Titel: | Verfahren zum Conserviren vegetabilischer und animalischer Speisen; von den HHrn. A. Morel-Fatio und F. Verdeil. |
Fundstelle: | Band 137, Jahrgang 1855, Nr. LXXVIII., S. 300 |
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LXXVIII.
Verfahren zum Conserviren vegetabilischer und
animalischer Speisen; von den HHrn. A. Morel-Fatio und
F. Verdeil.
Aus dem Moniteur
industriel, 1855, Nr. 1956.
Morel-Fatio's und Verdeil's Verfahren zum Conserviren
vegetabilischer und animalischer Speisen.
Nach diesem Verfahren (dessen bereits im polytechn. Journal Bd. CXXXIII S. 160
erwähnt wurde) präparirt man die zu conservirenden Substanzen zuerst in nachher
anzugebender Weise und setzt sie dann in einem besondern Apparate der Wirkung des
Wasserdampfs unter einem Drucke von 4 bis 5 Atmosphären aus. Sie werden dadurch
schnell gekocht, ohne an Güte zu verlieren. Nachdem sie der Wirkung des Wasserdampfs
so lange ausgesetzt gewesen sind, als es zum Kochen erforderlich ist, nimmt man sie
aus dem Apparate heraus und läßt sie in erwärmten Kammern trocknen. Durch die
Wirkung des Wasserdampfes wird das Eiweiß coagulirt und das gährungerregende Princip
zerstört; indem man die Substanzen nachher bei niedriger Temperatur trocknet, um das
in denselben enthaltene Wasser auszutreiben, versetzt man sie in einen Zustand, in
welchem sie sich nicht mehr verändern, sondern beliebig lange aufbewahrt werden
können. Wenn man sie nachher benutzen will, braucht man sie nur mit Wasser zu
kochen, wodurch man eine Speise erhält, welche alle Eigenschaften sowie den
Geschmack der im frischen Zustande gekochten Nahrungsmittel besitzt.
Bei vegetabilischen Substanzen beginnt man damit, sie
zuzurichten, zu reinigen, zu zerschneiden etc., je nach dem Zustande, in welchem man
sie aufbewahren will. Man bringt sie dann auf Horden oder mit grober Leinwand
überspannten Rahmen in eine eiserne Kammer. In dieser Kammer circulirt ein mit einem
Hochdruck-Dampfkessel verbundenes Rohr, welches mit vielen feinen Löchern
versehen ist und den Wasserdampf von der angegebenen Spannung auf oder unter die
Horden ausströmen läßt. Der Ueberschuß des Dampfes geht in den Dampfkessel zurück
oder entweicht in die Atmosphäre. Die Wände der Kammer sind mit einem kleinen Loche
für das Austreten eines kleinen Antheils Wasserdampf versehen. Das Zuströmen und
Entweichen des Wasserdampfes wird übrigens durch einen Hahn und durch ein
Sicherheitsventil regulirt. Zum Einbringen der Rahmen ist die Kammer mit einer Thür
versehen, welche vor dem Einströmen des Dampfes hermetisch verschlossen wird.
Nachdem die vegetabilischen Substanzen genügend gekocht sind, nimmt man die Rahmen
aus dieser Kammer heraus und bringt sie in eine andere Kammer, in welche durch ein
Gebläse Luft von 26 bis 32° Reaumur so eingetrieben wird, daß sie gleichmäßig
auf die auf den Horden liegenden Substanzen einwirkt. Sobald letztere trocken sind,
nimmt man sie heraus; sie befinden sich nun in einem Zustande, in welchem sie sich
an der Luft nicht mehr verändern. – Die Dauer der Einwirkung des Dampfes
variirt je nach der Natur der Substanzen und der Anwendung, welche man davon machen
will. Die Verpackung der Substanzen ist auch verschieden; Körner, Erbsen z.B.,
werden in Büchsen von Pappe oder Holz eingeschlossen, Blätter werden in papierne
Beutel gepreßt, indem man in jedem Falle die Berührung mit Wasser und das Anziehen
von Feuchtigkeit verhindert.
Handelt es sich um animalische Substanzen, z.B. Fleisch,
so befreit man dasselbe von Knochen und Fett, und zerschneidet es in Stücke von 3
bis 3 3/4 Zoll Dicke auf 6 1/2 bis 7 1/4 Zoll Länge, und zwar so viel als möglich
nach der Richtung der Fasern. Die so präparirten Stücke werden in einen ähnlichen
Dämpfapparat gebracht, wie er für die vegetabilischen Substanzen angewendet wird,
nur legt man die Fleischstücke nicht auf Horden, sondern hängt sie an Haken auf. Man
läßt den Dampf eine Viertelstunde lang einwirken, worauf das Fleisch, möglichst quer
gegen die Richtung der Fasern, zerschnitten wird. Man bestreut die so erhaltenen
Fleischschnitte mit etwas Salz und legt sie auf einander in ein Gefäß, worin man sie
einige Stunden läßt, damit das Salz sie durchdringen kann, worauf sie wie die
vegetabilischen Substanzen ausgetrocknet werden. So getrocknet, ist das Fleisch
hart, spröde, geruchlos, und kann, vor Feuchtigkeit geschützt, in Fässern aufbewahrt
werden.
Fische von mäßiger Größe kann man ganz aufbewahren; man nimmt nämlich die Eingeweide
heraus und bringt etwas Salz ins Innere; man setzt sie hierauf in dem Dämpfapparat
ganz kurze Zeit der Wirkung des Dampfes aus, wie es für Fleisch angeführt wurde,
worauf man sie wie Fleisch und Vegetabilien trocknet. Große Fische schneidet man in
Stücke und salzt, dämpft und trocknet diese auf dieselbe Weise.