Titel: | Ueber Legirungen; von Professor F. Crace Calvert und Richard Johnson in Manchester. |
Fundstelle: | Band 138, Jahrgang 1855, Nr. LXXIII., S. 283 |
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LXXIII.
Ueber Legirungen; von Professor F. Crace Calvert und Richard Johnson in
Manchester.
Aus dem Philosophical Magazine, October 1855, S.
240.
Calvert und Johnson, über Legirungen.
Bis jetzt wurden die Legirungen nach Gewohnheit dargestellt; die Verhältnisse,
wornach man sie zusammensetzte, waren das Resultat willkürlichen Urtheils, anstatt
bestimmter chemischer Proportionen. Da alle chemischen Verbindungen durch
Vereinigung ihrer Bestandtheile in stöchiometrischem Verhältniß entstehen, so schien
es uns wahrscheinlich, daß dieses auch bei den Metallen der Fall seyn muß, wenn die
Umstände ihnen gestatten sich frei zu vereinigen. Daß sich unter gewöhnlichen
Umständen Verbindungen in stöchiometrischen Verhältnissen nicht bilden, rührt daher,
daß eines oder mehrere von den Metallen, woraus die Legirungen bestehen, in
Ueberschuß vorhanden sind, und daß die wirkliche (stöchiometrisch zusammengesetzte)
Verbindung in der Masse des im Ueberschuß vorhandenen Metalles erstarrte; gerade so,
als wenn man Wismuth oder Schwefel in einem Tiegel schmilzt und hierauf erkalten
läßt, wo dann bekanntlich die deutlichen Krystalle von Wismuth oder Schwefel sich in
dem Ueberschuß von Wismuth oder Schwefel befinden, welcher nicht krystallisiren
konnte.
Wir sind daher der Ansicht, daß man mittelst Darstellung von Legirungen welche eine
stöchiometrische Zusammensetzung haben, wohlfeilere und bessere Compositionen
erhielte, als bisher gebräuchlich waren; denn ohne Zweifel rührt die
Unregelmäßigkeit in der Qualität der im Handel vorkommenden Legirungen nicht nur von
einem Ueberschuß eines der Metalle her, sondern auch von dem Umstand, daß ein Theil
dieses Ueberschusses sich mit einer bestimmten (stöchiometrisch zusammengesetzten)
Legirung verbindet und die Zusammensetzung abändert; ist z.B. das in Ueberschuß
vorhandene Metall ein sehr schmelzbares, so wird es flüssig bleiben und sich mit dem
letzten Antheil der wirklichen Legirung verbinden, also eine Legirung erzeugen,
welche eine andere Zusammensetzung hat, als diejenige welche sich anfangs an der
Außenseite der Masse bildete; wohingegen, wenn das in Ueberschuß angewandte Metall
ein weniger schmelzbares ist, dasselbe früher erstarren wird als die vorherrschende
Legirung der Masse, so daß man keinen homogenen Guß erhalten kann. Um diesen
ernstlichen Uebelstand zu vermeiden, werden jetzt die bronzenen Kanonen kurz nach
dem Gusse abgekühlt, damit die Masse so gleichförmig als möglich bleibt; in Folge
hievon fällt jetzt nur beiläufig ein Zehntel der bronzenen Geschütze mangelhaft aus,
wogegen es früher ein Drittel war.
Während unserer Versuche veröffentlichten die HHrn. Levol, Rieffel und Joule Abhandlungen über einige
Legirungen und Amalgame von stöchiometrischer Zusammensetzung. Die Legirungen von
Gold und Silber, von Gold und Kupfer, dann von Silber und Blei, welche Levol analysirte, sind sehr interessant, und viele
derselben sind gewiß bestimmte Verbindungen, weil das relative Verhältniß ihrer
Aequivalente ein niedriges ist; hinsichtlich der von Rieffel analysirten bezweifeln wir dieß aber, da z.B. folgende
Verhältnisse vorkommen:
1 Aequivalent Kupfer,
48 Aequivalente Zinn,
oder
98 Aequivalente Kupfer,
1 Aequivalent Zinn.
Unsere Absicht war nicht, einige besondere Fälle zu untersuchen, oder nur die im
Handel vorkommenden Legirungen, sondern zahlreiche neue Legirungen in
stöchiometrischen Verhältnissen darzustellen und deren physische und chemische
Eigenschaften etc. zu bestimmen.
Die erste Classe von Legirungen welche wir beschreiben werden, ist nicht nur ganz
neu, sondern auch höchst interessant, denn es sind dieß die ersten Legirungen,
welche mit Eisen in stöchiometrischen Verhältnissen dargestellt wurden. Es ist gewiß
merkwürdig, daß man bei dem niedrigen Preise des Eisens sich nicht bestrebte dieses nützliche
und wohlfeile Metall mit den kostspieligeren Metallen zu legiren, z.B. mit Zinn oder
Kupfer, um wohlfeilere Legirungen als die jetzt gebräuchlichen zu erhalten.
Unser Hauptzweck bei der Darstellung der Eisenlegirungen war, das Eisen weniger
oxydirbar zu machen, indem wir es mit einem Metall legirten, welches mehr
elektro-positiv als es selbst ist. Wir gingen nämlich von der Annahme aus,
daß mittelst solcher Legirungen des Eisens das Rosten dieses schätzbaren Metalls in
Berührung mit der Atmosphäre am sichersten vermieden werden könnte; in dieser
Voraussetzung täuschten wir uns jedoch, denn die Verwandtschaft des Eisens zum
Sauerstoff ist derart, daß sie nicht vermindert wird, ausgenommen in einem Falle,
wenn nämlich das Eisen mit Aluminium verbunden ist.
Legirungen von Eisen und Kalium.
Unser erster Versuch bestand darin, etwas Weinstein (zweifachweinsteinsaures Kali)
und Eisen, gemischt mit überschüssigem Weinstein, einer sehr hohen Temperatur
auszusetzen; wir erhielten aber nur eine geschmolzene Masse von kohlensaurem Kali,
nebst einem Knopf Gußeisen, ohne Zweifel weil das fein zertheilte Eisen sich zuerst
mit Kohlenstoff verband und dann nicht mehr mit Kalium verbinden konnte.
Wir machten dann eine Mischung von feiner Eisenfeile und Weinstein in folgendem
Verhältniß:
12 Aequiv. Eisen
336
Gran
oder
3 Aequiv.
Eisen,
8 Aequiv.
Weinstein
1504
„
„
2 „
Kalium.
Dieses Gemisch wurde in einem Tiegel einer hohen Temperatur ausgesetzt, wodurch wir
einen großen Knopf erhielten, der bei der Analyse folgende Zusammensetzung
ergab:
Eisen
74,60
Kalium
25,40
––––––
100,00
welche der Formel entspricht:
4 Aequiv. Eisen
112 = 74,17
1 Aequiv. Kalium
39 = 25,83
–––––––––––
151 = 100,00
Anstatt also eine Legirung in dem angewandten stöchiometrischen Verhältniß zu
erhalten, bekamen wir eine welche viel mehr Eisen enthielt. Diese Legirung hatte
ganz das Ansehen von hämmerbarem Eisen, und ließ sich schmieden und schweißen;
sonderbarerweise war sie aber außerordentlich hart, so daß bei gewöhnlichen
Temperaturen ein schwerer Vorschlaghammer kaum einen Eindruck hervorbrachte und die Feile sie nur
wenig angriff. Eben so auffallend ist es, daß in dieser Legirung, obgleich sie von
einem der stärksten elektro-positiven Metalle, dem Kalium, 25 Proc. enthielt,
doch das Eisen sowohl in der Atmosphäre als unter Wasser sich rasch oxydirte.
Wir machten einen andern Versuch mit demselben Verhältniß von Weinstein und Eisen,
nur setzten wir ein wenig feingepulverter Holzkohle zu; der Knopf bestand aus:
Eisen
81,42
Kalium
18,58
––––––
100,00
was der Formel entspricht:
6 Aequiv. Eisen
168 oder 81,16
1 Aequiv. Kalium
39
„ 18,84
––––––––––––––
207 oder 100,00
Wir vermuthen, daß diese Legirung einen Ueberschuß von Eisen enthielt, denn auf ihrer
Oberfläche befand sich eine dünne Schicht Gußeisen; wir feilten dieselbe so
sorgfältig als möglich weg, ohne Zweifel war sie aber zum Theil in die Masse
eingedrungen. Da diese Legirung alle Eigenschaften der vorhergehenden zeigte, so
bemerken wir weiter nichts darüber. In der Absicht, diese Legirung wo möglich auf
einem wohlfeileren Wege zu erhalten, setzten wir ein Gemisch von seiner Eisenfeile
und kohlensaurem Kali (welches eben so viel Kalium enthielt als der bei den
vorhergehenden Versuchen angewandte Weinstein) mehrere Stunden einer sehr starken
Hitze aus, jedoch ohne den Zweck zu erreichen.
Legirungen von Eisen und Aluminium.
Wir stellten zahlreiche Versuche an, um diese neuen Legirungen hervorzubringen, und
zwar wegen der merkwürdigen Eigenschaften welche das Aluminium besitzt; es ließ sich
nämlich einerseits erwarten, daß diese Legirungen nützliche Eigenschaften besitzen,
und andererseits daß sich mittelst derselben das Aluminium wohlfeiler darstellen
ließe als bisher.
Wir übergehen hier unsere fruchtlosen Versuche und beschränken uns auf diejenigen
welche genügende Resultate lieferten.
Die erste Legirung von Aluminium und Eisen erhielten wir, indem wir folgendes Gemisch
zwei Stunden lang der Weißglühhitze aussetzten:
8 Aequiv.
Chloraluminium
1076
40 „ feine
Eisenfeile
1120
8 „
Kalk
224
Der Kalk wurde der Mischung zugesetzt um das Chlor aus dem Chloraluminium zu
entfernen und so das Metall Aluminium frei zu machen; ziehen wir den Kalt (als
Chlorcalcium) von obigen Verhältnissen ab, so hätten wir eine Legirung von folgender
Zusammensetzung erhalten sollen:
1 Aequiv. Aluminium
14
= 9,09
5
„ Eisen
140 = 90,91
–––––––––––
154 = 100,00
Die Legirung welche wir am Boden des Tiegels fanden, bestand hingegen in 100 Theilen
aus:
Aluminium
12,00
Eisen
88,00
––––––
100,00
entsprechend der Formel:
1 Aequiv. Aluminium
11,11
4 „ Eisen
88,89
––––––
100,00
Wie man sieht, hat diese Legirung dieselbe Zusammensetzung wie eine der erwähnten von
Kalium und Eisen, war auch, wie letztere, außerordentlich hart und rostete in
Berührung mit feuchter Luft; doch konnte sie geschmiedet und geschweißt werden.
Wir erhielten eine ähnliche Legirung, als wir obiger Mischung ein wenig sehr fein
gepulverter Holzkohle beigaben und das Ganze zwei Stunden lang einer hohen
Temperatur in einer Schmiedesse aussetzten. Diese Legirung ergab bei der Analyse
folgende Zusammensetzung:
Aluminium
87,91
Eisen
12,09
––––––
100,00
In der Masse von Chlorcalcium und Kohle, welche im Tiegel zurückblieb, befand sich
aber eine große Anzahl Kügelchen, von der Größe einer Erbse bis zu derjenigen eines
Stecknadelknopfs herab; diese Kügelchen waren silberweiß und außerordentlich hart;
was die Legirung (der Kügelchen) besonders interessant macht, ist ihre Eigenschaft,
in Berührung mit der feuchten Atmosphäre (und selbst mit Salpetergas) nicht zu
rosten; ihre Analyse ergab folgende Zusammensetzung in 100 Theilen:
Aluminium
24,55
Eisen
75,45
––––––
100,00
entsprechend der Formel:
2 Aequiv. Aluminium
28 = 25,00
3
„ Eisen
84 = 75,00
––––––––––––
112 = 100,00
Diese Legirung hat also dieselbe Zusammensetzung wie die Thonerde, indem das Eisen
die Stelle des Sauerstoffs in der letztern einnimmt.
Wir behandelten diese Kügelchen mit schwacher Schwefelsäure, welche das Eisen auszog
und die Aluminium-Kügelchen zurückließ; diese hatten genau dieselbe Form wie
vor dem Auflösen des Eisens, und das so gewonnene Aluminium besaß alle Eigenschaften
des auf dem bisherigen Wege dargestellten.
Wir haben noch Versuche mit folgender Mischung angestellt:
Kaolin oder
Thonerde-Silicat
1750
Theile
Kochsalz
1200
„
Eisen
875
„
Diese Mischung lieferte eine metallische Masse und Kügelchen; die Resultate genügen
uns aber noch nicht, und wir behalten uns vor, in einer zweiten Abhandlung darauf
zurückzukommen.
Legirungen von Aluminium und Kupfer.
Um diese Legirungen zu erhalten, benutzten wir dieselbe chemische Reaction wie zur
Darstellung der Eisenlegirungen; wir wendeten nämlich an:
20 Aequiv. Kupfer
640
8
„ Chloraluminium
1076
10
„ Kalk
280
Wir mischten diese Substanzen innig mit einander, und nachdem wir sie eine Stunde
lang einer hohen Temperatur ausgesetzt hatten, fanden wir am Boden des Tiegels eine
mit Chlorkupfer bedeckte geschmolzene Masse, und in dieser Masse Kügelchen, welche
bei der Analyse folgende Zusammensetzung ergaben:
Kupfer
91,53
Aluminium
8,47
––––––
100,00
entsprechend der Formel:
5 Aequiv. Kupfer
160 = 91,96
1
„ Aluminium
14 =
8,14
––––––––––––
174 = 100,00
Wir machten dann wieder eine Mischung von Chloraluminium und Kupfer in obigem
Verhältniß ließen aber den Kalk weg; dadurch erhielten wir eine Legirung, welche
folgende Zusammensetzung ergab:
Kupfer
87,18
Aluminium
12,82
––––––
100,00
entsprechend der Formel:
3 Aequiv. Kupfer
96 = 87,27
1
„ Aluminium
14 = 12,73
––––––––––––
110 = 100,00
Legirungen von Eisen und Zink.
Wir analysirten auch einen Niederschlag der sich beständig am Boden eines Metallbades
bildet, welches aus geschmolzenem Zink und Zinn besteht und zum Galvanisiren des
Eisens angewendet wird. Dieser Niederschlag ergab folgende Zusammensetzung:
Eisen
6,06
Zink
93,94
––––––
100,00
entsprechend der Formel:
1 Aequiv. Eisen
28 =
6,79
12 „ Zink
384 = 93,21
––––––––––––
100,00
Diese Legirung hatte nicht das blätterige Ansehen des Zinks, aber ein
krystallinisches; sie war außerordentlich hart und kaum schmelzbar. Wir kamen auf
die Vermuthung, daß das Bad mit Eisen gesättigt war, welches sich mit dem Zink
verbunden und allmählich abgesetzt hatte; wir nahmen daher an verschiedenen Stellen
des Bades Proben der geschmolzenen Legirung von Zink und Zinn, und untersuchten
dieselben, fanden aber nur Spuren von Eisen darin. Es ist gewiß merkwürdig, daß in
dem Metallbad, welches beständig in geschmolzenem Zustande erhalten wird, das Eisen
nicht vertheilt bleibt, sondern mit dem Zink eine krystallinische Verbindung bildet,
welche sich bei einer Temperatur von wenigstens 800° F. (426° C.)
absetzt.
Diese Thatsache veranlaßte uns die Zusammensetzung des Metallbades zu untersuchen; da
dasselbe sehr groß ist, so benutzten wir diese Gelegenheit, um über eine sehr
interessante Frage ins Reine zu kommen, nämlich ob bei Anwendung eines aus Zink und
Zinn in bestimmtem Verhältniß zusammengesetzten Bades die geschmolzene Masse eine
gleichförmige oder je nach ihrer Tiefe verschiedene Zusammensetzung hat. Das von uns
angewandte Bad war 2 1/2 Fuß breit, 10 Fuß lang und 3 1/2 Fuß tief; es enthielt von
geschmolzenem Zink und Zinn 14 Tonnen (280 engl. Cntr.). Da die erwähnte Verbindung von
Eisen und Zink in großer Menge am Boden des Metallbades vorhanden war, so ließen wir
zum Herausnehmen der Proben eine schmiedeiserne Röhre von zweierlei Querschnitten
anfertigen, mit Flanschen auf ihrer ganzen Länge, welche durch Schrauben mit
einander verbunden und in dichte Berührung gebracht wurden. Diese, am obern Ende mit
einem luftdichtschließenden Hahn versehene Röhre wurde in das geschmolzene Metallbad
getaucht, und nachdem sie eine gewisse Tiefe erreicht hatte, ließen wir ein wenig
Legirung eindringen, indem wir den Hahn schwach öffneten und dann schlossen. Auf
diese Weise erhielten wir folgende Proben; eine am obern Ende, eine in 21 bis 24
Zoll Tiefe, und eine am Boden, welche folgende Zusammensetzung ergaben:
Oben.
21 bis 24 Zoll.
Boden.
Zink
81,48
87,72
90,04
Zinn
13,60
10,03
8,64
Blei
4,92
2,25
1,32
––––––––––––––––––––––––––
100,00
100,00
100,00
Diese Zahlen zeigen klar, daß das Metallbad von Zink und Zinn (denn das Blei ist als
eine Unreinheit des Zinks zu betrachten) in verschiedenen Tiefen eine verschiedene
Zusammensetzung hatte, und daß die chemische Verwandtschaft nicht stark genug war,
um in der ganzen Masse eine gleichförmige Zusammensetzung zu unterhalten. Es ist
auch merkwürdig, daß die schwersten Metalle, nämlich Zinn und Blei, am obern Theil
des Bades in größerm Verhältniß vorhanden sind, als am Boden. Bis wir weitere Daten
haben, wollen wir keine Erklärung dieser Thatsache aufstellen.
Bemerkenswerth ist ferner, daß wenn man bei den analysirten Proben das Blei
unberücksichtigt läßt und bloß das Zink und Zinn auf Procente berechnet, sich
Legirungen von stöchiometrischer Zusammensetzung ergeben, nämlich:
Gefunden.
Berechnet.
Formel.
Oben:
Zinn
14,30
13,89
1 Sn.
Zink
85,70
86,11
11 Zn.
Mitte:
Zinn
10,26
9,98
1 Sn.
Zink
89,74
90,02
16 Zn.
Boden:
Zinn
8,76
8,54
1 Sn.
Zink
91,24
91,46
19 Sn.
Obgleich die analytischen Resultate so nahe mit den berechneten übereinstimmen,
bezweifeln wir doch, daß die Metalle in dem Bad in stöchiometrischem Verhältniß verbunden sind, um so
mehr, da das Aequivalent des Zinks so hoch im Vergleich mit demjenigen des Zinnes
ist.
Legirungen mit vorherrschendem Zink.
In der Absicht, wohlfeilere Legirungen zu erhalten, als die jetzt unter dem Namen
Messing und Bronze gebräuchlichen, in welchen das Kupfer vorherrscht, stellten wir
mehrere Legirungen in stöchiometrischen Verhältnissen dar, worin der Zink
vorherrscht. Um diese Legirungen zu erhalten, schmolzen wir Zinn, setzten ihm
allmählich den Zink, oder den Zink und das Blei zu, und gossen dann diese Mischung
in geschmolzenes Kupfer; wir rührten hierauf die Mischung gut um und gossen das
Ganze in Barren. Auf diese Weise erhielten wir folgende Legirungen:
Nr. 1.
Gefunden.
Berechnet.
6 Aequiv.
Zink
68,32
68,55
1 „
Zinn
20,62
20,34
1 „
Kupfer
11,06
11,11
–––––––––––––––––
100,00
100,00
Nr. 2.
10 Aequiv.
Zink
62,64
62,85
1
„
Zinn
11,32
11,18
1
„
Blei
19,94
19,86
1
„
Kupfer
6,10
6,11
–––––––––––––––––
100,00
100,00
Nr. 3.
20 Aequiv.
Zink
69,56
69,77
2 „
Zinn
12,58
12,41
1 „
Blei
11,06
11,04
2 „
Kupfer
6,80
6,78
–––––––––––––––––
100,00
100,00
Legirungen mit vorherrschendem Kupfer.
Wir stellten auch eine Reihe von Legirungen dar, worin das Kupfer vorherrscht, indem
wir dasselbe Verfahren befolgten wie bei den vorhergehenden; die Analyse derselben
ergab folgende Zusammensetzung:
Nr. 1.
Gefunden.
Berechnet.
4 Aequiv.
Kupfer
56,25
56,45
3 „
Zink
43,75
43,55
–––––––––––––––––
100,00
100,00
Nr. 2.
Gefunden.
Berechnet.
10 Aequiv.
Kupfer
87,05
86,29
1 „
Zink
5,07
4,93
1 „
Zinn
7,88
8,78
–––––––––––––––––
100,00
100,00
Nr. 3.
10 Aequiv.
Kupfer
77,45
77,77
3 „
Zink
14,39
14,23
1 „
Zinn
8,16
8,00
–––––––––––––––––
100,00
100,00
Die Legirung Nr. 1 dieser Reihe, oder eine sich ihr annähernde, kommt bereits im
Handel vor und wurde von Hrn. Rieffel analysirt.
Die Legirung Nr. 2 kam kürzlich in den Handel, und wird wegen ihrer außerordentlichen
Härte besonders beim Locomotivenbau verwendet.
Die Legirung Nr. 3 kommt noch nicht im Handel vor, wir glauben aber, daß sie wegen
ihrer physischen Eigenschaften die Legirung Nr. 2 bei vielen ihrer Hauptanwendungen
ersetzen kann, während sie viel wohlfeiler ist. Wir haben auch die Wirkung
verschiedener Säuren auf obige Legirungen ermittelt; denn wenn dieselben bloß
Gemische von Metallen wären, so ist kein Grund vorhanden, weßhalb ihre Bestandtheile
von den Säuren nicht gerade so angegriffen werden sollten, als wenn sie in freiem
Zustande vorhanden wären; wogegen, wenn die Metalle chemisch mit einander verbunden
sind, die Wirkung der Säuren eine andere seyn muß.
Salzsäure von 1,24 spec. Gewicht, welche bekanntlich auf das Kupfer schwach, hingegen
auf den Zink und das Zinn heftig wirkt, löste in zwei Stunden von 100 Theilen der
Legirung Nr. 1 nur 0,2, von Nr. 2 nur 0,18 und von Nr. 3 bloß 0,12 auf. Diese
Legirungen werden also viel weniger angegriffen als die Metalle woraus sie bestehen;
interessant ist, daß die Legirung Nr. 1, welche nahezu 50 Proc. Zink enthält, von
Salzsäure so schwach angegriffen wird.
Schwefelsäure von 1,50 spec. Gewicht, welche bekanntlich auf das Zinn und das Kupfer
schwach, auf den Zink aber heftig wirkt, löste in zwei Stunden von den drei
Legirungen gar nichts auf.
Salpetersäure von 1,100 spec. Gewicht, welche auf die dreierlei Metalle sehr heftig
wirkt, löste in zwei Stunden von 100 Theilen der Legirung Nr. 1 nur 0,03, von Nr. 2
nur 0,02, und von Nr. 3 bloß 0,06 auf.
Diese Resultate bestätigen vollständig unsere Ansicht, daß Legirungen von
stöchiometrischer Zusammensetzung gegen die Einwirkung der Säuren einen
außerordentlichen Widerstand darbieten.
Wir beabsichtigen in der Folge nicht nur die relative Zähigkeit, Härte etc. gewisser
Legirungen im Vergleich mit den Metallen, woraus sie bestehen, zu ermitteln, sondern
auch den Einfluß, welchen eines, zwei oder drei Aequivalente eines Bestandtheils der
Legirung auf deren physische und chemische Eigenschaften haben.