Titel: | Nasmyth's Dampfhammer mit Wilson's cylindrischem Ventil. |
Fundstelle: | Band 139, Jahrgang 1856, Nr. LXXX., S. 342 |
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LXXX.
Nasmyth's Dampfhammer
mit Wilson's
cylindrischem Ventil.
Aus dem Practical Mechanic's Journal, Novbr. 1855, S.
174.
Mit Abbildungen auf Tab.
V.
Nasmyth's Dampfhammer mit Wilson's cylindrischen
Der Nasmyth'sche Dampfhammer hat durch Hrn. Wilson eine schätzbare Verbesserung
erhalten, nämlich mittelst Anwendung des Cylinderventils mit ausgeglichenem Druck
(balanced pressure cylindrical valve). Dampfhämmer ohne jeden
selbstwirkenden Apparat und nur mit einem mittelst der Hand zu stellenden derartigen
Ventil versehen, gewähren den Vortheil, daß der Schmied im Stande ist, die in jedem
Falle erforderliche Art des Schlages zu erlangen. Es wird dadurch die hämmernde
Kraft ebenso genau adjustirt, wie bei dem gewöhnlichen Handhämmern des Schmiedes;
oft darf nämlich der eine Schlag nur berühren, während der nächste die größte
Wirkung haben muß. Die neu eingerichteten Hämmer stehen deßhalb in großer Gunst bei
den damit arbeitenden Werkleuten.
Fig. 26 ist
eine vordere Ansicht und Fig. 27 eine
rechtwinkelig auf Fig. 26 stehende Seitenansicht des Dampfhammers. A ist die cylindrische Ventilbüchse, welche auf der alten Fläche mittelst
einer Reihe von Schraubenbolzen befestigt wurde, die durch neue Löcher gehen, welche
man in die Fläche einbohrte (die neue Ventilbüchse ist nämlich kleiner als alle
älteren für das kurze Schieberventil). Das Ventil wird durch die kurze horizontale
Spindel B bewegt, welche durch eine Stopfbüchse C an einem von den Deckeln des Cylinders geht. Das
vordere Ende dieser Stange oder Spindel liegt in dem Support D, welcher an dem Hammergerüst festgeschraubt ist. Außerhalb des Supports
ist an dem Ende der Spindel B ein Hebel E angebracht, der an dem einen Ende mit einem
Gegengewicht versehen und an dem andern Ende mit der langen, abwärts gehenden Stange
F verbunden ist. Diese Stange geht längs des
Gerüstes bis zum Bereich des Arbeiters nieder, so daß er bequem darauf einwirken
kann. Das untere Ende dieser Stange F ist bei G mit dem Winkelhebel H
verbunden, der sich an dem Punkte I um einen Nagel
dreht. Beim Betriebe des Hammers wird dieser Hebel einfach auf- und
niederbewegt – eine Arbeit die durch das ins Gleichgewicht gesetzte
Dampfventil sehr erleichtert wird. Soll der Hammer gehoben werden, so zieht man den
Griff des Hebels H in die Höhe; soll ein Schlag
erfolgen, so wird der Hebelarm niedergedrückt. Um die Intensität der Hammerschläge
genau reguliren zu können, ist die Schutzplatte I an dem
Gerüst ganz nahe an dem Griff des Hebels befestigt, und in ihre Löcher kann der an
einer Kette hängende Nagel K gesteckt und der Hebel an
verschiedenen Punkten der Schutzplatte festgestellt werden, wie es bei jedem
besondern Schlage nöthig ist. Je mehr der Hebel H
niedergedrückt wird, nachdem er vorher emporgehoben wurde um so stärker wird der
Schlag seyn; je weniger dagegen der Hebel unter dem Punkt niedergedrückt wird, an
welchem der Hammer durch den Dampfdruck unter dem Kolben hängen bleibt, um so
mäßiger wird der Hammer durch seinen schwächern Schlag wirken. Eine gewisse Uebung
macht aber die Schutzplatte ganz unnöthig, da die Leute, welche die Ventile bewegen
müssen, es bald erkennen wie der Hebelarm gestellt werden muß, um bestimmte, stärkere oder schwächere
Schläge zu erlangen. Auf diese Weise steht der größte und schwerste Hammer unter
genauer Controle des Schmiedes.
Um jedoch Unfälle zu vermeiden, steht unter Leitung eines erfahrenen Mannes ein
Sicherheitshebel L; dieser hat eine solche Wirkung, daß
wenn der Hammer zu hoch steigt, der wirkende Dampf abgeschlossen wird, worauf der
Hammer wie ein Korkstück langsam herabfällt. Diese Sicherheitsbewegung ist ebenso
einfach als alle übrigen. Der Hebel L, welcher unter
einem Winkel mit der senkrechten Linie adjustirt wird, ist an dem innern Ende einer
kurzen Welle angebracht, die sich an einem langen durch Schraubenbolzen an dem
Gerüst befestigten Support M dreht. An dem äußern,
vorspringenden Ende dieser kurzen Welle ist ein Hebel N
angebracht, und an dessen freiem Ende das untere Ende der Stange O, deren oberes Ende bis zur Dampfventil-Spindel
reicht. Dieses obere Ende der Stange hat der Länge nach einen Schlitz und derselbe
greift über einen Nagel an dem Dampfventil-Hebel E. Dieser Schlitz gestattet die volle Bewegung des Hebels E durch den Handhebel H,
während der Sicherheitshebel L dabei gar nicht berührt
wird. Wenn der Hammer seinen höchsten Stand erreicht hat, so kommt das Ende des
geneigten Hebels L mit dem obern Rande des Hammerblocks
in Berührung, dreht den kurzen Hebel N aufwärts, wodurch
auch die Stange O in die Höhe geht, den Hebel E emporführt und das Dampfventil so dreht, daß die
Eingangsöffnung bedeckt und der einströmende Dampf abgeschlossen wird. Diese
Einrichtung ist sehr zweckmäßig für Schläge mit vollem Hube, weil dadurch der
Handhebel H etwas niedergedrückt wird, wo dann der
Aufseher, den Wink berücksichtigend, ihn noch weiter herabdrückt, um den vollen
Schlag zu geben.
Der wirkende Dampf wird mittelst der horizontalen Röhre P
vom Kessel herbeigeführt; das gekrümmte Ende dieser Röhre läßt den Dampf in dem
mittlern Theil des Ventilgehäuses A ausströmen,Bei dieser Ausmündung der Dampfröhre im Ventilgehäuse kann sich aber
Condensationswasser in demselben ansammeln wenn der Hammer in Ruhe ist, und
es muß daher im Gehäuse eine kleine Entleerungsröhre zum Abführen dieses
Wassers angebracht werden. Letztere erheischt einige Aufmerksamkeit von
Seite der Arbeiter, daher es besser ist sie entbehren zu können. Deßhalb
führt Wilson jetzt das gekrümmte Ende der
Dampfröhre von unten in das Ventilgehäuse ein, wobei sich kein Wasser
ansammeln kann. (Practical Mechanic's Journal,
December 1855, S. 209.) von dort aus geht er durch lange, divergirende Oeffnungen nach den beiden
Enden des innern, schwingenden Ventilstückes, und dann zu der Oeffnung des
Dampfcylinders. Der
ausströmende Dampf entweicht durch die Röhre Q auf der
andern Seite des Hammers. Die Dampfröhre hat bei R ein
Drosselventil, von welchem eine senkrechte Stange S bis
zu dem Standpunkt des Schmiedes oder Aufsehers herabgeht, der dadurch den
Dampfzufluß mittelst des Griffes T reguliren kann.
Das auf dem Low-Moor-Eisenwerke in Anwendung stehende cylindrische
Ventil, welches das erste dieser Art war, hat 8 Zoll im Durchmesser, 14 Zoll lange
und 2 Zoll breite Oeffnungen. Der Dampfdruck beträgt 60 Pfund und dennoch kann eine
Kindeshand das Ventil mit Leichtigkeit regieren, indem sie auf einen
sechzehnzölligen Hebel wirkt.
Das cylindrische Ventil wird auch schon bei vielen Förder- und gewöhnlichen
Dampfmaschinen angewandt. Bei einer 30pferdigen Fördermaschine hat man nach der
Versicherung des Besitzers mittelst dieses Ventils jährlich 120 Pfd. Sterl. an
Schmiermaterial und Arbeit für Reparaturen erspart. R. Wilson, Low-Moor-Eisenwerk bei Bradford.