Titel: | Verbesserte Form für Schmiedefeuer. |
Fundstelle: | Band 137, Jahrgang 1855, Nr. CV., S. 417 |
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CV.
Verbesserte Form für Schmiedefeuer.
Aus dem Mechanics'
Magazine, 1855, Nr. 1657.
Mit Abbildungen auf Tab.
VI.
Verbesserte Form für Schmiedefeuer.
In einer der letzten Versammlungen der Gesellschaft der mechanischen Ingenieure zu
Birmingham wurde eine Abhandlung vorgetragen über eine Verbesserung der gewöhnlichen
Wasserform der Schmiedefeuer, wodurch deren Dauerhaftigkeit bedeutend erhöht wird.
Diese verbesserte Form war mehrere Jahre in einer Fabrik zu Birmingham und an
verschiedenen andern Orten im Betriebe und gab sehr genügende Resultate, so daß man
viele Formen auf dieselbe Weise eingerichtet hat.
Die erste Idee zu diesen verbesserten Formen gab Hr. John Lee auf der Britannia-Gießerei zu Derby, welcher vor etwa acht
Jahren seine Aufmerksamkeit auf die Fehler der gewöhnlichen Wasserformen richtete
und solche von Gußeisen verfertigte; sie hatten die gewöhnliche Einrichtung, und es
war über ihnen ein Wasserbehälter befindlich, mit welchem sie durch Röhren verbunden waren;
dieselben verbrannten jedoch manchmal schon in einem Tage.
Dieß brachte Hrn. Lee auf die Vermuthung, daß die auf eine
so geringe Wassermenge einwirkende Hitze, an dem Formmaul Dampf erzeugt, welcher das
Wasser in den Behälter zurück treibt und das fernere Einströmen durch die sehr engen
Röhren verhindert. Die Arbeiter waren sämmtlich der Meinung, daß die Eintrittsröhre
durch Unreinigkeiten verstopft sey, bei einer nähern Untersuchung zeigte es sich
aber, daß dieß nicht der Fall sey. Hr. Lee schlug dann
die in Fig.
19 dargestellte Construction vor, bei welcher mit der Form stets eine
bedeutende Wassermenge in Verbindung steht, so daß ihr jeder Zeit genug Wasser
zuströmen und die Erwärmung der unteren Schichten so verhindern kann, daß sich nie
Dampf bildet.
Die erste nach diesem Princip eingerichtete gußeiserne
Form wurde 1846 in ein Feuer eingesetzt und zeigte sich als sehr zweckmäßig; der Guß
war einfach und ähnlich Fig. 19; die innere Röhre
ging durch die Hinterwand des Wasserbehälters und durch diese strömte der Wind in
das Feuer.
Mehrere andere gußeiserne Formen wurden kurz darauf nach demselben Modell verfertigt,
während bei anderen die innere Röhre rechtwinkelig gebogen ist, wie Fig. 20 im Grundriß
zeigt, weil hinter dem Wasserkasten für die Windröhre mit Hahn nicht hinreichender
Platz war. In einigen Fällen, besonders wenn die gewöhnlichen Handbälge oben
angebracht waren, hatten die Röhren eine Biegung nach aufwärts.
Bei diesen Formen ist der äußere Theil allein dem Feuer ausgesetzt und muß zeitweise
reparirt werden, während der innere Theil gar keine Abnutzung erleidet. Man richtete
sie daher hin und wieder so ein, daß beide Theile für sich bestanden und daß sie am
Maul mittelst eines abgedrehten, kegelförmigen Stücks zusammentraten. Der äußere
Theil war hierbei kurz, durch einen Rand an dem innern festgeschraubt, und konnte,
wenn er verbrannt war, mit geringen Kosten ausgewechselt werden. Das hintere Ende
der innern Röhre wurde durch eine Dülle in der Hinterwand des Kastens geführt, mit
Hanf und einem Rande mit Schrauben verdichtet und gab etwas Spielraum bei der
ungleichen Ausdehnung.
In der Britannia-Wagenbau-Anstalt bei Birmingham sind 35 Formen von
dieser Construction seit 4 oder 5 Monaten im Gebrauch und haben sich als so
zweckmäßig erwiesen, daß 35 weitere Feuer damit versehen wurden. Die kegelförmige
Verbindung an dem Maule erhielt sich ganz dicht, und die einzige Beschädigung welche
vorfiel, bestand in dem Platzen von einigen der äußern Stücke bei der
Kegelverbindung. Man zog diese Construction dem Guß aus dem Ganzen vor, weil sie leichter
und wohlfeiler zu repariren ist.
Die schmiedeiserne Form in Fig. 21 ist noch
vorzuziehen, obgleich sie in der Anschaffung mehr kostet, denn sie ist dauerhafter
als eine gußeiserne, zerspringt nicht und hat eine geringere Metalldicke. Das Maul
besteht aus einem engen fest aufgelötheten oder angeschweißten Ring, und das hintere
Ende ist in die Hinterwand des Wasserkastens mittelst eines hölzernen, keilförmigen
Ringes eingelassen, der in Segmenten in die Dülle eingetrieben wird, wodurch eine
einfache und sehr dauerhafte Verbindung erreicht wird.
Das Ende der innern Röhre ist einige Zolle länger gemacht als erforderlich, damit man
das Maul abschneiden kann, wenn es verbrannt ist, worauf man einen neuen Ring daran
schweißt.
Der Berichterstatter hat sieben solcher Formen seit sechs bis eilf Monaten in
fortwährendem Gebrauch und noch keine merkliche Abnutzung daran wahrgenommen.
Nachdem Vorstehendes in der Gesellschaft vorgetragen worden war, entstand eine
Discussion über diese Formen, und die Mitglieder, welche solche entweder selbst
benutzten oder genauer kennen, sprachen sich sehr befriedigend darüber aus; den
schmiedeisernen gab man den Vorzug vor den gußeisernen. Besonders ist der Besitzer
der Britannia-Gießerei zu Derby mit den neuen Formen zufrieden, da keine
derselben innerhalb zwei Jahren einer Reparatur bedurfte, obgleich sie sämmtlich von
der minder zweckmäßigen Construction Fig. 19, d.h. aus einem
Stück gegossen sind.