Titel: | Beschreibung einer Maschine zum Einpressen der Metalldecke in Kupferzündhütchen; erfunden von Hrn. J. H. Josten, Mechaniker der Zündhütchenfabrik der HHrn. Braun und Bloem in Ronsdorf. |
Fundstelle: | Band 138, Jahrgang 1855, Nr. V., S. 14 |
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V.
Beschreibung einer Maschine zum Einpressen der
Metalldecke in Kupferzündhütchen; erfunden von Hrn. J. H. Josten, Mechaniker der Zündhütchenfabrik der HHrn. Braun und Bloem in Ronsdorf.Wir werden auch die übrigen vom Erfinder ausgeführten Maschinen zur
Zündhütchen-Fabrication mittheilen.A. d. Red.
Mit Abbildungen auf Tab.
I.
Josten's Maschine zum Einpressen der Metalldecke in
Kupferzündhütchen.
I. Theile der Maschine.
a Messingscheibe zur Aufnahme der zu pressenden
Hütchen.
b Daumen welcher die Bewegung der Scheibe bewirkt.
c Sperrhaken der die Scheibe arretirt.
d kleiner Daumen der den Sperrhaken aus den Vertiefungen
der Scheibe hebt.
e Preßstift, der die Zündmasse, so wie die Metalldecke,
zu gleicher Zeit in das Hütchen festpreßt.
f Cylinder, worin der Preßstift eingeschraubt ist.
g Hebel, woran das Gewicht befestigt wird.
h Scharnier, welches den Hebel mit dem Cylinder
verbindet.
i Abstreifer.
k Feder mit Stift zum Ausstoßen der Hütchen aus der
Scheibe, wenn selbige gepreßt sind.
l Winkel-Hebel, welcher auf diese Feder
wirkt.
m Excentricum.
n Bleuelstange, welche das Excentricum mit dem
Winkelhebel in Verbindung setzt.
o aufrechtstehende Spindel, welche die Daumen b und d, so wie ein
conisches Rad p trägt.
p conisches Rad.
q zweites conisches Rad.
r kleines Stirnrad.
S großes Stirnrad.
t Haspel, dazu bestimmt den Hebel g zu heben und fallen zu lassen.
u kleines Getriebe, welches in das große Stirnrad
eingreift.
v Kurbel, wovon die Bewegung ausgeht.
w Frictionsrollen im Haspel.
x gußeisernes Stück, woran die Theile der Maschine
befestigt sind oder doch mit demselben in Verbindung stehen.
y ein gußstählerner Amboß, worin die Firma, oder das
Zeichen welches die Hütchen erhalten sollen, eingeschlagen oder gravirt ist.
z gußeiserne Platte, welche der Maschine als Fundament
dient.
1 Achse für den Haspel t und das
große Stirnrad S.
2 Achse für das kleine Getriebe u
und die Kurbel v.
3 Achse für das Excentricum m, das
conische Rad q und das kleine Stirnrad r.
4 Drehachse für den Winkelhebel l.
5 Spindel woran die Messingscheibe a befestigt ist.
II. Bewegung und Verrichtungen der
Maschine.
Die Messingscheibe a, welche auf einer stählernen Spindel
5 so fest aufgesteckt ist, als ob dieselben ein Stück wären, ist ein wesentlicher
Theil der Maschine; von ihrer Genauigkeit hängt hauptsächlich der richtige Gang der
Maschine ab. Sie ist auf ihrem Rande in 24 gleiche Theile eingetheilt, und diese
Theile sind sperrradförmig ausgearbeitet, in welche Vertiefungen der Sperrhaken c eingreift, der durch eine gewöhnliche Spieldosenfeder,
welche unter der Messingplatte a auf der Fundamentplatte
z in einem Gehäuse befestigt ist, fortwährend gegen
die Scheibe gedrückt wird.
Auf ihrer Fläche enthält die Scheibe zwei Theilkreise, wovon jeder ebenfalls in 24
Theile eingetheilt ist. In dem größern dieser Kreise werden 24 Locker gebohrt,
welche der Größe der Hütchen entsprechen, worin die Zündmasse mit der Metalldecke
gepreßt werden soll. Der kleinere Kreis ist dazu bestimmt, 24 Stifte von Stahl
aufzunehmen, welche in gleichen Abständen von einander entfernt sind. Diese
Stahlstifte sind in die Scheibe so fest eingeschraubt, daß sie durch das sich immer
wiederholende Gegenschlagen des Daumens b nicht los
werden können.
Soll die Arbeit mit der Maschine beginnen, so werden die Löcher in der Scheibe an
derjenigen Seite, wo sich der Sperrhaken c, die beiden
Daumen b und d befinden, mit
Hütchen gefüllt. An dieser Seite sitzt auch der die Maschine bedienende Arbeiter.
Derselbe dreht nun mit der rechten Hand die Kurbel v in
der Richtung des nebenstehenden Pfeils, während er mit der linken Hand stets die
folgenden leeren Löcher mit Hütchen füllt. Es wirkt nun das kleine Getriebe u auf das große Stirnrad
S, welches auf der Achse 1 mit dem Haspel t fest aufgesteckt ist, dessen Arme die Frictionsrollen
w tragen und den Hebel g
mit feinem Gewicht so hoch heben, bis der Preßstift e,
der in den Cylinder f eingeschraubt und vermittelst des
Scharniers h mit dem Hebel verbunden ist, aus der
Scheibe a gehoben ist. Zu gleicher Zeit wirkt auch das
große Stirnrad S auf das kleine Stirnrad r, welches letztere auf der Achse 3 sitzt (auf welcher
das Excentricum m und das conische Rad q ebenfalls fest aufgesteckt sind) und die Bewegung
vermittelst des conischen Rades q auf das conische Rad
p übertragt und so die Theile, welche auf der
Spindel o festsitzen (nämlich das conische Rad p, den Daumen b und den
kleinern Daumen d), in eine fortwährende Kreisbewegung
versetzt.
In dem Augenblick wo der Preßstift e so hoch aus der
Scheibe gehoben ist, daß es dem Daumen b durch seinen
Druck gegen einen der in die Scheibe eingeschraubten Stahlstifte möglich wird die
Scheibe a in eine drehende Bewegung zu setzen, hat der
kleinere Daumen d den Sperrhaken c bereits so weit von der Scheibe abgedrückt, daß der Einfallhaken des
Sperrhakens c die Scheibe nicht berühren kann. Sobald
dieß geschehen ist, fängt der Daumen b an die Scheibe
a zu drehen, damit ein anderes Loch, worin ein
Hütchen sich befindet, unter den Preßstift e kommt. So
wie nun der kleinere Daumen d den Sperrhaken c eher angreift, als der Daumen b die Scheibe a, verlaßt er denselben auch
früher, und der Sperrhaken kann dann, weil er durch die Feder angezogen wird, zur
gehörigen Zeit in die entsprechenden Vertiefungen auf dem Rande der Scheibe
einfallen und dieselbe arretiren. Während dieß vor sich geht (nämlich die Aushebung
des Preßstiftes e aus der Scheibe a, die Aushebung des Sperrhakens aus den Vertiefungen, und die Drehung der
Scheibe), ruht der Hebel g noch immer auf den
Frictionsrollen w, bis ereinen höchsten Punkt erreicht
hat, die Scheibe vollkommen gedreht ist und von dem Sperrhaken festgehalten wird.
Alsdann fällt er mit seinem ganzen Gewicht in die niedrigste Stellung zurück, und
hat, da sein volles Gewicht auf dem Preßstift e lastet,
die Zündmasse nebst Metalldecke in dem Hütchen, so wie die eingravirte Firma oder
das Zeichen in dem gußstählernen Amboß x auf das Hütchen
gepreßt.
Sobald der Daumen b die Scheibe (oder deutlicher gesagt
den Stahlstift welcher sich gerade demselben zum Angreifen darbietet) verlassen hat,
steht die Schreibe unbeweglich fest, und diesen Moment benutzt das Excentricum m, um vermittelst seiner Bleuelstange n auf den Winkelhebel l zu
wirken, dessen längerer Schenkel auf eine Feder k
drückt, die einen dünnen Stift trägt, um so das etwa in der Scheibe sitzen
gebliebene Hütchen aus derselben in einen untergestellten Behälter zu fördern.
Sollte es sich ereignen, daß ein Hütchen beim Pressen an dem Preßstift e, während er aus der Scheibe gehoben wird, sitzen
bliebe, so ist dafür der Abstreifer i vorhanden, welcher
dem Preßstifte e wohl seinen Durchgang gestattet, dem
Hütchen jedoch denselben verweigert, weil das Loch so enge ist, daß nur eben der
Preßstift durch kann, das Hütchen hingegen mit seiner Wandung sich dagegen stemmt,
weil der Stift noch im Steigen begriffen ist und sich von dem Hütchen losmacht.
III. Erforderliche Kraft um die Maschine
in Bewegung zu setzen, und wesentliche Vortheile derselben.
Die Kraft eines neun- bis zehnjährigen Kindes ist hinreichend die Maschine den
ganzen Tag in Bewegung zu erhalten, ohne daß es sich dabei anzustrengen braucht, und
es kann die Maschine so rasch in Umdrehung gesetzt werden als es dem sie bedienenden
Kinde möglich ist die Scheibe mit Hütchen zu füllen. 30,000 Stück können täglich auf
der Maschine gepreßt werden.
Ueberdieß ist jede Gefahr bei dem Pressen beseitigt, da jedes Hütchen für sich
abgeschlossen ist, und daher ein Explodiren in Masse, welches schon so oft beklagt
worden ist, bei diesem Verfahren gar nicht stattfinden kann. An jeder Seite sitzt
eine Person, jede bedient ihre eigene Maschine und hat dieselbe ganz in ihrer
Gewalt. Beide Maschinen sind nur deßwegen an einem gemeinsamen Gußstücke befestigt,
um mehr Raum zu gewinnen und das Gleichgewicht so wie die Symmetrie besser
herstellen zu können.
Das Ganze wird von einer gußeisernen Säule getragen, weil dieß am wenigsten in der
Arbeit Hindernisse verursacht.
IV. Bemerkungen hinsichtlich der
Zeichnung.
Fig. 8 stellt
die Maschine im Längendurchschnitt dar, so daß man die rechte und linke Seite
derselben sieht. Die in der Beschreibung angeführte Spieldosenfeder ist deßwegen
nicht gezeichnet, weil sie hinlänglich bekannt ist und durch die Scheibe zu sehr
verdeckt wurde. Die Sperrhaken c sind Fig. 8 deßwegen
weggelassen, weil sie die Scheibe leicht hätten verdecken können, dagegen sind sie
in Fig. 9 um
so deutlicher, wogegen aber das conische Rad p
weggelassen wurde, um das Spiel der Daumen d und b deutlicher darstellen zu können. Ebenso hat man das
Gewicht an dem Hebel g in Fig. 9 weggelassen, weil
dasselbe viel verdeckt hätte.
Die Zeichnung ist im vierten Theil der natürlichen Größe ausgeführt, und man sieht in
Fig. 8 die
rechte Maschine in ihrem höchsten Hub, die linke hingegen in ihrem niedrigsten.
Fig. 9 stellt
die obere Ansicht der beiden Maschinen dar; in derselben sind, wie schon oben
erwähnt wurde, die conischen Räder p so wie das Gewicht
am Hebel g weggelassen, um mehr Deutlichkeit zu
erzielen.