Titel: | Verbesserungen in der Construction und Windführung der Hohöfen; von dem Hütteningenieur W. Truran. |
Fundstelle: | Band 141, Jahrgang 1856, Nr. LXXXI., S. 365 |
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LXXXI.
Verbesserungen in der Construction und
Windführung der Hohöfen; von dem Hütteningenieur W. Truran.
Aus dem Civil Engineer and Architect's Journal, Mai 1856,
S. 152.
Mit Abbildungen.
Truran's Verbesserungen in der Construction und Windführung der
Hohöfen.
Hr. Truran nahm nach dem Erscheinen seines Werkes
„über die Eisenfabrication Großbritanniens“ ein Patent auf
Verbesserungen in der Construction und Windführung der Hohöfen, durch welche er sehr
wichtige Resultate zu erreichen bezweckt.
Die Verbesserung in der Construction der Hohöfen ist eine Anwendung des in seinem
Werke erörterten und empfohlenen Princips, den Raum über der Rast zu erweitern.
Gewöhnlich wird bei den Hohöfen die Gicht so verengt, daß ihre Weite oft nur ein
Viertel von dem Durchmesser des Kohlensackes beträgt. Eine solche Construction wird
von Hrn. Truran als höchst unzweckmäßig verworfen, indem
dadurch der Zug in der Gicht verstärkt und folglich das Brennmaterial verzehrt wird,
bevor es tief genug im Schacht niedersank um die Schmelzung der Erze zu bewirken. Er
schreibt den früheren, im Verhältniß zur Production bedeutenden
Brennmaterial-Verbrauch der Verengung der Gicht zu und bemerkt, als
Bestätigung seiner Ansicht, daß sich mit Erweiterung der Gicht der Kohlenverbrauch
überall vermindert habe. Gegen die Erweiterung dieses Theiles der Hohöfen bestanden
bisher Vorurtheile, obgleich die daraus hervorgehenden Vortheile hinlänglich
bewiesen sind. Bei der ihm patentirten Construction hat der Schacht von dem
Kohlensack bis zur Gicht wenigstens gleichen Durchmesser. Fig. 1 stellt die jetzt allgemein übliche, und Fig. 2 die Hrn. Truran patentirte
Ofenconstruction dar.
Fig. 1., Bd. 141, S. 366
Fig. 2., Bd. 141, S. 366
Es ist wohl nicht zu erwarten, daß schon bestehende Hohöfen nach diesem Princip
umgebaut werden, selbst wenn deren Besitzer sich von den Vorzügen der neuen
Construction überzeugen, und es wird daher längere Zeit verstreichen, ehe man Truran's Methode allgemein annimmt; dagegen läßt sich die
von ihm vorgeschlagene Veränderung der Windführung ohne Schwierigkeit bei jedem
Hohöfen anwenden. Sie besteht darin, den einströmenden Wind durch Einführung einer
inneren Röhre in die Düse zu theilen; man braucht dann nur die Form der innern Röhre
abzuändern, um dem
äußeren ringförmigen Windstrom eine größere oder geringere Dichtigkeit als dem
centralen zu ertheilen. Soll z.B. der ringförmige Wind weniger gepreßt seyn als der
innere, so wird die in Fig. 3 dargestellte Form
gewählt; durch die Erweiterung der innern Röhre am hintern Ende wird nämlich der
Querschnitt der ausströmenden Luft verengt. Soll hingegen der ringförmige Windstrom
stärker gepreßt seyn als der centrale, so wird die in Fig.
4 dargestellte Form gewählt, bei welcher das hintere Ende der innern Röhre
enger ist als das vordere.
Fig. 3., Bd. 141, S. 367
Fig. 4., Bd. 141, S. 367
Fig. 5., Bd. 141, S. 367
Wenn man verlangt, daß der innere Windstrom und der äußere ringförmige eine
verschiedene Temperatur haben, so benutzt man eine eigenthümliche Einrichtung der
Düse, welche Fig. 5 veranschaulicht.
Hr. Truran behauptet, daß er mittelst der beschriebenen
Formen im Stande ist eine Ersparung an Gebläsewind, an Brennmaterial und den
Schmelzmaterialien zu erreichen; auch will er damit jede Art unverkohkter
Steinkohlen verwenden und ungeröstete Erze verschmelzen können. In der
Patentbeschreibung gibt er die Ursache der besseren Wirkung eines ringförmigen
Windstromes in Verbindung mit einem inneren von verschiedener Dichtigkeit nicht an;
auch sagt er nicht, ob die besten Wirkungen erzielt werden, wann der innere Wind
mehr oder wann er weniger gepreßt ist als der äußere; wir vermuthen, daß die
verbesserten Wirkungen dadurch hervorgebracht werden, daß man den inneren Wind
ringförmig mit expandirter Luft umgibt, wodurch die Verbrennung der Kohlen auf
größere Flächen vertheilt und der Strom stark gepreßter Luft verhindert wird das
glühende Brennmaterial abzuschrecken.