Titel: | Oudry's Verfahren, um gußeiserne Gegenstände von großer Oberfläche auf galvanischem Wege zu verkupfern; Bericht von Hrn. Silbermann. |
Fundstelle: | Band 144, Jahrgang 1857, Nr. XV., S. 38 |
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XV.
Oudry's Verfahren, um
gußeiserne Gegenstände von großer Oberfläche auf galvanischem Wege zu verkupfern;
Bericht von Hrn. Silbermann.
Aus dem Bulletin de la Société
d'Encouragement, Februar 1857, S. 65.
Mit Abbildungen auf Tab.
I.
Oudry's Verfahren, um gußeiserne Gegenstände auf galvan. Wege zu
verkupfern.
Wenn man das Gußeisen nach dem Blankbeizen auf elektrochemischem Wege schwach
verkupfert hat, so überzieht es sich bekanntlich bald mit Rost, welcher durch den
mehr oder weniger verfilzten Kupferüberzug dringt; es läßt sich nämlich nicht
hindern, daß zwischen den kleinen Körnern, woraus die Masse des Gußeisens besteht,
eine gewisse Menge des Kupfervitriol-Bades zurückgehalten wird. Damit die
Oxydation welche an der Berührungsstelle des Gußeisens und des Kupferüberzugs eintritt, keine weiteren
Fortschritte machen kann, ist man daher genöthigt, das Gußeisen auf eine größere
Dicke zu verkupfern. Solches verkupfertes Gußeisen kommt aber höher zu stehen,
überdieß mußte man es bisher behufs der Conservirung mit Oelfarbe anstreichen und
diesen Anstrich nach zwei bis drei Jahren stets wieder erneuern.
Diese Uebelstände verschwinden bei dem Verfahren, welches Hr. Oudry im Großen in seiner Anstalt zu Auteuil bei Paris anwendet; er
überzieht nämlich den gußeisernen Gegenstand durch Eintauchen mit einem sehr
flüssigen und rasch trocknenden Firniß, bevor er ihn der galvanischen Verkupferung
unterzieht.
Man hat allerdings schon längst das Glas, Porzellan, Holz und alle nicht metallischen
Körper mit einem Ueberzug versehen, um auf ihrer Oberfläche Graphit anzubringen und
sie dadurch leitend zu machen; aber bei Oudry's
Industriezweig werden durch diesen Ueberzug mehrere nützliche Zwecke erreicht:
1) erspart dieser Ueberzug das Abbeizen des Gußeisens, eine langwierige, umständliche
und oft unsichere Operation;
2) fällt durch ihn das Cyankupfer-Bad (Auflösung von Cyankupfer in Cyankalium)
weg, welches für die erste Eintauchung – vor derjenigen in das
Kupfervitriol-Bad – bei dem bisherigen VerfahrenPolytechn. Journal Bd. CXL S.
206. unerläßlich war;
3) macht er die Oberfläche des Roheisens glatter, daher auf dem gefirnißten
Gegenstand ein reinerer Kupferniederschlag entstehen kann;
4) widersetzt sich der zwischen dem Gußeisen und dem Kupfer eingeschaltete Firniß der
Bildung eines galvanischen Elements. Dieser Umstand ist wichtig, weil dadurch die
Zersetzung des eisernen Rumpfes der Schiffe durch das Meerwasser verzögert wird,
selbst wenn die Kupferschicht und der Ueberzug zufällig bis auf das Eisenblech
zerrissen worden waren.
Nachdem die gußeisernen (oder schmiedeeisernen) Gegenstände den geeigneten Ueberzug
erhalten haben, bringt man sie in die Trockenstube. Nach Verlauf einer Stunde kann
man sie mit Graphit bestäuben, um sie zu Leitern der Elektricität zu machen. Man
hängt sie hernach in dem Kupfervitriol-Bad auf, setzt sie dann mit dem Zink
in Verbindung, welches hierauf das eine Element der Batterie bildet, während die zu
verkupfernden Artikel das zweite Element darstellen.
Bei dieser Methode, welche der Erfinder directes Verfahren
nennt, taucht man die zu verkupfernden Gegenstände, und das in seinem porösen Gefäße
angebrachte Zink, in das gehörig gesättigte Kupfervitriol-Bad. Das poröse
Gefäß, welches das gesäuerte Wasser aufzunehmen hat, wird meistens durch einen Sack
von starkem Segeltuch mit dichten Maschen ersetzt.
Die Unmöglichkeit, sehr große poröse Gefäße zu niedrigem Preise herstellen zu lassen,
veranlaßte Hrn. Oudry den Sack von 1,20 Meter Höhe auf 15
Centimeter Durchmesser anzuwenden. Das Zink, welches in denselben gesteckt wird, ist
bloß ein Blech von der Höhe des Sacks, aber Rand gegen Rand in Form eines Rohrs
gerollt. Um den Sack zu spannen, schiebt man zwischen ihn und das Zink einen
durchsichtig geflochtenen Weidencylinder. Es versteht sich von selbst, daß das
Segeltuch so dicht gewoben seyn muß, daß das im Sack enthaltene gesäuerte Wasser
nicht in das Kupfervitriol-Bad auslaufen kann.
In den Kufen welche das Kupfervitriol-Bad enthalten, bringt man nach Bedarf
die geeignete Anzahl von porösen Gefäßen regelmäßig an, um die Elektricität besser
zu vertheilen.
Die aus dem Bad genommenen Gegenstände werden gewaschen, getrocknet, dann mit den
geeigneten Agentien behandelt, welche ihnen die Farbe alter Bronze etc.
ertheilen.
Die Gestehungskosten von 1 Kilogr. gefällten Kupfers berechnen sich bei Oudry's directem Verfahren im Vergleich mit der
bisherigen Methode folgendermaßen:
Die Säule mit directem Elemente erfordert:
4 Kilogr. Kupfervitriol
4 Fr. 60 C.
1 Kilogr. Zink
0 „
80 „
Ueberzug der Gegenstände, Abgang und
Handarbeit
0 „
35 „
Amalgam und gesäuertes Wasser
0 „
10 „
allgemeine Kosten, 20 Proc.
1 „
17 „
––––––––––
Kosten von 1 Kilogr. gefällten Kupfers
7 Fr. 2 C.
Die Bunsen'sche Säule mit Anode von Kupfer erfordert
überdieß:
4 1/2 Kil. Salpetersäure
2 „
35 „
––––––––––
folglich
kostet 1 Kil. gefälltes Kupfer
9 Fr. 37 C.
Dazu kommt noch für Abbeizen per 1 Kil. Gußeisen
0 „
30 „
für Glattreiben der Gegenstände mit der
Kratzbürste, vor dem Verkupfern, während
desselben und nachher
0 „
10 „
für das Verkupfern im
Cyankupfer-Bade
0 „
20 „
––––––––––
0 Fr. 60 „
Nun berechnet sich beim Verkupfern der Schiffsnägel die auf denselben abgelagerte
Kupfermasse folgendermaßen: 1 Nagel wiegt 140 Gramme, 37 werden also 5,18 Kil.
wiegen, und nach den vorstehend per Kil. angegebenen
Kosten der vorbereitenden Arbeit kommt die Zubereitung zu stehen auf: 5,18 Kil.
× 0,60 = 3 Fr. 10 C. Jeder Nagel nimmt 27 Grm. Kupfer auf, die 37 Nägel
werden daher 27 × 37 = 999, nahezu 1 Kil. Kupfer aufnehmen. Das nach der
bisherigen Methode mittelst der Bunsen'schen Batterie
abgelagerte Kilogr. Kupfer wird daher 12 Fr. 47 C. kosten, während es nach Oudry's Methode bei Anwendung seines Ueberzugs nur auf 7
Fr. 2 C. zu stehen kommt.
Von dieser so einfachen Verkupferungsmethode werden bereits zahlreiche Anwendungen
gemacht; Hr. Oudry verkupfert z.B. gußeiserne
Gartensessel, schmiedeeiserne Bettgestelle und Kloben zum Gebrauch an Bord der
Schiffe, Gaslaternen mit ihren Säulen etc.
Als ganz neue Anwendung erwähnen wir die Verkupferung der hölzernen Nägel (Dübbel)
für die Apparate zum Waschen und Bleichen der Baumwolle.
Hr. Oudry ist auch beauftragt, die zwei gußeisernen
Fontainen in den eliseischen Feldern zu verkupfern.
Nachdem Hr. Oudry somit ein leicht ausführbares Verfahren
entdeckt hat, um gußeiserne und schmiedeeiserne Gegenstände auf sehr großen Flächen
wohlfeil zu verkupfern, beabsichtigt er jetzt den schmiedeeisernen Rumpf der Schiffe
in einer einzigen Operation zu verkupfern; zu diesem Zweck werden gegenwärtig sowohl
in Frankreich als in England Versuche angestellt.
Beschreibung der Abbildungen.
Fig. 5
horizontaler Durchschnitt einer der das Bad enthaltenden Kufen; von den darin
befindlichen Elementen ist nur ein Theil eingezeichnet. Diese Kufen sind nach
einander auf zwei, mit der großen Achse des Locals parallelen Linien
aufgestellt.
Fig. 6
senkrechter Durchschnitt, nach X, Y der Fig. 5.
Fig. 7 und
8
Details.
Ueber den zwei Reihen von Kufen und in der Achse einer jeden derselben befindet sich
eine Eisenbahn A, A, um die zu verkupfernden Gegenstände
von großem Gewicht auf einem Wagen durch die ganze Länge des Locals ziehen zu
können.
B kleiner Wagen welcher auf der Eisenbahn A, A. lauft. M Welle mit
Gesperre, um den Wagen auf der Bahn zu verschieben, so daß die auf demselben befindlichen
Gegenstände über die Kufen gelangen; eine solche Vorrichtung befindet sich an beiden
Enden jeder Eisenbahn.
C Flaschenzüge, um die vom Wagen zugeführten Gegenstände
in die Bäder tauchen und wieder herausziehen zu können.
D, D zeigt eine hölzerne Kufe, welche mit gesättigter
Kupfervitriol-Auflösung gefüllt wird. Solcher Kufen sind dreißig von
verschiedener Größe vorhanden; die größte ist 6 Meter lang, 2 1/2 Meter breit und 3
Meter tief.
K Candelaber von Gußeisen, am Wagen B aufgehängt und zum Eintauchen für das Verkupfern
bereit. – K', K'' auf der einen Hälfte
verkupferte Candelaber, welche man umkehrt, um die Operation zu beendigen.
E, E, E Gefäße von porösem Irdenzeug oder Säcke von
Segeltuch, innerlich mit einem Zinkblech Z ausgerüstet,
welches zu einem Cylinder gerollt ist. Fig. 7 zeigt ein solches
poröses Gefäß in größerem Maaßstabe im Grundriß.
s, s, s isolirende Träger von Glas, auf dem Umfang der
Kufen angebracht, auf denen die Stangen t ruhen, welche
mittelst Drähten die zu verkupfernden Gegenstände halten, während dieselben im Bad
eingetaucht sind. Fig. 8 zeigt einen solchen Träger im Aufriß.
r Band von Kupfer (Fig. 7), welches die
Verbindung zwischen allen porösen Gefäßen derselben Kufe herstellt.
t Stangen von Kupfer oder von Messing, durch eine
Klemmschraube mit dem Band r verbunden.
p, p einfache oder doppelte Klemmschrauben, welche das
Band r mit den porösen Gefäßen so wie mit den Stangen
t verbinden.