Titel: | Biegsame Gelenke für Locomotiv-Speiseröhren. |
Fundstelle: | Band 141, Jahrgang 1856, Nr. XVI., S. 84 |
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XVI.
Biegsame Gelenke für
Locomotiv-Speiseröhren.
Aus dem Mechanics' Magazine, 1856, Nr.
1701.
Mit Abbildungen auf Tab.
II.
Ueber biegsame Gelenke für
Locomotiv-Speiseröhren.
Eine sehr wirksame Methode, die Gelenke der Speiseröhren für Locomotiven
anzufertigen, wurde neuerlich in England patentirt, und die Vorrichtung selbst wird
auf der Lancashire-Yorkshire-Eisenbahn zur großen Zufriedenheit der
Bahnverwaltung angewendet; sie ist die Erfindung eines geschickten Wundarztes, für
welchen der Ingenieur Lingard zu Manchester das Patent
darauf nahm.
Fig. 22 ist
ein Durchschnitt von dem in Ruhe befindlichen biegsamen Gelenk. Fig. 23 ist ein
Verbindungsgelenk der Röhren zwischen Locomotive und Tender.
Das in Fig. 22
dargestellte Gelenk befindet sich an der Stelle, wo die von dem Tender herabkommende
Röhre sich mit der direct zur Maschine führenden Röhre verbindet, an welcher Stelle
einerseits eine bedeutende Biegsamkeit und andererseits Wasserdichtheit erforderlich
ist. A, A ist ein becherartiges Röhrenstück mit einer
Flantsche a, welche an die Flantsche der Röhre B, B mittelst der Bolzen b
festgeschraubt ist. Ein wasserdichtes Gelenk wird nun am zweckmäßigsten durch einen
Kautschukring C, C hergestellt, welcher zwischen der
Flantsche des Bechers und derjenigen der Röhre angebracht wird. Die vordere Oeffnung
des Bechers A ist weit genug, um dem Theil E zu gestatten in dieselbe einzutreten und sich nach
jeder Richtung zu bewegen. Die zu der Maschine führende Röhre D hat ein aufgeschraubtes Endstück E, welches
durch die Mutterschraube c in seiner Stellung erhalten
wird. Dieses Endstück E hat eine Schulter d, welche gegen den Rand des Bechers A tritt; seine Verlängerung hat Kränze e
von Kautschuk und
metallene Scheiben f auf sich, welche beide mit einander
abwechseln. Zwei Mutterschrauben g, g auf das Stück E aufgeschraubt, halten die Scheiben in ihrer Stellung
fest. Wenn keine äußere Kraft einwirkt, so liegen die Becher A und die Röhre D stets in einer geraden
Linie; wenn aber die Röhre D irgend eine andere Richtung
annehmen soll, so wird die Schulter d für A ein Stützpunkt, auf welchem sich das Ganze bewegt, und
der Kautschuk wird auf einer Seite zusammengepreßt, wodurch sowohl die erforderliche
Biegsamkeit, als die notwendige Wasserdichtheit vollkommen erreicht werden.
Um die Maschine mit dem Tender zu verbinden, wird statt des jetzt gebräuchlichen
Gelenkes das in Fig. 23 dargestellte benutzt. D ist der
andere Theil von der zur Maschine führenden Röhre, mit einem Halse F versehen, welcher auf dem Ende befestigt ist. D hat ebenfalls eine Reihe von Kautschukkränzen h und metallenen Scheiben i
auf sich, und gegen dieselben ist das lose Stück G auf
die Röhre aufgeschraubt, welches einen mit Einschnitten versehenen Kopf k hat. Die Kerben desselben dienen dazu, um die Schraube
mittelst eines Keilschlüssels in ihre Stellung zu bringen. Die verschiedenen eben
beschriebenen Theile befinden sich alle auf der Röhre D,
welche mit dem Tender in Verbindung steht; sollen nun die Röhren der Maschine und
des Tenders mit einander verbunden werden, so werden das Ende der Röhre D und der Hals etc., die wir schon beschrieben haben, in
das weite, becherartige Röhrenende H gesteckt. Letzteres
ist auf die Speiseröhre L der Locomotive festgeschraubt
und durch die Mutterschraube l befestigt. Nachdem nun
der Kautschukring m eingelegt und das Röhrenende D mit seiner Stopfung eingesteckt worden ist, wird das
lose Stück G eingeschraubt. Gegen den Kautschukring m drückt der Hals F und die
Kautschukkränze h, h, h werden mittelst G so zusammengedrückt, daß sie einen wasserdichten, aber
elastischen Verschluß bilden. Die Röhre D kann sich frei
in dem Röhrenstück bewegen, und wenn man ihr eine schiefe Stellung geben will, so
gestattet die Elasticität der Kautschukkränze dieß sehr gut.
Mittelst dieser Verbindung ist das Kuppeln der Maschine mit dem Tender sehr leicht;
die Vortheile dieser Kautschukgelenke vor den gewöhnlichen Kugel- und
Teleskop-Verbindungen sind bereits als sehr wesentliche anerkannt.