Titel: | Beschreibung eines gußeisernen Plätteisens mit Spiritusheizung. |
Autor: | Louis Waehneldt |
Fundstelle: | Band 144, Jahrgang 1857, Nr. XXVI., S. 87 |
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XXVI.
Beschreibung eines gußeisernen Plätteisens mit
Spiritusheizung.
Mit Abbildungen auf Tab.
II.
Beschreibung eines gußeisernen Plätteisens mit
Spiritusheizung.
Durch einen Geschäftsfreund wurde mir Ende vorigen Jahres ein zweckmäßig construirtes
gußeisernes Plätteisen, welches derselbe aus Nordamerika erhalten hatte, als Modell
übergeben, um darnach mehrere Exemplare anzufertigen. Dieses Eisen ist in den
Abbildungen in der Hälfte der natürlichen Größe dargestellt und zeigt:
Fig. 3 die
Seitenansicht;
Fig. 4 einen
Durchschnitt nach E, F;
Fig. 5 bis
14
einzelne Theile.
Der Körper des Eisens, von ähnlicher Form wie die gewöhnlichen Bolzen (Plätteisen),
nur bei weitem höher, besteht aus Gußeisen und hat vorn an der Spitze einen
angegossenen Zapfen, um den einen Bügel und die Drehvorrichtung anzubringen; an der
entgegengesetzten Seite ist eine größere runde Oeffnung, um den zweiten Bügel
anbringen und die Lampe aufstecken zu können. Das innen hohle Eisen hat außer der
genannten größeren Oeffnung (welche beim Gebrauche durch die Aufsteckscheibe der
Lampe geschlossen ist) an der Spitze zwei Luftlöcher, eins über und eins unter dem
Zapfen, an der entgegengesetzten Seite vier Luftlöcher wie aus (der hinteren
Ansicht) Fig.
13 ersichtlich ist, und außerdem noch auf jeder Seite zehn kleinere
Löcher, welche unterhalb der Heizflächen angebracht sind (siehe Fig. 3 und 4). Diese Löcher haben den
Zweck, von unten der Flamme frische Luft zuzuführen und die erhitzte oben entweichen
zu lassen.
Um die Flächen des Eisens von innen besser erwärmen zu können, sind diese durch
Einkerben vergrößert, wodurch mehr Heizfläche gewonnen wurde. Eine solche gekerbte
Fläche ist in dem horizontalen Durchschnitt in Fig. 6 dargestellt. Die
beiden Bügel A und B, in
Fig. 9 bis
12
einzeln gezeichnet, sind ebenfalls von Gußeisen; beide sind oben durch eine
schmiedeeiserne Schraube verbunden, welche zugleich als Befestigung für den
hölzernen Handgriff des Plätteisens dient.
In den vorderen Bügel A (von welchem Fig. 9 die vordere Ansicht
und Fig. 10
den Schnitt nach c, d zeigt) befindet sich eine Nuth zur
Aufnahme des schmiedeeisernen Stäbchens G, Fig. 5, welches
unten sich um einen Stift im Schlitze des Zapfens, der am Eisen angegossen, drehen
kann. Das Stäbchen
hat oben zur besseren Handhabung, als schlechten Wärmeleiter einen Holzknopf und
unter diesem eine Oeffnung zur Aufnahme einer stählernen Feder, welche in Fig. 7 in der
oberen Ansicht und in Fig. 8 in der vorderen
Ansicht dargestellt ist.
Die Feder ist durch die oben erwähnte Schraube an den vorderen Bügel A so befestigt, daß sie in der Stellung, wie in Fig. 3 und 4 angegeben, in
das Stäbchen einschnappt.
Der hintere Bügel B (in Fig. 11 in der vorderen
und in Fig.
12 in der hinteren Ansicht dargestellt), dessen Befestigung aus Fig. 4
ersichtlich ist, hat unten an der äußeren Seite drei angegossene kleine Zapfen,
welche mit feinen Einschnitten versehen sind; diese Zapfen dienen zum Aufstecken und
Befestigen der Lampe.
Die Lampe selbst, deren Construction und Befestigung aus Fig. 4 ersichtlich ist,
besteht aus einem Gefäß zur Aufnahme des Spiritus, aus starkem verzinnten Eisenblech
gefertigt. Die Verschlußkapsel oben ist aus Messing und schließt luftdicht. Das Rohr
zur Aufnahme des Dochtes ist ebenfalls aus Messing und mit Hartloth gelöthet. Der im
Rohre befindliche Docht dient als Heber für den Spiritus, indem die Dochtfäden
denselben aufsaugen und bis in den Schnabel des Rohres bringen. Am Rohre ist
zugleich die Aufsteckscheibe von starkem Weißblech aufgelöthet; dieselbe ist mit
drei Oeffnungen, wie aus Fig. 14 ersichtlich,
versehen, welche auf die drei kleinen Zapfen des Bügels B passen und durch Drehen der Scheibe in die Schlitze der Zapfen
eingreifen.
Daß diese Eisen anstatt aus dem billigeren Gußeisen, auch aus Messing gefertigt
werden können, braucht wohl kaum erwähnt zu werden.
Ueber den Gebrauch des neuen gußeisernen
Plätteisens.
Diese gußeisernen Plätteisen haben vor allen bisher gebrauchten und bekannten den
Vorzug, daß man dazu keiner Bolzen oder Klumpen bedarf, ebenso fällt die Heizung
durch Kohlen, welche immer neben dem unangenehmen Geruche noch unsauber ist, fort.
Das neue Plätteisen wird durch eine Spirituslampe erwärmt, welche Heizungsmethode
neben der größten Sauberkeit die bequemste Regulirung der Flamme zuläßt.
Das Einziehen des gewöhnlichen, aus Baumwollenfäden bestehenden Lampendochtes
geschieht am besten, wenn man, nachdem zuvor die messingene Verschlußkapsel der
Lampe abgeschraubt worden, einen dünnen Draht oder glatten Bindfaden in das gebogene
Messingrohr steckt und durch dieses hindurchschiebt, bis das Ende aus dem Schnabel
des Rohres heraustritt; sodann wird das Ende des Dochtes an den Faden oder Draht befestigt und durch
Zurückziehen des letzteren der Docht in die Röhre gebracht, das Ende des Dochtes in
das Blechgefäß gelegt, dieses mit Spiritus gefüllt und die Kapsel aufgeschraubt,
wonach die Lampe zum Gebrauch fertig ist. Der Docht darf nicht zu stark und auch
nicht zu schwach genommen werden, weil im ersteren Falle der Spiritus nicht gut
durchdringt, im anderen wieder zu schnell durchgesaugt wird. Es ist nothwendig, den
Docht vorn etwas lang aus dem Schnabel herauszuziehen, damit die Flamme beim
Anzünden groß genug wird. Der Schnabel der brennenden Lampe wird dann in die runde
Oeffnung des Eisens gesteckt, so daß die am Eisen befestigten drei Stifte in die
Scheibe der Lampe passen, welche bis dicht aus Eisen geschoben und etwas von links
nach rechts gedreht wird, so daß die Schlitze der Scheibe in die Einschnitte der
drei Stifte eingreifen, wodurch die Lampe für den Gebrauch des Eisens genügend
befestigt wird.
Die Flamme erhitzt in sehr kurzer Zeit (3–4 Minuten) die obere Fläche des
Eisens so stark, daß damit geplättet werden kann; es ist dazu nur das Umdrehen des
Eisens nothwendig, welches auf folgende Weise geschieht.
Mit der rechten Hand ergreift man das Eisen wie jedes gewöhnliche Plätteisen am
Holzgriffe, hebt es etwas vom Tische in waagrechter Lage in die Höhe, legt den
Zeigefinger der linken Hand unter die hervorspringende Stahlfeder an der Spitze des
Eisens, den Daumen derselben Hand auf das kleine Holzknöpfchen, drückt nun mit dem
Zeigefinger die Feder in die Höhe und zugleich mit dem Daumen das Knöpfchen vom
Eisen ab. Während die rechte Hand das Eisen unverändert fest hält, beschreibt man
mittelst der linken Hand mit dem Knopfe und schmiedeeisernen Stäbchen, sobald dieses
von der Feder ausgehakt, einen vollen Halbkreis und hebt das Stäbchen, welches dabei
nach unten gekommen ist, in die Höhe, bis es wieder mit der viereckigen Oeffnung vor
der Stahlfeder anlangt, auf diese aufgedrückt wird, und in die Feder einschnappt.
Feder und Stäbchen befinden sich dann wieder in derselben Lage wie zu Anfang. Durch
diese Manipulation ist die obere erhitzte Fläche des Eisens nach unten gekommen,
während Griff und Lampe des Eisens unverändert in ihrer Lage geblieben sind. Man
plättet nun mit dem Eisen auf die gewöhnliche Art, bis es kalt geworden; während
dieser Zeit hat aber die Lampe bereits wieder die obere Fläche erwärmt und die
nöthige Hitze zum Gebrauche hervorgebracht; man wiederholt die oben beschriebene
Wendung des Eisens, wonach die heiße Fläche nach unten, die untere abgekühlte nach
oben kommt, und plättet weiter.
Die Vortheile dieser Construction liegen auf der Hand, denn:
1) ist durch die Manipulation des Wendens und den abwechselnden
Gebrauch beider Flächen, wobei, während die eine abkühlt, die andere sich
erhitzt, ein continuirliches Arbeiten mit dem Eisen möglich und die Arbeiterin
braucht keine Zeit zu versäumen mit dem Glühendmachen der Bolzen, Abwarten der
nöthigen Temperatur etc.;
2) wird durch die Spiritusheizung das Eisen fast niemals so stark
erhitzt, daß ein Brennen oder Sengen der Wäsche möglich wäre, abgesehen davon,
daß sich durch eine Flamme die gleichmäßigste Hitze erzielen läßt;
3) die Handhabung des Eisens, nur in einem leicht zu erlernenden
Handgriff bestehend, ist äußerst bequem, ohne allen Zeitverlust und sonstige
Vorbereitungen, und die Erhitzung mit Spiritus die reinlichste und einfachste
Methode, welche man bis jetzt kennt;
4) die Kosten der Erhitzung, wobei die ganze Wärme der
Spiritusflamme möglichst benutzt wird, ist sehr gering.
Soll das Eisen außer Gebrauch gesetzt werden, so hat man nur nöthig die Lampe
entgegengesetzt wie beim Aufstecken zu drehen, bis die drei Schlitze aus den
Einschnitten der Stifte herauskommen, wonach man diese bequem abziehen und die
Flamme auslöschen kann. Befindet sich noch Spiritus in der Lampe, so thut man gut,
diese lothrecht aufzustellen, so daß der Schnabel in die Höhe kommt, und verhütet
dadurch daß der Docht den Spiritus austropfen lassen kann; ein Auslaufen durch die
Kapsel ist nicht zu befürchten, weil diese vollständig luftdicht schließt.
Louis Waehneldt, Dirigent
der Annahütte bei Tannhausenin preußisch
Schlesien.