Titel: | Verbesserte Feder und Achsenbüchse für Eisenbahnwagen, von Hrn. Bridges Adams zu London. |
Fundstelle: | Band 141, Jahrgang 1856, Nr. XLIII., S. 171 |
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XLIII.
Verbesserte Feder und Achsenbüchse für
Eisenbahnwagen, von Hrn. Bridges
Adams zu London.
Aus dem Mechanics' Magazine, 1856, Nr.
1696.
Mit Abbildungen auf Tab.
III.
Adams' verbesserte Feder und Achsenbüchse für
Eisenbahnwagen.
Die vorliegende Abhandlung wurde von dem Verfasser in dem Institut der mechanischen
Ingenieure zu Birmingham vorgetragen.
Bei den verbesserten Federn haben die Platten eine winkelförmige Gestalt, wie Fig. 15 zeigt.
Sie bestehen aus zwei geraden oder fast geraden Linien, die sich, von der Mitte aus
erheben, während die gewöhnlichen Federn nach einer Curve gebogen sind. Die neue
Feder ist daher in der Mitte und in der Richtung der Belastung sehr fest, wogegen
die ablaufenden Punkte so eingerichtet sind, daß sie gleichförmig und leicht
nachgeben, indem sie zwei stufenweise zunehmende Curven bilden, welche die wirkliche
Spannung der Feder, folglich auch die Hebekraft vermindern, dagegen die
Widerstandskraft erhöhen.
Bei der Verfertigung der gewöhnlichen, aus Platten zusammengesetzten Federn mit
flachen oder wenig gekrümmten Mitten, ist es nothwendig zu einem Mittel zu greifen,
um die verschiedenen Platten central und parallel zusammen zu halten. Dieß wird
entweder durch einen Bolzen bewirkt, welcher durch alle Platten in der Mitte geht,
oder indem man an jeder einen Stift anbringt, der in eine Vertiefung der nächsten
tritt, auf welche Weise das Ganze zusammengehalten wird. Beide Methoden schwächen
die Platten in der Mitte, so daß sie leicht zerbrechen. Um die Platten parallel zu
halten, haben die Enden Ausschnitte, in welche der Stift der darüber befindlichen
Platte tritt; die Ausschnitte sind, um eine Verschiebung zu gestatten, länglich;
jedoch ist diese Einrichtung bei gewöhnlicher Arbeit sehr unsicher.
Bei der verbesserten Feder sind die Mitten der Platten sämmtlich nach demselben
Winkel gebogen und liegen so in einander, daß sie gar kein Bestreben haben sich der
Länge nach zu krümmen, da eine jede Platte in der Vertiefung der untern liegt. Eine
Klammer oder ein Paar Verbindungsplatten, welche über der Feder durch Bolzen und
Schraubenmuttern zusammengehalten werden, wie Fig. 16 zeigt, halten
alle Platten zusammen, und die Winkelform erhält sie so fest in ihrer Lage, daß gar
keine Stifte und Einschnitte erforderlich sind.
Bei der gewöhnlichen Feder laufen die Enden der Platten schmäler zu. Ursprünglich
wurden sie an den Enden dünner gemacht, der verstorbene Chapman versuchte es aber bei gewöhnlichen Kutschen mit gutem Erfolg, sie
an den Enden schmäler zu machen, so daß die Länge des Ablaufs das Vierfache von der
Breite der Platten betrug. Bei Eisenbahnwagen verminderte man, der Stahlersparung
wegen, den Ablauf auf eine halbe Breite der Platten.
Bei den Versuchen mit der verbesserten Feder fand der Verfasser, daß eine Verjüngung
der Platten an ihren Enden eine bedeutende Reibung zwischen diesen Platten
veranlasse, indem die Enden gegen die concaven Seiten der Curven drücken, während
eine Verjüngung in der Breite eine unregelmäßige Wirkung veranlasse. Man versuchte
es daher die Enden bloß rechtwinkelig abzuschneiden und die oberen Kanten dann
abzurunden. Dieß gab die vollkommenste elastische Wirkung, ohne allen unnöthigen
Stahlverbrauch.
Bei Anfertigung der gewöhnlichen Federn ist es gebräuchlich, die oberste oder
Hinterplatte nach einer gegebenen Curve, und jede folgende in einer größern Krümmung
zu biegen, zuletzt aber alle Platten durch einen Bolzen etc. zusammenzupressen,
wobei jedoch, wie bemerkt, die Federn so ungleichförmig wirken, daß leicht Brüche
entstehen.
Bei den verbesserten Federn sind alle Platten mittelst einer Preßmaschine nach einem
und demselben Winkel gebogen, und jede Platte paßt ohne weitere Nachhülfe auf die
andere. Wenn daher bei einer solchen Feder eine Platte zerbricht, so kann die
zerbrochene von einem gewöhnlichen Arbeiter ausgewechselt werden, ohne daß ein
Schmiedefeuer angewendet werden muß. Es wird daher bei den verbesserten Federn kein
Stahl verschwendet; die Platten haben keine Löcher, keine Ausschnitte, keine Stifte,
keine Verjüngung nach irgend einer Richtung; sie werden fast gänzlich durch
Maschinen dargestellt und man kann daher um so eher geschickte Arbeiter zum Härten
und Anlassen verwenden; weder Feilen noch andere theure Werkzeuge sind bei ihrer
Fabrication erforderlich. Müssen Federn stärker belastet werden, so wendet man noch
eine oder mehrere Lagen an, und es brauchen dann bloß höhere Klammern oder vielmehr
Schraubenbolzen verwendet zu werden.
Die Wirkung dieser Federn läßt sich umkehren, indem man die kurzen Platten in die
concave Seite legt, die Enden aufhängt und die Belastung auf die Mitte legt.
Der Mittelwinkel kann entweder ein scharfer, oder eine schwache Curve seyn, jedoch
verdient ersterer den Vorzug; denn bei der letztem muß eine größere Sorgfalt beim
Zusammenpassen angewendet werden als dieß bei dem scharfen Winkel erforderlich ist,
der die Platten, wenn auch eine geringe Ungenauigkeit vorgefallen ist, am festesten
zusammenhält. Es kann jeder Winkel angewendet werden, der die Platten durch den
Druck ohne Stifte oder Bolzen zusammenhält.
Die Federn werden so in den Achsbüchsen angebracht, daß die Klammer oder das Band in
einer Vertiefung liegt, wie Fig. 17 zeigt, und es ist
keine andere Befestigung erforderlich. Dieß ist sehr wichtig, da, wenn die
Achsbüchse durch Bolzen mit der Feder verbunden ist, sie bei mangelhafter Arbeit
häufig durch ihr eigenes Aufliegen auf dem Achslager eine zu starke Erhitzung und
eine Abnutzung veranlaßt.
Die Achsbüchse, welcher der Verfasser den Vorzug gibt, ist in Fig. 17, 17a und 17b dargestellt. Sie ist in einem Stück A gegossen, welches einen starken hölzernen Boden B hat, der mittelst durchgehender Schraubenbolzen mit der Büchse verbunden
wird, C ist ein Schmier- oder Oelbehälter mit
Löchern, die zu dem Achsenschenkel führen. Durch zwei halbe, gegossene Hälse E, ist der Raum auch hinten verschlossen, so daß kein
Oel oder Fett entweichen kann. Die obere Hälfte des Halses ist mit einer Feder
versehen, wodurch die untere in die Höhe gezogen wird, folglich beide die mit einem
conischen Ansatz versehene Achse dicht umfassen. Die Pressung der Feder veranlaßt
einen steten elastischen Druck des Halses gegen die Schulter, gibt aber auch bei dem
geringsten unregelmäßigen Widerstande sofort nach. Es ist einleuchtend daß, da der
Hals den Kegel aufwärts geht, geringe Undichtheiten unvermeidlich sind, die
Abnutzung findet aber an keiner nachtheiligen Stelle und in keiner schädlichen
Ausdehnung statt. Im vordern Theil der Büchse ist ein Futter von Bronze F, welches leicht ausgewechselt werden kann, in eine
schwalbenschwanzförmige Vertiefung eingeschoben, und gegen dasselbe tritt der
Achsschenkel, wodurch der Druck gegen Schulter und Hals so wie jede abnutzende
Reibung dieser Theile vermieden wird. Der Schmierraum D
geht bis zu diesem Futter.
Diese Büchse entspricht den verschiedenen an solche Theile zu machenden wesentlichen
Anforderungen: sie erhält den untern Theil der Achse in einem Bade von Fett,
verhindert die Verschwendung desselben oder des Oels, sowie die Abnutzung des
Futters F und daher Schwankungen des Wagens; sie
vermindert durch hinzutretende Luft die Erhitzung, die Brüche der Bodenstücke, auch
gestattet sie, wenn eine Erhitzung der Theile stattgefunden hat, ein leichtes Füllen
der Büchse mit Wasser von oben her. Diese Büchse macht, da sie von unten her
zugänglich ist, das Heben derselben unnöthig, und da die Feder nicht an ihr
befestigt ist, so behält diese unter allen Umständen ihre Elasticität bei, wodurch
die Erhitzung der Achse ebenfalls vermieden wird.
Die hier beschriebenen verbesserten Federn sind seit dem 5. Mai 1855 auf der
Südwest-Bahn im Gebrauch und haben sehr genügende Resultate gegeben. Bei
einem Versuch, welcher am 25. September v. J. mit vier Federn angestellt wurde, fand
man, daß sich zwei derselben bei einer Belastung von drei Tonnen um 1/8 Zoll
gesetzt, die beiden anderen aber ihre ursprüngliche Form beibehalten hatten. Als der
Versuch angestellt wurde, waren die Federn bereits vier Monate im Gebrauch gewesen
und hatten, an einem schweren bedeckten Güterwagen angebracht, schon 2434 engl.
Meilen durchlaufen.
Was nun die Kosten betrifft, so sind die beschriebenen Federn wohlfeiler als die
gewöhnlichen, da bei jedem Satz von vier Federn 40 Pfd. Stahl erspart werden, denn
eine Feder mit 8 Platten nach dem neuen Modell entspricht einer Feder mit 10 Platten
von gewöhnlicher Construction; das Gewicht der neuen Federn beträgt 72 bis 73 Pfd.,
das der alten 84 Pfd. Die neuen Federn kommen nicht so leicht in Unordnung wie die
gewöhnlichen, haben eine größere Elasticität und passen sich besser den Belastungen
an; sie zerbrechen daher auch minder leicht.