Titel: | Die Eisenbahnwagen-Achsenbüchsen der Patent-Achsenbüchsen-Gesellschaft zu London. |
Fundstelle: | Band 136, Jahrgang 1855, Nr. XCIV., S. 433 |
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XCIV.
Die Eisenbahnwagen-Achsenbüchsen der
Patent-Achsenbüchsen-Gesellschaft zu London.
Aus dem Practical Mechanic's Journal, März 1855, S.
267.
Mit Abbildungen auf Tab.
VI.
Ueber die Eisenbahnwagen-Achsenbüchsen der
Patent-Achsenbüchsen-Gesellschaft zu London.
Die beiden Haupterfordernisse einer guten Eisenbahnwagen-Achsenbüchse, eine
dauerhafte Reibungsoberfläche vorausgesetzt, bestehen in der vollständigen Zurückhaltung der
vom Schmierbehälter abgegebenen Schmiere, auf dem Achsschenkel, und in der
vollständigen Abhaltung des Staubes von der Büchse und Achse. Die große Ersparung,
welche man erzielt, wenn das Oel in gehöriger Berührung mit der Reibungsoberfläche
des Achsschenkels erhalten wird, läßt sich hinreichend nachweisen durch genaue
Vergleichung des Verbrauchs von Oel bei den gewöhnlichen Achsbüchsen und bei den
verschiedenen verbesserten Formen derselben, welche so verschlossen sind daß gar
kein Oel herausfließen kann. Nicht minder bedeutend sind die Vortheile, welche durch
Abhaltung alles Staubes von den Reibungsoberflächen erlangt werden, indem dadurch
die Reibung und die Abnutzung der Theile außerordentlich vermindert werden. In den
offenen und unbedeckten Büchsen wird das Oel einfach über den Schenkel gegossen und
entweicht dann schnell, so daß nur wenig zurückbleibt, um die Reibung zu vermindern;
der Staub nimmt den Platz des Oeles ein und vergrößert dann nothwendig die Reibung
und Abnutzung. In einer zweckmäßig eingerichteten Büchse sind hingegen die
Bedingungen des Aufgebens und des Verbrauchs der Schmiere ganz andere. Das
Schmiermittel wird nur in solcher Quantität auf die sich reibenden Oberflächen
gebracht, daß bloß eine dünne Schicht darauf haften bleibt; diese Oelschicht wird
aber fortwährend unterhalten und wirklich verbraucht, so daß nichts davon ablaufen
kann. Eine so dünne Oelschicht genügt aber auch zu einem vollkommenen Schmieren,
denn alle dicken Massen von öligen Stoffen sind verwerflich, weil sie stets sandige
Theilchen aufzunehmen suchen. Werden nun noch entsprechende Vorsichtsmaßregeln
angewendet, um das Eindringen des Staubes möglichst zu vermeiden, so ist der höchste
Grad der Ersparung und die beste Wirkung gesichert.
Zur Beförderung dieser bedeutenden ökonomischen Resultate wurde neuerlich unter der
Benennung „Patent-Achsenbüchsen-Compagnie“ ein
Unternehmen gegründet, welches den Zweck hat, Achsenbüchsen einzuführen, die
vollkommen öl- und staubdicht sind. Die Einrichtung dieser Büchsen ist eine
Combination mehrerer patentirten Erfindungen dieser Art, welche von der Gesellschaft
erworben sind.
Fig. 1 bis
8 zeigen
drei Modificationen von derartigen Achsbüchsen, welche von der Compagnie geliefert
werden. Fig. 1
ist ein Längendurchschnitt einer Achsbüchse, welche auf den Schenkel einer
Eisenbahnwagen-Achse paßt, und zwar im Betriebe dargestellt. Fig. 2 ist eine Ansicht
von der innern oder hintern Fläche derselben Büchse, welche den Deckel oder Schild
von der hintern Seite, die Achse aber im Querdurchschnitt zeigt. Fig. 3 ist ein äußerer
Aufriß des Schildes allein. Der wirkliche Schmierbehälter, welcher jede beliebige Form haben kann,
hat einen geneigten Federdeckel A, durch den das Oel
eingegossen wird; die punktirten Linien B bezeichnen die
Löcher oder Canäle, durch welche dasselbe auf den Schenkel und in das Messingfutter
gelangt. Der untere Durchschnitt der Büchse ist mit Schwamm oder einem sonstigen
elastischen Material C ausgefüllt, so daß das Oel oder
jede Fettsubstanz von demselben angesogen und dann als eine sehr dünne Schicht auf
den Achsschenkel aufgetragen wird. Da die Oeffnung der Büchse an ihrem äußern Ende
fest verschlossen ist, so kann gar kein Oel daselbst entweichen, und am andern Ende
derselben bildet der senkrechte Schild D einen
hermetischen Verschluß. Dieser Schild – dessen Anordnung und Material den
Hauptpunkt der neuen Büchse bildet – besteht aus Papiermaché oder aus
rauher, wohlfeiler Pappe. Er wird gegen Verschiebungen zur Seite, durch die Nuthen
bei E, welche an dem Ende der Büchse angegossen sind, an
seinem Platz festgehalten. Die Abnutzung des Büchsenfutters und das daraus folgende
Sinken der Büchse hat daher keine störende Einwirkung auf den Schild, welcher auf
der Schulter des Schenkels auf dessen innerer Seite angebracht ist und so dicht
sitzt, daß sich die Achse gut darin bewegen kann; oben und unten hat der Schild
ebenfalls Spielraum. Man kann zwar den Schild aus verschiedenen Materialien
anfertigen, allein gute Pappe oder Papiermaché verdienen den Vorzug, sowohl
wegen ihrer Wohlfeilheit, als auch wegen Leichtigkeit, genauem Anschluß und
Dauerhaftigkeit. Man macht ihn rings um die Oeffnung dicker, damit er daselbst dem
Achsschenkel eine größere Tragfläche darbietet. Aus den angegebenen Gründen ist die
Abnutzung zwischen Achse und Schild, den einzigen Theilen, bei denen eine
gegenseitige Reibung stattfinden kann, sehr unbedeutend, und wenn letzterer gut und
ganz passend angefertigt worden ist, so hat er auch eine sehr lange Dauer.
Fig. 4 ist ein
Längendurchschnitt von einer etwas veränderten derartigen
Achsbüchse, Fig.
5 eine entsprechende innere Endansicht und Fig. 6 ein
Querdurchschnitt der Büchse.
Bei dieser Büchse gelangt das Oel durch den tiefen Canal A, welcher mit einem Federdeckel versehen ist, in eine kleine Schale, von
dieser in einen größern Behälter D und aus diesem durch
sechs Oeffnungen in dem Futter B zum Achsschenkel. Diese
Löcher sind mit Schwamm oder einem sonstigen porösen Material ausgefüllt; auch wird
ein großes Stück Schwamm C in einer Vertiefung über dem
Behälter festgehalten. Auf diese Weise wird eine sehr gleichförmige und mäßige
Verbreitung des Oeles zwischen den sich reibenden Theilen bewirkt, und mittelst der
Schwämme wird dasselbe gewissermaßen auch filtrirt, so daß es sehr rein zum Achsschenkel, den es
befeuchten soll, gelangt. Das messingene Futter ist mittelst eines
Schwalbenschwanzes in den obern Theil der Achsbüchse eingelassen, wie man am
deutlichsten aus Fig. 5 ersieht; das Futter wird von vorn eingeschoben und dann wird die
ganze Büchse mit dem Deckel E, welchen man aufschraubt,
verschlossen. Außer den Vorsichtsmaßregeln, die sich auf die Filtration beziehen,
war man auch besorgt, jede schwerere sandige Materie zurückzuhalten, indem die obern
Oelbehälter über D mit Rändern versehen sind und sich
daher Sandkörner niedersetzen können. Zu beiden Seiten sind am untern Theil der
Büchse, bei F, kleine Behälter angebracht, welche das
von der Achse abgelaufene Oel aufnehmen; dieselben enthalten, so wie die Räume
darüber, Schwämme, die als Vertheiler dieses Oeles wirken. Alles nicht verbrauchte
und auf dem Boden der Büchse gesammelte Oel (Fig. 4), kann hier wieder
herausgenommen und neuerdings oben aufgegeben werden. Der Schild, welcher den Abfluß
des Oels auf der innern Seite verhindert, befindet sich bei G; er hat dieselbe Einrichtung wie der vorhergehende, besteht aus Pappe
oder Holz und wird von Ruthen aufgenommen, wie es oben beschrieben wurde.
Fig. 7 ist
eine äußere Endansicht und Fig. 8 ein
Querdurchschnitt von einer, von der vorhergehenden nur wenig verschiedenen Büchse.
Hier fällt das Oel aus dem obern Behälter durch die beiden Seitencanäle A und erreicht die Achsoberfläche unter dem Futter B. Dieses ist schwalbenschwanzartig in die Büchse
eingelassen und hat oben und unten gleiche Flächen, so daß, wenn die untere
abgenutzt ist, die obere nach unten gekehrt werden kann.
Das Entweichen des Oels auf der hintern Seite wird durch einen metallenen Schild C verhindert; derselbe ist mit zwei parallelen,
senkrechten Ruthen versehen, die über ein Paar schwalbenschwanzartig geformter
Stifte D greifen und den Schild auf solche Weise
festhalten, daß sich derselbe in senkrechter Richtung etwas verschieben kann; der
Schild wird über die Achse E geschoben.