Titel: Ein Apparat zur Entwickelung beliebiger Mengen von Schwefelwasserstoff; von Ferd. Daubrawa.
Fundstelle: Band 143, Jahrgang 1857, Nr. L., S. 203
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L. Ein Apparat zur Entwickelung beliebiger Mengen von Schwefelwasserstoff; von Ferd. Daubrawa. Aus Wittstein's Vierteljahrsschrift für prakt. Pharmacie. 1856, Bd. V S. 231. Mit einer Abbildung auf Tab. III. Daubrawa's Apparat zur Entwickelung beliebiger Mengen von Schwefelwasserstoff. Ein Jeder, der sich mit analytischen Arbeiten beschäftigt, oder in der Lage ist, zu chemischen Proben häufig, aber bloß geringe Mengen Schwefelwasserstoff zu benöthigen, wird sicherlich einen Apparat nicht entbehrlich finden, der ihm zu jeder Zeit augenblicklich jede beliebige Quantität unzersetzten reinen Schwefelwasserstoff liefern kann und der leicht anzufertigen ist. Ich glaube diese Aufgabe auf folgende Weise gelöst zu haben. In einem unten geschlossenen Cylinder mit Fuß und Rand A, Fig. 15, wie man solche häufig zum Auffangen geringer Mengen Gase anwendet, wird mittelst des Korks a eine Glasröhre B eingefügt, welche oben ganz offen, unten in eine nicht zu enge offene Spitze b, die nicht ganz den Boden von A erreicht, ausgezogen ist. Der Kork a dient bloß, um die Röhre B in der Mitte von A stehend zu erhalten, darf aber nicht luftdicht schließen, wird deßhalb vortheilhaft an seinem äußern Rande cannellirt. Die Röhre B verbindet man mittelst eines genau schließenden Korkstöpsels c mit der Kugelröhre C, welche ein schief und spitzig abgeschnittenes Ende d hat, damit die aufgespritzte Flüssigkeit sich in der Kugel ansammeln und nach B leicht zurücktröpfeln kann. Mittelst der Kautschukröhre e fügt man das Glasröhrchen f, und an dieses mittelst Kork die Uförmig gebogene Glasröhre D an, welche wieder durch das Glasröhrchen g und die Kautschukröhre h mit der Glasröhre E zusammenhängt. E ist entzwei geschnitten und die getrennten Theile hängen durch eine ziemlich lange Kautschukröhre F, welche in der Mitte durch einen Mohr'schen messingenen Quetschhahn G gesperrt werden kann, zusammen. Der Gebrauch ist folgender. In die Spitze d der Röhre B legt man einige Asbestfäden und füllt B weiters bis beiläufig zum Punkte i mit groben Stückchen Bimsstein und auf diese bringt man größere Stückchen Schwefeleisen, weil dadurch der Gasstrom regelmäßiger erzielt werden kann, als wenn dasselbe pulverig mit der Säure in Berührung kommt. In die Uförmige Röhre D, welche als Waschapparat dient, bringt man circa 1/4 Vol. Wasser, in welches man auch, um die Berührungspunkte zu vermehren, Bimssteinstückchen oder dergl. legen kann. Nun wird der Cylinder A mit verdünnter Schwefelsäure zu etwa 3/4 angefüllt. Die Säure steigt bald in B bis über den Punkt i, kommt da mit dem Schwefeleisen in Contact und bewirkt die Entwickelung von Schwefelwasserstoffgas, das nun so lange durch E in eine beliebige Flüssigkeit regelmäßig und ruhig strömt, bis man es nach Wunsch durch Anbringung der Klemme G abschließt. Sobald das Gas nicht mehr entweichen kann, füllt sich, nach Art der Döbereiner'schen Zündmaschine, B nach und nach damit an, drängt die Säure und gebildete Eisenlösung durch b heraus und bringt das Schwefeleisen aus dem Bereiche der Säure, wodurch die Bildung von neuem Schwefelwasserstoff unterbrochen wird, um sogleich wieder zu beginnen, wenn die Klemme G entfernt, resp. geöffnet wird. Die Bimssteinstückchen in B dienen dazu, um das Schwefeleisen in der Röhre auf einer gewissen Höhe zu halten, und dem sich noch nachentwickelnden Schwefelwasserstoffe, der aus dem Schwefeleisen selbst dann noch zum Theil entweicht, wenn die Säure bereits unter dessen Niveau gedrängt worden ist, Raum in der Röhre zu gönnen und ein Entweichen nach A zu verhindern. Der Apparat ist selbstthätig, so lange ein Stückchen Schwefeleisen vorhanden; dieses läßt sich leicht wieder ersetzen, ebenso kann der durch das Eintauchen in diverse Flüssigkeiten verunreinigte untere Theil der Röhre E unter der Klemme ohne besondere Mühe aus der Kautschukröhre herausgezogen, gereinigt oder durch ein anderes Stück ersetzt werden. Wie leicht verständlich, kann der Apparat in allen Dimensionen hergestellt, und nach Bedarf einer größern oder geringern Reinheit des Gases verschieden modificirt werden. Wäre nämlich das Gas wasserfrei nöthig, so läßt sich leicht durch Anbringen einer zweiten Uförmigen Röhre, gefüllt mit hygroskopischen Substanzen, das Ziel erreichen; sowie er hingegen, wo keine besondere Reinigung erforderlich, durch bloßes Einfügen von g bei c sehr compendiös erhalten wird. Die Röhre D, die auch allenfalls durch ein gewöhnliches Waschfläschchen oder durch eine Liebig'sche oder Varrentrapp-Will'sche Kugelröhre ersetzt werden kann, darf nicht zu klein seyn und müssen beide Seitenarme senkrecht stehen, wenn das Wasser nicht herausgedrückt werden soll; zweckmäßig ist es, das Röhrchen g da, wo es in die Röhre D mündet, in eine nicht zu enge Spitze auszuziehen. Das Rohr B kann durch einen offenen Cylinder, dessen unteres Ende man mit einem Korke verschließt, in welchem ein Stückchen eines dünnen offenen Glasröhrchens eingefügt ist, theilweise ersetzt werden; und selbst die Klemme, die man vortheilhaft lackirt, kann man nothdürftig durch ein nicht zu dünnes Band ersetzen. Ferner braucht kaum bemerkt zu werden, daß nach einigem Gebrauche die unten in A sich ablagernde, mehr concentrirte Lösung durch einen Heber, der bis auf den Boden von A reicht, ganz oder theilweise, ohne das Ganze aus einander zu nehmen, entleert wird, um durch frische Säure, die man durch einen Trichter oben einfüllt, ersetzt zu werden. Eben so tauglich erweist sich dieser Apparat mutatis mutandis zur continuirlichen Entwickelung anderer Gase – Kohlensäure, Wasserstoff etc.

Tafeln

Tafel Tab. III
Tab. III