervitriol genommen worden. Es können auch
entsinterte Blechabschnitte gute Dienste leisten, wodurch viel Eisenpulver erspart
werden kann, wovon nur zuletzt noch eine kleine Portion zugesetzt werden dürfte. Das
Eisen des Kessels wirkt ebenfalls mit.
Die Masse im Kessel muß von Zeit zu Zeit gut umgerührt werden, und unter demselben
ist immer ein schwaches Feuer zu unterhalten. Beständiges Umrühren ist nicht nöthig,
möchte sogar nicht gut seyn. Wenn wegen Verdampfung des Wassers der Brei zu dick
wird, so muß etwas warmes Wasser zugesetzt werden. Zu dünn darf man ihn nicht
machen, weil sonst das Eisen und reducirte Quecksilber zu Boden gehen würden und
daher nicht gehörig wirken könnten.
10. Der Vorgang bei diesem Verfahren ist folgender: Der in der Kochsalzlösung
befindliche und zum Theil in Quecksilber-Chlorid umgewandelte
Quecksilbervitriol durchdringt die ganze Erzmasse und kommt mit allen darin
befindlichen Goldtheilchen in Berührung; kommt dann Eisen hinzu, wodurch das
Quecksilber reducirt wird, so hat dieses Gelegenheit, das Gold auf allen Punkten zu
fassen und in sich aufzunehmen. Da im Quecksilbervitriol immer überschüssige
Schwefelsäure vorhanden ist, so wird dadurch aus dem Kochsalz Salzsäure frei
gemacht, welche unter Mitwirkung des Eisenoxyds mit dem vorhandenen Silber
Chlorsilber bildet, welches nachher durch das Eisen ebenfalls reducirt und vom
Quecksilber aufgenommen wird. Anfangs wird vielleicht auch etwas Chlorgold
erzeugt.
Wenn das Eisen eingemengt wird, so entsteht anfänglich auch etwas Calomel, woraus
durch fortgesetzte Wirkung des Eisens das Quecksilber völlig hergestellt wird. Dazu
trägt der Ueberschuß von Kochsalz, wodurch das Calomel etwas auflöslich gemacht
wird, sehr viel bei.
11. Zu diesem Proceß sind kaum zwei Stunden erforderlich. Man überzeugt sich vom
Ablauf desselben, wenn sich auf eine, ein Paar Minuten lang in die Masse gehaltene
blanke eiserne Spatel kein Quecksilber mehr niederschlägt. Nun wird, um das
gebildete Amalgam zu sammeln, metallisches Quecksilber, ungefähr 10 Theile auf 100
Theile Erz, zugesetzt, und alles 1–1 1/2 Stunden lang gut umgerührt, während
dem man das Feuer unter dem Kessel ausgehen läßt. Dann wird die Masse mit Wasser, am
besten mit warmem, allmählich und unter beständigem Umrühren verdünnt und zuletzt
der Kessel fast ganz mit Wasser angefüllt; worauf das Verwaschen folgt.
12. Wenn alles gut von statten gegangen ist, so erhält man das Quecksilber mit einem
Zuwachs, welcher ungefähr der Hälfte des verbrauchten Quecksilbervitriols
gleichkommt, der durch das Eisen vollkommen zersetzt worden seyn muß. Das Quecksilber enthält aber
nicht bloß Silber und Gold, sondern auch Kupfer und Blei, welche Metalle unter den
obwaltenden Umständen durch das Eisen ebenfalls hergestellt werden, nachdem sie
vorher mit der freien Salzsäure in Verbindung getreten waren. Dadurch wird das
Quecksilber immer mehr oder weniger schlierig, und will man es, ohne es destillirt
zu haben, zu einer nachfolgenden Operation wieder gebrauchen, so muß man es durch
Zwillich pressen. Der Rückstand, welcher dabei bleibt, kann für sich abgetrieben
oder destillirt werden.
13. Wenn die gerösteten Kiese nur sehr wenig oder gar keine Schwefelsäure enthalten
und auch nur wenig Kieselerde darin ist, so kann dadurch geholfen werden, daß man
sie vor der Röstung mit Kochsalz, mit sehr verdünnter Schwefelsäure anfeuchtet,
worin auf einen Theil concentrirter Säure 20–30 Theile Wasser kommen. Die
weitere Behandlung ist übrigens dieselbe, wie das sub
Nr. 3 etc. beschriebene Verfahren.
Stark und bis zur völligen Oxydation des Eisens auf das Maximum gerösteter
Eisenvitriol würde ohne Zweifel als Zuschlag dasselbe leisten wie die Schwefelsäure;
wir haben aber darüber keinen Versuch gemacht.
Ein Zuschlag von gut gerösteter Potté könnte auch die Schwefelsäure vertreten;
sie dürfte aber nicht von der Beschaffenheit seyn, wie die war, womit wir uns in der
letztern Zeit beschäftigten und von welcher im Nachfolgenden gesprochen werden wird.
1 Theil davon mit 4 Theilen geröstetem Kies von Wolfgang-Stollen gemengt, mit
Kochsalz geröstet etc. vereitelte beinahe ganz das Ausbringen des Goldes.
14. Nach allen übrigen, so eben beschriebenen Methoden haben wir aus den mehr
genannten Kiesen vom Wolfgangstollen Gold und Silber ausgebracht, und das
ausgebrachte Gold näherte sich immer sehr dem vom königl. unmittelbaren Hauptmünzamt
angegebenen Goldgehalt, und bei einem, mittelst Quecksilbervitriol gemachten
Versuche ist dieses Erz bis auf ein Minimum seines Goldgehalts beraubt worden; denn
in den Rückständen fand dasselbe Amt nur mehr eine unwägbare Spur von Gold.
Wenn es bei anderen Versuchen nicht immer so weit gebracht wurde, so darf man daraus
nicht schließen, daß überhaupt nicht der rechte Weg eingeschlagen worden, sondern
daß bloß störende Nebenumstände, welche bei unseren, sehr im Kleinen und mit
unvollkommenen Vorrichtungen gemachten Versuchen nicht alle leicht beseitigt werden
konnten, Ursache waren, warum nicht immer das höchste Ziel erreicht werden
konnte.
Im Großen geht es bei dergleichen Dingen fast immer weit besser, besonders wenn
einmal ein geregeltes Verfahren eingeführt ist, und man sich darin gut eingeübt hat.
Anfangs stoßt man auch da nicht selten auf mancherlei Hindernisse und bisweilen
stellen sich im Laufe der Zeit ganz unerwartete ein.
Das Quecksilber haben wir nach jedem Versuche destillirt und den Rückstand in der
Retorte mit Salpetersäure behandelt, wo gewöhnlich eine wägbare Menge Goldes zurükbliebzurüblieb, obwohl wir meist nicht mehr als 3 Pfd. Med. Gew. des oft genannten Erzes
in Arbeit nahmen. Das Silber wurde aus der sehr verdünnten Auflösung durch Salzsäure
als Chorsilber gefällt.
15. Nachdem wir mit den Kiesen vom Wolfgangstollen so günstige Resultate erhalten
hatten, glaubten wir, daß es keine Schwierigkeit haben würde, mit der Potté
die nämlichen zu erlangen, und dieß um so mehr, weil sie weit feiner war, und mit
Wasser einen zarten Schlamm bildete. Allein der Erfolg entsprach nicht der
Erwartung. Wir manipulirten damit auf die mannichfaltigste Weise und wendeten fast
alle erdenklichen Mittel an, wovon wir glaubten, daß sie zum Ziele führen könnten;
allein es half nur wenig oder gar nichts; es wurden immer nur Spuren von Gold, oft
gar keines, stets aber Silber ausgebracht.
16. Diese Potté war sehr schlecht ausgelaugt und geröstet, sie enthielt daher
noch viel schwefelsaures Eisenoxydul, nebst schwefelsaurem Eisen- und
Kupferoxyd und selbst noch unzersetztes Schwefelmetall. Diesem Uebelstande, auf den
wir Anfangs nicht genug achteten, konnte aber durch nochmaliges Auslaugen und Rösten
abgeholfen werden; allein es fruchtete wenig oder nichts, wir mochten sie stark oder
schwach auslaugen, stark oder schwach rösten, mit wenig oder viel Kochsalz, oder
dieses ganz weglassen.
17. Bei einem frühern Versuche mit anderer Potté hatten wir ein günstiges
Resultat mit einem Ausbringen von 4/5 des ganzen Goldgehalts dadurch erhalten, daß
wir derselben erst Quecksilber und dann Kochsalz zusetzten, wobei das Quecksilber
zum Theil in Calomel sich verwandelte und eine so feine Vertheilung des übrigen
veranlaßte, daß alles unsichtbar wurde. Diesem Umstande schrieben wir den guten
Erfolg zu, und dieß gewiß mit Recht. Ein Uebelstand dabei war aber, daß das
Quecksilber nur sehr schwer wieder hergestellt werden konnte. Seitdem haben wir aber
gegen dieses Hinderniß ein Mittel darin gefunden, daß wir mehr Kochsalz, auf 100
Theile Potté 10–12 Theile anwendeten, wodurch das Calomel etwas
auflöslich und das Quecksilber daraus ungleich leichter reducirbar wird. Diese
Operation wird am besten in einem eisernen Kessel über einem schwachen Feuer mit Zusatz des
nöthigen Eisenpulvers nebst andern kleinen Eisentheilen vorgenommen, wobei die Masse
immer in einem breiartigen Zustande erhalten werden muß. Sie ist beendigt, wenn das
Quecksilber in großen Partien zum Vorschein gekommen und auf eine blanke eiserne
Spatel sich kein Quecksilber mehr niederschlägt. Auf dieses Verfahren setzten wir
vorzügliches Vertrauen und hofften mit Zuversicht der so widerspänstigen
Potté alles Gold abgewinnen zu können. Allein wir bekamen davon bald gar
nichts, bald nur schwache Spuren. – Uebrigens glauben wir, daß unter andern
Umständen von diesem Verfahren mit Vortheil Gebrauch zu machen und dadurch der
Quecksilbervitriol zu ersetzen seyn würde, welcher uns bei der in Rede stehenden
Potté auch seine Dienste versagte.
18. Da alle angewandten Mittel nichts fruchteten und wir denn doch an dem angegebenen
Goldgehalt dieser Potté nicht zweifeln konnten, so geriethen wir auf die
Vermuthung, daß sie einen bedeutenden Zinngehalt haben müsse und das Gold mit
Zinnoxyd zu Goldpurpur vereinigt sey, dem es sich bekanntlich durch Quecksilber
nicht entziehen läßt. Bei genauer Nachforschung fanden wir dieses Metalloxyd
wirklich in nicht unbedeutender Menge, worauf wir uns beinahe überzeugt hielten, daß
dieses der Knoten sey, mit dessen Lösung wir uns so lange vergeblich geplagt hatten,
und den wir auch jetzt noch nicht zu lösen vermögen. Wir versuchten zwar noch
allerlei und versprachen uns insbesondere viel von der Leistung des Chlorkalks
– in der Meinung, daß sich bei seiner Einwirkung werde zinnsaurer Kalk bilden
und das Gold sich mit dem Chlor vereinigen. Allein wir bezweckten dabei nichts
anderes, als daß wir durch dieses Agens etwas Gold auflöslich machten, was aber dem
Goldgehalt der Potté nicht entsprach. Durch hierauf damit vorgenommene
Amalgamation konnten wir ihr gar nichts abgewinnen. Mit Kochfalz und etwas
Braunsteinpulver gelinde geröstet, verhielt sie sich ebenso.
Auch der galvanische Strom wurde mehrmals versucht, indem wir die mit Kochsalz
geröstete und mit Wasser angemachte Masse längere Zeit demselben aussetzten. Es
wurden aber auch dadurch nur Spuren von Gold erhalten.
19. Inzwischen machten wir auch mehrere Gegenversuche, indem wir 1 Gran Blattgold mit
3000 Gran Potté durch längeres Abreiben genau mengten, das Gemeng mit
Kochsalzlösung tränkten, unter beständigem Umrühren gelinde rösteten und dann wie
die gerösteten Kiese vom Wolfsgangstollen theils mit, theils ohne Eisenpulver zu
amalgamiren versuchten. Die Resultate fielen verschieden aus; bei einigen Versuchen
erhielten wir nur sehr wenig Gold wieder, bei keinem alles, und das höchste Ausbringen war 0,7 Gran.
Diese Ergebnisse ließen auch schließen, daß in dieser Potté eine Substanz
vorhanden seyn müsse, die das Gold so bindet, daß es dem Quecksilber nicht
zugänglich ist.
Bei einem dieser Versuche zeigte sich die merkwürdige Erscheinung, daß, als wir die
geröstete und mit Wasser angemachte Masse auf ein Filtrum brachten, die Flüssigkeit
mit purpurrother Farbe durchlief, wodurch die Gegenwart von Goldpurpur und mithin
von Zinnoxyd deutlich angezeigt wurde.
20. Es ist zu bemerken, daß, wenn Blattgold mit reinem Eisenoxyd calcinirt wird, dann
das Gold durch Amalgamation nicht mehr zu extrahiren sey: woraus ich schloß, daß das
Gold in der Glühhitze mit dem Eisenoxyd auch eine ähnliche Verbindung eingehen könne
wie mit dem Zinnoxyd. Dieses halte ich auch gegenwärtig noch nicht für
unwahrscheinlich, um so mehr, da sich durch directe Amalgamation des mit feinem Gold
versetzten und geglühten Eisenoxyds beinahe gar kein Gold erhalten läßt, glaube
aber, daß diese Verbindung nicht so innig sey wie die zwischen Gold und Zinnoxyd,
und durch Dazwischenkunft von Salzsäure nicht unschwer wieder aufgehoben werden
könne; denn als ich unlängst diesen Versuch in der Art wieder machte, daß ich im
Kochsalz aufgelösten Quecksilbervitriol anwendete, dann Eisenpulver und zuletzt
regulinisches Quecksilber hinzubrachte, erhielt ich das Gold bis auf ein MinimumMinmum wieder. – Diese Erfahrung ist nicht unwichtig, indem sie jedenfalls
so viel beweist, daß man sich vergeblich bemühen würde, wenn man dem gerösteten
goldhaltigen Schwefel- oder Magnetkies, wäre er auch frei von Zinn, durch
directe Amalgamation das Gold entziehen wollte.
Aus den angeführten Experimenten, die das Resultat zahlreicher, unter den
mannichfaltigsten Umständen und Combinationen durchgeführten Versuche sind, geht die
Gewißheit hervor:
a) daß allen unfern goldhaltigen Kiesen ihr ganzer
Goldgehalt und mit verhältnißmäßig geringen Kosten entzogen werden kann, mit
Ausnahme der zinnhaltigen, die überhaupt nur sehr wenig Gold enthalten möchten, und
deren Verarbeitung auch ohne Gegenwart von Zinn die Kosten des Ausbringens nicht
lohnen würde;
b) daß das vollkommene Ausbringen des Goldes nur dann
stattfinde, wenn eine gehörige chemische Vorbereitung der Erze durch Zusatz von
Quecksilbervitriol, oder eine Aufschließung durch Röstung mit Kochsalz, der
Amalgamation vorangegangen ist.
München, den 30. Julius 1842.
Aufgefordert, Anträge über ein angemessenes Verfahren zu stellen, wodurch die
Zugutbringung der Bodenmaiser Erze im Großen ohne unverhältnißmäßige Kosten zu
bewerkstelligen seyn möchte, hat sich Fuchs in einem
Berichte an die k. General Bergwerks- und Salinen-Administration vom
22. August 1842, wie folgt geäußert:
„Vor allem ist auszumitteln, ob bei Bodenmais wirklich Erze von einem
solchen Goldgehalte nachhaltig brechen, daß ihre
Zugutmachung im Großen lohnend seyn kann. Wie groß der Goldgehalt zu diesem
Zwecke seyn müßte, wage ich nicht zu entscheiden; er dürfte aber, wenn man einen
Gewinn erwarten wollte, kaum weit unter 5 Loth in 100 Centnern herabsinken. Erze
von so geringem Gehalte, wie die in der letzten Zeit untersuchten waren, würden
schwerlich die Kosten des Ausbringens lohnen, wenn auch das Verfahren einfach
und nicht kostspielig wäre.“