Titel: | Hydraulische Pressen mit Kraft-Reservoir, zur Oelfabrication, zum Röhrenziehen u.s.w.; von Hrn. J. V. Falguière, Maschinenbauer zu Marseille. |
Fundstelle: | Band 139, Jahrgang 1856, Nr. XCIII., S. 405 |
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XCIII.
Hydraulische Pressen mit Kraft-Reservoir,
zur Oelfabrication, zum Röhrenziehen u.s.w.; von Hrn. J. V. Falguière, Maschinenbauer zu
Marseille.
Aus Armengaud's Génie industriel, Novbr. 1855, S.
289.
Mit Abbildungen auf Tab.
VI.
Falguière's hydraulische Pressen.
Hr. Falguière hat einen
neuen Apparat combinirt, welchen er Kraftreservoir oder Kraftbehälter nennt.
Dieser Apparat kann mit Hülfe einer einzigen Druckpumpe mehrere Wasserpressen, zu
beliebigen Zwecken, zugleich speisen.
Der Kraftbehälter besteht aus zwei besonderen hohlen Cylindern, in deren jedem sich
ein Kolben bewegt, die man mit einem Gewicht beschwert, welches dem in jedem
Cylinder zu erlangenden Druck proportional ist.
Mittelst Röhren und Hähnen sind beide Cylinder mit der Presse, welche durch dieselben
wirken soll, in Verbindung gesetzt. Der Cylinder mit dem geringern Druck dient um
die Operation des Pressens zu beginnen, und der andere dazu, die Pressung auf das
höchste zu treiben und folglich diese Operation zu beendigen. Ein sehr kräftiges
Pumpenspiel muß fortwährend Wasser unter die Kolben drücken und dieselben stets
gehoben erhalten.
Der von der Presse ausgeübte Druck ist proportional dem Verhältniß welches zwischen
der Kreisoberfläche des Preßkolbens und den Kreisoberflächen eines jeden
Kraftbehälter-Kolbens stattfindet. Wenn daher die Oberfläche des Preßkolbens
sechsmal so groß ist als die des einen Kraftbehälter-Kolbens, und zehnmal so
groß als diejenige des andern, so wird der bei dem erstem Theil des Processes
hervorgebrachte Druck sechsmal größer als im ersten Cylinder, und der am Ende des
Processes hervorgebrachte Druck zehnmal größer als der im zweiten Cylinder seyn. Man
kann folglich, ohne die Kolben der Kraftbehälter bedeutend zu belasten, doch mit der
Presse einen bedeutenden Druck ausüben.
Der große Vortheil dieser Einrichtung besteht jedoch darin, einen stets constanten
und gleichförmigen Druck ausüben, und alle Pumpen an einem einzigen Punkte der
Fabrik vereinigen zu können, wodurch jede Unordnung vermieden und der Betrieb
erleichtert wird.
Kurz, der Kraftbehälter spielt hinsichtlich des Wassers dieselbe Rolle, wie ein
Generator hinsichtlich des Dampfes. Er vertheilt die Kraft so, daß sie einen
gleichförmigen Druck überall da ausübt, wo derselbe erforderlich ist.
Fig. 1 stellt
eine vollständige hydraulische Presse mit ihrem Kraftbehälter dar, wie sie zum
Oelpressen angewendet wird.
Fig. 2 ist ein
Grundriß des Ganzen und Fig. 3 ein besonderer
Durchschnitt des Preßcylinders.
Zwei Pumpen a, a' und b, b'
sind auf einem Gerüst A über dem Behälter B angebracht.
Diese Pumpen werden durch Excentriken e, e' bewegt, die
auf einer Welle d festgekeilt sind. Auf der
Excentrikwelle ist ein Zahnrad e angebracht, in welches
ein Getriebe f greift, das mit der Treibrolle g auf derselben Welle h
sitzt; die Treibrolle steht mittelst Riemen mit einem Motor in Verbindung.
Die Röhren i' führen das Wasser von den Pumpen den
Kraftbehältern C, D zu. Letztere sind auf einem
gemeinschaftlichen Gerüst E angebracht und haben Kolben
s, s' von verschiedenen Durchmessern, die oben mit
Gewichten l belastet sind.
Gewichte m, welche mit den Gegengewichten n, n' verbunden sind, dienen zur Beschränkung des Laufes
der Kolben j, j', welche, indem sie gehoben werden, das Gegengewicht
entlasten, das alsdann so wirkt, daß das Wasser in den Trog zurückgeht.
Aus den Behältern geht das Wasser durch die Röhren K, K'
zu den hydraulischen Pressen F, F', auf welche es wie
gewöhnlich einwirkt, um die angewandten Materialien auszupressen.
In Oelfabriken fällt die ausgepreßte Flüssigkeit durch die Oeffnung o dem Gerinne G und mittelst
desselben den großen Reservoiren zu.
Ein mit der Kette p verbundenes Gegengewicht dient um die
Preßplatte q zurückzuziehen, wodurch das Wasser in die
Ausgußröhre u gedrängt wird.
Im südlichen Frankreich sind solche Pressen, besonders zur Oelgewinnung, schon
vielfach in Gebrauch.