Titel: | Die Herd-Obstdarre; vom Garteninspector Ed. Lucas in Hohenheim. |
Fundstelle: | Band 137, Jahrgang 1855, Nr. XCVII., S. 389 |
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XCVII.
Die Herd-Obstdarre; vom Garteninspector
Ed. Lucas in Hohenheim.Aus einer in Auftrag der k. Centralstelle für die Landwirthschaft nächstens bei
Franz Köhler in Stuttgart erscheinenden Schrift über
Obstbenutzung.
Mit einer Abbildung auf Tab. V.
Lucas, übereine billige Obstdarre.
Eine der billigsten und zweckmäßigsten Obstdarren, welche sich fast in jeder Küche,
in der sich ein eiserner Plattenherd befindet, aufstellen läßt, ist die in Fig. 21
abgebildete hölzerne Herddarre.
Sie besteht aus einem hölzernen Kasten ohne Boden, dessen Höhe 1' 2'', dessen Breite
2' 3'' und dessen Länge 2' 5'' beträgt. Obige Zeichnung zeigt den Dörrkasten in 20fach
verjüngtem Maaßstabe. Derselbe ist durch eine senkrechte Scheidewand in zwei ganz
gleiche große Abtheilungen getrennt, in deren jeder sich, über einander, vier
Schubladen befinden, welche auf schmalen Leisten laufen und einen auf gewöhnliche
Weise eingerichteten, aus dünnen, 4 Linien weit auseinander befindlichen Latten
bestehenden Boden haben. Jede Schublade ist 2' 3'' lang und 1' 1'' breit und faßt
1/5 Simri Obst, so daß also stark 1 1/2 Simri frisches Obst auf einmal aufgeschüttet
werden kann. Da das Dörren durch die später zu erörternde Vertheilung der Wärme
ungemein schnell von statten geht und schon nach 2 bis 3 Stunden die eingelegten
frischen Früchte nur die Hälfte des Raumes mehr bedürfen, den sie anfangs brauchten,
so können zu gleicher Zeit die in verschiedenen Stadien des Dörrens befindlichen
Früchte von 3 bis 4 Simri grünem Obst untergebracht werden. Die Dörre ist mit einem
durch Holznägel angeschraubten Deckel versehen, der auf obiger Zeichnung, um den
innern Raum zu zeigen, weggelassen wurde. In diesem Deckel befinden sich für jede
Abtheilung der Dörre drei 2/3'' weite Löcher zur Ableitung des Dampfes, welche nach
Belieben mit gewöhnlichen Korkstöpseln geschlossen werden können. Die der einen
heißern Abtheilung bleiben gewöhnlich fest geschlossen, die der andern kältern
größtentheils offen. Die Dörre ist mit einer Thüre versehen, welche die Schubladen
vollständig abschließt, und überhaupt kann der Zutritt der äußern Luft vollständig
verhindert werden.
Auf dem Herd in meiner Küche habe ich eine solche Dörre und gebrauche sie seit drei
Jahren stets mit großem Nutzen. Allerdings habe ich den Herd etwas dazu einrichten
lassen und es genügt auch die Wärme des Küchenfeuers nicht allein, sondern es ist
ein besonderes kleines Schürloch da, in welches, wenn das Herdfeuer abgegangen, ein
kleines Feuer gemacht wird. Unter dem hintern Theil der Herdplatten, auf welche die
Dörre aufgestellt wird, befindet sich ein hohler Raum von 4'' Höhe, in dessen Mitte
einige Backsteine, die eine Art Zunge bilden, aufgestellt sind und um welche die
Wärme circulirt. Der ganze Rauch vom Herdfeuer wird zur Zeit des Dörrens in diesem
Canal herumgeleitet und trotz der horizontalen Lage desselben zeigt sich doch keine
Spur von Rauch in der Küche.
Die Dörre kostet, abgerechnet die besondere Einrichtung des Herdes, welche übrigens
nicht immer nöthig ist, nur 6 fl. und wird in der hiesigen Ackerwerkzeugfabrik dafür
verfertigt. Der Verbrauch an Holz ist, das Herdfeuer natürlich ungerechnet, während
18 Stunden, wenn fortwährend gedörrt wird, 12 bis 15 gewöhnliche buchene
Holzscheite, wie sie in den Stubenöfen gebraucht werden. Nachts lasse ich nicht
fortdörren.
Will man die erwähnte Einrichtung des Herdes, die sich übrigens auch sonst für die
Haushaltung sehr vortheilhaft gezeigt hat, nicht anlegen, so muß die letzte von den
zum Einhängen der Kochhäfen bestimmten Oeffnungen des Herdes mit einem eisernen
Plättchen bedeckt und die heiße Abtheilung der Dörre gerade über diese Stelle
gebracht werden. In diesem Fall wird man der Dörre eine etwas abgeänderte Form geben
müssen und kann die zwei Abtheilungen nicht neben einander, sondern hinter einander
anbringen.
Die Dörre wird auf einen 2'' hohen und 3'' breiten Lehmdamm aufgesetzt oder gleichsam
eingedrückt. Ich verwende hiezu 3 Theile Lehm, 1 Theil Ziegelmehl und 1 Theil Asche,
welche Materialien zusammengeknetet, eine Masse geben, die auf der heißen Platte
sich länger hält, als Lehm allein. Der noch freie innere Raum der Eisenplatte wird
zu gleichmäßigerer Vertheilung der Wärme dünn mit gewaschenem Sand bestreut. Dieser
Damm wird frisch angefertigt, wenn die Dörre aufgestellt wird, und entfernt, sowie
man sie wegnimmt. Es versteht sich von selbst, daß diese Dörre jeden Herbst neu
aufgestellt und nach Vollendung des Dörrgeschäftes wieder vom Herde weggenommen
wird.
Die erwähnte Abtheilung dieser Dörre in zwei vollkommen von einander getrennte
Hälften ist nicht nur in ökonomischer Beziehung sehr vortheilhaft, sondern auch
deßhalb, weil es bei einer solchen Einrichtung vorzugsweise möglich ist, sehr
schönes und delicates Dörrobst zu erzeugen. Die der Feuerung zunächst befindliche
heiße Hälfte der Dörre dient namentlich bei dem Kernobst
zum Schwelgen oder zum Sieden desselben in seinem eigenen Dampfe. Dieser völlig
abgesperrte Raum hält zwischen 50 und 70° R. feuchte Wärme. Das hier zuerst
gedämpfte und dadurch ziemlich weich gewordene Obst kommt nach einigen Stunden in
die zweite minder heiße Abtheilung. In dieser ist eine Wärme von nur 35 bis
50° R. Ein fortwährender Luftstrom, der durch eine längliche Oeffnung in den
Lehmdamm unter der Darre und über den heißen Lehm einströmt, tritt als heiße
trockene Luft in den Raum und findet durch die drei offenen Zuglöcher der Darre
seinen Ausgang, indem er das Obst zugleich vollkommen austrocknet. Wie leicht
begreiflich, wird das Trocknen hierdurch sehr befördert. Das Steinobst kommt gewöhnlich erst in die kältere und dann in die heißere
Abtheilung, doch habe ich es auch gleich dem Kernobst behandelt und gefunden, daß es
in der höheren Temperatur in Folge des darin befindlichen Dampfes nicht aufsprang
und keinen Saft verlor.
Kleine Birnen dörrten bei dieser Einrichtung schon in 10 Stunden, Kirschen in 6 bis 8
Stunden, größere Birnen in 18 Stunden; länger als diese Zeit war noch kein Obst in der Darre. Daß das in
dieser Dörre erzeugte Dörrobst in jeder Hinsicht schön, vollkommen und sehr
schmackhaft ist, davon kann sich jedermann durch den ersten Versuch schon
überzeugen.
Eine solche einfache und überall leicht anzubringende Dörre sollte in keiner
Haushaltung fehlen; sie kann ja außer zum Dörren des Obstes auch zum Trocknen der
Bohnen (diese brauchten 12 Stunden) und anderer Nahrungsmittel, Rüben zu Kaffee etc.
verwendet werden. Was die Gefahr des Verbrennens der Darre betrifft, so ist diese
kaum anzunehmen, denn es steht ja der Holzkasten auf einem 2'' hohen Damm von Lehm,
und da, wo er stark erhitzt wird, ist er durch den abgesperrten Dampf stets so
feucht, daß an ein Anbrennen des Holzes wohl kaum gedacht werden kann. Wollte man
eine größere Vorsicht haben, so wäre eine Umfassung der Darre mit Sturzblech und
darüber ein hölzerner Mantel, um die Wärmeausstrahlung des Eisens nach Außen zu
verhüten, sehr zweckmäßig.
Diese Darre stammt ursprünglich aus der Schweiz, aber sie enthielt zuerst sechs
Schubladen und von einer Trennung in zwei Hälften, von einer verschiedenen Anwendung
der Wärme war keine Rede. Die hier geschilderten Abänderungen habe ich erst
angebracht.