Titel: | Ueber das Silberbad zu negativen Collodiumbildern; von Dr. J. Schnauß in Jena. |
Fundstelle: | Band 137, Jahrgang 1855, Nr. LXXII., S. 270 |
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LXXII.
Ueber das Silberbad zu negativen
Collodiumbildern; von Dr. J. Schnauß in Jena.
Aus Horn's
photographischem Journal, Juli 1855, S. 6.
Schnauß, über das Silberbad zu negativen
Collodiumbildern.
So viel auch bei dem Collodiumverfahren auf die Beschaffenheit des Jodcollodiums
ankommt, wenn man gute Resultate erhalten will, so muß der Zusammensetzung des
Silberbades doch eine wenigstens gleich große Wichtigkeit beigelegt werden. Ich habe
ein solches kürzlich chemisch untersucht und lasse hier das Resultat im Auszuge, soweit es für die
praktischen Photographen von Interesse, folgen, während die rein chemische
Untersuchung nächstens in einem naturwissenschaftlichen Journal veröffentlicht
werden wird.
Auf jeden Wasserzusatz wird bekanntlich ein gebrauchtes negatives Silberbad getrübt,
mag das Wasser nun destillirt seyn oder nicht. Diese Trübung rührt von der
Ausscheidung des Jodsilbers her, das sich in dem
salpetersauren Silberoxyd des Bades aufgelöst hatte, und zwar aus dem Jodcollodium,
welches beim Eintauchen in das Silberbad ganz opalartig oder milchig wird von
gebildetem Jodsilber. Ist das Silberbad frisch bereitet und ohne künstlichen Zusatz
von Jodsilber, so kann es wohl geschehen, daß der Collodiumschichte nach längerem
Eintauchen alles Jodsilber entzogen wird, besonders wenn das Collodium selbst kein
Jodsilber und nur geringe Quantitäten der photographischen Salze (wie Jodkalium
u.s.w.) enthält. Um diesen Uebelstand zu vermeiden, muß man stets dem frisch
bereiteten Silberbade etwas Jodsilber beibringen, entweder durch Zusatz einer ganz
kleinen Menge einer Jodverbindung, z.B. von Jodkalium, oder direct durch etwas
frisch bereitetes und gut ausgewaschenes Jodsilber, welches man in die
Silbersalzlösung bringt und damit unter Umschütteln einige Stunden stehen läßt.
Natürlich muß alsdann filtrirt werden.
Diese Auflösung des Jodsilbers in salpetersaurem Silberoxyd gibt eine wirkliche
chemische Verbindung (ist also nicht etwa bloß gelöst wie Zucker in Wasser), die in
schönen durchsichtigen Krystallen von mir erhalten und chemisch quantitativ
analysirt worden ist. Diese Verbindung, auch in chemischer Hinsicht als ein
eigenthümliches Doppelsalz interessant, ist weit lichtempfindlicher, als ihre beiden
Bestandtheile für sich allein, und bildet die eigentliche Grundlage für die
Erzeugung aller hervorzurufenden Bilder in der Camera. Das Silberbad darf indessen
nicht ganz mit Jodsilber gesättigt seyn, was man am besten vermeidet, wenn man etwas
von einem ältern gebrauchten Silberbade hinzufügt.
Auch das Collodium darf nicht zu viel Jodsalze enthalten, denn abgesehen von den
mancherlei Uebelständen, wie das Zerreißen der Collodiumhaut (nach dem Trocknen)
u.s.w., welche hierdurch entstehen, wird die Empfindlichkeit eher dadurch
vermindert, als erhöht. Man kann sich auf experimentellem Wege leicht davon
überzeugen, daß stets die Silbersalzlösung, nicht aber die Jodsalze im Ueberschuß
zugegen seyn müssen, um den möglichsten Grad der Lichtempfindlichkeit zu erreichen.
Man füge erstens in einem kleinen Glas (Reagirglas) zu einer Silbersalzlösung eine
Jodkaliumlösung so
lange, als noch ein Niederschlag von Jodsilber entsteht, setze denselben eine kurze
Zeit (5 Minuten) dem Tageslicht aus und füge sodann die gewöhnliche
Hervorrufungsflüssigkeit (Pyrogallussäure mit Essigsäure in Wasser gelöst) hinzu. Es
wird selbst nach langem Stehen keine Schwärzung eintreten. Nun nehme man ein anderes
Reagirglas, in welchem, umgekehrt, zu einer Jodkaliumlösung eine Silberlösung so
lange gefügt wird, als noch ein Niederschlag entsteht, und setze es ebenfalls eine
ganz kurze Zeit dem Tageslicht aus. Fügt man jetzt Pyrogallussäure hinzu, so wird
sehr schnell eine starke Schwärzung entstehen.
Das oben genannte Silberdoppelsalz ist also allein zur Erzeugung der Collodiumbilder
nöthig, und wenn dasselbe in Alkohol auflöslich wäre (was mir indessen nicht gelang,
denn das Doppelsalz ist ohne Zersetzung wahrscheinlich nur in einer nicht zu
verdünnten Silbersalzlösung auflösbar), so würde hierdurch ein Weg bezeichnet,
vermittelst dessen man dahin gelangen könnte die Collodiumphotographie sehr zu
vereinfachen, so daß gar kein Bad mehr nöthig Ware. Man brauchte nur die
alkoholische Lösung des Silberdoppelsalzes dem Rohcollodium in entsprechender
Quantität (im Dunkeln) beizufügen, dieß auf die Glasplatte zu gießen und dann wie
gewöhnlich zu exponiren. Vielleicht gelingt die Lösung des Doppelsalzes in Alkohol,
wenn man den letztern vorher möglichst mit salpetersaurem Silberoxyd gesättigt
hat.