Titel: Verfahren zum Imprägniren der atmosphärischen Luft mit Benzoldampf etc., um sie als Leuchtgas zu verwenden; für John Longbottom, Ingenieur zu Leeds, einer Mittheilung zufolge, am 20. März 1854 patentirt.
Fundstelle: Band 140, Jahrgang 1856, Nr. XXX., S. 130
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XXX. Verfahren zum Imprägniren der atmosphärischen Luft mit Benzoldampf etc., um sie als Leuchtgas zu verwenden; für John Longbottom, Ingenieur zu Leeds, einer Mittheilung zufolge, am 20. März 1854 patentirt. Aus dem Repertory of Patent-Inventions, Octbr. 1855, S. 309. Mit Abbildungen auf Tab. II. Verfahren zum Imprägniren der atmosphärischen Luft mit Benzoldampf etc. Die mit Kohlenwasserstoff-Dampf zu mischende Luft wird zunächst mit Bimsstein, welcher mit einer Lösung von Aetzkali getränkt ist, in Berührung gebracht, und dann mit Bimsstein, welcher mit concentrirter Schwefelsäure getränkt ist, damit sie zuerst von Kohlensäure und dann von aller Feuchtigkeit befreit wird. Hierauf bringt man die trockene und reine Luft mit dem Kohlenwasserstoff-Dampf in Berührung, und erhält dadurch das Licht erzeugende Gemisch. Dieses gelangt in einen Gasometer, von welchem aus es wie das gewöhnliche Leuchtgas vertheilt wird. Fig. 12 stellt den Apparat in einer perspectivischen Ansicht, Fig. 13 im senkrechten Längendurchschnitt dar. Fig. 14 ist ein Grundriß des Luftcanals L; Fig. 15 der Grundriß des Behälters P, welcher die aus Kohlenwasserstoff bestehende Flüssigkeit enthält; Fig. 16 der Grundriß des Schwimmers R und Fig. 17 der Querschnitt des Kastens A und der Röhre I mit dem Aufriß eines Theiles der Röhre K. B¹, B², B³, und B⁴ sind Blasebälge, welche an den Kasten A befestigt und so angeordnet sind, daß der eine Deckel für die beiden Bälge und der andere für die beiden Bälge und B⁴ dient. Jeder dieser Deckel hat seine besondere Achse C, C, und beide werden durch die Kurbeln D⁴, D² mittelst der Schubstangen E¹, E² in oscillirende Bewegung gesetzt. Die Lager der Achsen C, C sind an den Kasten A befestigt. Die Kurbelwelle ist in einem an dem Ende des Kastens A befestigten Träger gelagert; sie enthält eine Rolle G und wird vermittelst eines um die letztere geschlagenen Riemens H in Rotation gesetzt. Die Deckel der Blasebälge sind mit Klappen a¹, a², a³, a⁴ versehen, welche bei der Aufwärtsbewegung der Deckel die Luft in die Bälge lassen. Aehnliche Klappen b, b lassen die in den Bälgen befindliche Luft beim Niedergang der Deckel in den Kasten A treten. Da die Kurbeln rechtwinkelig zu einander gestellt sind, so blasen die Bälge die Luft abwechselnd in den Kasten A, und veranlassen einen constanten und gleichmäßigen Luftstrom. Der Kasten A ist in zwei Abtheilungen 1 und 2 getheilt, wovon die eine mit Bimssteinstücken gefüllt ist, die mit einer concentrirten Lösung von Aetzkali getränkt sind. Die Füllung der andern Abtheilung besteht aus Bimssteinstücken, welche mit concentrirter Schwefelsäure getränkt sind. An dem Ende des Kastells A befindet sich eine Thür Z, welche, wenn der Bimsstein erneuert werden soll, aufgemacht wird. J ist eine an dem Boden des Kastens befindliche Röhre, durch welche die Luft aus dem Kasten zunächst in die senkrechte Röhre K und aus dieser in den Luftcanal L gelangt. Unter dem letzteren brennt, wenn Erwärmung erforderlich ist, eine kleine Weingeistlampe 4. Unmittelbar über dem Luftcanal befindet sich der ringförmige Behälter N mit der aus Kohlenwasserstoff bestehenden Flüssigkeit. In der Mitte dieses Behälters ist eine Röhre M befestigt, durch welche die Luft bis zum Deckel der Röhre des Schwimmers O aufsteigt. Von da strömt die Luft zwischen der Schwimmerröhre O und der Röhre M abwärts und gelangt unter den auf der Flüssigkeit des Behälters N liegenden Schwimmer. Unter der unteren Fläche des letzteren breitet sich die Luft in einer äußerst dünnen Schicht aus, und steigt, sobald sie die Peripherie des Schwimmers erreicht hat, durch die Flüssigkeit in die Höhe. Sie gelangt nun in den inneren Cylinder des ringförmigen Behälters P, welcher gleichfalls aus Kohlenwasserstoff bestehende Flüssigkeit enthält, und von da in die Kammer des Schwimmers R. Aus dieser steigt sie abwärts, strömt unter dem Boden des Schwimmers R hinweg und steigt in den Cylinder S. Dieser ist mit einem aufgeschraubten Deckel 3 versehen, nach dessen Hinwegnahme die Behälter nebst Schwimmern herausgenommen werden können, um von neuem gefüllt zu werden. Aus dem Cylinder S strömt das Gas durch die Röhre T in den Gasometer. U ist der ringförmige, das Sperrwasser enthaltende Behälter, V der Deckel des Gasometers. Eine in der Mitte des Deckels befestigte Stange gleitet durch eine Führung Y, und trägt an ihrem oberen Ende eine Platte X, welche die zur Regulirung des Druckes dienenden Gewichte aufnimmt. W ist die Röhre, welche das Gas aus dem Gasometer den Brennern zuführt. Die Wirkungsweise des Apparates ist nun folgende. Nachdem der Kasten A mit getränktem Bimsstein beschickt worden ist, werden die ringförmigen Behälter N und P mit Benzol oder andern flüchtigen, aus Kohlenwasserstoff bestehenden Flüssigkeiten gefüllt. Ich bediene mich vorzugsweise einer Mischung aus gleichen Theilen Benzol, Schwefeläther und Terpenthinöl. Nachdem man die Schwimmer O und R eingesetzt und den Deckel aufgeschraubt hat, setzt man die Blasbälge in Thätigkeit und treibt einen regelmäßigen Luftstrom in den Kasten A. Die Luft strömt zuerst durch Bimsstein, welcher mit Aetzkali getränkt ist, wodurch ihr die Kohlensäure entzogen wird, dann durch Bimsstein, welcher mit concentrirter Schwefelsäure getränkt ist, an welchen sie ihre Feuchtigkeit abgibt, und steigt sodann vollkommen trocken in den Canal L, in welchem sie durch die Weingeistlampe 4 ein wenig erwärmt wird. Von da strömt die Luft durch die mit dem flüssigen Kohlenwasserstoff gefüllten Behälter, wobei in Folge der besondern Einrichtung der Schwimmer jedes Lufttheilchen mit der flüssigen Mischung in innigste Berührung kommt, und eine große Leuchtfähigkeit erlangt. So in Leuchtgas verwandelt, wird sie von dem Gasometer aufgenommen, und von diesem den Brennern zugeführt.Donovan schlug zuerst im J. 1830 vor, solchen Gasen welche brennbar aber nicht leuchtend sind, dadurch Leuchtkraft zu ertheilen, daß man sie mit dem Dampf flüssiger Kohlenwasserstoffe schwängert. Nach ihm suchte Lowe dem Steinkohlengas eine größere Leuchtkraft zu ertheilen, indem er es über eine Fläche von flüchtigem Steinkohlentheeröl streichen ließ. Beale benutzte bei seinem sogenannten Luftlicht die flüssigen Kohlenwasserstoffe auf die Art zur Beleuchtung, daß er einen Strom atmosphärischer Luft durch Gefäße trieb, welche jene enthielten Endlich empfahl Mansfield im J. 1849 das Benzin als den geeignetsten flüssigen Kohlenwasserstoff, um brennbare Gase und selbst atmosphärische Luft in ein mit lebhaftem Glanze verbrennendes Leuchtgas umzuwandeln (m. s. polytechn. Journal Bd. CXIII S. 25 und 275). Dessenungeachtet fehlen uns bis jetzt alle Daten, welche erforderlich sind um den praktischen Werth dieses Beleuchtungssystems im Falle continuirlicher Anwendung beurtheilen zu können. – Der oben beschriebene Apparat wurde dem Patentträger wahrscheinlich von Ador zu Paris mitgetheilt, welcher sich seit mehreren Jahren der Verbesserung dieses Beleuchtungssystems gewidmet hat. A. d. Red.

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