Titel: | Ueber die Herstellung einiger besondern Farben und des Goldlüsters auf Steingut und englischem Porzellan; von J. G. Gentele. |
Autor: | Johan G. Gentele [GND] |
Fundstelle: | Band 137, Jahrgang 1855, Nr. LXXIV., S. 273 |
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LXXIV.
Ueber die Herstellung einiger besondern Farben
und des Goldlüsters auf Steingut und englischem Porzellan; von J. G. Gentele.
Gentele, über die Herstellung einiger besondern Farben auf Steingut
und englischem Porzellan.
I. Darstellung der flowing colours
.
Ich habe in diesem Journal Bd. CXXXV S. 205 der sogenannten flowing colours erwähnt, welche in England seit ungefähr zehn Jahren auf
Steingut und dem englischen Porzellan (china ware)
erzeugt werden. Das mit solchen Farben versehene Steingut und Porzellan ist
allerdings durch diese Farben von ausgezeichneter Schönheit, die Weiße des Grundes
ist durch sie sehr lieblich abgeändert, und Glasur und Farbe besitzen einen Glanz,
wie er auf keinen andern. Potteriegegenständen angetroffen wird. Ich habe noch in
keinem Werke über Porzellan- oder Steingutfabrication diese Art Waare
besonders erwähnt gefunden, und da auch die Darstellung derselben mit technischen
Schwierigkeiten verbunden ist, so erlaube ich mir weitere Erläuterungen darüber zu
geben, nachdem ich Gelegenheit gehabt habe die Erzeugung dieser Waare selbst in Gang
zu bringen und eine Menge von Umständen anzuführen weiß, die man kennen muß, wenn
man nicht durch mißlungene Versuche von ihrer Herstellung abgeschreckt werden
soll.
Zuvörderst muß ich bemerken, daß die Theorie und die Andeutung der Herstellung der flowing
colours am angeführten Orte richtig ist. Zur Erfindung dieser Farbe hat entweder ein Versuch Veranlassung gegeben, die
Kapseln mit Kochsalz oder Chlorblei zu glasiren, oder das sogenannte Steinzeug welches mit Kochsalz glasirt wird. Solches
Steinzeug, das grob mit blauen Ornamenten bemalt ist, zeigt dieselbe Zerstreuung des Blaues wie das
flowing blue, nur hat es nicht dieselbe Schönheit,
wegen der Farbe des Grundes und der Unreinheit der angewandten Kobaltfarbe oder
Smalte; daß aber die Erfindung sehr alt ist geht daraus hervor, daß auf altem
ostindischen Steinzeug, welches eine grobe Art ächten Porzellanes ist, und nur nicht
die rein weiße Farbe des letztem hat, dieselbe Farbe vorkommt, doch nur von
nickelhaltigem Kobaltoxyde, das der blauen Farbe einen schwärzlich violetten Ton
gibt. Daraus geht auch hervor, daß man in Ostindien Kochsalz zur Glasur dieses
Steinzeuges anwendet. Obgleich auf dieser rohen Waare die flowing blue-Farben sich vorfinden, werden sie doch noch nicht auf
dem in gleich hoher Temperatur gebrannten ächten oder Feldspath-Porzellan
angetroffen, obwohl die blauen Farben unter der Glasur gewöhnlich sich ein wenig
zerstreuen, und es scheinen allerdings fast unüberwindliche Schwierigkeiten dem
Gelingen jener Farben sich zu widersetzen, was namentlich von der Beschaffenheit der
Glasur herrührt, worauf ich zurückkommen werde.
Will man sich kurzweg von der Wirkung der Chlorverbindungen auf die blaue Kobaltfarbe
überzeugen, so kann man dieß einfach dadurch, daß man einen mit blauer Farbe unter
der Glasur bedruckten Teller, welcher schon im Glattbrande gewesen ist, wiederum mit
Kochsalz oder Chlorblei, oder einem Gemisch von Salpeter und Kochsalz, auf nachher
anzugebende Weise in eine Kapsel bringt, und ihn wiederholt dem Glattbrande aussetzt. Je nach der Temperatur des Ofens
wird der Erfolg größer oder geringer seyn; die blaue Farbe wird nur dann nicht
zerstreut, wenn die Temperatur des Ofens nicht hoch genug war, um das Chlorid zu
verflüchtigen. Salmiak verdampft in diesem Falle, bevor er eine Wirkung äußern
konnte. Ist die Temperatur hoch genug, so ist das Resultat ein sehr gutes; aber
dieser Weg des doppelten Brennens wird im Großen nicht eingeschlagen, weil er zu
kostspielig wäre. Im angegebenen Falle wird die Farbenzerstreuung niemals zu heftig,
weil das Kobaltoxyd schon durch die Glasur geschützt ist, dieß kann aber eintreten,
wenn Glasur und Farbe in einem Brande eingebrannt werden, wo das Chlorid schon
verdampft ehe Glasur und Farbe sich vereinigt haben, oder wenn die Glasur später
schmilzt; auch tritt ganz derselbe Fall ein, wenn die Glasur die Farbe zu wenig
deckt, sollte sie auch flüssig genug seyn. Ich muß als erste
Bedingung zur Erzielung dieser Farbe eine hinreichend hohe Temperatur beim
Glattbrande anführen.
Die Nothwendigkeit derselben ist einleuchtend, wenn man bedenkt, daß die zu verdampfenden Chloride das Kobaltoxyd als Chlorkobalt
verflüchtigen müssen, welches an andern Stellen wieder von der Glasur aufgenommen
wird, und daß zur Verdampfung dieser Chloride eine gewisse Temperatur
erfordert wird. Da alle pyrometrischen Versuche bis jetzt sehr umständlich sind, so
hat man noch nicht ermittelt, bei welcher Temperatur in den Glattöfen das flowing blue erzeugt wird. Bei der englischen
Fabrication entsteht es, wenn die gewöhnliche Glasur auf
earthen ware gut geflossen ist, was wiederum nach
der Farbe von glasirten eisenhaltigen Thonringen in den
Probekapseln beurtheilt wird) bei den großen Dimensionen der englischen Oefen
besteht dieselbe aber doch nur an denjenigen Stellen des
Ofens, welche den Feuergassen und Zügen zunächst liegen, nämlich im ersten und
zweiten Ringe und in diesen in der dritten Kapsel vom Boden bis zur sechsten und
siebenten, jede Kapsel zu 3/4 Höhe gerechnet. An den übrigen Stellen des Ofens
ist zwar die Hitze hinreichend um die Glasur zu schmelzen, aber nicht um
das Kobaltoxyd zu verflüchtigen; an letztere Stellen setzt man daher entweder nur
weißes Steingut oder mit solchen Farben versehenes, welche keiner Verfließung
bedürfen. Man wird daraus aber auch leicht abnehmen können, daß in Steingutfabriken, wo die Glasur überhaupt an keinem Orte des Ofens bei
so hoher Temperatur eingebrannt wird, die Erzeugung dieser Farbe unter
unveränderten Umständen geradezu eine Unmöglichkeit ist.
Die Versuche zur Ermittelung, ob der Feuersgrad an irgend einem Orte des Ofens
hinreichend hoch zur Erzeugung der blauen Farbe ist, sind indessen weder schwer noch
kostspielig. Wenn man 30 bis 40 Piecen am Boden mit einem Strich blauer Farbe, am
besten reinen Kobaltoxyds, versieht, ehe man glasirt, sie dann glasirt auf die
nachher anzugebende Weise in die Kapseln mit der Salzmischung einsetzt und an die
verschiedensten Stellen im Ofen vertheilt und dem Glattbrande aussetzt, so zeigen
die Geschirre an denjenigen Stellen welche eine hinreichend hohe Temperatur
erlangen, die Verflüchtigung und Zerstreuung der Farbe an den bestrichenen Punkten,
welche die Geschirre nicht verunstalten; findet sich keine solche Stelle, so ist die
Temperatur im ganzen Ofen zu niedrig; die geeigneten Stellen
für Geschirre ermittelt man behufs der regelmäßigen Fabrication der Geschirre
auf dieselbe Weise für jeden Ofen, weil sich ungeachtet gleicher Bauart der
Oefen hierin doch gewöhnlich Verschiedenheiten zeigen.
Wenn die Temperatur, wobei die Glasur in einer Fabrik eingebrannt wird, zur
Herstellung der flowing blue-Farbe hoch genug
gefunden worden ist, wenigstens an mehreren Stellen des Ofens, so kann diese
Fabrication ohne bedeutende Schwierigkeiten eingeführt werden. Ist jenes aber nicht der Fall, so muß die
ganze Fabrication verändert werden, um den Zweck erreichen zu können. Es ist nämlich
in der Regel nicht thunlich, dieselbe Glasur bei stärkerem Feuer einzubrennen, denn sie wird dann zu flüssig, sie wird von dem Scherben
eingesaugt, dieser selbst biegt sich, und das Steingut erhält einen matten
Glanz. Sie muß daher schwerflüssiger gemacht werden (gewöhnlich durch
Verringerung des Bleioxydgehalts). Meistens reicht man jedoch damit nicht aus, denn
die Glasur erhält dann die sogenannten Glasurrisse; es wird mm auch ein
verhältnißmäßig stärkeres Rohbrennen nöthig, und wenn dieses nicht vorgenommen
werden kann, ohne daß das Biscuit zu dicht wird (wodurch es die Eigenschaft
verliert, die Glasur anzusaugen), so muß der Masse mehr Kieselerde zugesetzt werden.
Man sieht also, daß man genöthigt seyn kann, zur Erzielung
dieser Farbe die ganze Fabrication, den Masseversatz, die Glasurmischung, die
Temperatur beim Brennen zu verändern, kurz, den lang gewohnten Weg zu
verlassen, was dann allerdings Versuche und Zeit erfordert; verfährt man jedoch mit
Umsicht, so kann der Uebergang selbst keine Störung hervorbringen, und jedenfalls
wird ein solideres Fabricat erreicht, wenn auch nicht Alles mit dieser Farbe
decorirt wird.
Die zweite Bedingung ist, daß die Glasur bei derjenigen
Temperatur flüssig werde, wobei die Verflüchtigung des Kobaltoxyds erfolgt,
und daß die Glasur in hinreichender Stärke auf dem Geschirr aufgetragen ist, um
dieses Oxyd aufzulösen. Beim Betriebe der Fabrication im Großen, wo z.B. Tausende
von Tellern bedruckt werden, wird man zwar stets einige Procente Ausschuß erhalten;
aber gerade an diesem studirt man die Ursachen des Mißlingens und die Bedingungen
des Gelingens. In den Fällen wo die Glasur zu dünn war, ist das Blau zu sehr
zerstreut und das Dessin verwischt. Wo sie zu dick war, kann sie verlaufen seyn und
zieht dann Farbe vom Dessin in Fäden nach sich. War die Hitze an der betreffenden
Stelle nicht hoch genug, so sehen das Blau und der Grund nicht anders als gewöhnlich
aus.
Um die Glasur in hinreichender Stärke aufzutragen, benutzt man zwar das gewöhnliche
Verfahren beim Glasiren, aber man wählt zum Drucke solches Biscuit aus, welches sich
als gerade recht gebrannt erweist. Es kann zwar, wie jeder Steingutfabrikant weiß,
auch beim Rohbrennen des Steinguts das Biscuit in demselben Ofen ungleich hart
gebrannt werden, was jedoch nichts zu sagen hat, wenn nur das zu Wenig und Zuviel
nicht überschritten wird; man sucht dann zu dieser Decoration solches Biscuit aus, welches
mittelmäßig hart gebrannt ist und die Glasur noch mit Leichtigkeit ansaugt; um dieß
beurtheilen zu können, muß man freilich erst einige Erfahrungen gemacht haben.
Eine dritte Bedingung zum Gelingen der Farbe ist, daß die
Kapseln, in welchen gebrannt wird, dem Rauche oder dem Luftstrom keinen Einzug
oder Zutritt gestatten. Die Folgen eines solchen Zutritts sind die
schlimmsten, und Stücke welche dadurch mißglückt sind, können ein ganz schlechtes
Ansehen erhalten. Dieser Vorgang mit seinen verschiedenen Erscheinungen ist schwer
zu erklären, wenn man auch den Rauch als reducirend, und den Zug als zuweilen
oxydirend annimmt. Ein solches Geschirr kann nämlich braunroth, schwarz und sogar
grün geworden seyn, mit bloßen Spuren von Blau, und das Dessin ist in allen diesen
Fällen beinahe verschwunden. Diese Farben, welche niemals rein und oft sehr ungleich
auf dem Geschirr vertheilt sind, ertheilen demselben ein sehr schlechtes Ansehen,
und diese Erscheinung ist um so merkwürdiger, da weißes Steingut gar häufig in
Kapseln mit Rissen glattgebrannt wird und in diesem Falle selten ein Fehler
entsteht. Ich kenne auch keine andere Farbe als die von Kobaltoxyd, welche so
empfindlich ist; sie ist es jedoch nicht in denjenigen Fällen, wo keine Chloride zur
Erzeugung des flowing blue einwirken. Zuweilen trifft es
sich zwar, daß auch das flowing blue aus Kapseln sehr
gelungen heraus, kommt, welche während dem Brande gesprungen sind; in diesem Falle
kann man aber sicher annehmen, daß der Zug aus den Feuerungen sich nicht auf die
Kapsel gebrochen hat, wodurch sie bei ihrer Stellung gegen den Eintritt der Ofengase
geschützt blieb.
Bei der Erzeugung des flowing blue, so wie der übrigen
flowing-Farben, kommen außer den angeführten
Bedingungen noch Kunstgriffe in Betracht, welche ich anführen will, obgleich einige
davon auch beim Druck anderer Farben unter der Glasur gebräuchlich und daher bereits
bekannt sind; ich setze im Folgenden voraus, daß der Leser mit dem Verfahren des
Druckes mit Kupferplatten vertraut ist.
Wenn nämlich das Dessin mit reinem Kobaltoxyd aufgedruckt wurde (was auch bei nicht
tiefen, schon abgenutzten Kupferplatten ein ganz dunkles Blau gibt), dann der Druck
auf das Biscuit aufgelegt und eingerieben, hierauf das Papier mit Schwamm
abgewaschen worden ist, so wird das Biscuit wie gewöhnlich in einem eigenen
Muffelofen erhitzt, um das Oel in der Farbe zu verbrennen, weil das Geschirr sonst
die Glasur an den bedruckten öligen Stellen nicht annehmen könnte. Anhängender Staub
von Papierresten etc. wird mit entfetteten Eichhornschwänzchen abgestäubt; falls nun
die Farbe nicht schon etwas fest sitzt, würde diese hierbei verstäubt werden, und der geringste Staub
bringt dann auf dem weißen Grunde blaue Flecken hervor, welche das Stück
verunzieren. Aus diesem Grunde mischt man dem Kobaltoxyd sehr wenig (höchstens 1/16
bis 1/32) Bleiweiß oder Mennig, letzteren bei ganz abgenützten Platten zu, wodurch
das Kobaltoxyd etwas befestigt wird. Solche blaue Flecken können übrigens auch
entstehen, wenn das bedruckte Biscuit in unreinem Wasser gewaschen wird, worin
kobalthaltige Papiersetzen herumschwimmen, die sich an das Biscuit ansetzten;
letzterem Umstand entgeht man durch beständiges Wechseln des Waschwassers mit
frischem Wasser.
Wenn tiefe Kupferplatten zum Drucke angewendet werden, so kann man aus mehreren
Ursachen die ersten hundert Duzend Abdrücke nicht mit reinem Kobaltoxyd machen, denn
die nachfolgenden würden trotz der Anwendung von reinem Kobaltoxyd stets heller
ausfallen. Ueberdieß stellen sich technische Schwierigkeiten ein; die dicke Lage des
aufgedruckten Kobaltoxyds wird nämlich von der Glasur nicht aufgelöst, sondern
vielmehr eingesogen; das Blau bleibt trocken und glanzlos; mischt man aber soviel
Mennig hinzu, daß es den Glanz erhält, so rinnt es, namentlich an steilen Stellen,
ab, und die Figur wird völlig verunstaltet. Aus diesen Gründen schon findet man eine
Verdünnung des Blaues nützlich, nämlich mittelst eines Flusses, der aus Krystallglas
und Glasur zusammengesetzt wird und mit welchem man das Kobaltoxyd vorher
zusammenfrittet. Die beste Mischung für den Fluß muß man durch Proben ermitteln.
Reines Zinkoxyd ist ebenfalls zur Vermischung anwendbar und läßt dem Blau seine
prächtige Farbe. Um mit derselben Platte große Mengen von Geschirren gleicher
Farbentiefe herzustellen, vermindert man nach und nach den erwähnten Zusatz, bis
endlich reines Kobaltoxyd angewendet wird, und wenn letzteres zu blasse Dessins
gibt, wird die Kupferplatte als abgenutzt bei Seite gethan, sie kann aber in den
meisten Fällen noch zum Drucke für gewöhnliches Blau und Grün benutzt werden. Es ist
jedoch eine reine Unmöglichkeit, trotz der gleichen Farbe und übereinstimmender
Abdrücke, aus einem Brande z.B. alle Teller so zu erhalten, daß sie zusammenpassen;
es zeigen sich stets Verschiedenheiten in der Farbe, das Blau ist ungleich
verflüchtigt; es bleibt daher nichts übrig, als die gleichfarbigen Stücke
auszusuchen, so daß man 10, 20 Duzend etc. von einer gleichen Nüance erhält, die zu
einem Service angewendet werden können; dadurch genügt man überdieß dem Geschmack,
indem der eine diese, der andere jene Nuance vorzieht.
Das Einsetzen des Gemenges von Chloriden neben das bedruckte Geschirr erfordert
zuweilen Geschicklichkeit, damit der Zweck ohne Platzverlust erreicht werde. Die
Gefäße, welche die Mischung enthalten, dürfen nicht zu nahe an den bedruckten Piecen stehen, und müssen
noch bedeckt oder soweit davon entfernt seyn, daß nichts an die Piecen
herausspritzt, wodurch Blasen auf der Glasur entstünden. Nur in gewissen Fällen und
in manchen Fabriken wird das Bestreichen der Kapseln mit der erwähnten Mischung
vorgezogen, in andern aber nicht; ich finde es vortheilhafter die Kapseln nicht zu
bestreichen, weil sonst nach und nach deren Masse verdirbt, und überhaupt ihre
Haltbarkeit beeinträchtigt wird.
Ich will versuchen, die Beschickung der Kapseln ohne Abbildungen deutlich zu machen,
indem ich die Anfüllung mehrerer Kapselsorten beschreibe.
Gesetzt, man bediene sich mehrerer ovalen Kapseln, wovon
die eine mit einer ovalen Terrine, die andere mit
Kaffeebechern und Untertassen auf 6 Piggs gefüllt wird. Gewöhnlich füllt man die Terrine auf
einen Ring oder auf starke 3 Piggs, welche unter den Boden passen, und an den Seiten
haben noch kleinere Gegenstände, Kaffeebecher, Salzbüchsen etc. Platz. Man setzt nun
das Gemenge von Chloriden an beiden Seiten unter die hervorstehenden Henkel in zwei
kleine Büchsen, die man mit einem Steingut- oder Biscuitscherben bedeckt. In
diesem Falle hatte die Sache keine Schwierigkeit und der Platzverlust ist wegen der
Lage des Henkels meistens unbedeutend. Bei Ober- und Untertassen setzt man
gleichfalls die Mischung an die zwei äußersten Enden auf dieselbe Weise, wobei man
aber den Platz verliert, welchen ein Stoß Becher an jeder Seite einnimmt.
Schlimmer als in diesen beiden Fällen ist es bei sogenannten ovalen Pinnkapseln, in
welchen ovale Teller auf 3 oder 4 Pinnen dicht über einander gesetzt werden, und bei
denen nirgend ein größerer leerer Raum bleibt als ein ganzes oder halbes Fingermaaß,
nämlich die Entfernung in welcher die Geschirre unter sich und von den Wänden der
Kapseln abstehen. Bei diesen Geschirren muß man darauf verzichten, sie auf Pinnen in
den dazu gehörigen Kapseln zu brennen, indem man größere ovale Kapseln anwendet, in
welchen ein Stück auf Nabbs auf den Boden gesetzt, und in dem leeren Raum das Gefäß
mit der Mischung angebracht wird. – Oder man benutzt eine von mir eingeführte
Methode, welche darin besteht, daß man bodenlose Pinnkapseln wie gewöhnlich anfüllt;
unter die bodenlose Kapsel setzt man eine Fläche etwa drei Zoll tiefe, welche die
Gefäße mit der Mischung enthält, und darüber noch eine zweite; über die zweite setzt
man eine flache Kapsel mit zwei Löchern im Boden, in welche gleichfalls Mischung in
zwei Gefäßen kommt, die neben die Löcher auf den Boden der Kapsel gesetzt werden.
Auf diese Kapsel werden wieder zwei mit bedruckter Waare gefüllte Pinnkapseln
gesetzt, darauf wieder
eine flache durchbrochene u.s.w. Die oberste flache Kapsel bedeckt eine gewöhnliche
ovale Bodenkapsel mit anderem Geschirr, auf welche dann noch so viele Kapseln mit
anderer Steingutwaare gesetzt werden, bis die übliche Höhe des Stoßes erreicht ist.
Auf diese Art geordnet, communiciren die die Mischung enthaltenden Kapseln im Innern
mit denen welche die Waare enthalten, und das Resultat ist sehr gut; auch braucht
man trotz der leeren Kapseln weniger Raum als bei großen, in welchen man die Stücke
nicht auf Pinnen anbringen kann. So wie mit flachen ovalen Tellern, verfährt man
auch mit Terrinassietten, Terrindeckeln, Waschschüsseln, überhaupt allen solchen
Piecen, welche auf Pinnen aufgehängt werden können und dafür nicht zu schwer
sind.
In kreisrunden Kapseln verfährt man auf analoge Weise. Sie werden ebenfalls für jede
Art Geschirr gebraucht, welches entweder auf Ringen, Nabbs oder Piggs darin auf
einander gesetzt, oder auf Pinnen aufgehängt wird. Beim Einsetzen auf Nabbs oder
Piggs verschafft man sich für das Gemenge der Chloride ebenso Platz, wie in ovalen
Bodenkapseln. Kann dieß aber nicht geschehen, wie in den Pinnkapseln, in welchen
z.B. Teller auf einander gehängt sind, so befolgt man dasselbe Verfahren wie bei den
ovalen Pinnkapseln, d.h. man wendet Fläche Kapseln, welche die Mischung enthalten
und durchbrochen sind, mit bodenlosen Pinnkapseln an, und stellt sie so auf, daß
unter je zwei solchen Pinnkapseln eine flache Kapsel mit der Mischung und darüber
eine durchbrochne mit Mischung sich befindet, die entweder mit Pinnkapseln
communicirt oder mit einer Bodenkapsel bedeckt ist. Das Verschließen der Kapseln mit
Thonwülsten geschieht ganz genau in gewöhnlicher Weise. Außerdem müssen alle
verwendeten Kapseln, wie bei Steingut überhaupt, wohl glasirt seyn. Nach dem
Gebrauche werden sie an einem besondern Orte aufbewahrt, damit nicht andere
Geschirre darin gebrannt werden, die dann einen blauen Anflug und wie bei Tellern
blaue Ränder bekämen. Dagegen kann man Kapseln in denen vorher andere Geschirre
gebrannt worden sind, wenn sie keine Sprünge haben, recht gut hierzu anwenden, ja es
dieß sogar vortheilhaft, weil alsdann weniger Farbe von der Glasur der Kapseln
angesogen wird.
Da die verflüchtigten Chloride selbst rohes Steingut glasiren, wovon ich mich durch
einen directen Versuch überzeugte, so wirken sie auf die Trennungsstücke, auf welche
das Steingut gesetzt wird, die Nabbmasse woraus die Pinnen und Piggs verfertigt
werden, ebenfalls glasirend und erweichend ein. Eine Masse, welche für gewöhnliches
Steingut zufriedenstellende Resultate gibt, biegt sich und erweicht in flowing blue-Kapseln, was sehr große, jedem
Steingutfabrikanten bekannte Uebelstände veranlaßt. Zeigt sich die gewöhnlich angewandte Masse
nicht befriedigend, so muß man zu einer hartem zu gelangen suchen, auf demselben
Wege wie bei der gewöhnlichen Steingutfabrication, d.h. indem man den Theil der
Nabbmasse vermindert, welcher ihr Zusammensintern veranlaßt; um sie aber doch
compact zu erhalten, setzt man die Trennungsstücke der höchsten Hitze des
Rohgutofens aus, ehe man sie anwendet. Die Spitzen der porösen Nabbs, Piggs, Pinnen
oder Ringpiggs, welche die glasirte Piece berühren, saugen an den Berührungspunkten
die Glasur zu einem kleinen Wulst zusammen, der dann das Stück jedenfalls
verunziert, wenn die Fläche auch nachher abgestoßen wird; ist die Masse derselben
aber nicht porös, so werden diese Punkte wenig sichtbar, die namentlich auf blauen
Flächen scharf abstechen. Im Allgemeinen ist man genöthigt, die Stücke etwas stärker
zu machen, bis an die Spitzen; letztere zu verdünnen, geht durchaus nicht an; sie
würden sich umbiegen, und wenn nicht andere Unfälle entstehen, wird doch der Fleck
von denselben noch größer als gewöhnlich. Wo man es machen kann, wendet man nur
Pinnen an, wodurch die Flecken auf der nicht bedruckten Seite entstehen, wo sie nur
einem Kenner, der die Piece umkehrt, in die Augen fallen.
Zur praktischen Ausführung dieser Fabrication gehört auch noch ein Arrangement,
welches die flowing blue-Stücke im Verlauf der
Fabrication getrennt zu erhalten gestattet, was in Fabriken wo vier bis fünf Pressen
mit allerlei Farben im Gange sind, nothwendig ist, damit nicht aus Irrthum die so
bedruckten Piecen mit anderen verwechselt werden, denn so, wie die Piecen aus dem
Glasurbottiche kommen, sind sie alle weiß und von unbedruckten oder mit anderen
Farben bedruckten nicht zu unterscheiden. Man verfährt daher am zweckmäßigsten so,
daß man beim Drucken sogleich auf die Rückseite der mit flowing blue bedruckten Piece noch ein Sternchen setzt, oder irgend ein
Zeichen, das man von einer Kupferplatte abnimmt, welche 500–600 solche
Zeichen hat, die man einzeln abschneidet und zur Bezeichnung ansetzt. Kommen die
Farben dann aus der Verglühmuffel, wo man schon Schwarz und Blau nicht mehr
unterscheiden kann, so erkennt man die Farbe an dem Zeichen. Von da kommen die
Piecen in die Glasurstube, wo das flowing blue
ausgeschieden und für sich glasirt und zum Einsehen in die Kapseln sogleich in
besonderen Regalen aufgestellt wird, von denen sie die Arbeiter in die Kapseln
bringen. Die Kapseln selbst bezeichnet man mit einem im FernerFener haltbaren Zeichen, damit dieselben nicht an andere Stellen im Ofen kommen
oder wie andere Druckfarben behandelt werdenwerdee. Ich will hier gleich bemerken, daß für Maulbeerfarbe und flowing green ebenso verfahren werden muß, damit sie
nicht in Kapseln kommen, worin flowing blue oder gewöhnliche
Druckfarben gebrannt werden, oder damit überhaupt Verwechslungen nicht
stattfinden.
Das Verfahren um die Maulbeerfarbe und das flowing green
herzustellen, ist ganz das nämliche und erfordert dieselbe Vorsicht, nur mißlingen
solche bei weitem nicht so leicht, weil weder so verschiedene Nuancen entstehen,
noch die Flüchtigkeit des betreffenden Farbenkörpers so groß zu seyn scheint. Zur
Verflüchtigung dienen ganz dieselben Choride, Gemische von Salpeter und Kochsalz,
Chlorblei und Chlorcalcium. Ich kann jedoch keine genaue Vorschrift hinsichtlich der
passendsten Mischung für jeden einzelnen Fall geben, weil sich dieselbe mehr oder
weniger nach der Beschaffenheit der Glasur richten muß. Ist diese an und für sich
sehr bleihaltig, so ist es nach meinen Erfahrungen nicht gut, Chlorblei anzuwenden, denn die Glasur wird dann noch flüssiger und erhält,
obgleich sie sehr schön und glanzvoll ist, nach einiger Zeit Risse; in diesem Falle
ist ein Gemisch von gleichen Theilen Kochsalz und Salpeter vorzuziehen, doch kann
man mit der Quantität Salpeter bis auf ein Drittel zurückgehen. Kochsalz allein
erzeugt keine schöne Farbennüance; auch nicht Natronsalpeter, statt Kalisalpeter; es
fehlt der Nüance der röthliche Schein. Wahrscheinlich verflüchtigt sich bei
Anwendung von Kalisalz hauptsächlich Chlorkalium, welches sich wieder mit dem
Bleioxyd der Glasur zersetzt und theilweise an dessen Stelle tritt, so daß auf diese
Art die eigene schöne spiegelnde Glasur entsteht, welche dieser Waare eigen ist und
nie von solchen Geschirren erreicht wird, wo in die Mischung kein Kalisalz kommt.
Wenn die Piecen gelingen, so sind sie im äußern Ansehen ächtem Porzellan so ähnlich,
daß Personen welche die Waare nicht voraus kennen, sich bemühen Hindurchzusehen.
Bei Glasuren dagegen, wo der Fluß neben Bleioxyd aus beträchtlicheren Antheilen von
Borax und Feldspath besteht, welche allerdings einem zu großen Bleigehalt
vorzuziehen sind, kann mit Vortheil Chlorblei und Chorcalcium oder auch folgende
Mischung angewendet werden: man bringt in ein Gefäß 1 Thl. Bleiweiß, setzt soviel
Salzsäure zu, bis das Aufbrausen vollständig vorüber ist, fügt nun 1–4 Thle
gepulverten Kalkspath hinzu, und trocknet das Ganze ein, welches nun ein Gemenge von
Chlorcalcium, kohlensaurem Kalk und Chlorblei darstellt; man vermengt das trockene
Pulver mit noch 1–2 Thl. Kaolin und benutzt es statt obiger Mischung von
Kochsalz und Salpeter. Wie viel Kalkspath oder Kaolin man zufügen soll, ist nicht
genau anzugeben; verschiedene Verhältnisse die man bei einem oder zwei Bränden
anwandte, zeigen welches die genügendsten Resultate nach Maaßgabe der Verflüchtigung
des Blaues liefert. Bei diesem Satze oder der Anwesenheit von Chlorblei bleiben
nicht leicht im Dessin
des Druckes von flowing blue schwarze trockene Stellen
zurück, als Folge zu dicker Lage der Farbe oder Mangels hinreichend starker Glasur,
und es vermindern sich auch die nachtheiligen Folgen einer zu hartflüssigen oder zu
dünn aufgetragenen Glasur, weil das verflüchtigte Chlorblei eine leichtflüssigere
Glasurdecke auf dem Geschirr bilden hilft.
Bezüglich des Gemenges von Chloriden welches man jedesmal in die Kapseln zu setzen
hat, sind 2 bis 3 Loth davon in den meisten Fällen hinreichend; nur für ganz große
Kapseln nimmt man das Doppelte. In allen Steingutfabriken gibt es beim Rohgutbrande
verunglückte Gefäße, z.B. Kaffeebecher, von denen die
Henkel abgebrochen sind, dergleichen Sahnekannen und ähnliche kleine Hohlgefäße: diese sammelt man und wendet sie als Behälter
für den Einsatz der Mischungen an. Nur in Fabriken, wo diese Fabrication
vorherrscht, ist man gezwungen, sich besondere kleine Tiegel zu drehen, welche aus
einer rothen Masse bestehen können, wenn diese nur den gehörigen Feuergrad aushält.
Die für Chlorblei und Chlorcalcium gebrauchten Tiegel halten länger, als die für
Kochsalz und Salpeter angewandten; in ersteren verbleibt eine zusammengesinterte
Kruste, bei den letztern ein krystallinischer Schmelz, aus Würfeln von Kochsalz und
Chlorkalium bestehend, welcher in den Fabriken gewöhnlich nicht weiter beachtet
wird. Ist die Masse dieser Gefäße von solcher Beschaffenheit, daß Salpeter und
Kochsalz leicht durchdringen, so setzt man zwei Gefäße ineinander, z.B. zwei
Kaffeebecher oder Tiegel, damit nichts in die Kapseln herauslauft.
Um schönes flowing blue herzustellen, muß man, wie
bemerkt, reines Kobaltoxyd anwenden, und zu den übrigen Farben gute Nüancen. In
England kommen ausgezeichnete Farben für diese Fabrication im Handel vor, namentlich
verkauft davon ein schönes Sortiment Edward Wood Esq. in
Burslem; ich beabsichtige auf diesen Gegenstand später zurückzukommen.
Auf die englische china ware oder das Beinporzellan
werden eben dieselben Farben unter der Glasur und auf dieselbe Art erzeugt. Solches
Porzellan wird in allen Stücken wie Steingut behandelt, nämlich zuerst sehr stark
gebrannt, so daß das Biscuit schon durchsichtig ist, ehe die Glasur darauf kommt;
letztere ist blei- und boraxhaltig, und wird dann bei derselben Hitze
eingebrannt wie die Glasur auf Steingut; ja beide Sorten werden in einem Ofen und
mit demselben Feuer eingebrannt. Nur die Beschickung der Kapseln erfordert andere
Vorkehrungen, weil die Masse sich leichter verbiegt, folglich in ähnlicher Weise
unterstützt werden muß, wie das Feldspath-Porzellan. Aus dem Gesagten kann
man auch entnehmen,
warum das flowing blue bisher nicht auf
Feldspath-Porzellan erzeugt wird, welches zuerst im Verglühfeuer schwach,
dann mit einer schwerflüssigen bleifreien Glasur in der stärksten Hitze glatt
gebrannt wird.
II. Darstellung des
Goldlüsters.
Der Goldlüster wird ebenfalls häufig zur Verzierung von Steingut und china ware angewandt, hauptsächlich zum Fondiren und
Ueberziehen ganzer Flächen, indem man zuerst Druck oder Malerei auf denselben
anbringt, welche durch den Lüster ersichtlich bleiben. Dieser Lüster ist eigentlich
eine rosenrothe Farbe, welche unter gewissem Winkel betrachtet, einen metallischen goldähnlichen Glanz hat, der bei dicker Lage
vorherrscht, während dann die rosenrothe Farbe verschwindet. Das Präparat, womit
dieser Lüster erzeugt wird, gibt auch an der Berührungsfläche mit dem Glase eine
rosenrothe Farbe, welche durch eine dünne Goldhaut schimmert, die an der andern
Fläche entsteht, welche mit der Glasur nicht in Berührung ist. Daß diese Erklärung
richtig ist, beweist der Umstand, daß die rosenrothe oder violette Farbe allein
verbleibt wenn zu stark eingebrannt wird, und dabei der Goldglanz ganz oder
theilweise verschwindet, weil dann sämmtliches Gold in der Glasur aufgelöst
wird.
Auch diese Farbe oder diesen Lüster hervorzubringen ist nicht leicht, und erfordert
ohne zuverlässige Vorschriften zahlreiche Versuche. Ich kann in Folge der von mir
angestellten Versuche, wobei ich englische Recepte berücksichtigte, worin jedoch nur
die zur Erzeugung des Lüsters erforderlichen Substanzen angegeben waren, eine
detaillirte Anleitung zur Darstellung eines den Anforderungen genügenden Fabricats
hier folgen lassen.
Die färbenden Bestandtheile in dem Lüster sind Gold und Zinn. Die englischen
Vorschriften geben das Verhältniß zwischen beiden an mit 5 penny weights Gold gegen 5 grains Zinn
– ein Verhältniß, welches meine Versuche allerdings als das beste
bestätigten. Diese beiden Metalle müssen auf das Feinste in einem Vehikel zertheilt
seyn, damit man sie in äußerst dünner Lage auf die glasirten Flächen mit dem Pinsel
aufzutragen im Stande ist, und der Arbeiter welcher die Lage aufträgt, muß ihre
Stärke beurtheilen können. Ein solches Vehikel ist der Schwefelbalsam, mit der
erforderlichen Menge Terpenthinöl versetzt, welches auch zur Verdünnung beim Malen
angewendet wird.
Man bereitet sich zur Darstellung des Präparates, womit man den Lüster malt, eine
Auflösung von 60 Thln. Gold und 1 Thl. Zinn in Salpetersalzsäure und verjagt dann
den größten Theil der überschüssigen Säure durch Verdunsten dieser Lösung. Es ist nicht nöthig, daß
diese Lösung ganz frei von überschüssiger Säure sey; sie wird in sehr concentrirtem
Zustande aufbewahrt. Andererseits bereitet man sich mit Leinöl und Schwefel einen
Schwefelbalsam, am besten in einem etwas tiefen Topfe
oder Porzellantiegel, den man über freiem Feuer erwärmt; bei der gehörigen Vorsicht
kann man auch einen Glaskolben anwenden. Man wiege 2 Loth gepulverten Schwefel und 6
Loth Leinöl ab, das Ganze erhitzt man, bis sämmtlicher Schwefel zergangen ist, was
bekanntlich unter sehr starkem Aufschäumen erfolgt. Hierbei muß man besorgt seyn,
daß das Oel nicht klumpig wird, durch Anbrennen an den Wanden des Gefäßes. Nachdem
aller Schwefel gelöst ist, kann man noch 2 bis 4 Loth Leinöl zusehen und damit
aufkochen lassen, bis die Mischung klar ist. Auf die Darstellung des Schwefelbalsams
ist die größte Sorgfalt zu verwenden; derselbe darf durchaus keine Klumpen
enthalten, welche sich nicht in Terpenthinöl vollkommen auflösen, denn diese würden
auf den Flächen wo das Präparat aufgetragen wird, Flocken
erzeugen, und dadurch das ganze Ansehen des Lüsters verderben. Man muß ihn daher vor
seiner Anwendung durch Auflösen in Terpenthinöl auf seine Reinheit prüfen. Sollte
die Bereitung des Schwefelbalsams nicht ganz gelungen seyn, so löst man ihn durch
Erwärmen in Terpenthinöl auf, filtrirt heiß durch Flanell, und wiederholt dieses
Filtriren, bis die Lösung glänzend klar ist; man verdunstet alsdann die Lösung
wieder im Sandbad, bis ein Tropfen beim Erkalten zu einem starken Syrup gesteht,
worauf man den Balsam als brauchbar betrachten kann. Aus dem Nachfolgenden ersieht
man, daß es vortheilhaft ist, sich von dem Balsam nacheinander so viel zu bereiten
und in einem Gefäße gemischt aufzubewahren, als beiläufig im Verlauf eines Jahres
nöthig ist; hinsichtlich der Lösung von Gold und Zinn notirt man sich das in einem
bestimmten Maaß derselben enthaltene Goldgewicht, um bei der zweiten Darstellung des
Anstreichpräparates eine Losung von derselben Concentration anwenden zu können.
Die Bereitung des Anstreichpräparats besteht im Erwärmen des Schwefelbalsams und des
Terpenthinöls und im Zusetzen der Goldlösung, wobei ein stürmisches Aufschäumen
erfolgt, daher die Mischung leicht über das Gefäß läuft. Obgleich ich die
Vermischung unter einem Schornsteinmantel auf einer Weingeistlampe über directer
Flamme vornahm, empfehle ich bock, sich dazu eines Sandbades zu bedienen, und
jedenfalls eines tiefen Gefäßes, eines weithalsigen Kolbens oder geräumigen
Becherglases, auch nur mit kleineren Quantitäten zu arbeiten, z.B. mit 4 Loth
Schwefelbalsam. Man erwärmt denselben in dem Kolben, nimmt ihn dann vom Feuer, setzt
Terpenthinöl hinzu bis die Masse dünn ist, und gießt nun aus einer Flasche, welche auf
der Waage steht, tropfenweise Goldlösung unter Umrühren und Abwarten des
Aufschäumens hinzu; nachdem das Schäumen aufgehört hat, setzt man den Kolben wieder
auf das Feuer und erhitzt noch so lange, bis die Masse als brauner Syrup sich ruhig
kochen läßt. Hat man schon früher mit demselben Schwefelbalsam und derselben
Goldlösung gearbeitet, so ist die nöthige Geldmenge, d.h. das Gewicht der
erforderlichen Lösung bekannt, und man hört mit dem Zusetzen derselben auf, sobald
die Flasche auf der Waage die entsprechende Gewichtsverminderung zeigt. Wenn man
aber dieses Gewicht noch nicht ermittelt hat, so thut man es bei dieser Gelegenheit,
indem man die verbrauchte Menge der Goldlösung durch Nachwiegen der Flasche
bestimmt, sobald das Präparat entsprechend gefunden worden ist.
Um bei der ersten Darstellung des Präparats den genügenden Zusatz von Goldlösung zu
ermitteln, erprobt man dasselbe auf Steingutscherben. Man nimmt nämlich einige
Tropfen der bereiteten Masse und verdünnt sie mit Terpenthinöl soweit, daß sich
damit ein Pinselstrich machen läßt, ohne daß die Flüssigkeit ausfließt oder zähe
ist, und daß der Pinselstrich sichtbar bleibt; von dieser Mischung streicht man auf
einen Steingutscherben eine dünne Schicht; nachdem dieselbe sich etwas verdickt hat,
streicht man eine stärkere Lage darauf; dann legt man den Scherben in einen auf der
Weingeistlampe zum starken Rothglühen erhitzten Porzellantiegel und läßt ihn darin,
bis er ebenfalls rothglüht, worauf man ihn mit der Zange herausnimmt und erkalten
läßt. War hinreichend Gold zugesetzt worden, so ist der Lüster glänzend, an den
dicker bestrichenen Stellen goldglänzend, und man kann nun mit demselben einen
Versuch im Muffelofen machen. Wird die Farbe bläulich, oder uneben und glanzlos, so
fehlt der Mischung noch Gold, wovon ihr mehr auf dieselbe Art zugesetzt wird, bis
die Probe mit dem Scherben auf der Weingeistlampe zufriedenstellend ausfällt. Vor
Anwendung des Präparats macht man jedoch stets einen Versuch mit einigen Piecen in
der Muffel, um ihr Verhalten auf größeren Flächen besser beurtheilen zu können. Ein
gelungenes Präparat gibt eine reine, gleiche, spiegelnde Fläche, welche an dickern
Stellen goldähnlichen Glanz hat; diese Fläche darf an keiner Stelle löcherig oder
geronnen aussehen; in letzterm Fall fehlt nämlich Gold, es brennen sich Stellen aus,
worin keines befindlich ist. War hingegen zu viel Gold vorhanden, so hat dieß keinen
andern Nachtheil, als daß der Lüster zu goldähnlich ist, weniger rosenroth aussieht,
und daß das Präparat beim Verdünnen mit Terpenthinöl zu flüssig wird, so daß sich
das Gold nicht mehr schwebend erhält, sondern nach und nach absetzt; dem
eingetretenen zu großen Goldgehalte hilft man einfach durch Erwärmen des Präparats und Zusetzen von mehr
Schwefelbalsam ab.
Das Auftragen des Goldlüsters und das Malen damit geschieht ungefähr wie das Fondiren
und Bemalen mit Gold. Der Arbeiter darf aber immer nur ganz kleine Quantitäten des
Präparates, welches Syrupsconsistenz hat, mit dem erforderlichen Terpenthinöl
versetzen, damit das Gold sich nicht daraus absetzt; ferner muß er in einem warmen
und trockenen Raume arbeiten, worin die Geschirre stehen bleiben, bis sie zum
Brennen eingefüllt werden. Wird nämlich das Geschirr feucht oder steht es vor dem
Brennen nicht in einem trockenen Raum, so gelingt der Lüster nicht. Der Anstrich mit
dem Präparat wird gewöhnlich so dünn gemacht, daß er dem weißen Grunde nur eine
bräunliche Farbe verleiht, welche nicht dunkler ist, als von höchst dünn
aufgetragener Sepia.
Das Brennen geschieht entweder in den gewöhnlichen Muffelöfen, oder in kleinen Oefen,
worin das Geschirr in Kapseln gesetzt wird, wie beim Glattbrennen, und zwar bei
starker Rothglühhitze nach eingelegten Probescherben. Der Lüster wird schon bei
geringerer Hitze fertig, aber man erhitzt bis er befestigt ist, d.h. beim Reiben mit
Flanell nicht abgeht, sondern nur noch größern Glanz annimmt. Zu große Erhitzung ist
aber auch nachtheilig; der Lüster wird dann matter, und kann von Rosenroth in eine
violette, fast glanzlose Farbe übergehen.
Bestreicht man eine glasurlose Fläche mit dem Präparat, so erhält man eine matte
rosenrothe Farbe, ohne allen Goldglanz, und zwar bei jeder in der Muffel
gebräuchlichen Temperatur. Wird ordinäres rothes Thongeschirr mit dem Präparat
überzogen, so erhält es fast das Ansehen von vergoldetem, denn der metallische Glanz
wird durch die röthliche Farbe des Grundes noch erhöht.